Lichtbrenntjoch (1961 m)
Pfadfindertour im Pitzental
Auf der Wanderung vom Heiterwanger See durch das Pitzental zum Lichtbrenntjoch überraschen die Ammergauer Alpen wieder einmal mit ihren einsamen Tälern und Gipfeln. Wem eine verwickelte Routenführung und ein langer Weg nichts ausmachen, der darf sich auf ein wirklich einzigartiges Bergerlebnis freuen.
Stand:

Die fjordartige Landschaft am Heiterwanger See ist bei Wanderern, Mountainbikern und Badegästen gleichermaßen beliebt. Herrlich spiegeln sich die umliegenden Berge in dem oft unbewegten, türkis schimmernden Wasser.
In den Sommermonaten verkehrt auf dem Heiterwanger See und dem Plansee sogar ein Ausflugsboot. Allerdings lässt sich dieses schlecht in die Bergtour auf das Lichtbrenntjoch miteinbeziehen. Die Haltepunkte liegen dafür zu weit abseits. Doch man kann ja auch nach dem Wandern noch eine Schifffahrt dranhängen.
Ungeachtet der Beliebtheit von Heiterwanger See und Plansee blieb neben dem Lichtbrenntjoch auch den meisten anderen Gipfeln ringsum die Auszeichnung als Tourenklassiker erspart. So findet man dort so viel Bergeinsamkeit, wie man sich nur wünschen kann. Wobei das eigentlich für die südlichen Ammergauer Alpen generell gilt. Von ein paar bekannten Tourenzielen einmal abgesehen, werden viele Berge eher weniger stark besucht. Weitere Beispiele in der Nähe sind unter anderem das Pitzenegg am Danielkamm oder der Schellkopf an der Schellschlicht.
Badetipp: Am Heiterwanger See ist das Baden überall erlaubt. Es gibt traumhaft schöne Buchten. Die Wassertemperatur kann im Sommer durchaus über 20 °C steigen.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Technisch betrachtet ist die Tour auf das Lichtbrenntjoch relativ einfach. Doch ab der Pitzenhütte ist die Orientierung äußerst vertrackt. Verhauer sind eigentlich vorprogrammiert. Die Pfade lassen sich gerade bergauf schwer erkennen. Längswege und alte Markierungen können in die Irre leiten. Entgegen anderslautender Beschreibungen gibt es aber einen durchgängigen Aufstiegsweg, der sich noch dazu an eine klare Linie hält.
Wegbeschreibung
Zur Zwirche am Heiterwanger See

Vom Bahnhof Heiterwang-Plansee sind es gut zwei Kilometer bis zum Heiterwanger See. Gerade am Morgen ist der See besonders stimmungsvoll. Wir wandern am Südufer entlang. Von den Steilhängen kommen zahlreiche Schuttströme herab, die sich kegelförmig in den See hineinschieben und eine geschlängelte Uferlinie modellieren. Am Ostende des Sees liegt die so genannte Zwirche1, ein gewaltiger Schwemmkegel, der vom Pitzenbach gespeist wird und den Heiterwanger See vom Plansee trennte. Ursprünglich war es mal ein einziger See. 1908 wurde ein Verbindungskanal gegraben.
Bike & Hike: Die ebene Strecke bis zur Zwirche am Ostende des Heiterwanger Sees kann mit einem normalen Fahrrad zurückgelegt werden.
Pitzental

Vor der Zwirche wechseln wir entsprechend dem Wegweiser rechts auf den Alpenrosenweg. Dieser legt mit einigen Serpentinen sogleich anstrengend los. Bald bieten sich erste Tiefblicke zum Heiterwanger See, von dem sich der Steig mehr und mehr entfernt. An der Einbuchtung des Kaltwasserbachs2 gibt es eine Verzweigung. Die meisten Wanderer folgen von da weiter dem Alpenrosenweg und steigen zur Kohlbergspitze auf. Wir wollen aber tiefer ins Pitzental hinein. Auf dem gepflegten Steig geht es nun relativ eben voran, wobei einige Bachläufe gequert werden. Nach einer Hirtenhütte verliert sich die Spur im Schotterbett des Pitzenbachs.Das hintere Pitzental scheint eine Sackgasse zu sein, doch es existiert ein versteckter Übergang nach Süden durch die so genannte Schrutte ins Wiesjoch. Ebenfalls eine abenteuerliche Tour.
Pitze wird in der Sprachforschung auf das lateinisch puteus für Grube oder Brunnen zurückgeführt und ist mit Pfütze verwandt. Östlich des Heiterwanger Sees ist das Wort mehrfach in Flurnamen vertreten als Pitzental, Pitzenbach, Pitzenboden, Pitzenhütte und Pitzenegg. In alten Karten wird es Pizen geschrieben und bezeichnet zwei einzelne Hütten. Vielleicht gab es bei diesen einen Quellbrunnen. Mehr Info
Zur Pitzenhütte
Auf der gegenüberliegenden Bachseite ist eine sandige Runse zu sehen. Man überquert das Wasser und findet östlich der Runse den Pfad zur Pitzenhütte. Achtung, nicht den auffälligeren Weg westlich davon nehmen, der ganz offensichtlich die falsche Richtung einschlägt. Die hübsch gelegene Jagdhütte3 ist bereits nach ein paar Minuten erreicht.
Aufstieg zur Steinkarscharte

Links neben der Pitzenhütte müssen wir zu einem Rücken empor und auf diesem weiter bergwärts. Die anfangs gut erkennbaren Spuren scheinen sich neben einer feuchten Mulde zu verlieren. Offenbar quert dort auch ein Pfad oder vielleicht nur ein Wildwechsel. Davon nicht irritieren lassen, sondern rechts oberhalb der Mulde suchen, wo der Pfad bald wieder klarer wird. Überraschenderweise gibt es nun vereinzelt rote Markierungen.
Interessant ist die Stelle mit einem markierten Felsen neben einem vermoderten Baumstamm. Nach diesem keinesfalls den Markierungen auf dem deutlichen Längsweg westwärts folgen, sondern rechts im Zickzack aufwärts, wo ebenfalls sporadisch Farbpunkte vorhanden sind. Wenig später trifft man erneut einen quer verlaufenden, recht einladenden Steig, der zum Keiljoch führt. Auf diesem nach Osten bis hinter die erste Ecke und nach einem Baum mit eingeritztem Pfeil Ausschau halten. Von da geht es auf vagen Spuren bergauf zur Steinkarscharte4. Oben an der Scharte tritt schließlich das noch ein Stück entfernte Lichtbrenntjoch ins Blickfeld.
Lichtbrenntjoch
Zwischen der Steinkarscharte und dem Lichtbrenntjoch befindet sich noch der latschenüberwucherte Neualpkopf. Er wird südlich umgangen. Dabei verliert man ein bisschen an Höhe. Jenseits des Neualpkopfs zweigt der so genannte Geißsteig ab, der als alternativer Rückweg interessant ist. Nun etwas in die Südflanke des Lichtbrenntjochs hineinqueren und dann durch die Latschengassen ohne erkennbaren Pfad zum Gipfel5 hinauf. Wenn die Sonne richtig brütet, schlauchen die letzten Meter ganz ordentlich.
Alternativer Abstieg
Wer viel Zeit mitbringt, der könnte über den Geißsteig zum Spießberg wandern. Von dort kann man am Spießbach zum Plansee absteigen. Wirklich viel länger ist das nicht, aber die Wegfindung gestaltet sich recht kompliziert.