1. Ammergebirge
  2. Danielkamm

Von Ehrwald auf den Hochwanner (2085 m)

Ruhiger Ammergauer Gipfel

An manchen Tagen sind wohl auf dem Daniel mehr Leute unterwegs als am Hochwanner im ganzen Jahr und das wird sicher auch so bleiben. Denn abgesehen davon, dass der Hochwanner neben seinem dominanten Nachbargipfel eher unscheinbar wirkt, führt über ihn kein markierter Weg, ja nicht einmal eine ordentliche Pfadspur.
Stand:

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Hochwanner
Der Hochwanner von Westen aus fotografiert. Rechts daneben Daniel und Upsspitze. Im Büchsental befindet sich noch ein großes Altschneefeld.

Der eigentliche Charme einer Besteigung des Hochwanners liegt in der Abgeschiedenheit und der landschaftlichen Vielfalt. Naturliebhaber werden sowohl den kargen Karkessel des Meirtl als auch die alpinen Rasen ganz oben am Hochwanner zu schätzen wissen. Ein echter Lieblingsplatz ist außerdem der idyllische Tormetzanger, auf dem nur äußerst selten Wanderer vorbeikommen. Beim Rückweg laden dann noch das muntere Bächlein im Klausental und der Häselgehrbach zu einer erfrischenden Rast ein. Alles in allem eine wundervolle Bergtour abseits des Mainstreams, die noch lange in Erinnerung bleibt.

Bezüglich der Aussicht kann der Hochwanner allerdings nicht mit dem attraktiveren Daniel mithalten, weil ebendieser den Blick nach Süden versperrt. Wer also zum ersten Mal in der Gegend unterwegs ist, besucht zunächst besser den Daniel und die Upsspitze.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1200 hm 17 km6:00 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Der Hochwanner erfordert vor allem einen ausgeprägten Orientierungssinn.
Die technischen Schwierigkeiten sind für trittsichere Wanderer dagegen relativ überschaubar. Die kurze Kletterstelle am Grat vom Meirtljoch zum Gipfel ist kaum der Rede wert. Problematischer ist da schon eher der weglose, steile Abstieg vom Hochwanner zum Tormetzanger, bei dem man eine günstige Linie finden muss.

Wer die Tour bereits früh im Jahr unternimmt, sollte bedenken, dass Altschnee am Meirtljoch den Anspruch deutlich erhöhen kann. Zu viel Schnee sollte also möglichst nicht mehr liegen – auch im Hinblick auf die ohnehin nur undeutlichen Steige.

Wegbeschreibung

Über den Häselgehrfall zum Althüttenboden

Häselgehrfall
Am Häselgehrfall bei Ehrwald zeigen sich die unterschiedlich dicken Schichten des Plattenkalks.

Einige Meter südlich des Ehrwalder Bahnhofs befindet sich die Loisachbrücke. Wir nehmen auf der anderen Seite den Radwanderweg loisach­abwärts. Nach einiger Zeit kommt von spitz links ein geteerter Fahrweg herunter. Mit diesem beginnt der Aufstieg zum Hochwanner. Anfangs ist es ziemlich steil.
Wir passieren bald den schönen Wasserfall1 des Häselgehrbachs. An den aufgeschlossenen Gesteins­schichten kann man gut erkennen, dass der Danielkamm aus Plattenkalk besteht. Im Winter zieht der Häselgehrfall wegen seiner leichten Erreichbarkeit die Eiskletterer an, im Sommer bieten seine Gumpen den Wanderern eine willkommene Abkühlung. Abgesehen von der kurzen Abwechslung am Wasserfall geht es recht hatschert bergauf. Weiter oben ist der Weg nur noch gekiest und wird flacher. Dabei begleitet uns der nun sanft plätschernde Häselgehrbach zum weitläufigen Althüttenboden.

Durch das Meirtl ins Meirtljoch

Daniel
Blick auf den Daniel beim Aufstieg zum Meirtljoch.

Beim Wegweiser am Althüttenboden2 zweigt links der Steig zum Daniel ab. Diesem folgt man bis zum Meirtljoch, das zwischen Hochwanner und Daniel liegt. Die Route durch das Meirtl wird kaum genutzt, so dass der Steig oft schlecht erkennbar und verwachsen ist. Über dem lichten Bergwald wird die Landschaft zusehends karger. Das letzte Stück zum Meirtljoch ist extrem steil und bei Altschnee anspruchsvoll. Rutschen sollte man möglichst nicht. Im Meirtljoch3 wird die Anstrengung mit einem herrlichen Ausblick belohnt, der bis tief ins Herz der Ammergauer Alpen reicht. Auf der anderen Jochseite liegt das Büchsental, durch das der Steig weiter Richtung Daniel führt.

Hochwanner

Der weglose Grat vom Meirtljoch zum Hochwanner zeigt im ersten Abschnitt die Zähne und zwingt zum Ausweichen in die Westflanke mit leichter Kletterei (I). Einige Steinmandl helfen bei der Orientierung. Dann verbreitert sich das Gelände unvermittelt zu einem grasbewachsenen Rücken. Erst am Gipfelaufbau4 heißt es noch einmal kurz zupacken.
Vom Hochwanner sind einige ebenfalls sehr verschwiegene Ammergauer Berge schön zu sehen, darunter der Schellkopf direkt im Norden sowie das Lichtbrenntjoch im Westen Richtung Heiterwanger See.

Die Bergnamen Wanner, Wannig oder auch Wannach sind wörtlich zu verstehen. Sie beziehen sich entweder auf die gewölbte Form des Bergs im Sinne einer umge­drehten Wanne oder auf einen wannen­förmigen Kar­kessel in seinem Umkreis. Mehr Info

Hinab zum Tormetzanger

Tormetzanger
Hier geht es hinunter zum Tormetzanger.

Da der Osthang direkt unter dem Gipfel sehr felsig ist, empfiehlt es sich, dem Grat zunächst noch ein Stück nordwärts zu folgen, bis sich eine geeignete Stelle findet. Über steile Grasschrofen und durch lockeren Latschenbestand gelangt man hinunter zu dem flachen, etwas sumpfigen Tormetzanger.
Auf dem Tormetzanger befindet sich links von einem Jägerstand eine breite Schneise zwischen den Latschen. In dieser trifft man auf einen ostwärts verlaufenden Steig, der leicht abfallend hinüber zum Tormetzanger­kreuz5 führt.

Liegerlehütte und Klausental

Kurz nach dem hölzernen Tormetzanger­kreuz knickt der Steig nach Süden. Nun geht es durch lichten Wald an der Liegerlehütte (Jagdhütte)6 vorbei bergab, wobei die Spur leicht zu verlieren ist. Die grobe Richtung sollte aber klar sein. Wo es die Bäume erlauben, hat man einen fantastischen Blick auf die Pyramide der Ehrwalder Sonnenspitze.
Unten im Klausental angekommen, überqueren wir nahe einer Hütte einen Wirtschaftsweg und dahinter den Tormetzbach (Klausbach). Südwärts wird dann nach einem kleinen Gegenanstieg am Beckenloamboden wieder der morgendliche Aufstiegsweg erreicht. Nicht zu weit links halten, sonst landet man auf einem Wirtschaftsweg. Dieser wäre mit seinen vielen Schleifen ein deutlicher Umweg.