Wildbachlehrpfad Benediktbeuern
Vom Lainbachtal zum Eibelsfleck
Auf dem Wildbachlehrpfad durch das stille Lainbachtal bei Benediktbeuern erlebt man eine der geologisch interessantesten Schluchten der Bayerischen Alpen. Und auch sonst gibt es auf der Wanderung noch die ein oder andere Überraschung zu sehen, wie den größten Findling im Tölzer Land sowie einen sehr versteckten Wasserfall, den wirklich nur ganz wenige kennen.
Stand:

Alpine Wildbäche, so schön sie mit ihren Gumpen und Wasserfällen auch anzusehen sind, stellen für die Bevölkerung im Tal oftmals eine große Gefahr dar. Bei Unwetter oder während der Schneeschmelze können sie rasch zu reißenden Fluten anschwellen. Die nicht gerade ansehnlichen Verbauungen am Lainbach und seinen Zuflüssen sind daher unerlässlich. Sie wurden als Konsequenz auf die schweren Überschwemmungen im Jahr 1990 angelegt.
Im Fall des Lainbachs besteht auf Grund geologischer Faktoren zudem ein hohes Risiko für Muren. In seinem Einzugsgebiet lagert nämlich ein schier unerschöpfliches Reservoir an eiszeitlichem Lockergestein und er entspringt außerdem in den instabilen Flyschbergen. Man kann in dem tief eingeschnittenen Lainbachtal überall sehen, dass der Flysch ständig in Bewegung ist. Durch Wassereinwirkung und Frostsprengung wird der darin enthaltene Ton- und Sandstein mit der Zeit wieder zu dem Schlamm aus dem er einst entstand. Zusammen mit dem glazialen Kies und mitgerissenen Bäumen kann daraus bei Starkregen eine gefährliche Mischung werden. In diesem Sinne ist auch der alte Gewässername Laine zu verstehen, als ein Bach, der Schlammlawinen mit sich führt.
Wo heute Benediktbeuern liegt, erstreckte sich vor vielen Tausend Jahren noch der Kochelsee. Die ausgedehnten Loisach-Kochelsee-Moore erinnern daran. Benediktbeuern selbst steht nicht im Moor, sondern auf dem Schwemmkegel des Lainbachs. Diese Situation ist typisch im Gebirge. Man errichtete die Dörfer bevorzugt auf diesen erhöhten, trockenen Standorten der Schwemmkegel, die vor Hochwasser schützen. Je mehr die Siedlungen aber wuchsen, umso näher kam man dem Geschiebe der Wildbäche, das damit zur Bedrohung wurde.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die zwar etwas weite, ansonsten aber einfache Wanderung verläuft auf überwiegend breiten und zum Teil etwas langatmigen Wanderwegen. Da es kaum Aussicht gibt, eignet sie sich auch gut für trübe Tage. Im Winter kann die Strecke stark vereist sein. Für den weglosen Abstecher zu den Lainbachfälle benötigt man eine sehr gute Trittsicherheit und eine Spürnase.Wegbeschreibung
Von Benediktbeuern nach Mariabrunn
Die Besichtigung der Klosteranlage von Benediktbeuern und der Fraunhofer Glashütte nehmen etwas Zeit in Anspruch, so dass man das besser erst nach dem Ende der Wanderung macht.Los geht es auf der Bahnhofstraße Richtung Dorfplatz. Von da dann der Dorfstraße und schließlich dem Mariabrunnweg folgend nach Gschwendt. Am Waldrand beim Parkplatz befindet sich der Andachtsort Mariabrunn1 mit einer kleinen Kapelle. Die Quelle wurde eingefasst und verschlossen.
Wildbachlehrpfad im Lainbachtal

Bei Mariabrunn beginnt der Wildbachlehrpfad, der immer am Lainbach entlang bis zur Söldneralm führt. Seine zehn Stationen informieren über das Wildbachmanagement, die Hochwassergefahr, die Geologie des Lainbachtals, Pflanzen am Wildbach und das Leben im Wasser. Bald tauchen die ersten Geröllsperren auf und ein großer Treibholzrechen aus massiven Metallsäulen – ein sehr beeindruckendes Bauwerk. Ein paar Kurven weiter gibt es bereits die ersten Flyschaufschlüsse. An einigen Stellen wächst Kalktuff, der entsteht, wenn kalkhaltiges Wasser aus dem Hang austritt und dabei Kalk ausfällt.
Bei der Schwemmfläche am so genannten Weiten Gries2 zeigt sich, wie viel Kies der Bach mitführt. An diesem flachen Bereich, wo das Wasser weniger Kraft besitzt, bleibt er dann liegen. Kurz nach dem Gries mündet von rechts die Schmiedlaine in den Lainbach, der ab da allerdings taleinwärts Kotlaine heißt. An dieser Stelle sind die Flyschschichten senkrecht gestellt und lassen sich besonders gut studieren. Um 1900 wurde dort laut dem Heimatforscher Peter Sindlhauser Mergel für die Zementherstellung abgebaut.
Die Kotlaine beschreibt anschließend eine enge S-Kurve. Einige Hundert Meter weiter passieren wir die kleine Söldneralm3, auf der heute keine Tiere mehr weiden. Söldner waren Kleinbauern mit nur wenig Vieh. Die winzige Waldweide an der Söldneralm reichte ihnen deshalb wohl aus.
Zum Eibelsfleck

An der Söldneralm gabelt sich der Weg. Links könnte man nach einem längeren Anstieg über die Bauernhütte wieder zurückwandern. Wir halten uns rechts Richtung Tutzinger Hütte und Benediktenwand. Es geht nun bergauf aus dem Tal heraus, zuerst auf einem Fußweg, dann auf einer Forststraße. Nach einer steilen Wegstrecke, die früher bezeichnenderweise Am Elend hieß, erreichen wir bald den Sattel zwischen Gurnberg und Gurneck, der den Scheitelpunkt der Wanderung bildet.
Wenig später taucht voraus die große Lichtung der Eibelsfleckalm4 auf. Nach der langen, schattigen Strecke freut man sich besonders, endlich ins Freie zu treten. Es gibt zwar keinen Talblick, aber die Benediktenwand ist zu sehen. Für sehr Ausdauernde wäre sie durchaus noch zu schaffen. Der parkähnliche Eibelsfleck mit der buckligen Oberfläche und den einzelnen Baumgruppen bildet den schönsten Rastpunkt für heute.
Lainbachfälle und Findling

Gleich hinter der Almhütte zweigt rechts ein schmälerer Weg von der Forststraße ab, der direkt neben dem Eibelsbach verläuft. Nicht auf der Forststraße bleiben, das wäre ein Umweg. Der Eibelsbach mündet in die Schmiedlaine, die wir ja bereits von ihrem Unterlauf kennen.
Ein paar Meter weiter könnte man rechts einen Abstecher zu den Lainbachfällen5 der Schmiedlaine machen, nicht zu verwechseln mit dem Lainbachfall bei Kochel. Es zweigt dort ein verwilderter Rückeweg ab, der zu einem kleinen Einschnitt hinaufführt. Oben rechts haltend zu einem Rücken hinauf. Keinesfalls durch den Graben absteigen! Man folgt dem abfallenden Rücken weglos, bis man einen guten Blick auf die zweistufigen Wasserfälle hat. Oberhalb der Lainbachfälle gab es früher eine hölzerne Triftklause.
Zurück am Wanderweg geht es durch eine Furt und am so genannten Großen Stoa vorbei. Der Findling wurde laut der Infotafel von den eiszeitlichen Gletschern bis aus dem Ötztal hertransportiert. Er besteht aus Eklogit, einem metamorphen Basalt, und soll um die 135 Tonnen wiegen.
Rückweg über die Kohlstattalm
Ab dem Findling muss man noch einmal moderat bergauf. Es kommt bald die längliche Lichtung der Kohlstattalm6. Sie ist aufgelassen. Der ehemalige Kaser wurde zur Diensthütte.Im Folgenden können die Schleifen der Forststraße mehrmals auf dem alten, durch die jahrhundertelange Nutzung teils ins Gelände eingeschnittenen Almweg abgekürzt werden. Unten kommen wir am Ende wieder bei Mariabrunn heraus.