Hochgundspitze (2460 m)
Schroffer Kletterberg am Rappensee
Die Hochgundspitze ist ein nahezu unbeachteter Kletterberg im Allgäuer Hauptkamm. Zwar steht sie direkt neben der bekannten Rappenseehütte, doch Berge wie das Hohe Licht oder der Rappenseekopf laufen ihr den Rang ab. So beschert die Hochgundspitze den wenigen Besuchern eine für diese Gegend ungewöhnlich einsame Gipfelrast.
Stand:

Es gibt wohl kaum einen Allgäuprospekt, in dem sie nicht zu finden wären, die Postkartenmotive mit dem idyllischen Einödsbach hinten im Stillachtal und dem herrlichen Rappensee weiter oben. Beide sind zu Recht überaus beliebte Wanderziele. Die Strecke über Einödsbach hinauf zum Rappensee ist deshalb natürlich auch stark überlaufen. Außerdem beginnt oben an der Rappenseehütte der berühmte Heilbronner Höhenweg. Der wichtigste Hüttenzustieg verläuft über Einödsbach.
Von allen Gipfeln rings um den Rappensee ist die Hochgundspitze der schwierigste. Mögliche Ausweichziele wären der Rappenseekopf und der Hochrappenkopf. Diese zwei schönen Aussichtsgipfel lassen sich zu einer abwechslungsreichen Rundtour verbinden. Oder man belässt es mit dem Rappensee und genießt die Gipfel von unten, was auch keine schlechte Idee ist.
Auf welchen Gund, also Kessel oder Wanne, die Namen der Hochgundspitze sowie der benachbarten Rotgundspitze Bezug nehmen, konnte bislang nicht geklärt werden. Alte Karten aus den letzten Jahrhunderten geben darüber keinen Aufschluss.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Bis zur Rappenseescharte handelt es sich um eine normale Bergwanderung. Der Schlussanstieg über den exponierten Südwestgrat zum Gipfel erfordert dann eine solide Klettererfahrung. Die Schwierigkeit bewegt sich bei geschickter Routenwahl vorwiegend im I. Grad mit einigen kurzen IIer-Stellen. Der Fels ist zum Teil recht brüchig. Denn wie die meisten Gipfel der Allgäuer Alpen besteht auch die Hochgundspitze aus dem spröden Hauptdolomit der Lechtaldecke.
Neben Klettergeschick braucht man darüber hinaus ein gutes Routengespür, denn Markierungen oder Steinmandl gibt es keine.
Die Besteigung der Hochgundspitze ist im Rahmen einer Tagestour konditionell extrem fordernd. Als Stützpunkt käme die einmalig gelegene Rappenseehütte (DAV) in Frage. Die Übernachtung in der häufig überfüllten Unterkunft ist allerdings Geschmacksache. Mit Hüttenromantik hat das jedenfalls nichts zu tun.
Wegbeschreibung
Einödsbach
Von der Bushaltestelle Birgsau verläuft eine Straße nach Einödsbach. Bei angenehmer Steigung kann man sich auf dieser erst einmal gemütlich warmlaufen. Das malerische Einödsbach1 ist der südlichste Ort Deutschlands. Bewohnt wird nur noch der ganzjährig bewirtschaftete Gasthof.
Zur Rappenseehütte

Von Einödsbach bis zur Rappenseehütte gibt es einen gepflegten Bergweg. Er führt anfangs durch den Wald, später mit viel Aussicht über offenes Almgelände. Im Hochsommer marschieren schwer bepackte Wanderer wie Ameisen auf und ab. Selbst mit leichtem Rucksack sind um die drei Stunden zu veranschlagen.
Nach der Brücke über den Bacherlochbach zieht sich der Steig oberhalb des Rappenalpenbachs längere Zeit durch den Hang, bevor es über die Petersalpe steil hinauf zur bewirteten Enzianhütte2 geht.
Hinter der Enzianhütte folgt eine lange Querung durch abschüssige Hänge. In einer schattigen Rinne hält sich oft bis in den Hochsommer hinein ein Schneefeld. Vorsicht, es besteht Absturzgefahr.
Im letzten Abschnitt wird es wieder schweißtreibender, bis man schließlich vor der riesigen Rappenseehütte3 steht und endlich die Hochgundspitze erblickt.
Bike & Hike: Neben dem üblichen Zustieg zur Rappenseehütte gibt es eine Alternative unter Zuhilfenahme des Mountainbikes. Das ist zwar vom Zeitbedarf nicht viel weniger, aber wesentlich knieschonender. Dazu durch das Rappenalptal bis zur Schwarzen Hütte und danach zu Fuß den bestens beschilderten Eselweg zur Rappenseehütte einschlagen.
In die Rappenseescharte
Von der Rappenseehütte dann nicht wie die große Mehrheit der Wanderer auf dem Heilbronner Weg zur Großen Steinscharte laufen, sondern nach Süden an kleinen Seeaugen vorbei Richtung Rappensee. Kurz vor dem wunderschönen Rappensee geht es an einer Gabelung links. Der Steig quert ein großes Geröllfeld und steuert zuletzt über groben Blockschutt die Rappenseescharte4 an. Diese liegt zwischen der Hochgundspitze und dem Rappenseekopf. Von der Scharte bietet sich ein wunderbarer Blick hinüber ins Lechtal!
Normalweg auf die Hochgundspitze

Der markierte Steig führt von der Rappenseescharte weiter zum Rappenseekopf. Zur Hochgundspitze sind nur ganz am Anfang schwache Begehungsspuren zu erkennen. Wir treffen erst einmal auf keine nennenswerten Hindernisse, bis das Gelände oberhalb einer kleinen Felsstufe abflacht und der Gipfelgrat mit seinen Türmen vor uns aufragt.
Der erste Turm wird ganz links an der niedrigsten Stelle erklettert, von wo man bequem zu seiner Spitze gelangt.
Im Anschluss an diese erste Felsstufe zeigt sich der Grat für einige Meter im wahrsten Sinne des Wortes messerscharf. Nun am besten links abklettern und unterhalb des zweiten Turms im Geröll und durch brüchige Schrofen queren. An einer geeigneten Stelle wieder zum Grat zurück. Vorsicht, das ist alles ziemlich locker! Alternativ kann der zweite Turm auch rechts herum bezwungen werden, wie es im AV-Führer vorgeschlagen wird. Das ist eine Idee schwerer (II-III) und ausgesetzter, dafür hat man dort richtig festen, griffigen Fels.
Am dritten Turm muss man unbedingt links vorbei, was sich als unproblematisch erweist. Dann noch einen letzten Felsabsatz hinauf und der Gipfel5 ist geschafft. Er wird nur von einem Grenzstein markiert.