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Heißenplatte, Aiplspitz (1759 m) und Kleinmiesing

Bergtour auf einsamen Steigen

Bei dieser Kammwanderung über Heißen­platte, Aiplspitz und Klein­miesing ist wirklich der Weg das Ziel. Ein Weg, der in jeder Hinsicht volle Aufmerk­samkeit fordert. Manchmal ist er nur einen Fuß breit, teilweise über­wuchert oder sogar abgebrochen, später auch felsig und luftig. Ein schönes Voralpen­abenteuer, bei dem die drei Gipfel eher eine Nebenrolle spielen.
Stand:

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Aiplspitz
Der schroffe Aiplspitz und links daneben der Kleinmiesing ohne erkennbaren Gipfel.

Während die Hauptwanderwege im Rotwand- und Spitzing­gebiet an schönen Tagen gnaden­los über­laufen sind, könnte manch alter Steig ein bisschen mehr Nutzung vertragen. So auch an der Heißen­platte, die zwar regel­mäßig besucht wird, jedoch vorwiegend von Süden her, sozusagen als Alternative zum Aiplspitz.Der hier beschriebene Nordanstieg über die ehemalige Heißplatten­alm scheint praktisch nicht mehr benutzt zu werden.Ob der Steig einst für die Versorgung der Heiß­platten­alm oder zur ebenfalls abgegangenen Jägerhütte östlich davon angelegt wurde, kann heute kaum mehr mit Bestimmtheit gesagt werden. Ich vermute eher einen jagdlichen Zweck, weil der ursprüngliche, inzwischen verfallene Steig zur Alm weiter westlich verlief.

Rätselhaft ist außerdem, was mit dem ungewöhn­lichen Bestimmungs­wort der Heißen­platte gemeint sein könnte. Im Tal jeden­falls gibt es direkt am Berg­fuß bei Geitau einen Heißen­bauer. Von diesem Hof­namen muss der Berg­name abstammen und vom Berg­namen wiederum der Alm­name. Heiß oder Heißerl bedeutet im Bairischen Fohlen. Also vielleicht ein Hof, der sich auf die Aufzucht von Fohlen spezialisiert hatte.
Einfacher lässt sich das Grundwort Platte erklären. Es wird für Berge mit gleich­mäßig geneigten Hängen verwende, die nicht zerklüftet oder zerfurcht sind, was bei der Heißenplatte tatsächlich der Fall ist.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1050 hm 13 km5:10 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Der Steig zur Heißplattenalm erfordert eine solide Tritt­sicherheit. Zum Teil ist er bereits verfallen.
Am Aiplspitz und Kleinmiesing gibt es ein wenig Felskontakt mit moderat ausgesetzten Stellen. Ein bisschen Klettererfahrung kann also nicht schaden, obwohl die Schwierig­keit kaum den I. Grad erreicht.

Die größte Herausforderung stellt zweifellos die diffizile Orientierung dar. Insbesondere bis zur Heißplatten­alm lässt sich die Pfadspur manch­mal kaum erahnen. Bei der unmarkierten Über­schreitung des Klein­miesings ist ebenfalls nicht immer auf den ersten Blick klar, wo es in den Latschen weitergeht.

Wegbeschreibung

Von Fischbachau zum Kleinen Nack

Verfallener Steig zur Heißenplatte.

Vom Bahnhof Fischbachau muss man erst einmal nach Hagn­berg. Der Bahn­übergang befindet sich östlich des Bahnhofs. Auf der anderen Gleis­seite links in den Quellen­weg einbiegen und an dessen Ende durch eine Wiese nach Hagnberg. Dort über­quert man die Bundesstraße.
Drüben gibt es einen Feldweg, der sich den Hagnberg hinauf­zieht. Die beiden Abzwei­gungen rechter Hand ignorieren. Nach zwei Stadeln windet sich der Weg in Schleifen höher und dreht nach Westen. An einer flachen Stelle, die früher Hansen­ebene hieß, kommt eine Gabelung. Wir nehmen den linken Ast, der unvermittelt endet und suchen von da aus einen nordostwärts verlaufenden Trampelpfad. Dieser macht einen Bogen um den Felskopf des Kleinen Nacks1, der von hinten leicht zugänglich ist.

Zur Heißplattenalm

Um sich hier nicht zu verlaufen, besser das GPS-Gerät einpacken.

Nach dem Felskopf folgen einige Serpentinen. Diese sind sehr gemütlich angelegt. Die Jäger oder Almer wollten wohl nicht außer Atem geraten. Danach kommt mit einer Querung der heikelste Part. Der Steig ist dort ausgesetzt, schmal und auf einigen Metern abgebrochen. Bald gibt es erneut Serpentinen. Gut gangbar, aber schon stark über­wuchert.
Schließlich mündet unsere Aufstiegsroute in den deutlicher ausgeprägten Steig aus dem Riesgraben. Auf diesem noch etwas bergauf, bis es nahezu eben in den Heißen­graben hineingeht. Der Graben wird in seinem oberen, nur schwach eingeschnit­tenen Bereich gekreuzt. Hinter der nächsten Ecke rechts auf Steigspuren in wenigen Minuten zur aufgelassenen Heißplatten­alm2. Von der Hütte sind lediglich ein paar Mauerreste übrig geblieben.

Heißenplatte

Von der Heißplattenalm steigen wir praktisch weglos im Wald zum Nordost­rücken der Heißen­platte empor. In der Latschen­zone gibt es anschließend eine breit ausgeholzte Schneise. Ohne Latschen­kampf gelangt man so problemlos zum Gipfel der Heißenplatte3, auf dem ein kleines Holzkreuz steht.

Aiplspitz über Nordgrat

Steinröschen
Das Steinröschen mag feuchte Fels­spalten im Kalkstein. Wie die meisten Seidel­bast­gewächse ist es stark giftig.

Der Steig folgt von der Heißenplatte der Kamm­linie süd­wärts. Dabei leitet er durch gut frei­geschnittene Latschen­gassen und über offenes Almland. In der Scharte vor dem Aiplspitz stoßen zwei beliebte Wander­wege hinzu. Links kommt der lohnende Aufstieg von Geitau über das Geitauer Alpl herauf sowie rechts der gleicher­maßen reiz­volle Weg von Aurach.
Aus der Scharte geht es dann in einfacher, minimal ausgesetzter Kletterei über den Nord­grat dem Aiplspitz4 entgegen. Die Route ist exzellent markiert. In den Fels­spalten blühen unter anderem Stein­röschen und Brillen­schötchen. Unbedingt auf Steinschlag achten!

Kleinmiesing

Kleinmiesing
Luftiges Ier-Gelände am Kleinmiesing.

Unser nächste Ziel ist der langgezogene Klein­miesing, der über keinen ausgeprägten Gipfel verfügt. Wir bleiben anfangs auf dem beschilderten Weg zum Natur­freunde­haus Krotten­taler Alm, bis dieser sich nach unten verabschiedet. Ohne erkenn­bare Spur geht es dann über schönen Mager­rasen entlang der Nord­abbrüche ost­wärts. Das Terrain wird felsiger und exponierter. Auf den abschüssigen Platten ist Vorsicht geboten. Passender­weise wird dieses Gestein als Plattenkalk bezeichnet.
Am höchsten Punkt des Kleinmiesings5 weitet sich das Gelände für einen wirklich ruhigen und netten Rastplatz. Im Süden beein­druckt der wuchtige Hoch­miesing. Er wirkt abweisend, kann aber über den Miesing­sattel auf einem markierten Wanderweg leicht erreicht werden.

Mies bedeutet Moos. Ausgangspunkt des Flurnamens ist wohl die ehemals vermooste Fläche bei Mieseben am Fuße des Steilen­bergs in der Nähe von Geitau. Von dort verbreitete sich der Name über die umliegenden Berge. In der bairischen Sprache bezeichnet Moos übrigens nicht nur die Pflanze, sondern auch den Ort, wo dieses wächst, also das Moor. Mehr Info

Abstieg nach Geitau

Leitzachtal
Unterwegs zur Angelalm mit Blick hinab ins Leitzachtal. Rechts bricht das Gelände zum Krottentaler Graben hin ab.

Am Ostrücken des Kleinmiesings muss man noch einige Zeit durch das Latschen­gestrüpp. Der kleine Steig verläuft stets am Scheitel­punkt. Im Wald wird er später undeut­licher. Dort tendenziell eher nach rechts orientieren, bis man auf dem bezeichneten Weg von der Krotten­taler Alm landet. Wir blicken kurz in den Krottenaler Graben mit seinen bizarren Fels­gebilden, die fast senkrecht unter uns liegen und wandern über offenes Weide­land bergab zur Hütte der Angelalm6. Buschwerk und Wald erobern die aufgelassene Alm zurück. In den steilen Bereichen fallen große Blaiken auf, ein typisches Problem, wenn ehemalige Licht­weiden sich selbst überlassen bleiben.
Von der Angelalm geht es am Berggraben schließlich nach Geitau hinaus. Der Bahnhof befindet sich nicht im Ort, sondern drüberhalb der Bundesstraße und der Leitzach.