Kofel (1342 m) über Königssteig
Oberammergauer Wanderklassiker
Ein relativ kurzer Aufstieg, ein spannender kleiner Klettersteig am Gipfel und ein wundervoller Rundumblick über die Ammergauer Alpen machen die Wanderung auf den Kofel zu einer der beliebtesten bei Oberammergau. Bergeinsamkeit sollte man also eher nicht erwarten. Den Kofel wegen der vielen Leute zu ganz zu meiden, wäre aber auch schade.
Stand:

Oberammergau besitzt gleich mehrere Hausberge, den Laber, den Aufacker und eben den Kofel, wobei der Kofel der bei Weitem markanteste ist. Von überall zieht der spitze Felszahn die Blicke auf sich.
Sein Name bedeutet felsige Bergspitze. Die Sprachwissenschaft leitet Kofel vom lateinischen Wort cubulum ab, das einen geschützten Lagerplatz unter einer überhängenden Wand oder in einer Halbhöhle bezeichnet. Überhängende Wände und Grotten gibt es am Kofel tatsächlich. Wir werden es auf dieser Wanderung sehen. Die Namensdeutung scheint also schon mal zu passen.Jedes Jahr am 24. August steht der Kofel übrigens im Mittelpunkt eines ganz besonderen Ereignisses.Am Vorabend des königlichen Geburtstags brennen in den Ammergauer Bergen nämlich die berühmten Ludwigsfeuer. König Ludwig II. fühlte sich Oberammergau sehr verbunden. Auf seinen Fahrten nach Linderhof, zum Jagdhaus am Pürschling und in die Halbammer machte er dort regelmäßig Station.
Aus Dankbarkeit für eine private Aufführung der Passionsspiele stiftete Ludwig II. die monumentale Kreuzigungsgruppe auf dem Osterbichl. Zur Einweihung veranstaltete man 1875 ein Freudenfeuer, das ab da jährlich wiederholt wurde. Zwei Jahre nach des Königs Tod brannte erstmals am Kofelflecken ein Ludwigsfeuer in Form eines Kreuzes. Später kam die Krone am Kofelgipfel hinzu. Weitere Feuer lodern auf den umliegenden Bergen.
Museumstipp: Das sehenswerte Oberammergau Museum befasst sich mit dem lokalen Schnitzhandwerk, den Passionsspielen sowie den antiken Funden vom Döttenbichl und Rainenbichl. Gezeigt werden unter anderem einige sehr schöne Krippen, Holzspielzeug, religiöse Figuren und römische Waffen.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Auch wenn die Wege auf dieser Wanderung überwiegend einfach sind, für den exponierten, mit Drahtseil versehenen Schlussanstieg muss man schwindelfrei und trittsicher sein. Um einen Klettersteig im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei allerdings nicht. Für Kinder wäre ein Klettersteigset sinnvoll. Unbedingt auf Steinschlag achten.Wegbeschreibung
Zur Kolbenalm

Das erste Zwischenziel ist die Kolbenalm. Vom Bahnhof läuft man etwa hundert Meter auf der Rottenbucher Straße dorfauswärts und dann links die Kolbengasse zur Seilbahn1 hinauf.Wer sich den Aufstieg erleichtern möchte, kann nun mit der Kolbensesselbahn fahren. Der Königssteig Richtung Kofel beginnt direkt bei der Bergstation am Kolbensattel.Beim Bikepark am oberen Ende des Parkplatzes nehmen wir den Wanderweg am Kolbenbach entlang. Er durchquert ein kleines Waldstück und mündet auf der anderen Seite in ein Sträßchen, das in ein paar Minuten zur Kolbenalm2 leitet.
Am Brunnberggraben
Einige Hundert Meter hinter der Kolbenalm zweigt links unser Weg ab. Durch einen Windbruch und die anschließenden Baumfällarbeiten wurde er teilweise zerstört und ist schlecht zu finden. Man muss sich nach links oben zu einem hangparallelen Rückeweg halten. Oder man macht es sich einfacher und wechselt erst bei der nächsten Gelegenheit an einer Serpentine auf ebendiesen Rückeweg. Er endet schnell als Sackgasse am Brunnberggaben. Kurz davor beginnt ein guter Steig, der sich neben dem tief eingeschnittenen Brunnberggraben anstrengend emporschraubt. Wenn er abflacht, taucht bald ein Unterstand auf.Königssteig zum Kofelsattel

Beim Unterstand nicht mehr weiter zum Sonnenberggrat aufsteigen, sondern wie beschildert dem vom Kolbensattel kommenden Königssteig3, früher Königsteig genannt, nach links folgen.
Der breite, an einigen Stellen moderat ausgesetzte Steig verläuft in leichtem Auf und Ab Richtung Kofel. Dabei führt er um ein paar Felsnasen herum und quert mehrere Gräben. Die Ausblicke halten sich in Grenzen. Kurz vor dem Kofelsattel4 kreuzt er unter dem Rappenkopf einen kleinen Felssturz mit bemoosten Blöcken. Am Sattel steht wieder ein Unterstand.
Klettersteig zum Kofel

Vom Kofelsattel erreichen wir in wenigen Minuten den Beginn des Klettersteigs, der wie gesagt nur teilweise versichert ist.
Am Drahtseil geht es neben der Südwand über Felsen und bröseligen Untergrund zu einem Absatz hinauf. Vorsicht, keinen Stein lostreten. Am Absatz stößt der unmarkierte Marxersteig aus der Kofelküche hinzu, ein von der Orientierung her etwas schwierigerer Aufstieg. Über einer Felsrippe kommt die nächste flache Stelle. Nun ist das Ammertal schön zu sehen, außerdem der zackige Sonnenberggrat sowie jenseits des Graswangtals die Notkarspitze mit dem großen Notkar.
Für die letzten Meter zum Gipfel5 gibt es zwei Varianten, entweder rechts direkt den Felsaufschwung hinauf oder etwas einfacher geradeaus beim Unterstand vorbei. Das Hüttlein dient den Leuten, die während des Ludwigsfeuers die Königskrone am Gipfel betreuen, als Wetterschutz.
Abstieg zur Kälberplatte

Zurück am Kofelsattel geht es auf der Ostseite im Wald eine lange Serie von Serpentinen hinab. Nur einmal tritt der Weg kurz ins Freie und streift ein Geröllfeld unter den hoch aufschießenden Wandfluchten des Kofels. Man kann gut erkennen, dass entlang der Linien, die das Wasser herabläuft, auf den hellen Kalkfelsen graublaue Tintenstriche gedeihen. Die Striche sind Kolonien aus Blaualgen, uralte Bakterien, die zu den ältesten Lebensformen der Erde zählen.
Unten kommt man bei der Kälberplatte6 heraus, einer kleinen, geschützten Lichtung zwischen Kofel und Döttenbichl, die als Weide dient.
Der Döttenbichl ist ein Hügel südlich von Oberammergau. Archäologische Funde, insbesondere die vielen antiken Stichwaffen und Pfeilspitzen, deuten auf einen Kampf der einheimischen Räter mit den Römern um 15 v. Chr. hin. Die beteiligte 19. Legion wurde im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht vernichtet. Ob es sich beim Döttenbichl auch um einen rätischen Brandopferplatz handelte, ist umstritten, weil bei den Ausgrabungen keine Tierknochen zum Vorschein kamen. Einige Funde werden im Oberammergau Museum ausgestellt. Mehr Info
Grottenweg

Von der Kälberplatte wandern wir links zum Grottenweg hinunter. Kurz nach dem Weidedurchlass fällt eine zunächst unscheinbar wirkende, muschelartige Halbhöhle auf. Bei genauerer Betrachtung enthält sie uralte Felsbilder mit dämonischen Fratzen. Die zahlreichen Ritzungen entlang des Grottenwegs sind sehr bedeutend und gehören zu den wenigen öffentlich bekannten in den Nordalpen. Aus Gründen des Denkmalschutzes werden die meisten geheim gehalten.
Bis zum Malenstein7, einem mächtigen Sturzblock, gibt es dann einen ordentlichen Gegenanstieg.Wer die zusätzlichen Höhenmeter vermeiden möchte, könnte unten an der begradigten Ammer zurückwandern. Das ist zudem deutlich kürzer, aber auch etwas eintönig.Auf der dem Grottenweg zugewandten Seite des Malensteins sind besonders viele Felsbilder eingeritzt. Links gibt es eine durch Felssturz entstandene Durchgangshöhle.
An der Kreuzigungsgruppe

Am Ende des Grottenwegs treffen wir wieder auf das Sträßchen zur Kolbenalm. Statt am Kolbenbach zurückzulaufen, kann man geradeaus den Weg über die oben bereits erwähnte Kreuzigungsgruppe8 nehmen. Das Denkmal auf dem Osterbichl ist überall ausgeschildert. Es sind nur wenige Minuten.
Die Gruppe besteht aus einem sehr hellen, feinen Jurakalk von der Donau, dem so genannten Kelheimer Marmor. Die Bezeichnung als Marmor hat historische Gründe, geologisch handelt es sich nicht um ein metamorphes Gestein. Bei dem aufwändigen Transport des kolossalen Kunstwerks über die Alte Ettaler Straße starben ein Steinmetzmeister aus München und ein Tiroler Arbeiter. Sie wurden von einem umstürzenden Wagen zerquetscht. Ein trauriges Detail, über das die Infotafel kein Wort verliert.
Auf der anderen Seite des Osterbichls geht es im Zickzack zur König-Ludwig-Straße hinunter. Gleich anschließend links auf einem Fußweg durch Wald und Wiesen bergab zur Ammer. Der Bahnhof liegt von da aus flussabwärts.