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Brünnstein (1619 m) via Hocheck

Schöne Wanderung von Oberaudorf

Diese abwechslungsreiche Wanderung führt von Oberaudorf über das Hocheck und das Brünnsteinhaus auf den Brünnstein. Im gesicherten Dr.-Julius-Mayr-Weg schlüpft man dabei durch einen originellen Felsspalt. Ausdauernde, die mit dem Zug anreisen, können anschließend den alternativen Rückweg durch das Gießenbachtal nach Kiefersfelden nehmen, bei dem man auch durch die interessante Gießenbachklamm kommt.
Stand:

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Brünnstein
Auf dem Brünnsteingipfel steht seit 1862 eine Kapelle.

Der Brünnstein ist einer der elegantesten Berge im bayerischen Unterinntal. Dr. Julius Mayr (1855–1935), ein Rosenheimer Alpinist, bezeichnete ihn sogar als schönste Berggestalt im bayerischen Innthale und schwärmte von ihm als mächtige Felsenkrone, ruhend auf breitem, grünen Sockel.
Auf mich wirkt er vom Inntal aus betrachtet wie ein versteinerter Schiffsbug, der aus dem bewegten Baumwipfelmeer herausragt.

Weithin leuchtet das helle, ja fast weiße Gestein des Brünnsteins, bei dem es sich um Oberrhätkalk handelt, einem sehr reinen Kalkstein, der im Zeitalter der Obertrias vor 200 Millionen Jahren in einem flachen, warmen Meer entstand. Die Gesteins­formation tritt sowohl als massiger Riffkalk als auch gebankt in Erscheinung, wobei die Kalkbänke neben und zwischen den Riffen abgelagert wurden.
Oberrhätkalk ist extrem hart und widerstandsfähig, so dass er typischerweise aus den weicheren Gesteinen seiner Umgebung herauswittert. Berge aus Riffkalk sind oft besonders markant und gut zum Klettern geeignet. Auch an anderen Kletterbergen wie beispielsweise den Ruchenköpfen im Rotwandgebiet oder dem Blankenstein in den Tegernseern kommt Oberrhätkalk vor. Vom älteren Wettersteinkalk lässt sich der Oberrhätkalk schwer unterscheiden. Da hilft nur ein Blick in die geologische Karte.

Bestiegen wird der Brünnstein sehr häufig, vor allem über die relativ kurzen Wege vom Tatzelwurm und der Rosengasse, seltener wie hier beschrieben von Oberaudorf über das Hocheck. Mountainbiker nehmen gerne den Fahrweg aus der Mühlau über die Rechenau zum Brünnsteinhaus. Gründe für die Beliebtheit des Brünnsteins gibt es genug, wie den prachtvollen Kaiserblick, den spannenden Dr.-Julius-Mayr-Weg und die idyllischen Almen in seinem Umkreis. Unterhalb des Gipfels liegt außerdem das gemütliche Brünnsteinhaus (DAV) der Sektion Rosenheim.

Mit etwas Glück kann man im Brünnstein­gebiet übrigens Steinböcke und Steingeißen beobachten, welche außerhalb der Brunft in getrennten Rudeln leben. Die stark schwankende Steinwild­population umfasst zwischen 20 und 50 Individuen , ist also kleiner als diejenige an der Benediktenwand. Die ersten fünf aus der Schweiz stammenden Tiere wurden 1963 ausgesetzt.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1250 hm 23 km7:30 h

Anspruch ■■■■■■ T4  A/B
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die einzige anspruchsvollere Passage der Tour ist der Dr.-Julius-Mayr-Weg (siehe Topo) am Brünnsteingipfel. Der exzellent abgesichert, anfängertaugliche Klettersteig stellt schwindelfreie und trittsichere Wanderer eigentlich vor keine Probleme. Trotzdem kommt es mitunter zu Unfällen. Ein Steinschlaghelm sollte auf keinen Fall fehlen. Geübte können auf das Klettersteigset verzichten.

Während der Zustieg von Oberaudorf von der Länge her noch im Rahmen ist, sollten nur sehr stramme Geher oder Trailrunner den Rückweg durch das Gießenbachtal nach Kiefersfelden in Betracht ziehen. Gerade wegen der langen Forststraßen­abschnitte braucht man eine wirklich gute Kondition. Sonst macht es keinen Spaß.

Wegbeschreibung

Zum Hocheck

Hocheck
Morgendlicher Aufstieg zum Hocheck. Nicht vergessen, hin und wieder zurückzuschauen.

Das erste Etappenziel ist das Hocheck. Vom Bahnhof Oberaudorf begeben wir uns zur Hauptstraße vor und wenden uns dann links. In der Ortsmitte entsprechend der Beschilderung für die Hocheckbahn rechts halten. Die Talstation der Hocheckbahn wäre aber ein Umweg, außer man möchte sich die ersten 300 Höhenmeter ersparen.
Für den Aufstieg mit Muskelkraft bleibt man etwa 400 Meter auf der Bad-Trißl-Straße und läuft anschließend links zum Waldrand hinter. Dort beginnt die Kiesstraße Richtung Hocheck, die mit ihren steilen Kehren im Winter eine rasante Rodelbahn ist. An einigen Höfen vorbei, Wald und Wiesen im Wechsel wird auf ihr bequem das Hocheck1 erreicht.
Der Aussichtspunkt oben bietet einen schönen Blick über das Inntal. Bei klarem Himmel grüßen aus der Ferne sogar die Zentralalpen.
Die negativen Folgen des Seilbahn­tourismus mit seinem Trubel sind am Hocheck leider unverkennbar. Wenigstens hat es nicht auch noch den Brünnstein getroffen. In den 1960er Jahren sollte nämlich eine Kabinen­seilbahn von Seebach auf den Brünnstein errichtet werden. Geplant war darüber hinaus ein Tunnel für die Skifahrer mitten durch den Gipfelfelsen zu einem Restaurant auf der Südseite.

Brünnsteinhaus via Brunntal

Brünnstein
Unterwegs vom Hocheck ins Brunntal mit Blick zu dem noch recht fernen Brünnstein.

Westwärts vom Hocheck genießen wir noch ein Stück im Freien. Dabei liegt das Gipfelziel bereits vor Augen, wenngleich es noch fern ist. Die Abzweigung zur Ramsauer Alm am Schwarzenberg bleibt links liegen. Bald taucht der Weg an einem Sattel in den Wald ein und quert mit etwas Höhenverlust durch den Nordhang des Schwarzenbergs.
An einem großen Wegedreieck im Ramgschöß2 geht es links hinauf in den Fleckgraben. Wenig später muss man von der Forststraße rechts auf den Steig Nr. 652 wechseln. Nicht geradeaus die längere Strecke über die Rechenau nehmen! Sehr abwechslungsreich führt der Steig nun entlang der Fritzenwand durch das Brunntal Richtung Brünnsteinhaus. Die Namen Brunntal, Brünnberg und Brünnstein könnten mit einem Quellbrunnen zu tun haben. Gesicherte Erkenntnisse dazu existieren aber nicht.
Gegen Ende muss man auf die Abzweigung rechts zum Brünnsteinhaus3 achtgeben. Sonst dreht man eine Extrarunde über den Fahrweg, der aus der Mühlau heraufkommt.

Dr.-Julius-Mayr-Weg auf den Brünnstein

Dr.-Julius-Mayr-Weg
Eine luftige Stelle am Dr.-Julius-Mayr-Weg, der ansonsten nicht sonderlich ausgesetzt ist.

Unmittelbar hinter dem DAV-Haus zieht sich der Dr.-Julius-Mayr-Weg die Felsen empor. Der aus Rotthalmünster in Niederbayern stammende Dr. Julius Mayr (1855–1935) war Arzt, Bergsteiger und Schriftsteller. Insgesamt 15 Jahre saß er der Alpenvereins­sektion Rosenheim vor. Die Errichtung des Brünnsteinhauses 1894 ist maßgeblich seinem Engagement zuzuschreiben. Den gut gewählten Standort soll er persönlich ausgesucht haben. Damals kam den Unterkunfts­häusern in den Bayerischen Voralpen wegen der langwierigen Anreise eine viel größere Bedeutung zu als heute. Vier Jahre nach dem Hüttenbau entstand dann der Klettersteig als Direttissima zum Gipfel.
Stahlseile und Stiegen beseitigen im Dr.-Julius-Mayr-Weg jegliche echte Kletter­schwierigkeiten. Höhepunkt ist ein enger, mehrere Meter langer Felsdurchschlupf.
Nach der unterhaltsamen Kletterei steht man recht unvermittelt auf dem schmalen Ostgipfel4, der mit seiner Kapelle ein bekanntes Fotomotiv darstellt. Die Brünnstein­kapelle wurde laut Tafel zu Ehren unserer lieben Frau zu Oberaudorf der Schutzpatronin des Tales und des Dorfes 1862 erbaut und ein Jahr später eingeweiht. In früheren Zeiten nutzten sie die Bergsteiger angeblich als Notunterschlupf. Spenden für den Unterhalt werden erbeten.

Das großartige Panorama vom Brünnstein­gipfel umfasst fast das gesamte Wendelstein­gebiet vom Wildbarren bei Oberaudorf über die Hauptgruppe mit Wildalpjoch und Wendelstein bis ganz in den Südwesten zum Trainsjoch an der Tiroler Grenze.

Brünnsteinhaus oder Abstieg zur Gießenbachhütte

Himmelmoosalm
Die Hütten der Himmelmoosalm auf der sonnigen Südseite des Brünnsteins.

Wir wählen vom Brünnstein den Abstieg nach Südwesten zur Himmelmoosalm. Nicht durch den Klettersteig hinab! Das führt nur zu Problemen an den Engstellen. Im oberen Bereich gibt es noch einige Sicherungen, dann wird es schnell einfacher.
Unten bei den Almhütten gut überlegen, ob man sich wirklich auf den langen Hatscher durch das Gießenbachtal nach Kiefersfelden einlassen will. Ansonsten lieber zum Brünnsteinhaus laufen und auf dem Hinweg zurück oder über die Rechenau nach Oberaudorf wandern.
Der Abstieg ins Gießenbachtal beginnt beim zweiten Kaser der Himmelmoosalm von Osten aus gesehen. Er verläuft überwiegend im Freien. Jenseits der Herrnalm führt der Steig durch steile, von vielen Viehgangeln gezeichnete Hänge. Unten kommt er beim Naturfreundehaus Gießenbachhütte5 heraus.

Gießenbachtal

Gießenbach
Der Gießenbach kann im Hochsommer am Oberlauf austrocknen.

Von der Gießenbachhütte verläuft eine Kiesstraße mal auf der einen, mal der anderen Seite des Gießenbachs talauswärts. Zwischendrin wird die Engstelle der Hinteren Gießenbachklamm6 passiert, die allerdings nicht sonderlich beeindruckt. Bald danach kommt ein Wanderparkplatz, so dass man nun ein wenig Autoverkehr in Kauf nehmen muss.
Die Abzweigung Rechenau – Buchau, die eine Verbindung zum Aufstiegsweg herstellt, bleibt links liegen. Das wäre deutlich länger als nach Kiefersfelden. Die Kiesstraße entfernt sich dort etwas vom Gießenbach. Schließlich zweigt rechts der Weg zur Schopperalm ab. Nicht geradeaus weiterlaufen, sonst verpasst man die sehenswerte Vordere Gießenbachklamm. Hinter einem Kreuzbichel mit Rastbank taucht auch schon die Schopperalm7 auf. Sie liegt auf einer großen Lichtung und ist besonders bei Familien mit kleinen Kindern beliebt. Der Trubel braucht jedoch vertragen.

Gießenbachklamm

Oberhalb der Gießenbachklamm8 befindet sich eine Staumauer. Bei dieser geht es über eine Stahlbrücke in die Klamm hinein. Leider erlaubt der Klammweg nur anfangs einen Blick bis zum Grund. Interessant sind die Sinterablagerungen aus Kalktuff an den Felswänden, die dort entstehen, wo stark kalkhaltiges Wasser austritt. Nach einer langen Treppe wird schnell das untere Ende der Gießenbachklamm erreicht. Von da kann man am linken Rand auf einem schmalen Band einige Meter hinein und so noch etwas mehr vom Inneren erhaschen.

Das Wasserkraftwerk am Gießenbach bei Kiefersfelden nahm 1910 den Betrieb auf und ist damit eines der ältesten in Bayern. Zum Vergleich, das Walchensee­kraftwerk wurde erst 14 Jahre später fertig. Der Steig durch die Gießenbach­klamm diente ursprünglich dem Material­transport für den Bau der Staumauer. Über Druckrohre fließt das Wasser vom Stausee zu den beiden Turbinen am unteren Ende der Klamm. Mehr Info

Am Kieferbach nach Kiefersfelden

Wasserfall am Hechtsee
Beim Wasserfall am Hechtsee riecht es faulig, denn das Wasser führt vom Grund des Hechtsees Schwefelwasserstoff mit sich.

Kurz nach der Klamm mündet der Gießenbach an der ehemaligen Bleiersag mit dem angeblich größten Wasserrad Bayerns in den Kieferbach. Das tonnenschwere, oberschlächtige Rad treibt eine Turbine an, die zahlreiche Haushalte mit Strom versorgt. Müde Wanderer können dort in der Hochsaison den Wanderbus nehmen, der allerdings selten fährt. Ansonsten links und der Straße am Kieferbach folgen. Sie kreuzt bald die Gleisstrecke der Wachtlbahn, auf der früher das Material aus den Steinbrüchen zwischen Wachtl in Tirol und Vorderthiersee abtransportiert wurde. Die beliebten öffentlichen Museumsfahrten mit der Wachtlbahn finden leider schon länger nicht mehr statt.
Beim Wasserfall9 am Hechtsee­abfluss gibt es einen Steg, auf dem wir den Kieferbach überqueren. Der Wasserfall ist ziemlich zugewachsen. Es riecht unangenehm, weil aus dem Hechtsee fauliges Tiefen­wasser abgeleitet wird, um zu verhindern, dass der beliebte Badesee umkippt. Der Hechtsee gehört zur Gruppe der vier Thierbergseen. Wer das Gebiet noch nicht kennt, die Wanderung zum Hechtsee und zur Burgruine Thierberg lohnt sich sehr.
Bis Kiefersfelden geht es nun am schattigen Ufer des Kieferbachs entlang. Im Ort auf der Hauptstraße südwärts wenden und zuletzt beim Schwimmbad vorbei links zum Bahnhof.