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Hochgundspitze (2460 m)

Schroffer Kletterberg am Rappensee

Die Hochgundspitze ist ein nahezu unbeachteter Kletterberg im Allgäuer Hauptkamm. Zwar steht sie direkt neben der bekannten Rappen­see­hütte, doch Berge wie das Hohe Licht oder der Rappen­see­kopf laufen ihr den Rang ab. So beschert die Hochgundspitze den wenigen Besuchern eine für diese Gegend ungewöhnlich einsame Gipfelrast.
Stand:

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Hochgundspitze
Die Hochgundspitze vom Rappensee aus betrachtet. Der Gipfel wird von rechts über den Grat erklommen.

Es gibt wohl kaum einen Allgäuprospekt, in dem sie nicht zu finden wären, die Post­karten­motive mit dem idyllischen Einöds­bach hinten im Stillachtal und dem herrlichen Rappensee weiter oben. Beide sind zu Recht überaus beliebte Wanderziele. Die Strecke über Einöds­bach hinauf zum Rappensee ist deshalb natürlich auch stark überlaufen. Außerdem beginnt oben an der Rappensee­hütte der berühmte Heilbronner Höhenweg. Der wichtigste Hüttenzustieg verläuft über Einödsbach.
Von allen Gipfeln rings um den Rappensee ist die Hoch­gundspitze der schwierigste. Mögliche Ausweich­ziele wären der Rappenseekopf und der Hochrappen­kopf. Diese zwei schönen Aussichts­gipfel lassen sich zu einer abwechslungs­reichen Rundtour verbinden. Oder man belässt es mit dem Rappensee und genießt die Gipfel von unten, was auch keine schlechte Idee ist.

Auf welchen Gund, also Kessel oder Wanne, die Namen der Hoch­gund­spitze sowie der benachbarten Rot­gund­spitze Bezug nehmen, konnte bislang nicht geklärt werden. Alte Karten aus den letzten Jahr­hunderten geben darüber keinen Aufschluss.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1500 hm 19 km8:20 h

Anspruch ■■■■■■ T6  II
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■

Bis zur Rappenseescharte handelt es sich um eine normale Berg­wanderung. Der Schluss­anstieg über den exponierten Südwestgrat zum Gipfel erfordert dann eine solide Kletter­erfahrung. Die Schwierigkeit bewegt sich bei geschickter Routenwahl vorwiegend im I. Grad mit einigen kurzen IIer-Stellen. Der Fels ist zum Teil recht brüchig. Denn wie die meisten Gipfel der Allgäuer Alpen besteht auch die Hochgund­spitze aus dem spröden Hauptdolomit der Lechtaldecke.
Neben Klettergeschick braucht man darüber hinaus ein gutes Routen­gespür, denn Markierungen oder Steinmandl gibt es keine.

Die Besteigung der Hochgundspitze ist im Rahmen einer Tagestour konditionell extrem fordernd. Als Stütz­punkt käme die einmalig gelegene Rappenseehütte (DAV) in Frage. Die Übernachtung in der häufig überfüllten Unterkunft ist allerdings Geschmacksache. Mit Hüttenromantik hat das jedenfalls nichts zu tun.

Wegbeschreibung

Einödsbach

Von der Bushaltestelle Birgsau verläuft eine Straße nach Einödsbach. Bei angenehmer Steigung kann man sich auf dieser erst einmal gemütlich warmlaufen. Das malerische Einödsbach1 ist der südlichste Ort Deutsch­lands. Bewohnt wird nur noch der ganzjährig bewirtschaftete Gasthof.

Zur Rappenseehütte

Rappensee
Der Rappensee mit dem Hochrappenkopf und dem Rappenköpfle, das wegen der steilen Grasschrofen nur selten bestiegen wird.

Von Einödsbach bis zur Rappenseehütte gibt es einen gepflegten Bergweg. Er führt anfangs durch den Wald, später mit viel Aussicht über offenes Almgelände. Im Hochsommer marschieren schwer bepackte Wanderer wie Ameisen auf und ab. Selbst mit leichtem Rucksack sind um die drei Stunden zu veranschlagen.
Nach der Brücke über den Bacherlochbach zieht sich der Steig oberhalb des Rappen­alpen­bachs längere Zeit durch den Hang, bevor es über die Petersalpe steil hinauf zur bewirteten Enzianhütte2 geht.
Hinter der Enzianhütte folgt eine lange Querung durch abschüssige Hänge. In einer schattigen Rinne hält sich oft bis in den Hoch­sommer hinein ein Schneefeld. Vorsicht, es besteht Absturzgefahr.
Im letzten Abschnitt wird es wieder schweiß­treibender, bis man schließlich vor der riesigen Rappenseehütte3 steht und endlich die Hochgundspitze erblickt.

Bike & Hike: Neben dem üblichen Zustieg zur Rappenseehütte gibt es eine Alternative unter Zuhilfenahme des Mountainbikes. Das ist zwar vom Zeit­bedarf nicht viel weniger, aber wesentlich knie­schonender. Dazu durch das Rappenalptal bis zur Schwarzen Hütte und danach zu Fuß den bestens beschilderten Eselweg zur Rappenseehütte einschlagen.

In die Rappenseescharte

Von der Rappenseehütte dann nicht wie die große Mehrheit der Wanderer auf dem Heilbronner Weg zur Großen Steinscharte laufen, sondern nach Süden an kleinen Seeaugen vorbei Richtung Rappensee. Kurz vor dem wunderschönen Rappensee geht es an einer Gabelung links. Der Steig quert ein großes Geröllfeld und steuert zuletzt über groben Blockschutt die Rappenseescharte4 an. Diese liegt zwischen der Hochgund­spitze und dem Rappensee­kopf. Von der Scharte bietet sich ein wunderbarer Blick hinüber ins Lechtal!

Normalweg auf die Hochgundspitze

Hochgundspitze
Der zweite Turm ist das größte Hindernis. Er wird entweder links umgangen oder von rechts erklettert.

Der markierte Steig führt von der Rappensee­scharte weiter zum Rappenseekopf. Zur Hochgundspitze sind nur ganz am Anfang schwache Begehungsspuren zu erkennen. Wir treffen erst einmal auf keine nennens­werten Hindernisse, bis das Gelände oberhalb einer kleinen Felsstufe abflacht und der Gipfelgrat mit seinen Türmen vor uns aufragt.
Der erste Turm wird ganz links an der niedrigsten Stelle erklettert, von wo man bequem zu seiner Spitze gelangt.
Im Anschluss an diese erste Felsstufe zeigt sich der Grat für einige Meter im wahrsten Sinne des Wortes messer­scharf. Nun am besten links abklettern und unterhalb des zweiten Turms im Geröll und durch brüchige Schrofen queren. An einer geeigneten Stelle wieder zum Grat zurück. Vorsicht, das ist alles ziemlich locker! Alternativ kann der zweite Turm auch rechts herum bezwungen werden, wie es im AV-Führer vorgeschlagen wird. Das ist eine Idee schwerer (II-III) und ausgesetzter, dafür hat man dort richtig festen, griffigen Fels.
Am dritten Turm muss man unbedingt links vorbei, was sich als unproblematisch erweist. Dann noch einen letzten Felsabsatz hinauf und der Gipfel5 ist geschafft. Er wird nur von einem Grenzstein markiert.