Zirbelkopf (1989 m) über Kämitor
Einsame Bergtour im Wetterstein
Die Abgeschiedenheit am Zirbelkopf ist wirklich beeindruckend. Nur ganz wenige wandern dort oben vom Kämitor durch die einsamen Hochkare auf den schönen Gipfel. Wer eine exzellente Ausdauer mitbringt, kleine Steige mag und etwas kraxeln kann, wird diese Bergtour lieben.
Stand:

Drei mögliche Zugstiege gibt es zum Zirbelkopf, den Schützensteig von Mittenwald, den Königsweg von Elmau und den Kälbersteig von Garmisch. Üblicherweise wird der kürzeste Weg von Elmau aus gewählt. Der hier beschriebene Aufstieg von Garmisch über den Kälbersteig ist länger und auch kniffliger, weil man dabei einen verfallenen Steig zur Wettersteinalm nutzen muss. Wer mit den Öffentlichen anreist, könnte für den Abstieg dann den alternativen Weg nach Mittenwald wählen.Den Höhepunkt der Tour bildet die raue alpine Landschaft zwischen Kämitor und Zirbelkopf.Sie hat ihren ganz eigenen Charme. Im Süden ragt die markante Wettersteinwand empor, von der sich große Geröllfelder herabziehen. Im Schatten der Felsfluchten bleibt der Schnee bis weit in den Sommer liegen. Häufig sind an der Wettersteinwand Gamsrudel zu sehen, die nicht damit rechnen, dass jemand vorbeikommt. Nach Norden schließen sich an das Geröll üppige Weiden mit farbenfrohen Alpenblumen an, auf denen die Kühe der Kämialm grasen. Am liebsten möchte man dort die Zeit vergessen und einfach nur verweilen. Doch die Tour ist dafür zu weit.
Eine Besonderheit des Gebiets stellen die in den Bayerischen Alpen seltenen Zirbelkiefern dar. Sie besiedeln Standorte in oder sogar über der Latschenzone oft zusammen mit der Lärche. Insgesamt ist der Zirbenbestand dünner als drüben am Schachen. Die meisten Zirbelkiefern wachsen im Bereich des Kämitors.Tourcharakter und Schwierigkeit
Vor allem die Wegfindung stellt eine große Herausforderung dar. Die Steige sind recht vage und verwildert. Bloß hin und wieder gibt es einzelne verblasste Markierungen oder kleine Steinmandl. Bei schlechter Sicht sollte man besser die Finger von der Tour lassen.
Bis auf den Schlussanstieg zum Zirbelkopf mit einer ziemlich ausgesetzten Kletterstelle im II. Grad halten sich die technischen Schwierigkeiten in Grenzen.
Bitte auch bedenken, dass Länge und Höhenmeter eine wirklich außergewöhnliche Kondition erfordern. Heiße, schwüle Tage möglichst meiden.
Wegbeschreibung
Partnachklamm
Vom Garmischer Skistadion spaziert man erst einmal entlang der Partnach auf einer kaum befahrenen Straße hinter zur Partnachklamm1. Taxis dürfen auf der Straße übrigens fahren. Angesichts der insgesamt sehr langen Strecke wäre es eine Überlegung Wert, sich die knapp zwei Kilometer zu ersparen.
Die Partnachklamm kostet Eintritt. Sie ist das erste Highlight der heutigen Tour. Morgens ist noch wenig los und der ideale Zeitpunkt, um ein paar Fotos zu schießen.
Kälbersteig
Hinter der Partnachklamm teilen sich am Zusammenfluss von Ferchenbach und Partnach die Wege auf. Wir nehmen vorerst den Kälbersteig zum Schachen. Es geht sogleich links des Reintals anstrengend bergauf. Der Steig wurde mit vielen Stufen befestigt. Nach 400 Höhenmetern flacht das Gelände ab und es wird die Lichtung der abgegangenen Kälberhütte2 erreicht.
Abkürzer zur Wettersteinalm

Bei der Lichtung der ehemaligen Kälberhütte überquert der Kälbersteig eine Forststraße und schneidet deren Schleife ab. Bald treffen wir die Straße erneut, um ihr diesmal ein kurzes Stück zu folgen. Die nächste Schleife kann wieder abgekürzt werden.
Danach nicht mehr wie beschildert geradeaus, sondern unbedingt auf der Forststraße nach links laufen! Das ist ein Schleichweg zur Wettersteinalm, der zusätzliche Höhenmeter vermeidet. Man landet wenig später bei einem Holzlagerplatz. Dort rechts den verwachsenen Rückeweg nehmen, welcher sich schnell zu einem dünnen Trampelpfad verjüngt. In leichtem Auf und Ab macht der Pfad einen Bogen um den Rachen und trifft am Laingraben auf den Schachenweg (Königsweg) von Elmau. Direkt voraus liegt nun die Wettersteinalm3.
Ins Kämitor

Zum Kämitor muss man kurz vor der Wettersteinalm links durch die Almweide bergauf. Erst weiter oben tauchen Spuren auf und werden schnell deutlicher. Zunächst geht es südwärts auf die Wettersteinwand zu. Wenn die letzten Latschen zurückweichen, steigt man nach Osten durch eine mühsame und steile Schutthalde zum Kämitor4 auf.
Von dem Sattel ist zum ersten Mal der noch weit entfernte Zirbelkopf zu sehen, getrennt durch mehrere steinige Kare und Gegenanstiege.
Kämikopf
Beim Abstieg auf der anderen Seite des Kämitors hält man sich eher links, um den Felsstufen zur Wettersteinwand hin auszuweichen. Über einen üppigen Blumenteppich gelangt man hinab ins Kämital. Den mehr oder weniger klaren Spuren folgend, die wohl eher von Kühen denn von Menschen stammen, wird bald der nächste Sattel neben dem latschenbewehrten Oberen Kämikopf5 erreicht.
Zirbelkopf

Bevor endgültig der Zirbelkopf dran ist, kommt noch der Kessel des Windfallkars. Es gibt mehrere geeignete Linien durch das Geröll, die wohl alle von den Gämsen gepflegt werden.
Der Aufstieg zum Zirbelkopf wird recht eindeutig von der Hangstruktur vorgegeben. Der Steig ist auch gut sichtbar und mit einigen Steinmandln markiert. Anfangs zieht er sich durch eine Latschenschneise diagonal nach rechts oben und quert etwa in der Hangmitte nach links. Zielpunkt ist logischerweise die nördliche der beiden Scharte.
Bevor man losklettert, die schöne Perspektive auf den Gemsanger drüben an der Wettersteinspitze beachten.
Die ersten paar Klettermeter verlaufen an einer Bruchstelle (II-). Darüber liegt Rollsplitt herum, was vor allem abwärts gefährlich ist. Ein sehr schmales, exponiertes Band leitet in die Latschen. Zuletzt in anspruchsvollem Gehgelände zum Gipfel6.
Rückweg über die Kämialm

Um nicht hin und zurück komplett dieselbe Strecke zu laufen, empfehle ich die Variante über die Kämialm. Dazu vor dem Oberen Kämikopf weglos nach Norden wenden. Hinter einer kleinen Anhöhe duckt sich die Kämialm7 in eine feuchte Mulde.
An der Almhütte führt ein von Kühen stark zertrampelter Weg vorbei und dreht ein Stück weiter nach links in eine schluchtartige Rinne. Das ist der einzige Durchlass nach Westen ins Kämital. Die Almer bezeichneten den engen Viehtrieb als Kämi, das mundartliche Wort für Kamin. Es wird nun kurzzeitig steil und rutschig. Unten im flachen Talgrund verläuft ein breiter werdender Weg hinaus zum markierten Schützensteig8. Auf dem Schützensteig wandert man mit minimalem Gegenanstieg zurück zur Wettersteinalm oder alternativ nach Mittenwald, was ungefähr genauso weit ist wie nach Garmisch.