Höfats Ostgipfel (2258 m) über die Gufel
Bergtour für Erfahrene
Allein schon von ihrer Erscheinung her ist die Höfats der ungewöhnlichste Berg des Allgäus. Und auch die Besteigung hat Außergewöhnliches zu bieten. Vom Dietersbachtal zieht sich ein wahrlich waghalsiger Steig über die Gufel zum Ostgipfel hinauf. Zurück führt die Bergtour dann auf dem Normalweg zum Älpelesattel, einer ebenfalls sehr heiklen Route.
Stand:

Egal ob am Laufbacher Eck, in Gerstruben oder im Oytal, die Höfats sticht überall sofort ins Auge. Mit ihren bis zu 80 Grad steilen Grashängen ist sie nicht nur die markanteste Berggestalt des Allgäus, sondern sucht in den ganzen Alpen ihresgleichen. Die Gruppe wirkt wegen ihrer zahlreichen Gipfel und Zacken unübersichtlich. Aus jeder Perspektive präsentiert sie sich wieder völlig anders, aber immer abweisend und respekteinflößend.
Leider lockte die bizarre Schönheit der Höfats schon manch erprobten Bergsteiger in den Tod. Angesichts der Gefahr will sich die Freude über diese schwere Bergtour daher erst nach dem sicheren Abstieg so richtig einstellen.
In früheren Zeiten war die Höfats durchaus Schauplatz bedeutender alpinistischer Leistungen. Um im Steilgras Halt zu finden, wurden teilweise Steigeisen und Pickel eingesetzt. Nach und nach bildeten sich so schmale Trittspuren heraus. Ursprünglich wurde vor allem der Westgipfel über die Gufel bestiegen, heute führt die übliche Route vom Älpelesattel auf den Ostgipfel.
Neben den Touristen trieben sich einst auch Edelweißsucher an der Höfats herum, und zwar in solcher Zahl, dass die seltene Blume zu verschwinden drohte. Die Bergwacht setzte in den 1930er Jahren dem Sammeln der bedrohten Pflanze mit einem Beobachtungsposten an der Höfatsgufel ein Ende. Zunächst gab es nur ein Zelt, später wurde eine Biwakschachtel aufgestellt. Inzwischen wird der Bergwachtposten nur mehr sporadisch besetzt, denn heutigen Bergsteigern genügt es, Fotos zu schießen und sie sind froh, dass sich der Edelweißbestand wieder erholte.
Filmtipp: Vom Bayerischen Rundfunk gibt es eine sehenswerte Dokumentation über die Höfats. Der Film befasst sich unter anderem mit der Besteigungsgeschichte, den verschiedenen Kletterrouten und der einzigartigen Botanik. Interessant sind außerdem die historischen Aufnahmen über die mühsame Heuernte an den Steilgrasflanken.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Für die Besteigung der Höfats müssen zuerst einmal die äußeren Bedingungen perfekt stimmen. Das heißt vor allem kein Schnee, keine Nässe, gute Sicht und eine stabile Wetterlage.
Auf der beschriebenen Route gibt es eine einzige echte Felskletterstelle (II) kurz unter dem Gipfel. Die Schwierigkeit liegt vielmehr im Bewältigen der steilen, extrem ausgesetzten Grasschrofen, in denen es nur kleine Tritte sowie kaum solide Griffpunkte gibt. Klettergeschick hilft dabei leidlich wenig. Umso mehr sind langjährige alpine Erfahrung, hohe Konzentration und Selbstvertrauen gefragt.
Wegbeschreibung
Über den Hölltobel nach Gerstruben
Die Tour beginnt mit dem Hölltobelweg1 vom Trettachtal nach Gerstruben. Aussichtsplattformen ermöglichen im Hölltobel eindrucksvolle Tiefblicke in die enge Schlucht und auf ihre tosenden Wasserfälle. Das historische Bergbauerndorf Gerstruben2 oberhalb des Tobels ist einmalig schön. Die Höfe werden allerdings schon lange nicht mehr bewirtschaftet. Ein Glück, dass die wertvollen Holzhäuser trotzdem erhalten blieben.
Im Dietersbachtal

Von Gerstruben wandern wir auf dem breiten, anfangs von Ahornbäumen gesäumten Almweg ins Dietersbachtal hinein. Kurz nach der Gerstruber Alpe wird der Äußere Höfatstobel passiert, wo es früher einen Pfad zum Höfatsmähder gab. Der Futtermangel zwang die Bewohner von Gerstruben, Gras selbst noch in den extrem gefährlichen Steilhängen an der Höfats zu mähen.
Ein Stück weiter, etwa auf halber Wegstrecke zwischen der Gerstruber Alpe und der Dietersbachalpe, wird der Ausläufer des Inneren Höfatstobels3 erreicht. Man überquert noch dessen Bachbett und verlässt dahinter sogleich den Fahrweg nach links ins Gras.
Zur Höfatsgufel

Am Höfatstobel ist zunächst nicht unbedingt ein Pfad erkennbar. Als Orientierung dient der Wasserlauf, an dessen Ostseite es entlanggeht, bis er sich zu einer Schlucht verengt. In dieser kann bis weit in den Sommer hinein Schnee liegen.
Vor der Schlucht durchqueren wir nun den Graben des Höfatstobels, dessen erodierte Flanken vor allem abwärts Probleme bereiten. Auf der anderen Seite führt ein gut ausgetretener Pfad noch etwas nach Nordwesten und steigt dann steil bergauf. Weiter oben folgt eine Querung zurück nach Osten, wobei man auch durch eine ausgespülte Felsrinne kommt, die bei Nässe ein echtes Hindernis darstellen kann. Im Anschluss daran dreht der Steig nach links in die baumlose Höfatswanne, wo es ordentlich gach bergwärts geht. Zwischendrin kreuzt er dabei abermals ein Graben.
Bei der Höfatsgufel4 gibt es die letzte sichere Rastmöglichkeit vor dem Gipfel. Dort steht unweit der Höhle auf einem kleinen Absatz die erwähnte Bergwachthütte.
Die Stöcke nun gegebenenfalls wegpacken, denn sie sind ab da nur noch hinderlich.
Ostgipfel über Südwestgrat

Hinter der Hütte an der Höfatsgufel trennen sich die Routen zu West- und Ostgipfel. Zum Ostgipfel, auch Südostgipfel genannt, hält man sich rechts der Höhle. Kleine, wenig solide Trittstufen ziehen sich nahe einer Abbruchkante zum schwindelerregenden Südwestgrat empor. Diese Passage ist extrem luftig. Der Südwestgrat überbietet danach bezüglich seiner Ausgesetztheit alles Bisherige noch einmal, mündet aber bald in den besseren Südgratsteig vom Älpelesattel. In fortwährend anspruchsvollem Grasschrofengelände leitet eine dünne Spur bis knapp unter den Gipfel. Die letzten Meter muss noch eine sehr exponierte und abschüssige Platte (II) überwunden werden. Der Ostgipfel5 ist die erste ebene Stelle seit der Gufel.
Die meisten Nachbarberge überragen die Höfats, so dass sich die Fernsicht in Grenzen hält. Doch dafür hat man einen wunderbaren Blick auf den eigenartig geformten Schneck, den Großen Wilden und die abgelegenen Eisseen.
Normalweg zum Älpelesattel

Der Südgrat ist vom Anspruch mit dem Aufstieg über die Gufel vergleichbar, jedoch kürzer und ab dem Falkenberg unschwierig. Die Trittspuren sind oft nur fußbreit, aber immer deutlich zu erkennen. Kurz vor dem Falkenberg wird noch ein unglaublich steiler Hang gequert, bevor man die letzten Meter über eine schmale Gratschneide balanciert. Dann ist es geschafft! Am Falkenberg6 steht ein kleines Kreuz, an dem ich meinen ersten Besteigungsversuch wegen Nässe abbrach.
Vom Falkenberg ist es nicht mehr weit zum Älpelesattel7, dem stark frequentierten Übergang zwischen Dietersbachtal und Oytal. Da der Abstieg durch das Oytal nach Oberstdorf recht lang ist, empfiehlt sich nach der fordernden Tour der gemütlichere Rückweg ins Dietersbachtal. Unten wartet bereits die bewirtete Dietersbachalpe8. Nach der Alm wird wenig später wieder der Hinweg erreicht.