Große Höglrunde (765 m)
Wanderung von Ainring zur Stroblalm
Mit seiner prachtvollen Aussicht, den malerisch gelegenen Gasthäusern und der großen Auswahl an Wanderwegen ist der Högl eines der schönsten Ausflugsziele im Rupertiwinkel. Auch für historisch, naturkundlich und geologisch Interessierte gibt es einiges zu entdecken. Der leichte, gemütliche Aufstieg geht eigentlich immer. Er eignet sich insbesondere für die Übergangszeit oder eine schnelle Feierabendtour.
Stand:

Der Högl ist ein gut 800 Meter hoher, unscheinbarer Bergrücken zwischen Teisendorf, Freilassing und Piding im Rupertiwinkel im Südosten von Bayern. Sein einzig auffälligeres Merkmal aus der Ferne bildet der Sendemast oben.
Geologisch gehört er zur so genannten Flyschzone, die den Übergang vom Alpenvorland zum Kalkalpin markiert. Trotz ihres hügeligen Charakters zählt die Flyschzone naturräumlich noch zu den Alpen. Die sandigen, tonigen und mergeligen Gesteinsschichten des Flyschs sind überwiegend weich und nur schlecht miteinander verbunden. Die eiszeitlichen Gletscher, die den Högl überflossen, hatten daher leichtes Spiel. Sie machten aus ihm eine Art Rundbuckel mit flacher Südseite und steiler Nordseite, eben entsprechend der Fließrichtung des Eises.
Während die steilen, für die Landwirtschaft ungeeigneten Nordhänge dicht bewaldet sind, erstreckt sich über die Südseite eine Streusiedlung mit idyllisch gelegenen Einzelgehöften und Weilern, jeweils innerhalb von noch deutlich erkennbaren Rodungsinseln. Wir werden auf der Wanderung beide Aspekte des Högls kennenlernen.
Beim Namen Högl, früher Hegl geschrieben und bis heute auch so gesprochen, denkt man unwillkürlich an Hügel. Trotz der Wortähnlichkeit besteht aber keine sprachliche Verwandtschaft, obwohl Högl ebenfalls Anhöhe bedeutet. Mehrere Dörfer und Weiler ringsum sind nach dem Högl benannt, darunter Steinhögl, Kleinhögl und Ulrichshögl, außerdem der Höglwörther See mit der malerischen Klosteranlage, eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Gegend.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung ist insgesamt recht einfach, vom Bahnhof Ainring aus unternommen jedoch ein wenig weit. Auf der Nordseite sind die Steige teils schmäler und im Winter nicht zu empfehlen. Auch bei Nässe sollte man die Runde besser lassen, weil einige Abschnitte dann ziemlich rutschig und batzig werden. Das Durcheinander aus Forststraßen, Rückewegen, Steigen und Trampelpfaden sorgt stellenweise für Verwirrung. Die Beschilderung könnte genauer sein.Wegbeschreibung
Durch Mitterfelden nach Ainring

Der Bahnhof Ainring befindet sich östlich des Ortsteils Mitterfelden. Wer mit dem Zug anreist, muss daher zunächst durch Mitterfelden hindurch.
Vom Bahnhof geht es einige Schritte nordwärts bis zur ersten Querstraße und danach links über die wenigen noch unbebauten Felder. In Mitterfelden1 folgt man am besten immer geradeaus der Heubergstraße.
Die Siedlung Mitterfelden entstand auf dem Gelände eines ehemaligen Flughafens aus der NS-Zeit. Hitler nutzte ihn ab 1933 für die Anreise zu seinem zweiten Regierungssitz am Obersalzberg bei Berchtesgaden. Auch Göring hatte dort ein Flugzeug stationiert. Im Zweiten Weltkrieg war der Flughafen zudem ein Fliegerhorst der Luftwaffe. Nach dem Krieg gab man ihn auf.
Zwischen Mitterfelden und Ainring durchwandern wir einen kleinen Feldstreifen. Im Süden ist der wuchtige Untersberg schön zu sehen mit dem Salzburger Hochthron ganz links.
Ins Ainringer Moos

Eilige könnten von Ainring2 dann gleich direkt über Ulrichshögl zum Högl hinauflaufen. Ich empfehle dagegen eine etwas längere Runde über die Nordseite. Dazu ab Ainring vorerst an die Beschilderung zu den Moosrundwegen halten und dementsprechend rechts zur Kreisstraße. Drüberhalb der Straße leitet ein Feldweg ins Moor3Um das Ainringer Moos verläuft ein lohnender Rundweg mit zwei Aussichtstürmen, einer Moorkneipanlage und zahlreichen Informationstafeln. Weil man dafür aber ausreichend Zeit braucht, ist es zusammen mit dem Högl etwas viel. Besser macht man das Moor als eigene Wanderung.
Nach Thundorf

Im Ainringer Moos wenden wir uns an der Gabelung vor der Wasserfläche nach links. Durch die Renaturierung steht das Niedermoor inzwischen größtenteils unter Wasser. Die neu entstandene Seenlandschaft mit den weiten Schilfflächen sieht wirklich wunderschön aus.
Wir wandern nun auf einem schattigen Pfad am Südrand des Moors entlang. Nachdem der Weg um die Südwestecke biegt, kommt bald links eine Abzweigung nach Thundorf4, wo man ein Stück neben der Straße laufen muss.
Der barocke Kirchturm in Thundorf mag nicht so recht zum wuchtigen Kirchenschiff passen. Tatsächlich blieb er als einziges Element stehen, als die Kirche 1921 abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt wurde. Um den Denkmalschutz machte man sich damals offenbar noch keine Gedanken.
Auf den Högl

In Thundorf muss man kurz nach der Kirche rechts, dann über die Kreisstraße und geradeaus zum Waldrand hinauf. Am einfachsten ist es, bis hinter der ersten Spitzkehre auf der Forststraße zu bleiben. Dort zweigt links ein steiler, holpriger Weg auf den Högl ab. Es gibt vereinzelt rote und gelbe Punkte sowie den ein oder anderen Wegweiser zur Stroblalm. Zwischendrin kreuzt ein Forstweg, auf dem es links nach Ulrichshögl ginge. Gleich danach bei der nächsten Gabelung rechts, nicht links zur Lichtung hinaus. Der Weg beschreibt noch einen Bogen und fädelt sich anschließend in den Rundweg um die Stroblalm ein. Kurz darauf öffnet sich endlich der Wald und gibt ein unerwartet schönes Panorama auf die Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen frei.
An der Stroblalm

Die Stroblalm5 liegt am oberen Ende einer weitläufigen Lichtung mit fantastischem Ausblick gen Süden. Direkt vis-a-vis erhebt sich der alpine Staufenkamm. Dessen Überschreitung von Inzell nach Bad Reichenhall gehört zu den ganz großen Touren der Gegend.
Weiter links steht der Untersberg mit der markanten Mittagscharte. Über der 150 Meter tief eingeschnittenen Scharte steht die Sonne von Norden aus betrachtet genau zur Mittagszeit. Die Menschen nutzten die Berge früher häufig zur Bestimmung der Tageszeit. Namen wie Mittag, Zwölfer oder Elfer sind verbreitet.
Eine echte Alm ist die Stroblalm natürlich nicht, sondern ursprünglich ein Bauernhof, auf dem bereits seit 1888 eine Wirtschaft betrieben wird. Die Bezeichnung als Alm soll wohl Touristen anlocken und den rustikalen Charakter hervorheben. Den Fremden kann man ja alles als Alm verkaufen.

Wie auch andere Höfe am Högl hat die Stroblalm ihre eigene Kapelle.
Beachtenswert ist außerdem die aus unverputzten Sandsteinen gemauerte ehemalige Schmiede. Laut der Denkmalliste für das Berchtesgadener Land des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege diente sie auch als Schleif- und Wetzsteinmacherwerkstatt. Vor dem Gebäude liegen schwere alte Schleifsteine herum. Früher besaß fast jeder Hof und jeder Handwerker so einen. Neben der Tür erläutert eine leider nicht mehr komplett lesbare Tafel die Geschichte der Steinbrüche am Högl.
Am Högel gibt es zahlreiche aufgelassene Steinbrüche. Über viele Jahrhunderte bestimmten sie das Leben der Högler. Oft starben die Steinbrucharbeiter in jungen Jahren an einer Staublunge. Einer der größten Steinbrüche liegt direkt unterhalb der Stroblam. Er besteht aus einem breiten Abbaugraben mit wallförmigen Abraumhalden zu beiden Seiten. Als letzter wurde um 1950 der Gschwendtner Bruch aufgegeben.
Der harte, feinkörnige Högler Quarzsandstein war begehrt. Er fand unter anderem für Schleifsteine, Kugelmühlen, Tür- und Fensterstöcke, Radabweiser und Grabsteine Verwendung. Högler Sandsteine gingen bis nach München, Wien und Budapest, vor allem aber nach Salzburg, wo unter anderem die Erhardkirche daraus erbaut wurde. Das Erzstift Salzburg war nämlich bis zu seiner Auflösung 1803 Grundherr des heutigen Rupertiwinkels. 1810 fiel der Rupertiwinkel zusammen mit dem Berchtesgadener Land an Bayern.
Die schärfende Eigenschaft des Högler Sandsteins basiert auf seinem hohen Quarzgehalt. Dadurch konnte er sogar zu qualitativ hochwertigen Sensenwetzsteinen verarbeitet werden. Das Zentrum der bayerischen Wetzsteinproduktion lag allerdings bei Ohlstadt und Unterammergau. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang der Rundweg durch die Ohlstädter Wetzsteinbrüche sowie ein Besuch in der Unterammergauer Schleifmühlklamm.
Filmtipp: In der Sendung Zwischen Spessart und Karwendel befasste sich der Bayerische Rundfunk 2013 ausführlich mit den Sandsteinen vom Högl im Berchtesgadener Land. Der Film zeigt alte Steinbrüche, schaut einem Steinmetz bei der Arbeit zu und macht sich in Salzburg auf Spurensuche nach dem dort an vielen Stellen verbauten Högler Sandstein.
Abstieg nach Ulrichshögl

Wir wandern von der Stroblalm ostwärts auf dem Sträßchen zum Sendemast, zweigen aber kurz vorher rechts ab. Dabei nur ein paar Meter der Beschilderung nach Johannishögl und zur Neubichler Alm folgen und schon bei der nächsten Gabelung links. Es kommt gleich ein steiler, rutschiger Abschnitt im dichten Fichtenwald. Bald kreuzt ein Steig. Wir halten uns geradeaus Richtung Ainring. Zeitweise gibt es einen Forstweg, der zweimal über den Mühlstätter Graben wechselt. Auf Höhe der Einöde Kohlstatt leitet ein weiterer Forstweg nach links und biegt schließlich aus dem Wald hinaus nach Ulrichshögl6, einem kleinen Bauerndorf. Die im Kern romanische Filialkirche St. Ulrich ist ein Kleinod. Das Kreuzrippengewölbe entstand bei der spätgotischen Umgestaltung. Die Altäre stammen aus dem Barock. Neben der Kirche steht ein Gasthaus.
Rückweg über Ainring

Vor dem letzten Haus in Ulrichshögl geht es rechts hinunter nach Ainring, zuerst im Freien, dann im Wald.
Wer mag, kann dabei einen kleinen Umweg machen und im Mühlstätter Graben bei der rekonstruierten Kugelmühle7 vorbeischauen. Kugelmühlen zur Herstellung von Steinkugeln waren in der Gegend bis Ende des 18. Jahrhunderts sehr verbreitet. Die schnell fließenden Gebirgsbäche, die harten Högler Quarzsandsteine für die Schleifsteine und reichlich Rohmaterial aus den Marmorbrüchen machten es möglich. Bei der Kugelmühle fällt auch eine Stele des Ainringer Franziskuswegs auf, einem besinnlichen, drei Kilometer langen Dorfspaziergang. Ansonsten wäre noch die Pfarrkirche sehenswert. Die einnehmende Atmosphäre der Kirche von Ulrichhögl besitzt sie jedoch nicht.
Zurück zum Bahnhof nimmt man dem Stadtweg, wandert dann links über die Felder nach Mitterfelden und läuft zuletzt noch ein paar Hundert Meter die Salzburger Straße entlang.