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Hochwacht und Locherer Kapelle

Historischer Rundweg bei Kufstein

Die Hochwacht am Kufsteiner Stadtberg ist ein schnell erreichbarer, sehr schöner Aussichts­punkt über die Festungs­stadt und gleichzeitig ein für die lokale Geschichte bedeut­samer Ort. Unweit der Hohen Wacht steht auf einer malerischen Lichtung außerdem die Locherer Kapelle, die heute viele vor allem als Kraft­platz aufsuchen. Früher sammelten sich dort die Tiroler Gebirgs­schützen, wenn es wieder einmal Ärger mit den bayerischen Nachbarn gab.
Stand:

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Kufstein mit Pendling
Aussicht vom Andreas-Hofer-Denkmal über Kufstein. Der Berg im Hintergrund ist der Pendling.

Dreimal rangen Bayern und Österreich um die Festung Kufstein. Alles fing im Jahr 1504 an. Damals ging das ursprünglich bayerische Gericht Kufstein zusammen mit Rattenberg und Kitzbühel infolge des Lands­huter Erb­folge­kriegs an die Graf­schaft Tirol. Das war der Preis, den der Habsburger Kaiser Maximilian I., der zugleich auch Landes­herr von Tirol war, für seine Vermitt­lung verlangte. Doch die Pfälzer Wittels­bacher hielten Kufstein weiter besetzt. Maximilian I. rückte mit schweren Geschützen an und ließ die Festung sturm­reif schießen. Der verteidigende Pfleger Hans von Pienzenau (1468–1504) wurde nach der Einnahme wegen Verrats hingerichtet.

Im Spanischen Erbfolgekrieg und abermals in den Napoleo­nischen Koalitions­kriegen spielte Kufstein als Tor nach Tirol eine strategisch bedeutsame Rolle. Das gegen Frankreich unterlegene Österreich musste Tirol 1806 an das mit Napoleon verbündete Bayern abgeben.Der Tiroler Unmut über die bayerische Fremd­herr­schaft entlud sich 1809 in dem bis heute oft glorifizierten Tiroler Volks­aufstand.Nachdem Tirol weitgehend befreit war, rückten aufständische und reguläre Truppen gegen das noch bayrisch besetzte Kufstein vor. Hinter Bäumen versteckt baute man auf der Hoch­wacht eine Batterie auf, die sich mit der belagerten Festung ein letztlich ergebnis­loses Feuer­gefecht lieferte. Ein bayerischer Ausfall überraschte die schlafende Wach­mann­schaft auf der Hochwacht und machte dem Beschuss ein Ende. Wenig später endete der Fünfte Koalitions­krieg mit einem Sieg Frank­reichs. Die Aufständischen kontrollierten Tirol noch für einige Monate, mussten sich aber schließlich der französisch-bayerischen Über­macht beugen. Nordtirol blieb bis 1814 in bayerischer Hand.

Tourcharakter und Schwierigkeit

320 hm 8 km2:00 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Mit ihren vorwiegend breiten, bestens beschilderten und einfachen Wegen eignet sich die kurze Wanderung zur Hochwacht für jede Jahreszeit. Sonne gibt es auf der eher schattigen Strecke allerdings wenig.

Wegbeschreibung

Kufsteiner Altstadt und Kalvarienberg

Festung Kufstein
Wuchtig ragt die Festung Kufstein über der Altstadt in den Himmel. Im Bürgerturm auf der rechten Seite ist die Heldenorgel untergebracht, die täglich um 12 Uhr ertönt.

Spaziert man vom Bahnhof über die Inn­brücke, fällt der Blick sogleich auf die alles dominierende Festung Kufstein. Mehrere interessante Museen sind in ihr unter­gebracht, darunter das Heimat­museum mit drei voll­ständig erhaltenen Höhlen­bären­skeletten und wertvollen altstein­zeitlichen Speer­spitzen aus der Tischofer­höhle. Etwa zwei Stunden dauert die Besichtigung der Festung. Sehenswert ist auch die gotische Pfarr­kirche St. Vitus.
Wir laufen nun den herausgeputzten historischen Stadt­platz hinauf. Hinter der kleinen Altstadt beim Oberen Stadtplatz dann geradeaus halten.
Von der Kienberg­straße kann man nach ein paar Hundert Metern links einen Abstecher auf den Kalvarienberg mit dem Andreas-Hofer-Denkmal1 machen, was sich vor allem wegen der Aussicht lohnt, weniger wegen des Denkmals.

Am Kreuzbach

Auf abwechslungsreichen Wanderwegen geht es am Stadtberg Richtung Hochwacht.

Vom Kalvarienberg gelangt man auf der Schützen­straße zum Kreuz­bach2. Er ist einer der drei Kufsteiner Stadt­bäche, die immer mal wieder für Über­schwemmungen sorgen. Es gibt bei der Brücke am Kreuz­bach einen kleinen Wasserfall. Gleich drüben beim Spielplatz die Stufen neben dem felsigen Graben bergauf. Die Hochwacht ist überall ausgeschildert. Wir treffen auf zwei hang­parallel verlaufende Wege und nehmen den oberen nach rechts. Von diesem muss man wie bezeichnet schon ein paar Meter weiter wieder links abzweigen. Erneut über Stufen geht es dann hinauf zu zwei Holzstegen. Von da rechts hinaus zu einer Kies­straße. Sie führt zum beliebten Aschen­brenner­haus am Stadtberg und bildet im Winter eine rasante Rodelstrecke.

Winterkopfstraße zur Hochwacht

Hochwacht
Von der Hochwacht hat man die Festung Kufstein gut im Blick.

Bereits an der ersten Kehre wechselt man entsprechend dem Weg­weiser auf die schmälere, ebenfalls gekieste Winter­kopf­straße. Mit der längst aufgegebenen Rodel­bahn vom Winter­kopf hat der Name nichts zu tun. Die dicht bewaldete Kuppe heißt schon seit Jahr­hunderten so. Viel­leicht wegen der winterlichen Holz­bringung auf Zieh­wegen.
Nach einem moderaten Anstieg passiert die Winterkopf­straße eine Viertel­stunde später den Aussichts­punkt an der Hochwacht3. Von den Rast­bänken lässt sich der wunder­bare Ausblick beim Brotzeit­machen meist allein und in Ruhe genießen.

Zur Locherer Kapelle

Locherer Kapelle
Laut Tafel wurde die Locherer Kapelle 1736 erbaut. Sie steht an einem alten Übergang von Kufstein nach Haberg.

Richtung Locherer Kapelle folgt man von der Hoch­wacht noch kurz der Winter­kopf­straße bergwärts bis zur nächsten Kehre. Dort auf den schmäleren, recht steinigen Weg wechseln. Bald geht es wieder talwärts, auf einem guten Steig, der immer gerade­aus durch den Hang führt, bis sich schließlich die kleine Lichtung mit der Locherer Kapelle4 vor uns auftut. Es gibt Rastbänke und einen Lauf­brunnen. Ein sehr freundlicher Ort.
Eine Tafel beschreibt die Historie der Kapelle ausführlich. Sie stammt von 1736. Der Platz am Scheitel­punkt des Saumwegs zwischen Kufstein und Haberg war gut gewählt. Auf einem Felsblock ist eine Bronzetafel der Tiroler Schützen angebracht. Das Denkmal erinnert an ihren Sammel­platz in den Kriegsjahren 1703 und 1809. Etwas versteckt steht dort außerdem ein alter Grenzstein der Stadt Kufstein.

Rückweg über Mitterndorf

Festung Kufstein
Perspektive von der Innbrücke auf die Festung Kufstein. Sie bewachte das Tal einst mit mehreren Geschütz­türmen und Batterien.

An der Locherer Kapelle muss man den linken Weg nehmen. Der obere ist eine Sack­gasse. Über die Jahr­hunderte hat sich der ehemalige Saum­pfad teils zu einem Hohl­weg vertieft. Bald kreuzt er einen Bach­graben. Unten im Tal läuft man dann relativ lange am Wald­saum entlang.
Im Kufsteiner Stadtteil Mitterndorf5 wenden wir uns zur Abwechslung links und spazieren auf der Inn­promenade im Schatten der Festung zurück zum Ausgangs­punkt. Kurz vor der Brücke lohnt ein Blick in die fotogene Römer­hof­gasse. Sie wurde durch Erker­anbauten, die Haus­brücke beim Auracher Löchl und Fassaden­malereien historisierend verändert. Früher kehrten dort vor allem die Schiffsleute ein.