Wasserfälle im Loisachtal
Rundweg über Kuhflucht und Fahrmannslaine
Die wildromantischen Kuhfluchtwasserfälle und der hohe Wasserfall der Fahrmannslaine lassen sich zu einer großen Rundwanderung durch das Loisachtal verbinden. Beginnend von Oberau führt diese über den gemütlichen Hirschbergweg nach Farchant und zu Füßen des steil aufragenden Estergebirges wieder zurück.
Stand:

Mit seiner kleinteiligen Kulturlandschaft aus Wiesen, Weiden und lichten parkähnlichen Wäldern ist das Loisachtal wie geschaffen zum Wandern.Den Höhepunkt bilden die beliebten Wasserfälle in der Kuhflucht sowie die weniger bekannten an der Fahrmannslaine.Daneben gibt es noch einiges mehr zu entdecken, beispielsweise das Bodendenkmal Neue Schanz. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts verlief südlich von Oberau nämlich die Grenze zwischen der Grafschaft Werdenfels und dem Kurfürstentum Bayern quer durch das Tal. Auffällige Wälle und Gräben zeugen bis heute davon. Mit etwas Spürsinn findet man auch noch die historischen Grenzsteine.
Geologisch interessant und vor allem landschaftlich reizvoll sind die Quellgebiete des Loisachtals, an denen Grundwasser einfach so aus dem Boden hervortritt. Neben den einmaligen Sieben Quellen bei Eschenlohe existiert zwischen Oberau und Farchant ein zweites großes Quellgebiet. Es wird schlicht Ursprünge genannt. Wir kommen an dem idyllischen Ort direkt vorbei.
Typisch für das Loisachtal sind außerdem seine ausgedehnten Moore, welche diese Wanderung allerdings nur am Rande streift. Ursprünglich waren die meisten Alpentäler Feuchtgebiete und wurden regelmäßig überschwemmt. Den Bewohnern des Loisachtals gelang es nie, dieses ganz für sich nutzbar zu machen – zum Glück muss man sagen, denn heute sind wir froh um die wertvollen Moore, in denen gefährdete Pflanzen und Tiere überleben können.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Durch das mehrfache Auf und Ab sowie die relativ weite Wegstrecke ist die Wanderung durchaus anstrengend, auch wenn es nur durch das Tal geht. Die Wege sind überwiegend breit, befestigt und ausreichend beschildert. Ausgesetzte Stellen kommen keine vor.Da es nur wenig Schatten gibt, sollte man keinen übermäßig heißen Tag wählen. Trübes Wetter wäre dagegen okay, denn die Aussicht hält sich ohnehin in Grenzen.
Wegbeschreibung
Kirchbichel in Oberau

Am Bahnhof in Oberau kann man die Fußgängerunterführung nutzen und begibt sich dann links zur Pfarrkirche St. Ludwig, die am südlichen Ortsrand unterhalb des Kirchbichels steht. Die Ludwigskirche wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. König Ludwig II., der auf seinen Bergfahrten oft durch Oberau kam, unterstützte den Bau der Kirche finanziell.
Nach Überqueren der Straße steigen wir zum Oberauer Bergfriedhof mit der alten Filialkirche St. Georg empor. Es gibt mehrere Wege. Der Friedhof mit den stilvollen Holzkreuzen und dem Blick auf die Berge ist ein ganz besonderer Ort.Wer keine Lust auf den Bergfriedhof und die extra Höhenmeter hat, kann den Kirchbichel stattdessen auf der Ostseite umgehen. Das wäre außerdem kürzer.Von der südwestlichen Ecke des Friedhofs geht es auf einem Steig weiter bergauf. Nach einiger Zeit kommt oben am Kirchbichel1 eine Kreuzung. Dort links und ein Stück talwärts, bis spitz rechts der Hirschbergweg abzweigt.
Hirschbergweg nach Farchant

Auf dem ersten Abschnitt bleibt der Hirschbergweg noch im Wald. Es gibt immer wieder Rastbänke und einen netten Aussichtspunkt2 zum Wettersteingebirge. Bald danach gelangen wir ganz hinab ins Tal, wo der Hirschbergweg nun mehr im Freien verläuft. Die oben erwähnte Schanzanlage ist auf der Westseite des Tals nicht gut auszumachen, aber egal, wir passieren sie später auf der gegenüberliegenden Seite noch einmal. Kurz vor einem einzelnen Anwesen macht der Weg einen Rechtsbogen. Einige Schritte hangaufwärts steht dort ein historischer Grenzstein.
Ungefähr einen Kilometer weiter nimmt man anstatt des Teersträßchens besser den Kiesweg am Waldsaum. Auf diesem wird schließlich die Spielleite3 bei Farchant erreicht, an der ein Bächlein über die künstlich wirkende Stufen aus Plattenkalk herabplätschert. Von der Spielleite laufen wir dann geradeaus in den Ort hinein zur Loisachbrücke.
Auf dem Spielleitenköpfl oberhalb der Spielleite im Westen von Farchant befand sich ein bronze- und eisenzeitlicher Brandopferplatz. Im Zuge mehrerer Ausgrabungen wurde deutlich, dass das Spielleitenköpfl über viele Jahrhunderte kultisch genutzt wurde. Ein Besuch vor Ort ergibt allerdings keinen Sinn, denn auf der dicht bewaldeten Anhöhe gibt es nichts zu sehen. Mehr Info
Kuhfluchtwasserfälle

In Farchant zweigt auf der anderen Seite der Loisach links der Kuhfluchtweg ab. Vom Wanderparkplatz schlängelt er sich durch einen hellen, freundlichen Wald zum Beginn der Kuhfluchtschlucht. Für Kinder gibt es ein paar Erlebnisstationen.
Auf dem breiten Königsweg steigen wir dann neben dem rauschenden Bergbach bergauf. König Maximilian II. besuchte im Rahmen seiner Längsdurchquerung der Bayerischen Alpen auch die Kuhflucht. Daher der Name. Nach einem Kilometer tauchen die unteren Wasserfälle der Kuhflucht4 auf. Von der Stahlbrücke bietet sich ein fantastischer Blick auf die drei Kaskaden. Das Motiv ist derart beliebt, dass dort manchmal Fotokurse stattfinden. Um auch die mittleren und oberen Fälle zu sehen, müsste man auf einem schmalen Steig weiter Richtung Hoher Fricken aufsteigen.
Als Flucht werden im Gebirge Orte bezeichnet, an denen das Vieh bei Gefahr Zuflucht findet, so etwa die Schneeflucht bei plötzlichem Schneefall. Den Berghang der Kuhflucht suchte das Vieh wohl bei Unwetter oder Hochwasser auf, wenn die Weiden an der Loisach überschwemmt wurden. Die verbreitete akademische Herleitung vom lateinischen confluctum für den Zusammenfluss bzw. die Mündung des Kuhfluchtgrabens in die Loisach ist phonetisch nicht plausibel und widerspricht den historischen Karten. Mehr Info
Ursprünge und Neue Schanz

Nach dem Abstecher in die Kuhflucht geht es unten über die Brücke. Von da folgt der Wanderweg zunächst mit etwas Abstand dem Kuhfluchtgrabenbach. Wer den idyllischen Platz an den Ursprüngen sehen möchte, muss aber nach einigen Hundert Metern rechts auf den Weg abzweigen, der sich zu Füßen des Estergebirges entlangschlängelt. Wenig später passieren wir schon das Quellgebiet der Ursprünge5. In den nassen Wiesen ringsum wachsen Orchideen und Wollgras. Ein schönes Plätzchen für eine kleine Pause.
Bald nach den Ursprüngen trifft man auf den Radwanderweg. Er kreuzt hinter einer Furt die Neue Schanz6. Ein Denkmal und eine Infotafel erinnern an das Gefecht von 1703, bei dem die völlig unterlegenen bayerischen Soldaten von Tiroler und österreichischen Truppen besiegt wurden. Die Bayern waren damals zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs nach anfänglichen Erfolgen in Tirol bereits wieder auf dem Rückzug.
Auf dem Golfplatz befindet sich im ehemaligen Wassergraben der Schanze übrigens eine weiterer Werdenfelser Grenzstein.
Oberauer Wasserfallrundweg zur Fahrmannslaine

Zuletzt steht noch der Oberauer Wasserfallrundweg auf dem Programm. Statt nach Oberau wendet man sich dazu bei der ersten Gelegenheit rechts, wo es zwischen den beiden Teilen des Golfplatzes hindurchgeht. Später kommt ein Viehgatter, hinter dem das Bachbett der Fahrmannslaine verläuft. Der seltsame Name beruht wohl auf einem Hörfehler. Ursprünglich lautete er Fermeslain. Klar ist die Bedeutung von Laine, dem bairischen Wort für einen Gebirgsbach. Rätselhaft sind dagegen die vermutlich romanischen Fermesname im Werdenfels, die Felsstürze oder Rutschungen bezeichnen könnten.
Der kleine Wasserfall unten an der Fahrmannslaine ist nicht das eigentliche Ziel. Der Beschilderung folgend gelangt man auf einem Steiglein tief hinein in die eindrucksvolle Schlucht der Fahrmannslaine7. Nach einigen Minuten steht man hinten in einer Sackgasse staunend vor einem richtig hohen Wasserfall. Die Fahrmannslaine hätte sogar noch mehr zu bieten, das bleibt allerdings den Canyoning-Spezialisten vorbehalten.
Der Wasserfallrundweg macht nach diesem letzten Highlight der Wanderung einen Schlenker Richtung Norden zum Lauterbach und endet schließlich in Oberau.