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Kampen-Überschreitung (1607 m)

Vom Tegernsee in den Isarwinkel

Eine der großartigsten Kamm­wanderungen in den Tegernseer Bergen ist zweifellos die Über­schreitung der drei Kampen. Weil Ochsenkamp, Auer­kamp und Spitz­kamp allerdings nicht gleich in der ersten Reihe stehen, meiden viele die weite Strecke und geben sich mit den leichter erreichbaren Nachbargipfeln zufrieden.
Stand:

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Kampen
Auf dem Ochsenkamp bietet sich ein fantastisches Panorama. Rechts verläuft der Kamm über den Auerkamp weiter zum Spitzkamp.

Die Bergwanderung über die drei Kampen, das Seekar­kreuz und den Grasleitenkopf begeistert mit einem unvergleich­lichen Panorama. Angefangen vom Hirsch­berg im Osten über die Blauberge ganz im Süden bis zum Schönberg im Westen reihen sich die bekannten Gipfel der Tegernseer Berge aneinander. Sie gehören eigentlich alle auf die To-do-Liste, aber nur kein Stress. Heute sind erst einmal Ochsen­kamp, Auerkamp und Spitzkamp dran.Den Dreh- und Angelpunkt für die Über­schreitung der drei Kampen bildet der Hirsch­tal­sattel zwischen dem Focken­stein und dem Ochsenkamp.Der langweiligste, aber am häufigsten genutzte Anmarsch führt von Schloss Hohen­burg nahe Lenggries durch das Hirschtal. Bei einer Anreise mit dem Auto ist das trotzdem die sinnvollste Option. Bahnfahrer sind hier klar im Vorteil und können statt­dessen vom Tegernsee den schönen Weg über die Aueralm zum Hirsch­tal­sattel nehmen.

Nach der Panoramatour über die Kampen und das Seekarkreuz empfehle ich zum Schluss, die interessante Abstiegsroute von der Leng­grieser Hütte über den Grasleiten­kopf zu nehmen. Seitdem der Grasleitensteig zum Teil unter einer unansehn­lichen Forst­autobahn verschwand, weichen die Wanderer trotz Gegen­anstiegs verstärkt auf diese Strecke aus. Obwohl weder markiert noch beschildert, gibt es auf dem ausgetretenen Pfad keine Orientierungsprobleme.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1300 1360 hm 21 km6:30 h

Anspruch ■■■■■■ T3  I
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Im Großen und Ganzen ist die Tour einfach. Nur am Spitzkamp geht es einige Meter durch leichtes Ier-Gelände mit minimalem Fels­kontakt. Schmal und ausgesetzt sind die Steige außerdem noch am Grasleitenkopf.
Ansonsten wird man vor allem konditionell stark gefordert. Zwar halten sich die Höhen­meter für regel­mäßige Berg­wanderer im Bereich des Üblichen, doch die Strecke ist wirklich sehr weit und das ständige Auf und Ab zehrt gewaltig an den Kräften. Am besten keinen zu heißen Tag wählen.

Wegbeschreibung

Am Zeiselbach zur Aueralm

Söllbachtal
Morgennebel über dem Söllbachtal.

An der Haltestelle Wiesseer Hof hilft uns gleich die Kirche Maria Himmel­fahrt bei der Orientierung. Sie steht auf einem Hügel und fällt sofort auf. Nördlich der Kirche biegt man in den Schulweg ein und läuft die Hagngasse hinauf zum Wander­parkplatz beim Hotel Sonnenbichl1. Von dort führt ein breiter Fahrweg am mäandernden Zeiselbach entlang durch dichten Wald in Richtung Aueralm. Der Weg hat längere Zeit eine recht angenehme Steigung.
Auf halber Strecke liegt die Zeiselbach Winter­stube. In dem stattlichen Blockbau wohnten früher die Holz­knechte. Leider scheiterte das darin geplante Holzfäller­museum an den Kosten. Nach der Winterstube wird es zunehmend steiler. Wenn man auf die Lichtung der Aueralm2 hinaus­tritt, bietet sich unvermittelt ein wunderbarer Blick auf die Kampen.

Hirschtalsattel über die Neuhüttenalm

Neuhüttenalm
Auf dem Weg über die Neuhüttenalm zum Hirschtalsattel.

Hinter der Aueralm bleiben wir weiter auf dem Fahrweg und wandern nahezu eben zur Neu­hütten­alm3. Die Alm besteht aus einem schönen Ensemble mit vier Hütten. Etwas abseits steht eine kleine Kapelle.
Bei der Neu­hütten­alm muss man vom Haupt­weg links zum Hirsch­tal­sattel abzweigen. Am Neu­hütten­eck vorbei geht es hundert Höhen­meter bergab in den Hirschtalsattel4.
Von Westen stößt dort der Weg aus dem Hirsch­bach­tal dazu, von Osten derjenige durch den Stinker­graben. Wegen einiger Schwefel­quellen riecht es im Stinker­graben nach Schwefel­wasser­stoff. Der Schwefel stammt aus den Gips­gesteinen der Raibl-Formation.

Ochsenkamp

Am zentral gelegenen Hirschtalsattel treffen mehrere Wege zusammen. Wir steigen entsprechend der Beschilderung geradeaus die Nordseite zum Ochsenkamp empor. Dieser Abschnitt ist gach und anstrengen. Die Fichten weichen bald den Latschen, so dass die Aussicht immer besser wird. Oben am Grat links in wenigen Minuten zum Gipfel des Ochsen­kamps5, der mit einem überwältigenden Panorama aufwartet.

Kamp ist das mittelhochdeutsche Wort für Kamm. Es wurde schon immer auch im über­tragenen Sinne verwenden, beispiels­weise für den Hahnen­kamp. Heute kommt es noch vereinzelt in Flur­namen vor. Einige Berge heißen ebenfalls Kamp, vor allem solche, die aus einer Reihe von Fels­zacken bestehen. Das bekannteste Exemplar ist die Kampenwand im Chiemgau, früher schlicht Kampen oder Hochkampen genannt. Mehr Info

Überschreitung zum Spitzkamp

An einigen Stellen ist der Steig über die Kampen schmal und felsig.

Vom Ochsenkamp verläuft der Steig erst einmal durch die schattige Nordseite. Das Krummholz versperrt die Sicht und macht das Vorwärts­kommen mühsam. Im Bereich des unauffälligen Auerkamps wechselt man dann auf die abschüssige Südseite. Teilweise geht es auch direkt am Kamm entlang. So wird schnell der kleine Gipfel des Spitz­kamps6 erreicht, auf dem im Gegensatz zum Ochsen­kamp nur wenige Menschen Platz finden.
Vom Spitzkamp windet sich ein schmaler Steig geschickt über einige Felsstufen durch die Südwestflanke hinab. Das ist die vielleicht schwierigste Passage der Tour. Unten treffen wir auf den Fahrweg der Mühltalalm. Die Alm liegt abseits der Wanderwege in einem idyllischen Kessel, der oben von den Kampen gut einsehbar ist.

Seekarkreuz und Lenggrieser Hütte

Kampen
Brandkopf und Kampen vom Seekarkreuz aus betrachtet.

Nach dem Abstieg vom Spitzkamp gelangt man zum Brandkopf­sattel. Von da gäbe es einen Weg zurück zum Hirschtalsattel. Zur voll­ständigen Über­schreitung gehört aber eigentlich noch das Seekarkreuz7 mit dazu. Der Berg wird bis zum Gipfel beweidet. Bei Nässe kann der viel begangene, ausgefranste Steig ziemlich batzig sein. Am Gipfel herrscht meistens viel Betrieb – kein Wunder angesichts der Aussicht.
Vom Gipfel des Seekarkreuzes folgt der Weg noch etwas der baumlosen Anhöhe und dreht dann rechts in einen urigen Wald mit hohem Farnbewuchs. Nach einem kurzen Abstieg kommt bald die Lenggrieser Hütte.

Im Mangfallgebirge treten gehäuft Gewässer- und Berg­namen mit dem Bestimmungs­wort Söll oder Sill auf, unter anderem Söllbach, Sillbach und Sillberg. Auch das Seekar­kreuz (Silber­kopf) bei Leng­gries und der See­berg bei Bayrisch­zell hießen früher laut alten Karten beide Sölberg und haben daher mit einem See nichts zu tun. Manche Etymologen vermuten hinter Söll und Sill das germanische Wort Sel für einen Sumpf. Mehr Info

Via Grasleitenkopf nach Lenggries

Grasleitenkopf
Blick vom kleinen Gipfel des Grasleitenkopfs zum Seekarkreuz.

Wem ein zusätzlicher Gegenanstieg von hundert Höhen­metern nichts ausmacht, wählte statt des Grasleiten­steigs wie gesagt besser die Route über den Grasleiten­kopf. Der unbezeichnete Steig beginnt hinter der Lenggrieser Hütte. Er passiert gleich noch eine winzige Hütte im Wald und biegt dort nach rechts. Danach im Freien spitz links zu dem engen Aussichts­punkt am Grasleitenkopf8.
Der Pfad hält sich des Weiteren auf dem locker bewaldeten Rücken, der beider­seits steil abfällt. Am Grasleiten­stein blickt man zum letzten Mal über den Isarwinkel. Der Rücken flacht langsam ab und der Steig mündet in einen Forstweg. Es gibt vereinzelt rote Markierungen. Schließlich taucht voraus eine Wiese auf, an deren Ende eine hatscherte Kiesstraße beginnt. Auf dieser laufen wir nach Hohenburg. In Hohenburg am Schloss9 vorbei und dann neben der Karwendel­straße nach Lenggries. Im Ortszentrum links zum Bahnhof.