Hochwacht und Locherer Kapelle
Historischer Rundweg bei Kufstein
Die Hochwacht am Kufsteiner Stadtberg ist ein schnell erreichbarer, sehr schöner Aussichtspunkt über die Festungsstadt und gleichzeitig ein für die lokale Geschichte bedeutsamer Ort. Unweit der Hohen Wacht steht auf einer malerischen Lichtung außerdem die Locherer Kapelle, die heute viele vor allem als Kraftplatz aufsuchen. Früher sammelten sich dort die Tiroler Gebirgsschützen, wenn es wieder einmal Ärger mit den bayerischen Nachbarn gab.
Stand:

Dreimal rangen Bayern und Österreich um die Festung Kufstein. Alles fing im Jahr 1504 an. Damals ging das ursprünglich bayerische Gericht Kufstein zusammen mit Rattenberg und Kitzbühel infolge des Landshuter Erbfolgekriegs an die Grafschaft Tirol. Das war der Preis, den der Habsburger Kaiser Maximilian I., der zugleich auch Landesherr von Tirol war, für seine Vermittlung verlangte. Doch die Pfälzer Wittelsbacher hielten Kufstein weiter besetzt. Maximilian I. rückte mit schweren Geschützen an und ließ die Festung sturmreif schießen. Der verteidigende Pfleger Hans von Pienzenau (1468–1504) wurde nach der Einnahme wegen Verrats hingerichtet.
Im Spanischen Erbfolgekrieg und abermals in den Napoleonischen Koalitionskriegen spielte Kufstein als Tor nach Tirol eine strategisch bedeutsame Rolle. Das gegen Frankreich unterlegene Österreich musste Tirol 1806 an das mit Napoleon verbündete Bayern abgeben.Der Tiroler Unmut über die bayerische Fremdherrschaft entlud sich 1809 in dem bis heute oft glorifizierten Tiroler Volksaufstand.Nachdem Tirol weitgehend befreit war, rückten aufständische und reguläre Truppen gegen das noch bayrisch besetzte Kufstein vor. Hinter Bäumen versteckt baute man auf der Hochwacht eine Batterie auf, die sich mit der belagerten Festung ein letztlich ergebnisloses Feuergefecht lieferte. Ein bayerischer Ausfall überraschte die schlafende Wachmannschaft auf der Hochwacht und machte dem Beschuss ein Ende. Wenig später endete der Fünfte Koalitionskrieg mit einem Sieg Frankreichs. Die Aufständischen kontrollierten Tirol noch für einige Monate, mussten sich aber schließlich der französisch-bayerischen Übermacht beugen. Nordtirol blieb bis 1814 in bayerischer Hand.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Mit ihren vorwiegend breiten, bestens beschilderten und einfachen Wegen eignet sich die kurze Wanderung zur Hochwacht für jede Jahreszeit. Sonne gibt es auf der eher schattigen Strecke allerdings wenig.Wegbeschreibung
Kufsteiner Altstadt und Kalvarienberg

Spaziert man vom Bahnhof über die Innbrücke, fällt der Blick sogleich auf die alles dominierende Festung Kufstein. Mehrere interessante Museen sind in ihr untergebracht, darunter das Heimatmuseum mit drei vollständig erhaltenen Höhlenbärenskeletten und wertvollen altsteinzeitlichen Speerspitzen aus der Tischoferhöhle. Etwa zwei Stunden dauert die Besichtigung der Festung. Sehenswert ist auch die gotische Pfarrkirche St. Vitus.
Wir laufen nun den herausgeputzten historischen Stadtplatz hinauf. Hinter der kleinen Altstadt beim Oberen Stadtplatz dann geradeaus halten.
Von der Kienbergstraße kann man nach ein paar Hundert Metern links einen Abstecher auf den Kalvarienberg mit dem Andreas-Hofer-Denkmal1 machen, was sich vor allem wegen der Aussicht lohnt, weniger wegen des Denkmals.
Am Kreuzbach

Vom Kalvarienberg gelangt man auf der Schützenstraße zum Kreuzbach2. Er ist einer der drei Kufsteiner Stadtbäche, die immer mal wieder für Überschwemmungen sorgen. Es gibt bei der Brücke am Kreuzbach einen kleinen Wasserfall. Gleich drüben beim Spielplatz die Stufen neben dem felsigen Graben bergauf. Die Hochwacht ist überall ausgeschildert. Wir treffen auf zwei hangparallel verlaufende Wege und nehmen den oberen nach rechts. Von diesem muss man wie bezeichnet schon ein paar Meter weiter wieder links abzweigen. Erneut über Stufen geht es dann hinauf zu zwei Holzstegen. Von da rechts hinaus zu einer Kiesstraße. Sie führt zum beliebten Aschenbrennerhaus am Stadtberg und bildet im Winter eine rasante Rodelstrecke.
Winterkopfstraße zur Hochwacht

Bereits an der ersten Kehre wechselt man entsprechend dem Wegweiser auf die schmälere, ebenfalls gekieste Winterkopfstraße. Mit der längst aufgegebenen Rodelbahn vom Winterkopf hat der Name nichts zu tun. Die dicht bewaldete Kuppe heißt schon seit Jahrhunderten so. Vielleicht wegen der winterlichen Holzbringung auf Ziehwegen.
Nach einem moderaten Anstieg passiert die Winterkopfstraße eine Viertelstunde später den Aussichtspunkt an der Hochwacht3. Von den Rastbänken lässt sich der wunderbare Ausblick beim Brotzeitmachen meist allein und in Ruhe genießen.
Zur Locherer Kapelle

Richtung Locherer Kapelle folgt man von der Hochwacht noch kurz der Winterkopfstraße bergwärts bis zur nächsten Kehre. Dort auf den schmäleren, recht steinigen Weg wechseln. Bald geht es wieder talwärts, auf einem guten Steig, der immer geradeaus durch den Hang führt, bis sich schließlich die kleine Lichtung mit der Locherer Kapelle4 vor uns auftut. Es gibt Rastbänke und einen Laufbrunnen. Ein sehr freundlicher Ort.
Eine Tafel beschreibt die Historie der Kapelle ausführlich. Sie stammt von 1736. Der Platz am Scheitelpunkt des Saumwegs zwischen Kufstein und Haberg war gut gewählt. Auf einem Felsblock ist eine Bronzetafel der Tiroler Schützen angebracht. Das Denkmal erinnert an ihren Sammelplatz in den Kriegsjahren 1703 und 1809. Etwas versteckt steht dort außerdem ein alter Grenzstein der Stadt Kufstein.
Rückweg über Mitterndorf

An der Locherer Kapelle muss man den linken Weg nehmen. Der obere ist eine Sackgasse. Über die Jahrhunderte hat sich der ehemalige Saumpfad teils zu einem Hohlweg vertieft. Bald kreuzt er einen Bachgraben. Unten im Tal läuft man dann relativ lange am Waldsaum entlang.
Im Kufsteiner Stadtteil Mitterndorf5 wenden wir uns zur Abwechslung links und spazieren auf der Innpromenade im Schatten der Festung zurück zum Ausgangspunkt. Kurz vor der Brücke lohnt ein Blick in die fotogene Römerhofgasse. Sie wurde durch Erkeranbauten, die Hausbrücke beim Auracher Löchl und Fassadenmalereien historisierend verändert. Früher kehrten dort vor allem die Schiffsleute ein.