Kranzhorn (1366 m) von Erl über Erlersteig
Ruhige Wanderung im Inntal
Kühn baut sich das Kranzhorn über dem Unterinntal auf und ermöglicht so eine hervorragende Aussicht. Zum Wandern besonders idyllisch ist der Erlersteig von Erl, manchmal auch Kranzhornsteig genannt. Auf diesem geht es deutlich ruhiger zu als auf dem überlaufenen Weg vom Erlerberg.
Stand:

Genau über den Gipfel des markanten Kranzhorns verläuft die Grenze zwischen Bayern und Tirol und das bereits seit dem Jahr 1504. Damals fiel Erl zusammen mit dem Gericht Kufstein im Zuge des Landshuter Erbfolgekriegs vom Herzogtum Bayern-Landshut an die Grafschaft Tirol. Weil die Pfälzer Wittelsbacher die Stadt Kufstein besetzt hielten, rückte Kaiser Maximilian I., auch Landesherr von Tirol, mit schweren Geschützen an und eroberte die Festung Kufstein.
Endgültig in Stein gemeißelt wurde die Grenze erst ab 1670. Damals fand eine Neuvermessung statt vom Werdenfels bis zum Dreiländereck mit Salzburg am Scheibelberg. An manchen Stellen gab es heftige Diskussionen. Die kunstvollen alten Grenzmarkierungen tragen alle die Zahl 1670, obwohl man sie erst in den Folgejahren setzte oder in den Fels schlug. Sie liegen teils direkt neben den Wanderwegen. Bei Windshausen am Fuße des Kranzhorns gab es zudem eine Grenzbefestigung. Heute ist der verfallene Wachturm dort als Ruine Katzenstein bekannt. Von Windshausen führt übrigens ebenfalls ein schöner Weg auf den Gipfel.
Die Bedeutung des Kranzhorns als Grenzberg wurde früher oft zur Namenserklärung herangezogen. Inzwischen wird aber die Herleitung von Kranzn, dem bayerischen Dialektwort für den Wacholder, als wahrscheinlicher angesehen, so wie auch bei dem namentlich verwandten Hohen Kranzberg bei Mittenwald. Zwergwacholder kommen auf extensiv genutzten, nährstoffarmen und trockenen Almweiden häufig vor. Allerdings werden sie wie alle Sträucher geschwendet, um ein Verbuschen der Almlichten zu vermeiden.
Rätsel um den Bergbau am Kranzhorn
Wie in den Inntaler Bergen üblich existieren auch zum Kranzhorn einige Sagen und Geschichten. Interessant ist vor allem die Sage von der Goldquelle und den Venedigern. Vermutlich suchten Venediger Bergleute, die so genannten Venedigermandl, nach Mineralien für die Glasfärbung. Da sie nicht unbedingt über eine Erlaubnis der Obrigkeit verfügten, arbeiteten sie im Verborgenen. Ihr geheimnisvolles Tun regte die Fantasie an. Erzählungen über Schätzen im Berg im Zusammenhang mit den Venedigern sind verbreitet. Ähnliche Geschichten gibt es auch im Umkreis des Wendelsteins und vor allem in den Ammergauer Alpen wie beispielsweise über das Schatzloch am Hörnle.
Laut dem Inntaler Höhlenforscher Peter Hofmann wurde am Kranzhorn Eisenerz gewonnen. Verdächtige Spuren von Pingen und Tagebauen sind auf dem digitalen Geländemodell etwa 150 Höhenmeter über der ehemaligen Kranzalm erkennbar.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung von Erl auf das Kranzhorn erfordert zwar eine ordentliche Kondition, stellt ansonsten aber keine nennenswerten Anforderungen. Auch der etwas steilere Erlersteig lässt sich selbst bei Nässe problemlos begehen. Die Orientierung fällt ebenfalls leicht. Alle Abzweigungen sind gut beschildert.Wegbeschreibung
Von Erl nach Scheiben
Der Bus hält direkt im Ortskern von Erl neben der Kirche und den schmucken Bauernhäusern. Im Eingangsbereich der sehenswerten Barockkirche wird ein bei Grabungen entdeckter römischer Mithrasstein ausgestellt. In dem allein Männern vorbehaltenen Mithraskult fanden vor allem Mitglieder wohlhabender Schichten, die in der Ferne weit weg von ihren Familien lebten, eine religiöse Heimat.
Wir verlassen Erl nach Norden und erreichen gleich darauf die Ortschaft Scheiben1. Dort befindet sich am Ortseingang rechts ein kleiner Parkplatz.
Erler Höhenweg

Vom Parkplatz in Scheiben folgen wir wie beschildert einem begrünten Karrenweg, bis dieser endet, und laufen dann durch eine Weide bergauf zu einem Forstweg. Das ist der Erler Höhenweg nach Windshausen.Alternativ könnte man in Scheiben auch beim Parkplatz links zum Kalvarienberg2 hinauf und von da aus zum Erler Höhenweg.Auf dem Erler Höhenweg geht es nun gemächlich ansteigend durch einen freundlichen, hellen Kiefernwald. Dabei gibt es mehrmals schöne Ausblicke über das Inntal. Auf der gegenüberliegenden Talseite erhebt sich mit dem Wildbarren ebenfalls ein lohnender Aussichtsberg. Zwischendrin kommt ein Laufbrunnen mit Trinkwasser. Praktisch, falls man die Flasche auffüllen möchte. Bald danach zweigt rechts der Erler- bzw. Kranzhornsteig vom Höhenweg ab.
Erlersteig zur Kranzhornalm

Der Erlersteig legt recht flott los und kreuzt wenig später einen ersten Forstweg. Ein Stück weiter passiert er im Kranzwald eine Felswand. Beim nächsten Forstweg stand die abgegangene Kranzalm3. Der Rosenheimer Bergsteiger Dr. Julius Mayr (1855–1935) beschrieb sie 1924 als ein lieblicher Weidefleck mit Hüttlein inmitten eines Kranzes von Wäldern
. Entsprechend der Wegweiser muss man dort kurz rechts und gleich wieder links.
Oberhalb des dritten Forstwegs biegt der Steig nach rechts und verlässt schließlich den Wald, so dass nun die Chiemgauer Alpen mit der Hochries und dem Spitzstein ins Blickfeld treten. Hinter einer Biegung taucht dann in einer Senke die Kranzhornalm4 auf.
Kranzhorngipfel

Von der Kranzhornalm ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Ein ziemlich ausgefranster Steig zieht sich an einem Kreuzbichel vorbei bergauf.
Kurz vor dem Ziel fällt rechts eine in den Fels geschlagene alte Grenzmarkierung von 1670 auf. Die historischen Hintergründe wurden eingangs bereits erläutert. Im Grenzvertrag von 1844 fand eine Bestätigung des Grenzverlaufs statt, deshalb die zweite Jahreszahl. Die Felsmarch besitzt bis heute ihre Gültigkeit. Von der Machart erinnert sie an die Felsmarch am Hechtsee drüberhalb des Inntals, die wie alle in der Gegend auch aus dem Jahr 1670 stammt.

Die letzten Meter zum Gipfel des Kranzhorns5 sind ein wenig ausgesetzt. Oben stehen kurioserweise zwei Kreuze, eines auf der bayerischen und eines auf der Tiroler Seite. Platz gibt es nicht viel, so dass es zur Mittagszeit schnell eng wird. Aber hinter der Gipfelkapelle St. Josef liegt eine Grasfläche mit mehr Freiraum und einer vergleichbar schönen Aussicht.
Das Panorama reicht vom benachbarten Heuberg im Norden über das Gebiet um die Hohe Asten bis in die fernen Schlierseer Berge.
Rückweg über die Bubenau

Die Strecke über die Bubenau zum Erlerberg nutzen viel mehr Wanderer als den Erlersteig. Wir steigen indessen nicht ganz bis zum Erlerberg ab, denn von dort müsste man nach Erl mehrere Kilometer auf der Straße hatschen.
Zwischen der Kranzhornalm und der Bubenau durchquert der Steig ein Waldstück. An der Almhütte auf der Bubenau6 hängt ein reizvoll verschnörkeltes und bemaltes schmiedeeisernes Kreuz. Außerdem sticht eine Klaubsteinmauer ins Auge, vermutlich ein ehemaliger Almanger.
Bei der Bubenau beginnt dann ein Fahrweg, der mehrmals abgeschnitten werden kann. Man muss aber aufpassen, dass man wegen der Abkürzer nicht die Abzweigung rechts Richtung Erlersteig und Windshausen verpasst. Mit kleinem Gegenanstieg führt von da aus ein breiter Weg an der Urslaualm7 vorbei und trifft schließlich wieder auf den Erlersteig.