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Hoher Fricken (1940 m) über Kuhfluchtfälle

Spannende Wanderung bei Farchant

Der Hohe Fricken bei Farchant bietet alles, was man sich von einer Bergwanderung in den Voralpen nur wünschen kann: wilde Wasserfälle in der Kuhflucht, blumenübersäte alpine Rasen und ein erstaunliches Panorama. Dabei ist der Fricken trotz seiner Vielseitigkeit ein für das Estergebirge eher einsamer Berg.
Stand:

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Kuhfluchtfälle
Die unteren Kuhfluchtfälle bilden schöne Kaskaden. Gut zu erkennen sind die Schichten des unregelmäßig gebankten Hauptdolomits, der den Sockel des Estergebirges bildet.

Das Estergebirge ist eines der größten Karstgebiete Deutschlands. Ein Netz aus weitverzweigten Höhlen und unterirdischen Bächen durchzieht die mehrere Hundert Meter mächtige Plattenkalkzone der Hochlagen. Während der Plattenkalk die meisten Gipfel im zentralen Teil des Estergebirges aufbaut, besteht der Gebirgssockel aus wasser­stauendem Hauptdolomit.
An der Grenze zwischen dem Hauptdolomit und dem Plattenkalk tritt das Wasser, welches oben im Karst versickert, an den Karstquellen wieder zu Tage.

Sehr beeindruckend ist die Kuhfluchtquelle. Das Wasser schießt dort mitten aus der Felswand und stürzt in einem hohen Wasserfall zu Tal. Daher sollte man sich bei einer Besteigung des Hohen Frickens die Kuhflucht nicht entgehen lassen.
In der Regel ist nur das Hauptloch der Kuhfluchtwand aktiv. Insgesamt gibt es aber um die zehn bekannte Höhlen, die alle miteinander in Verbindung stehen.
Nach extremen Regenfällen kann das Wasser auch aus den anderen Löchern strömen. An Pfingsten 1999 ergossen sich sogar aus der höher gelegenen Frickenhöhle große Wassermassen.

Die Frickenhöhle ist übrigens mit einer Länge von mehreren Kilometern das bedeutendste Karstobjekt im Estergebirge. Der Zustieg führt durch abschüssiges Gelände. Eine Befahrung erfordert entsprechende Ausrüstung und Erfahrung. Nach 300 Metern endet das Abenteuer für die allermeisten am Schlüsselsiphon, das allenfalls bei sehr niedrigem Wassertand passiert werden kann.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1280 hm 13 km5:50 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die Steige am Hohen Fricken sind für trittsichere Geher weitgehend unproblematisch. Vorsicht ist allerdings oberhalb der Kuhflucht geboten, wo der schmale Pfad oft feucht und rutschig sein kann.
Wirklich gefordert wird man auf der Wanderung aber vor allem konditionell. Durch die langen Strecken im Wald wirkt es gefühlt vielleicht noch etwas länger, als es tatsächlich ist.

Im Frickenkar kann sich der Schnee lange halten. Man muss dann bergab genau darauf achten, wann der Oberauer Steig aus dem Kar nach links biegt, um nicht in der gefährlichen Fahrmannslaine zu landen.

Wegbeschreibung

Kuhflucht

Vom Bahnhof Farchant begibt man sich zunächst auf die andere Seite der Loisach, wo der Ortsteil Mühldörfl liegt. Von da geht es auf dem Kuhfluchtweg in Richtung Kuhflucht. Der Hohe Fricken ist bereits überall ausgeschildert.
Am Waldrand beginnt der befestigte Königsweg, der entlang des wilden Gebirgs­bachs in die sich verengende Schlucht der Kuhflucht1 hineinführt. Auf dem mäßig ansteigenden Königsweg kommt man anfangs recht bequem voran. Bei den gewaltigen Kaskaden der unteren Kuhfluchtfälle überquert dann eine Brücke den Bach. Dort endet die Ausbaustrecke und man steigt einen steilen, bei Nässe rutschigen Pfad nach oben. Die kurze Sackgasse beachten, die einen schönen Blick auf die mittleren Wasserfälle erlaubt.

Als Flucht werden im Gebirge Orte bezeichnet, an denen das Vieh bei Gefahr Zuflucht findet, so etwa die Schnee­flucht bei plötzlichem Schnee­fall. Den Berg­hang der Kuhflucht suchte das Vieh wohl bei Unwetter oder Hoch­wasser auf, wenn die Weiden an der Loisach über­schwemmt wurden. Die verbreitete akade­mische Herleitung vom lateinischen CONFLUCTUM für den Zusammen­fluss bzw. die Mündung des Kuhflucht­grabens in die Loisach ist phonetisch nicht plausibel und wider­spricht den historischen Karten. Mehr Info

Kuhfluchtquelle

Auf einer Höhe von etwa 1100 Metern zweigt rechts ein grün markierter Steig zur Kuhflucht­quelle ab. Vom Aussichtsplatz mit den großen Steinmandln bietet sich eine einmalige Perpektive auf den obersten der drei Kuhflucht­fälle, welcher direkt aus dem Quellloch2 herabstürzt. Unbedingt das Fernglas mitnehmen!

Zum Hohen Fricken

Hoher Fricken
Aussicht vom Hohen Fricken ins Zentrum des Estergebirges. Der Weiterweg führt am Kamm entlang in den Frickensattel.

Nach dem aufregenden Naturkino an der Kuhflucht­quelle wandern wir auf dem Hauptweg weiter im Wald bergauf, was sich noch eine ganze Weile vergleichs­weise unspektakulär dahinzieht.
In der Krummholzzone dreht der Steig nach Norden in eine Latschen­gasse, durch die man die freie Nordseite des Frickens erreicht. Linker Hand kann der spätere Abstiegsweg ins Frickenkar erspäht werden. Der Gipfel3 ist während­dessen schon zum Greifen nahe gerückt und wird bei zunehmend besserer Aussicht von Norden her gewonnen.

In den Frickensattel

Frickensattel
Friedlich grasende Kühe am Frickensattel zwischen Bischof und Fricken. Im Hintergrund ist das Karwendel zu sehen.

Vom Hohen Fricken gibt es neben dem Hinweg noch zwei weitere Abstiegsrouten ins Loisachtal. Eine davon ist der Oberauer Steig. Dazu muss man erst einmal dem Weg über den Nordostgrat folgen, der durch viele Latschen in den lieblichen Frickensattel4 leitet. Wer noch einen weiteren Gipfel mitnehmen möchte, könnte aus dem Frickensattel unschwierig den Bischof besteigen.Alternativ zum Oberauer Steig wäre es auch möglich, vom Hohen Fricken nach Süden via Ochsenberg zur Lichtung der Esterberg­alm abzusteigen. Die Esterbergalm hat ganzjährig geöffnet. Von der Alm geht es zum Teil auf Fahrwegen über das Scharfe Eck nach Farchant hinab.

Oberauer Steig

Schafalm
Beim Abstieg auf dem Oberauer Steig ist die Schafalm ein willkommener Rastplatz.

Vom Frickensattel wandern wir nach Westen hinunter zu einem grasbewachsenen Boden, auf dem bis ins 18. Jahrhundert die Farchanter Roßalm lag. Mit dem Ende des Rottwesens wurde sie wohl aufgegeben. Heute erinnert nur mehr die Lägerflur an den Standort.
Die Abzweigung Richtung Weilheimer Hütte und Krottenkopf bleibt nun rechts liegen und wir überqueren dem Oberauer Steig folgend die ehemalige Weidefläche der Roßalm. Dahinter liegt das mit jeder Menge Blockschutt gefüllte Frickenkar5. Im unteren Bereich des Kars wachsen viele Lärchen. Bei diesen biegt der Oberauer Steig nach links in den Fichten­wald. Er kreuzt zwei Runsen und zieht sich danach an einer weiteren beeindruckend tief eingeschnittenen Erosionsrinne bergab zur Schafalm6. Vor der kleinen Hütte steht eine Bank. Das ist eine gute Gelegenheit, den Knien auf dem langen Abstieg eine Pause zu gönnen. Bis ins Tal sind es dann noch knapp 400 Höhenmeter.

Farchant oder Oberau

Kurz bevor wir unten im Loisachtal ankommen, wenden wir uns an einer Gabelung wie beschildert links. Der Weg führt am Quell­bereich der so genannten Ursprünge7 vorbei in einer halben Stunde nach Farchant.

Bahnfahrer könnten stattdessen aber auch nach Oberau laufen. Das dauert nicht länger und ist insofern interessant, als man dabei ein Bodendenkmal passiert. Vor Oberau sperrt nämlich eine Schanzanlage mit Wällen und Gräben das Loisachtal ab. An der Schanze kam es im Spanischen Erbfolgekrieg zu einem Gefecht zwischen bayerischen und öster­reichischen Truppen. Eine Schautafel erläutert die Ereignisse von 1703 im Detail.
Der Bahnhof befindet sich in Oberau auf der anderen Seite der Loisach. Nach der Brücke rechts halten.