Eisenberg und Hohenfreyberg
Burgenwanderung vor der Alpensilhouette
Die Burgruinen Eisenberg und Hohenfreyberg im Allgäu bilden den Höhepunkt dieser einfachen Rundwanderung. Das außerordentlich schöne Burgenensemble ist eines der Top-Ausflugsziele in der Füssener Gegend. Hinzu kommt noch die wundervolle Lage direkt vor der Alpenkulisse mit den Tannheimer und Ammergauer Bergen. Einkehrmöglichkeiten gibt es obendrein. Recht viel mehr kann man sich von einer Wanderung kaum erwarten.
Stand:

Die Burgen Eisenberg und Hohenfreyberg entstanden im Spätmittelalter im Abstand von etwa einem Jahrhundert. Burg Eisenberg datiert auf den Beginn des 14. Jahrhunderts. Die beiden Burgen repräsentieren zwei sehr verschiedene Typen und wurden auch auf recht unterschiedliche Weise saniert. Durch ihre räumliche Nähe zueinander ist das besonders augenfällig.Bei der Burgruine Eisenberg nahm man im Zuge der Sanierung umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten vor.Der typische Ruinencharakter ging bei Eisenberg durch das Ergänzen von Mauerwerk zum Teil verloren. Gut erkennbar ist noch ihr Aufbau als Mantelburg. Im Inneren gibt es keine freistehenden Gebäude. Alle lehnen sich an die mehrere Stockwerke hohe Ringmauer, welche die Burg ummantelt.An der Burgruine Hohenfreyberg wurden nach Entfernen des Baumbewuchses lediglich stabilisierende Maßnahmen durchgeführt.Durch das sensiblere Vorgehen bei Hohenfreyberg blieb sie praktisch im Istzustand vor der Sanierung konserviert. Sie sieht infolgedessen noch immer wie eine im fortschreitenden Verfall begriffene Ruine aus. Romantischer wirkt das auf jeden Fall. Das Konzept dazu entwickelte der Allgäuer Burgenforscher Dr. Joachim Zeune.
Mit der Sanierung begann auch die archäologische Untersuchung. Wie sich herausstellte, wurden die zwei Burgen mehrmals umgebaut und wehrtechnisch verstärkt. Als im Jahr 1618 der Dreißigjährige Krieg begann, hatten sie ihre militärische Bedeutung bereits weitgehend eingebüßt. 1632 entfernte man die Geschütze und schaffte sie nach Tirol. Österreich besaß damals die kleine Herrschaft nämlich als Enklave außerhalb seines Territoriums. Kurz vor Ende des Kriegs fielen 1646 wieder einmal schwedische und französische Truppen ins Allgäu ein. Angesichts der Bedrohung beschloss die Tiroler Landesregierung, die Burgen aufzugeben und ließ sie niederbrennen. Man befürchtete, dass sich die Feinde dort festsetzen könnten.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung verläuft auf überwiegend breiten, gut beschilderten Wegen. Einzig beim Schlenker um den Schloßweiher heißt es etwas aufpassen, weil wir dort die offiziellen Wanderwege zum Teil verlassen.Die Weglänge ist sehr überschaubar. Allerdings geht es mehrmals auf und ab, so dass insgesamt doch ein paar Höhenmeter zusammenkommen.
Wegbeschreibung
Über Weizern zur Schloßbergalm

Vom Bahnhof Weizern-Hopferau bis zur Ortschaft Weizern muss man leider entlang einer stark befahrenen Straße laufen. Zum Glück ist das nur ein Kilometer. Den Weg über Eisenberg einzuschlagen wäre auch nicht besser.
In Weizern1 wendet man sich wie beschildert links zu den Burgen. Wenige Meter weiter steht das unauffällige Herrenhaus von Schloss Weizern. Es datiert ins Jahr 1711 und repräsentiert noch den baulichen Zustand von damals. Vermutlich geht das Schloss auf eine längst vergangene Burg zurück. Der Herrschaft Freyberg-Eisenberg diente das Gebäude als Amtshaus. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es eine Schlosswirtschaft.
Wir wandern nun auf einem Feldweg nach Südwesten aus dem Ort hinaus. Bald weist uns ein Schild nach links über eine Wiese ohne erkennbare Spur. Nicht geradeaus weiterlaufen! Im Wald wird der Weg gleich wieder deutlicher und dreht westwärts. Zwischendrin gibt es ein paar Ausblicke auf die Tannheimer Berge mit dem markanten Aggenstein. Der bewaldete Höhenzug vor den Tannheimer Bergen ist der Falkensteinkamm mit der Ruine Falkenstein, ebenfalls ein interessantes Wanderziel für Burgenliebhaber.
Abstecher auf das Drachenköpfle mit Höhle

Kurz vor der Schloßbergalm könnte man einen Abstecher auf das Drachenköpfle2 machen. Zwecks der Aussicht lohnt es sich zwar nicht, aber die Lichtung oben ist ein ruhiges Plätzchen für die Brotzeit. Das Kreuz wurde zum Gedenken an die Opfer der Großen Kriege aufgestellt.
Im Drachenköpfle existiert eine kleine Durchgangshöhle, das so genannte Drachenloch, von dem die Kuppe ihren Namen hat. Das Drachenloch war der Bevölkerung als sagenhafter Ort wohl schon lange bekannt. In der Bayerischen Uraufnahme aus dem 19. Jahrhundert jedenfalls ist das Drachenloch bereits verzeichnet.
Zusammen mit den beiden Burghügeln bildet das Drachenköpfle eine Insel aus widerstandsfähigem helvetischem Schrattenkalk. Die Gesteine des Helvetikums wurden auf dem europäischen Kontinentalschelf abgelagert. In Bayern sind sie sehr selten. Sie treten vor allem am Alpenrand in einem schmalen Streifen auf. Im Alpenvorland würde man sie eigentlich nicht erwarten. Dort bestehen die Hügel normalerweise aus Molasse und Moränen.
Das Drachenloch besitzt zwei Eingänge. Die Länge beträgt 38 Meter. Wer hindurchkriechen möchte, sollte Helm und Stirnlampe mitnehmen. Dreckig wird man dabei bestimmt.
Ruine Eisenberg

Bald nach dem Drachenköpfle kommen wir bei der beliebten Schloßbergalm vorbei. Hinter der Einkehr führt ein breiter Fußweg hinauf in den Einschnitt zwischen die beiden Ruinen.
Als Erstes besuchen wir sinnvollerweise die Burg Eisenberg3. Sie ist ja auch die ältere, erbaut vermutlich um 1315 durch die Herrn von Hohenegg. Sie hatten zuvor ihre Höhlenburg Schloss Loch bei Unterpinswang an Tirol verloren. Die Nachfahren von Graf Meinhard II., dem Begründer des Landes Tirol, setzten dessen Expansionspolitik fort und die Hohenegger mussten vor dem mächtigen Nachbarn zurückweichen. Immerhin konnten sie ihre Burg Vilsegg halten.
Hohenfreyberger Malefizsteine

Auf dem kurzen Wegstück von Eisenberg hinüber nach Hohenfreyberg liegt linker Hand eine Lichtung. Bei dieser könnte man nach den so genannten Malefizsteinen suchen. Insgesamt 11 dieser Grenzsteine gruppieren sich rings um Hohenfreyberg, wobei einer davon verschollen ist.
Die Malefizsteine stammen aus dem Jahr 1582. Sie tragen auf der Hohenfreyberg zugewandten Seite das österreichische Wappen mit den Initialen ER, je nach Lesart für Erzfürstliches Reich oder Erzherzogtum Österreich. Auf der anderen Seite ist das Wappen des Hochstifts Augsburg eingemeißelt. Die Steine markierten den Bezirk der Hohen Gerichtsbarkeit von Hohenfreyberg, welche auch Körperstrafen und Todesurteile einschloss. Sämtliche Verbrechen, die innerhalb geschahen, durften von den österreichischen Besitzern der Burg abgeurteilt werden. Der Name Malefiz leitet sich von dem lateinischen Ausdruck MALUS FACERE ab, was Böses, Schlechtes tun bedeutet.
Einer der kunstvollen Steine steht mitten auf der Lichtung, ein weiterer am Ostrand. Ihre genaue Position kann im Bayerischen Denkmal-Atlas nachgeschaut werden.
Ruine Hohenfreyberg

Hohenfreyberg entspricht unserem romantischen Idealbild einer hochmittelalterlichen Burg, dabei entstand sie erst zwischen 1418 und 1432 als eine der letzten Burgen des deutschen Mittelalters. Bauherr war ein gewisser Friedrich von Freyberg, Sohn des Besitzers von Eisenberg. Die Freyberger hatten die Herrschaft als Lehen von den Habsburgern erhalten, nachdem Berthold von Hohenegg seinen Eisenberger Besitz 1382 an selbige verkauft hatte. Friedrich von Freyberg verausgabte sich mit Hohenfreyberg finanziell und musste die Burg an Tirol veräußern. Mit den 40 Höfen der winzigen Herrschaft war eine derart mächtige Anlage nicht zu unterhalten. Die Österreicher besaßen damit eine Enklave innerhalb des Hochstifts Augsburg.
Über den Schloßweiher nach Zell

Statt von den Ruinen direkt zum Burgenmuseum in Zell zu wandern, lässt sich noch ein Schlenker über den versteckten Schloßweiher machen. Dazu beim Rückweg von Hohenfreyberg gleich bei der ersten Gelegenheit links wenden. Anschließend an einer Rechtskurve geradeaus auf einen untergeordneten Weg wechseln. Ansonsten würde man wieder bei der Schloßbergalm landen. Die Stelle ist nicht beschildert. Bevor unten der Wald verlassen wird, wäre links noch einmal einer der Malefizsteine zu sehen.
Im Freien geht es dann über eine feuchte Wiese zu einem Feldweg und auf diesem in einem Linksbogen zum Schloßweiher4, auch Schweinegger Weiher genannt. Der Weiher wurde künstlich aufgestaut, vielleicht bereits zur Zeit der Erbauung der Burgen. Sein Wasser trieb eine Mühle an und er diente der Fischzucht. Im Südostteil verlandete er zu einem wertvollen Moor.
Am Westende des Weihers ist es möglich abzukürzen. Dazu über den Uferdamm zum Wald und danach auf einem unbefestigten Waldweg bergauf zu einem Holzlagerplatz. Dort trifft man auf einen breiten Kiesweg, dem man nach links folgt. An der nächsten Abzweigung rechts bergab zu der kleinen Ortschaft Zell5.
Museumstipp: Im 2017 völlig neu gestalteten Burgenmuseum Eisenberg im Ortsteil Zell wird die Vergangenheit lebendig. Die vier Räume der Dauerausstellung befassen sich auf anschauliche Weise mit der Baugeschichte von Eisenberg und Hohenfreyberg, dem Alltag auf einer mittelalterlichen Burg sowie wichtigen historischen Ereignissen. Besonders das Modell von Eisenberg ist interessant. Auch für Kinder gibt es viel zu sehen und auszuprobieren, etwa wie es sich anfühlt, ein Kettenhemd zu tragen. Die ausgestellten Objekte stammen von den Ausgrabungen auf den beiden Burgen. Das Museum öffnet im Sommerhalbjahr hauptsächlich an Wochenenden und Feiertagen.
Rückweg über Speiden

Im Süden von Zell geht es beim Parkplatz links und dann über die breite Straße. Auf der anderen Seite hält man sich Richtung Speiden bzw. Mariahilf und bleibt ein Stück auf der Nebenstraße nach Unterdolden, bis links die Abzweigung für Speiden kommt. Da folgt nun nochmals ein netter Abschnitt, bei dem nebenan ein munteres Bächlein plätschert.
Am Ortsrand von Eisenberg schließlich nach rechts biegen und auf einer Straße nach Speiden6. Sehenswert ist die Wallfahrtskirche Mariahilf. Wie es sich für einen bayerischen Wallfahrtsort gehört, gibt es auch eine Brauerei inklusive Gasthaus. Von Speiden führt ein Fußweg über die Wiesen zurück zum Bahnhof Weizern-Hopferau.
Ganz in der Nähe in Hopferau lebte und arbeitete in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg der mit seiner Familie aus Berlin geflohene Computerpionier Konrad Zuse (1910–1995). Zuse gilt als Erfinder des Computers. Seine ersten Rechenmaschinen wurden zum Teil in der Rüstungsindustrie eingesetzt, die ihn bei der Entwicklung finanziell unterstützte. Den Rechner Z4 konnte Zuse während der Wirren der letzten Kriegstage ins Allgäu retten. Man erzählt sich, dass er mit ihm eine Wette zur Milchgeldabrechnung gewann, weil der Z4 diese schneller berechnen konnte als die Menschen. Heute steht der Z4 in der Informatikausstellung des Deutschen Museums in München.