1. Wettersteingebirge
  2. Mieminger Gebirge

Igelskopf (2224 m) und Hinteres Tajatörl

Raue Kare, blaue Seen

Eine Stunde von der Ehrwalder Alm entfernt taucht man im Igelskar in eine karge, abgeschiedene Felslandschaft ein. Fast wie eine andere Welt! Früher wurde dort oben Blei-Zink-Bergbau betrieben. Heutzutage wandern nur noch ganz wenige hinauf ins Igelskar. Denn abgesehen vom Igelskopf gibt es ringsum ausschließlich anspruchsvolle Gipfelziele.
Stand:

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Igelskopf
Nord- und Südgipfel des Vorderen Igelskopfs mit der Igelsscharte rechts daneben. Die Berge dahinter gehören zum Wetterstein.

In der Mieminger Kette findet man viele Gipfel, die nur wenige Male im Jahr bestiegen werden. So einer ist auch der Igelskopf. Er wird zu den nördlichen Seitenkämmen gerechnet, genauso wie der anspruchsvolle Breitenkopf, der Tajakopf, der Drachenkopf, die markante Ehrwalder Sonnenspitze und noch ein paar weitere. Nach Süden versperrt all diesen Gipfeln zwar der schroffe Mieminger Hauptkamm den Blick, doch Richtung Norden hat man einen unvergleichlichen Logenplatz zum Wettersteingebirge.
Zwischen den Seitenkämmen liegen wilde Kare mit großen Geröllfeldern und den typischen Rundbuckeln, die entstehen, wenn Gletscher über ein sehr widerstands­fähiges Gestein schleifen. Auf den ersten Blick scheinen die Kare eine unwirtliche Felswüste zu sein. Erst bei genauerer Erkundung geben sie die kleinen grünen Oasen mit Quellen, Tümpeln und seltenen Hochgebirgs­blumen preis.Eine Besonderheit der Tour stellen die wunder­schönen Bergseen dar, sie sich wie auf einer Perlenkette aneinanderreihen. Los geht es mit dem idyllischen Igelsee. Später kommen wir dann an dem unwirklich blauen Drachensee und zuletzt bei dem beliebten Seebensee vorbei. Im Igelskar und Brendlkar existieren außerdem ein paar namenlose Tümpel. Sie tauchen aber erst auf, wenn der Schnee weitgehend geschmolzen ist.

Bergbaugeschichte: Die Bergbautätigkeit im Mieminger Gebirge reicht mindestens bis ins Mittelalter zurück. So wurde unter anderem Silber, Blei und Zink gewonnen. Die Stollen konzentrieren sich vor allem auf die Silber­leiten, den Schacht­kopf, den Tajakopf sowie das Igelskar. Weitere Details können beim Bergwerksverein Silberleithe Tirol nachgelesen werden.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1100 1490 hm 16 km6:40 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I  A/B
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■

Die Tour eignet sich eher für bereits erfahrene Berggänger, die im steilen Gelände aus Geröll, Schrofen und möglichen Altschneefeldern trittsicher zu Hause sind. Kletterkönnen ist allerdings nicht erforderlich.
Die Wegfindung bereitet zum Teil Stirnrunzeln. Markierungen und Beschilderungen sind eher knapp gehalten. Der Schnee liegt lange oben in den Karen und verdeckt die ohnehin schlecht erkennbaren Steige. Auch die Fußspuren der wenigen Menschen tauen schnell wieder weg. Daher auf keinen Fall bei schlechter Sicht unternehmen!

Wegbeschreibung

Zum Igelsee

Igelsee
Der Igelskopf über dem gleichnamigen See.

Wir folgen von der Ehrwalder Alm erst einmal der meist sehr belebten Kiesstraße Richtung Seebensee. Schon nach ein paar Hundert Metern wird der Geißbach überquert. Er entspringt nicht weit entfernt im Bereich der Ehrwalder Pestkapelle und mündet unten im Tal in die Loisach. Nach einem kurzen Anstieg fällt der Weg leicht ab. Dort kommt eine Kreuzung.Eine minimal schnellere sowie ruhigere Variante bis zu dieser Stelle wäre der so genannte Koatige Weg, der die Straße auf der Westseite unterhalb abkürzt. Sein Name bedeutet lehmig und er kann auch tatsächlich batzig sein.An der genannten Kreuzung, bei welcher der Koatige Weg wieder in die Kiesstraße mündet, geht es wie beschildert spitz links zum Igelsee1 hinab.

Knappensteig ins Igelskar

Igelskar
Im schattigen Igelskar liegt oft bis in den Sommer hinein Schnee.

An der Südostecke des Igelsees knickt der Fahrweg nach links zum Gaistal. Kurz davor nimmt man rechts den grasbewachsenen Waldweg. Dieser dreht wenig später ebenfalls nach links. Genau an der Kurve beginnt der nicht beschilderte, doch recht passable ehemalige Knappensteig. Durch einen lichten Lärchenwald, der zwischen undurchdringlichen Latschenfeldern liegt, steigt er ins Igelskar hinauf. Links fällt nach einiger Zeit die Abraumhalde des Hermann-Stollens2 auf. Das Befahren des Bergwerks ist nicht gestattet. Ein paar Grundmauern der Knappenhäuser sind noch zu sehen.
Vor dem Stollen biegt der Steig nach rechts. Die letzten Latschen treten langsam zurück und wir erreichen die Karschwelle.
Im Igelskar3 oben werden die Spuren schwächer, doch es wurde ausreichend markiert. Am Fuße des Igelskopfs leitet der Steig tiefer ins Kar hinein. Auf der Ostseite ist unter einer überhängenden Wand die kleine Breitenkopfhütte (DAV Selbstversorger) zu sehen.

Vorderer Igelskopf

Igelsee
Tiefblick vom Igelskopf zum Igelsee.

Unter der Igelsscharte trifft man auf einen quer verlaufenden Steig. Er komm von der Scharte herab und zieht sich hinüber zur Breitenkopfhütte. Auf diesem Steig nun etwas mühsam im Geröll in die Igelsscharte, die sich zwischen dem Hinteren und Vorderen Igelskopf befindet. Die Scharte wird von einem großen Steinhaufen markiert.
Zum Vorderen Igelskopf leiten die Spuren östlich um seinen Südgipfel herum, bevor es über Schrofen (I) und etwas exponiert zwischen die beiden Gipfel hinaufgeht. Von dort sind es nur noch wenige Meter zum Nordgipfel4 mit Kreuz.

Hinteres Tajatörl über Brendlkar

Tajaköpfe
Durch das Brendlkar geht es ins Hintere Tajatörl. Rechts daneben stehen die beiden Tajaköpfe.

Die Abstiegsroute von der Igelsscharte ins Brendlkar5 vollzieht einen Südbogen durch ein großes Geröllfeld und trifft bald auf festen Untergrund. Die Landschaft mit den Rundbuckeln dort hat große Ähnlichkeit mit derjenigen des Igelskars. Auf den spärlich bewachsenen Rundbuckeln lassen sich die Begehungsspuren kaum ausmachen, das Gelände ist aber immerhin recht übersichtlich. Entweder man steigt nun rechts direkt zum Ganghofersteig ab oder quert weiter oben mit weniger Höhenverlust, jedoch mühsamer auf den zum Teil deutlich erkennbaren Gamswechseln.Der Gegenanstieg zum Hinteren Tajatörl beträgt knapp 300 Höhenmeter. Wer darauf keine Lust mehr hat, kann stattdessen auf dem Ganghofersteig bergab wandern und zur Ehrwalder Alm zurück.Auf dem beliebten Ganghofersteig sind meistens viel mehr Wanderer unterwegs als bisher. Er quert durch die Ostausläufer des Hinteren Tajakopfs und steuert direkt auf das Hintere Tajatörl6 zu. Die letzten hundert Höhenmeter sind sehr steil. Das Tajatörl ist der höchste Punkt der Tour.

Drachensee und Seebensee

Drachensee
Die blaue Farbe des Drachensees wirkt irgendwie unwirklich in dieser Felswüste.

Der Weg scheint nach dem Tajatörl zunächst die falsche Richtung einzuschlagen. An der Abzweigung zur Grünsteinscharte biegt er dann aber scharf nach Norden. In der Karmulde unter uns liegt der winzige Grünsteinsee, der früher der Coburger Hütte zur Wasser­versorgung diente. Er taut oft erst im Sommer auf. Von weiter unten grüßt bereits der tiefblaue Drachensee herauf und dahinter ragt die elegante Ehrwalder Sonnenspitze empor, die ebenfalls eine spannende Tour bietet. Der Steig führt nun über einen begrünten Absatz, wo die Leute mit Steinen allerlei Liebesgrüße und Figuren legen. Wenig später gelangen wir dann an den Drachensee, neben dem die vom DAV betriebene Coburger Hütte7 steht.
Von da schlängelt sich ein ausgefranster, viel begangener Steig durch die Latschen hinunter zum Seebensee.

Hoher Gang

Statt des langatmigen Fahrwegs zurück zur Ehrwalder Alm nimmt man besser den Steig durch den so genannten Hohen Gang. Er zweigt am Nordende des Seebensees links ab. Nach einem flachen Start geht es am Drahtseil eine felsige Steilwand hinab. Der Hohe Gang8 (A/B) eignet sich nur für Geübte, aber wer die bisherige Tour gut geschafft hat, wird in dem Klettersteig keine Probleme haben. Unbedingt auf Steinschlag achten. Am Fuße der Felswand schließt sich ein kleines Geröllfeld an, das man ein Stück abfahren kann. Im Wald später bei der ersten Gelegenheit rechts wenden und zuletzt am Geißbach zur Talstation.