Wendelstein (1838 m) von Bad Feilnbach
Nordroute durch das Jenbachtal
Der Aufstieg von Bad Feilnbach durch das Jenbachtal zum Wendelstein gehört zwar zu den eher längeren Strecken, ist dafür aber landschaftlich umso schöner. Verglichen mit den Wegen von Bayrischzell und Brannenburg wandern dort auch etwas weniger Leute. Wahrscheinlich, weil man hin und zurück laufen muss, ohne die Möglichkeit zu haben, bei Bedarf die Zahnradbahn oder Seilbahn zu nutzen.
Stand:

Das tolle am Wendelstein sind die vielen verschiedenen Wege, von denen jeder auf seine Weise lohnend und einzigartig ist. Die Nordroute von Bad Feilnbach nutzen vor allem Autofahrer aus dem Raum München und Rosenheim wegen der für sie guten Erreichbarkeit. Ausgehend vom Parkplatz im oberen Jenbachtal sind Länge und Höhenmeter fast vergleichbar mit dem Südanstieg von Bayrischzell.
Reist man mit dem Bus der Wendelstein-Ringlinie an, beginnt die Tour allerdings eine Etage tiefer am Eingang zum Jenbachtal. Bei entsprechender Kondition ist das nicht unbedingt ein Nachteil, weil das schluchtartige vom wilden Jenbach durchflossene Tal einen besonders schönen Auftakt für die Wanderung bildet.
Der Jenbachweg von Bad Feilnbach zählt übrigens zu den fünf so genannten Wendelstein-Streifzügen. Basierend auf vorhandenen Wanderrouten gestalteten die Gemeinden Brannenburg, Bayrischzell, Fischbachau und Bad Feilnbach mehrere attraktive Themenwege, die sie zum Gesamtkonzept der Streifzüge zusammenfassten. Der Jenbachweg handelt passenderweise von der Kraft des Wassers. Auf den anschaulichen Tafeln wird unter anderem erklärt, warum Schluchten entstehen, was ein Prallhang ist und wie die Bachverbauungen vor Hochwasser schützen. Für Kinder gibt es ein Quiz.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung von Bad Feilnbach zum Wendelstein ist technisch einfach, jedoch ziemlich weit, vor allem wenn man ganz unten im Jenbachtal startet. Eine solide Trittsicherheit wäre von Vorteil. Ausgesetzte Stellen sind sehr gut mit Geländern abgesichert.Die eher schattige Strecke eignet sich insbesondere für heiße Sommertage. Zu früh im Jahr sollte man sie dagegen nicht unternehmen, weil der Schnee auf der Nordseite lange liegen bleibt.
Wegbeschreibung
Vom unteren ins obere Jenbachtal

Bei einer Anreise per Bus beginnt die Wanderung wie gesagt am Eingang zum Jenbachtal.Autofahrer können bei Bedarf bis zum Parkplatz im oberen Jenbachtal fahren, verpassen damit aber einige Highlights im unteren Jenbachtal.Der Wanderweg verläuft am orografisch linken Ufer des Jenbachs. Schon nach kurzer Zeit steht man vor einer eindrucksvollen Geschiebesperre1, genauer gesagt einer Geschiebesortiersperre, wie die Infotafel des Jenbachwegs erläutert. Ganze Baumstämme und sehr große Blöcke werden von der Sperre zur Seite geleitet, mittlere Brocken im Rückhaltebecken abgelagert und kleinere Kiesel durchgelassen. Die Anlage schützt Bad Feilnbach seit 2010 vor Muren. Warum ein derart gewaltiges Bauwerk nötig ist, wird ein Stück taleinwärts am Brechries deutlich, wo mehrere Hektar eines steilen Prallhangs in Bewegung sind und den Talboden mit Kies verfüllen.Wer mehr über die Geologie dieses dem Kalkalpin vorgelagerten Gebiets erfahren möchte, unternimmt am besten die Rundwanderung um die Farrenpoint.Vor der Gefahrenstelle muss der Jenbachsteig am gegenüberliegenden Hang nach oben ausweichen und bietet bald einen sehr guten Blick auf das Brechries.
Wasserfälle am Jenbach

Im oberen Jenbachtal treffen wir auf das Sträßchen zum nahen Parkplatz. Nach gut 200 Metern aufpassen und links auf den Steig zu den Wasserfällen abzweigen. Das ist die nettere Variante. Etwas rutschig, teils auf Stegen und über Treppen geht es durch die kleine Schlucht. Bald taucht der Jenbachfall2 auf, dem ein paar kleinere Stufen vorgelagert sind.
Bei dem unregelmäßig geschichteten Gestein an den Wasserfällen handelt es sich um Flysch, wie auch sonst im gesamten unteren Jenbachtal. Auf den Flysch folgt dann im oberen Jenbachtal vorwiegend Hauptdolomit, der seinerseits von verschiedenen Kalkgesteinen überlagert wird.
Wenige Minuten vom Jenbachfall entfernt mündet der Steig wieder in das Sträßchen von vorhin.
Über die Wirtsalm zur Wendelstein Westwand
Ganz in der Ferne ist nun bereits der Wendelstein zu sehen, während wir gemütlich auf einer Forststraße durch den flachen Talgrund wandern, vorbei an der Maieralm und der Wirtsalm3. Auf letzterer kann man auch tatsächlich einkehren. Nach den zwei Almlichten folgt bis hinauf zum Wendelstein ein großes Waldgebiet. Im Talende schließt sich an die Forststraße ein zunächst breiter Weg an, der im Zickzack steil bergauf führt.
Die Alternative rechts über die Aiblinger Hütte4 wäre ein bisschen weiter, jedoch mit mehr Aussicht. Der Jenbach-Streifzug wählt diese Route an Stelle des Serpentinensteigs entlang der Weißen Wand. Unter der Westwand des Wendelsteins treffen beide Wege wieder zusammen.
Zum Wendelsteinhaus am Angerl

Zu Füßen der Wendelstein Westwand ist der Steig auf Grund einiger Quellen oft nass und rutschig. Er schlängelt sich nun in wenigen Minuten hinauf in den Sattel zwischen Wendelstein und Türkenköpfl, wo er auf die Südseite wechselt. Rechts von einer Schuttreise geht es zuletzt anstrengend bergauf zum Wendelsteinhaus5 am Angerl neben der Seilbahn. Dort kann man sich dann bei Bedarf erst einmal stärken, wobei es oft eine lange Warteschlange gibt. Sehr schön ist die Aussicht vom Gachen Blick in die Alpen, fast so gut wie vom Gipfel. Das Wendelsteinkircherl aus dem Jahr 1890 gehört praktisch zum Pflichtprogramm. Für die Höhle braucht man etwas Zeit.
Wendelsteinhöhle: Ein Besuch in der geologisch äußerst interessanten Wendelsteinhöhle ist jedesmal ein Erlebnis. Ihre weitverzweigten Gänge waren einst Teil eines Karstgebiets, das schon vor Millionen von Jahren trocken fiel. Der künstlich angelegte Eingang befindet sich neben dem Bahnhof der Zahnradbahn. Die Besichtigung erfolgt selbstständig. Schautafeln erläutern die geologischen Hintergründe. Im Winter ist die Höhle geschlossen.
Kapellensteig auf den Gipfel

Der Kapellensteig vom Angerl zum Gipfel wurde dem Fels bereits 1887 abgerungen. Mittlerweile wäre ein derart massiver Eingriff undenkbar. Bauherr war der Müchner Verein Wendelsteinhaus, den es heute nicht mehr gibt. Breit, betoniert und mit Geländer abgesichert, gelangen auf dem Kapellensteig auch die unerfahrenen Turnschuhtouristen sicher zum Ziel. Wenn viel los ist, kommt man nur langsam voran. Den Aufstieg begleiten die gut gemachten Infostationen des Geologie-Streifzugs.
Der verbaute Wendelsteingipfel hat seinen natürlichen Charakter ziemlich eingebüßt. Kein wirklich einladender Rastplatz. Wie schön muss es einmal gewesen sein, als nur die jahrhundertalte Wendelinkapelle oben stand!
Wintersperrung: Bitte beachten, dass der Gipfelaufstieg sowohl über den Kapellensteig als auch über den Panoramaweg bei Schnee und Eis gesperrt ist. Die Freigabe erfolgt jeweils im späten Frühjahr nach den jährlichen Reparaturarbeiten. Siehe hierzu die aktuellen Betriebsinfos der Wendelsteinbahn.
Abstieg über die Reindler Scharte

Bergab folgen wir am besten weiter dem Streifzug zur Geologie. Er führt mit freiem Blick nach allen Seiten um den Gipfel herum zurück zum Angerl. Zwischendrin passiert er den Schacht des Oberen Wetterloch. Ein Stück nach der siebten Station zu den Eiszeiten zweigt der leicht zu übersehende direkte Abstieg zur Reindler Scharte ab. Dieser schmale, steile, kaum mehr genutzte Pfad ist ein Überbleibsel der ältesten Route auf den Wendelstein. Regulär geht es dagegen geradeaus bis unter den Zahnradbahnhof, anschließend bergab zur Zeller Scharte und von da links auf dem Brannenburger Steig im Schatten der Soinwand zur Reindler Scharte. Die Holzliegen, das Wetterkreuz und die Bronzeplastik mit dem schlafenden Gesicht gehören übrigens zum Brannenburger Künstlerweg.
Hinter der Unterführung bei der Zahnradbahn fällt links eine Höhlenruine auf. Wegen der Latschen nicht zu sehen ist der Schacht des Unteren Wetterlochs. Bei der Reindleram6 unten laufen wir dann links an der Großdoline vorbei in den Wald hinein, wo auf der Nordwestseite des Wendelsteins wieder der Hinweg erreicht wird.