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Hoher Kranzberg (1391 m) mit Wildensee

Rundwanderung von Klais

Die Wanderung von Klais über den Wilden­see auf den Hohen Kranz­berg bietet sich als schöne und deutlich ruhigere Alternative zum üblichen Aufstieg von Mittenwald aus an. Der Bahnhof Klais liegt bereits auf einer Höhe von 933 Metern. Zum Hohen Kranzberg sind so nicht einmal mehr 500 Höhen­meter zu überwinden. Die Weglänge hält sich ebenfalls in Grenzen. Da bleibt viel Zeit zum Schauen, Rasten und Genießen.
Stand:

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Panorama vom Kranzberg
Der Hohe Kranzberg ist ein wundervoller Panorama­berg, hier mit Blick über das Isartal nach Osten zur Soierngruppe.

Die überwiegende Mehrheit der Wanderer bricht von Mittenwald aus zum Hohen Kranz­berg auf. Wer es ganz bequem mag, kann sich den Aufstieg dabei mit dem Sessellift verkürzen. Weniger bekannt ist der hier beschriebene Aufstieg von Klais, obwohl es auf ihm natürlich trotzdem zunehmend belebter wird, je näher der Gipfel rückt. Recht viel weiter als von Mittenwald ist die Strecke von Klais übrigens auch nicht.Gleich zu Beginn gibt es bei Klais ein überregional bedeutendes Bodendenkmal zu sehen.Im Wald versteckt verläuft dort über mehrere Hundert Meter eine original erhaltene Römer­straße. Sie entstand an der Wende vom zweiten zum dritten nachchristlichen Jahrhundert. Die Stein­gleise der Straße gaben dem Ort Klais wohl seinen Namen. Funde deuten darauf hin, dass bereits in prähistorischer Zeit ein Saumpfad das Inntal mit dem Loisachtal verband. Die Römer bauten diesen dann zur befestigten Straße aus.

Die Route vom Inntal über den Seefelder Sattel ins Loisachtal blieb auch nach den Römern eine wichtige Verkehrs­verbindung. Trotzdem wurde die Gegend um Klais lange Zeit kaum besiedelt. Im Früh­mittel­alter stand auf dem Klaiser Kirchfeld kurzzeitig ein Kloster. Vermutlich wegen des ungünstigen Klimas siedelte das Kloster Scharnitz schon bald nach seiner Gründung nach Schlehdorf am Kochelsee um. Wir kommen an der gut dokumentierten Ausgrabungs­stätte vorbei. Später gab es einen Einödhof, zu dem noch ein Wirtshaus sowie ein Forsthaus hinzu­kamen. Erst mit dem Bau der Eisenbahn­strecke entwickelte sich dann die Ortschaft Klais.

Eine naturkundliche Besonderheit stellen auf der Wanderung die für das Werdenfelser Land typischen Buckel­wiesen dar. Vor allem um den Wildensee existieren umfangreiche Bestände. Auf Grund ihrer besonderen Morphologie gibt es auf ihnen sowohl trockene, sonnige als auch feuchte, schattige Standorte, so dass auf engem Raum sehr viele unterschiedliche Pflanzen neben­einander gedeihen können. Die Wiesen besitzen deshalb einen hohen ökologischen Wert und sind streng geschützt. Zur Entstehung der Buckelwiesen kursieren verschiedene Theorien, wobei Windwurf die wahrscheinlichste Ursache darstellt.

Tourcharakter und Schwierigkeit

480 hm 15 km3:20 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Der Weg von Klais auf den Hohen Kranzberg ist sehr einfach, im unteren Teil wegen der Forst­straßen aber auch etwas eintönig. So richtig schön wird es erst ab dem Wildensee.
Für den alternativen, unbeschilderten Rückweg kann ein bisschen Spürsinn nicht schaden. Unabhängig davon welche Variante man für den Abstieg nimmt, mehr als einen halben Tag dauert die Wanderung in keinem Fall.

Wegbeschreibung

Historische Römerstraße bei Klais

Römerstraße bei Klais
Diese römische Geleisestraße könnte namensgebend für den Ort Klais gewesen sein.

Wir verlassen Klais nach Süden und nehmen am besten den Fußweg entlang des Kranz­bachs. Am so genannten Kirch­feld steht dort eine Infotafel, die über das abgegangene Kloster Scharnitz berichtet. Die Ergebnisse der Ausgrabung sind anschaulich zusammen­gefasst.
Gleich darauf kommt das gut hundert Meter lange Original­stück der Römerstraße1. Ob die Spurrillen absichtlich angelegt wurden oder auf Abnutzung beruhen, ist umstritten. Ihre Breite von 107 Zentimetern entspricht einem gängigen Standard bei römischen Wagen.

Zum Wildensee

Wildensee
Der idyllische Wildensee lädt zu einem Zwischenstopp ein.

Nach der Römerstraße wechselt man rechts auf den Elmauer Weg. Das ist die Mautstraße zum Schloss Elmau. Man folgt ihr etwa einen Kilometer und biegt bald nach der Mautstation wie beschildert links in eine breite Kiesstraße (Grieserweg) ein. In ausladenden Schleifen verläuft der Grieserweg durch einen öffentlich zugänglichen militärischen Bereich. Den Wald betritt man besser nicht. Wer weiß, was das so alles herumliegt.
Nach einiger Zeit kommt eine große Kreuzung, bei der es links zum Wildensee2 geht. Schon wenige Minuten später stehen wir vor dem idyllischen Bergsee. Ringsum ist er von Buckel­wiesen umgeben. Der schönste Platz befindet sich oben bei der Kapelle. Neben dieser liegt ein auffälliger Felsblock, bei dem es sich vermutlich um einen Findling handelt.

Bike & Hike: Die erste Hälfte der Wegstrecke könnte auch mit dem Mountainbike gefahren werden. Der breite, moderat ansteigende Grieserweg stellt keine Herausforderung dar. Das Rad wird an der Kreuzung deponiert, bei der man vom Grieserweg zum Wildensee abzweigt.

Hoher Kranzberg über Kranzberghaus

Karwendel
Blick vom Hohen Kranzberg nach Südosten ins Karwendel mit den spitzen Felsgipfeln der Inntalkette.

Hinter dem Wildensee gelangt man in den Bereich des kleinen Ski­gebiets oberhalb der Kranzbergbahn. Am Pistenrand zieht sich ein Fußweg bergauf. Je höher man steigt, umso besser wird die Aussicht zum Karwendel. Wer mag, kann zwischendrin beim Berggasthof Sankt Anton vorbeischauen.
Das letzte Stück verläuft auf dem geteerten Fahrweg zu dem seit längerem geschlossenen Kranzberghaus. Es steht wenige Meter unter­halb des Gipfels3. Oben auf dem Hohen Kranz­berg gibt es nebst einem Unter­stand mit Rast­bänken mehrere Reihen von Liegestühlen. Der verwöhnte Premium­wanderer erwartet heutzutage offenbar eine komfortable Gipfelmöblierung.

Genau wie das namensverwandte Kranz­horn im Inntal dürfte auch der Kranz­berg mit dem bayerischen Dialekt­wort Kranzn zusammen­hängen. Kranzn bedeutet Wacholder­strauch oder -gestrüpp. Sowohl Kranzn als auch Kranber für die Beeren ist heute kaum mehr gebräuchlich. Vermutlich stammt der Flur­name vom Unter­lauf des Kranz­bachs und wanderte später nach oben. Wacholder wachsen als anspruchs­lose Pionier­bäume häufig an kiesreichen Wildbächen.

Rückweg durch das Bärental

Wettersteinspitze
Die Untere und Obere Wettersteinspitze mit dem hervorstehenden Gemsanger. Ganz rechts ist noch der Zirbelkopf zu erkennen.

Der kürzeste Abstieg nach Klais wäre derjenige vom Gipfel direkt nach Norden. Da die Tour aber sowieso nicht lang ist, bleibt noch Zeit für einen kleinen Schlenker. Dazu wandern wir vom Kranzberghaus auf einem breiten Kiesweg über die offene Hochfläche. An den beiden folgenden Gabelungen jeweils rechts halten. Das ist die Beschilderung Richtung Kranzbach und Klais.
Bei der dritten Abzweigung empfehle ich den nicht beschilderten Ziehweg rechts, auf dem man sich von den belebten Wanderrouten abkoppeln kann. Er steigt anfangs ein wenig an. Bei gleichbleibender Höhe geht es dann in einem weiten Bogen um die West- und Nordseite des Kranzbergs herum. Wenn sich der Weg aufspaltet, den linken Ast nehmen. Dieser ist teilweise verwildert und nicht immer klar erkennbar. Mehrere Lichtungen lockern den Wald auf. Im so genannten Bärental4 trifft man schließlich wieder auf einen regulären Steig, der zurück zum Hinweg führt.