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Krottenkopf (2086 m) von Farchant

Rundtour über die Esterbergalm

Diese abwechslungsreiche Rundwanderung führt von Farchant über die Esterbergalm zum Krottenkopf und auf dem Oberauer Steig wieder zurück ins Loisachtal. Auf der langen Tour lernt man viele schöne Facetten des Estergebirges kennen und vom Gipfel genießt man ein großartiges Panorama.
Stand:

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Krottenkopf
Blick zurück vom Bischofsattel zum Krottenkopf.

Der Krottenkopf bildet mit seinen stattlichen 2086 Metern den höchsten Punkt des Estergebirges und sogar der gesamten Bayerischen Voralpen.
Früher nannte man das Estergebirge nach seinem wichtigsten Gipfel gelegentlich auch Krottenkopf­gebirge. Esterberg hieß dagegen ursprünglich nur das Gebiet um die Esterbergalm. Erst später etablierte sich der Ester­berg als Name für die gesamte Gebirgs­gruppe zwischen Loisach, Eschenlaine und Obernach. Passend ist das durchaus, denn das Almgebiet am Esterberg gehört zu den ältesten des Estergebirges. Das Weide­vieh wird seit alters vom Loisachtal her aufgetrieben. Aus dieser Perspektive liegt der Berg im Osten, wodurch sich sein Name Esterberg leicht erklärt. Schwieriger ist es mit der Bedeutung von Krott. Vermutlich handelt es sich dabei um ein altes Wort für Fels, das noch in Grotte fortlebt.

Im Jahr 1883 errichtete der Alpenverein unterhalb des Krottenkopfs eine erste Schutzhütte. Bis heute ist die Weilheimer Hütte (DAV) der wichtigste Stützpunkt im Estergebirge und dementsprechend beliebt. Als Hausberg der Weilheimer Hütte wird der Krottenkopf natürlich sehr gerne bestiegen, im Vergleich zum Wank oder dem Simetsberg aber etwas weniger.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1450 hm 22 km7:40 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Der Aufstiegsweg über die Esterbergalm ist einfach, der Abstieg über den Bischofsattel, das Frickenkar und den Oberauer Steig zum Teil etwas holpriger, jedoch nirgends ausgesetzt.
Die Fitness wir dagegen umso mehr strapaziert, sowohl wegen der Streckenlänge als auch den Höhenmetern.Nur wer regelmäßig in den Bergen wandert, sollte sich auf eine derart anstrengende Tour einlassen.Unbedingt einen Tag mit stabilen Wetter­verhältnissen wählen. Idealerweise ist es außerdem nicht zu heiß, weil der südseitige Aufstieg viel im Freien verläuft und es außerdem durch große Latschenfelder geht.

Wegbeschreibung

Esterberg über das Scharfe Eck

Am Scharfen Eck
Das lustige Radhaus Farchant steht beim Rastplatz am so genannten Scharfen Eck auf dem Weg von Farchant zur Esterbergalm.

Vom Bahnhof Farchant begibt man sich zunächst auf die andere Seite der Loisach und folgt dann wie beschildert der Esterberg­straße. Also nicht Richtung Kuhfluchtfälle. Das wäre ein Umweg. Nach einigen Hundert Metern muss man bei einem Brotzeitplatz mit Laufbrunnen links. Gleich darauf zweigt vor dem turmartigen Lüftungs- und Betriebs­gebäude des Straßen­tunnels rechts ein Steig ab. Da überall Wegweiser stehen, ist das leicht zu finden.
Über den ersten Serpentinen kommt die Rastbank Am Scharfen Eck1, neben der ein witziges Miniaturhaus mit der Aufschrift Radhaus Farchant steht. Einige Serpentinen höher mündet der Steig dann in das ziemlich steile Sträßchen zur Esterbergalm.

Vordere und Hintere Esterbergalm

Esterbergalm
Die Esterbergalm erstreckt sich über einen weitläufigen Talgrund zwischen Wank und Fricken.

Nach einer Weile tritt der Wald zurück und voraus liegt die Lichtung der bewirteten Vorderen Estergergalm2. Streng genommen ist sie eigentlich gar keine Alm mehr. Denn weil die Tiere inzwischen ganzjährig oben bleiben, gilt sie derzeit als höchster Bauernhof Deutschlands. Zuvor hatte die Hohe Asten im Inntal den Titel inne.
Links fällt am Beginn der Almlichte zu Füßen des Hohen Frickens eine feuchte Mulde auf. Manchmal sammelt sich darin Wasser. Früher einmal war das der Esterbergsee. Rechter Hand erhebt sich der Wank, einer der besten Panoramaberge des Estergebirges.
Von der Vorderen Esterbergalm wandern wir auf einem breiten Kiesweg weiter durch den nahezu ebenen Talgrund. Nach einem Streifen mit lockerem Baumbestand kommt die Hintere Esterbergalm, auch Farchanter Alm genannt. Sie ist die älteste urkundlich erwähnte Alm im Estergebirge. Das Schriftstück datiert auf das Jahr 1361. Vermutlich existierten die Esterbergalmen aber bereits in vorrömischer Zeit.

Zur Weilheimer Hütte

Bischof
Blick vom Standort der ehemaligen Ochsenhütte auf die Ostseite des Bischofs.

Ein Stück nach der Hinteren Esterbergalm zweigt rechts der Weg entlang des Finzbachs zur Finzalm und Finzbach­klamm ab. Richtung Weilheimer Hütte wird es nun steiler. Teils im Wald, teils im Freien geht es einige Zeit recht hatschert dahin, bis die flache Grasfläche bei der abgegangenen Ochsenhütte3 erreicht wird. Ab da wird die Landschaft karger. An der Material­seilbahn der Weilheimer Hütte endet die Ausbaustrecke. Über alpine Rasen und durch die Latschen schraubt sich der Steig höher, bis schließlich die lang ersehnte Weilheimer Hütte4 auftaucht.

Krottenkopf

Bischofsattel
Schöne Aussicht vom Krottenkopf zum Bischofsattel.

Knapp 150 Höhenmeter sind es noch vom Unterkunftshaus bis zum Ziel. Auf der gut markierten Route steigen wir über die Felsstufen aus Plattenkalk empor, während die Aussicht immer besser wird.
Oben auf dem Gipfel des Krottenkopfs5 gibt es genug Platz, selbst wenn gerade viel los ist. Im Osten besitzt der Krottenkopf eine ausgeprägte Schulter, die in sehr alten Karten als Kleiner Krottenkopf bezeichnet wird. Nach Norden zur Hohen Kisten erstreckt sich eine verkarstete Hochfläche mit großen Latschenfeldern, auf der einige Schachthöhlen bekannt sind.

Nach Schmeller bezeichnet die Krutt oder Grutt eine steinige Flur. Der Allgäuer Flur­namen­forscher Thaddäus Steiner definiert Krott als Fels­wort, das vom Mittel­lateinischen bzw. Italienischen Grotta abstammt. Das Wort verschwand zwar schon lange aus dem aktiven Sprach­gebrauch, kommt aber noch in vielen alpinen Flur­namen vor, insbesondere bei felsigen Berg­gipfeln wie dem Krottenkopf, dem Krottenstein und anderen. Mehr Info

Über den Bischofsattel

Von der Weilheimer Hütte quert der Steig durch die Südostflanke von Rißkopf und Kareck hinüber zum Bischofsattel6. Dort wird die Seite gewechselt, so dass man nun hoch über dem Loisachtal durch die latschen­bewehrte Nordwestseite des Bischofs wandert. Die Strecke ist mit den vielen Wurzeln etwas mühsam. Man muss auch mehrmals ein wenig auf und ab.

Oberauer Steig

Frickenkar
Der Oberauer Steig führt durch das versteckte Frickenkar, in dem sich der Schnee oft lange hält.

Nach der Querung unterhalb des Bischofs treffen wir auf einen gras­bewachsenen Boden. Bis ins 18. Jahrhundert lag dort die Farchanter Roßalm. Mit dem Ende des Rottwesens wurde sie wohl aufgegeben. Heute erinnert nur mehr die Lägerflur an den Standort. Dem gepflegten Oberauer Steig folgend geht es nun über die ehemalige Weidefläche. Dahinter liegt das mit jeder Menge Blockschutt gefüllte Frickenkar7.
Im unteren Bereich des Kars wachsen viele Lärchen. Bei diesen biegt der Oberauer Steig nach links in den Fichtenwald. Er kreuzt zwei Runsen und zieht sich danach an einer beeindruckend tief eingeschnittenen Erosionsrinne bergab zur Schafalm8. Vor der kleinen Hütte steht eine Bank. Das ist eine gute Gelegenheit, den Knien auf dem langen Abstieg eine Pause zu gönnen. Bis ins Tal sind es noch knapp 400 Höhenmeter.

Im Tal zurück nach Farchant

Kurz bevor wir unten im Loisachtal ankommen, wenden wir uns an einer Gabelung wie beschildert links. Der Weg führt an den so genannten Ursprüngen9 vorbei, dem Quellgebiet des Röhrlbachs. Ein idyllischer Ort mit seltenen Pflanzen. Ebenso wie an den Sieben Quellen bei Eschenlohe tritt dort Grundwasser hervor. Es handelt sich also nicht um Karstquellen. Von den Ursprüngen bis Farchant ist es dann noch eine knappe halbe Stunde.