Heimgarten (1791 m) von Ohlstadt
Rundweg über Kaltwasserfälle und Kaseralm
Die Wanderung von Ohlstadt auf den Heimgarten ist eine der schönsten Touren in den Walchenseebergen. Weil der Heimgarten gleich in der ersten Reihe steht, kommt man in den Genuss der doppelten Perspektive. Während sich auf der einen Seite das Alpenvorland mit seinen Seen, Mooren und Dörfern ausbreitet, schaut man auf der anderen mitten ins Gebirge.
Stand:

Die Hauptattraktion am Heimgarten sind zweifellos Kochelsee und Walchensee. Der einmalige Blick auf die beide Seen und die Einkehr in der Heimgartenhütte direkt am Gipfel machen ihn zu einem besonders beliebten Münchner Hausberg.
An manchen Tagen führt das zu einer wahren Flut an Bergwanderern. Die Herzogstandbahn trägt das Ihrige dazu bei. Unter Inanspruchnahme dieser Aufstiegshilfe ist der Heimgarten über den wunderbaren Gratweg vom Herzogstand aus relativ schnell zu erreichen.
Wer die Wanderung im Tal unten bei Ohlstadt beginnt, hat da leicht das Nachsehen und wird am Gipfel von einer lebhaften Menge empfangen.Um der Rushhour am Gipfel zu entgehen, ist ein zeitiger Aufbruch also in jedem Fall sinnvoll.Für alle, die gerne mal abseits der Hauptwanderrouten unterwegs sind, gibt es einen kleinen Geheimtipp. Man kann zur Bärenfleckhütte nämlich den unten beschriebenen Schleichweg entlang der Kaltwasserlaine nehmen. Auf dem idyllischen Steig sind deutlich weniger unterwegs als auf dem offiziellen Wanderweg. Man muss ja auch ein wenig danach suchen.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Der Aufstieg von Ohlstadt zum Heimgarten eignet sich auch für weniger geübte Wanderer. Ausgesetzte Stellen gibt es keine. Eine ordentliche Ausdauer sollte aber schon vorhanden sein, vor allem wenn man mit den Öffentlichen anreist und erst noch vom Bahnhof nach Ohlstadt laufen muss.Im Frühjahr ist zu beachten, dass sich der Schnee auf der Nordseite hinab zum Rauchköpfl oft lange hält.
Wegbeschreibung
Vom Bahnhof zum Wanderparkplatz
In Ohlstadt liegt der Bahnhof etwas abseits. Am einfachsten folgt man ab der Hauptstraße dem Fußweg neben der Kaltwasserlaine. Der Wanderparkplatz befindet sich am südöstlichen Dorfende oben bei der Heimgartenstraße.
Normalweg
Der Wanderweg vom Parkplatz an der Heimgartenstraße Richtung Bärenfleckhütte ist perfekt beschildert. Anfangs nutzt er eine Forststraße. Später geht es auf einem mit vielen Stufen bequem ausgebauten Steig am Leonhardstein vorbei zügig bergauf.
Schleichweg entlang der Kaltwasserlaine

Unterhaltsamer als der Normalweg gestaltet sich der etwas holprigere Aufstieg an der Kaltwasserlaine. An diesem wilden Gebirgsbach wurden früher übrigens Schleifmühlen zur Herstellung von Sensenwetzsteinen betrieben, so wie auch in der Unterammergauer Schleifmühlklamm. Oberirdisch ist von den Mühlen nichts mehr vorhanden. Eine originalgetreue Rekonstruktion entstand 2018–22 an Stelle der alten Säge in der Heimgartenstraße.
Man hält sich zunächst an den bezeichneten Rundweg über die Kaltwasserfälle1. Nach der letzten Brücke bei den Wasserfällen heißt es dann aufpassen. An einer Linkskehre zweigt rechts ein untergeordneter Pfad ab. Hat man diesen einmal gefunden, kann man ihn im weiteren Verlauf eigentlich nicht mehr verlieren. Der Pfad bleibt stets nahe am Bach und führt durch eine recht romantische Schlucht. Zwischendrin steht ein Wasserbehälter. Danach weitet sich das Gelände.
Viele Bäche und kleinere Flüsse in den Bayerischen Alpen, vor allem im Ammergebirge, im Werdenfels und den Kocheler Bergen, heißen Laine. Der Gewässername ist aber nicht einfach als Synonym für Bach zu verstehen. Vielmehr könnte Laine mit Lahne, dem bairischen Dialektwort für Lawine, verwandt sein. Gemeint wären somit Bachläufe, die Schlamm- und Gerölllawinen zu Tal befördern. Andere Deutungen führen Laine auf das mittelhochdeutsche Wort liunen für auftauen zurück. Eine Laine wäre dann ein Schmelzwasserbach. Mehr Info
Bärenfleckhütte

Bei der Mündung des Schwarzraingrabens trifft der Steig von der Kaltwasserlaine auf den offiziellen Wanderweg. Nun geht es rechts neben dem meist trockenen Schwarzraingraben zur Bärenfleckhütte2.
Das Blockhaus wurde ursprünglich vom Roten Kreuz für Ausbildungszwecke errichtet. 1952 erwarb der DAV die Bärenfleckhütte und nutzt sie seitdem als Selbstversorgerunterkunft.
Der Flurname scheint die Erinnerung an die Zeit zu bewahren, als in den bayerischen Bergen noch Bären lebten. Die Lichtung, also der Fleck, eignete sich vielleicht gut, um bei der Treibjagd den Bären aufzulauern. Oder waren es gar keine Bären, sondern Wildschweine? Denn das Wort Bär in Flurnamen kommt in Wirklichkeit oft von Eber.
Über das Feichtl zum Heimgarten

Kurz nach der Bärenfleckhütte dreht der Wanderweg links zum so genannten Feichtl. Ein Feichtl bezeichnet in Bayern übrigens nicht etwa einen feuchten Ort, sondern einen, an dem vor allem Fichten wachsen.
Im Feichtl windet sich der Steig in vielen Serpentinen anstrengend, aber schattig zum Westrücken des Heimgartens empor. Oben stößt die Strecke vom Rauheck hinzu, die eine lohnende Alternative gewesen wäre. Nun ist das Tourenziel bereits recht nahe gerückt. Bei bester Aussicht gelangen wir in einem weiten Rechtsbogen hinüber zur Heimgartenhütte3, die wenige Meter unterhalb des Gipfels steht.
Unter Heimgarten, bairisch Hoagascht, versteht man heute eine organisierte Musik- und Tanzveranstaltung. Ursprünglich war damit die abendliche Plauderstunde gemeint, bei der man auf einem Hof oder Platz zusammenkam, sich Geschichten erzählte, musizierte, sang und tanzte. So wie im Tal trafen sich auch oben im Gebirge die Almleute, Holzer und Jäger. Die Heimgartenalm, inzwischen Kaseralm genannt, könnte so ein Ort gewesen sein. Bis ins 19. Jahrhundert hieß der Berg auf den Karten allerdings Haingarten, also ein eingezäunter Garten. Ist die alte Schreibweise korrekt, dann wäre Heimgarten eine spätere lautähnliche Umdeutung. Mehr Info
Rückweg über die Kaseralm

Zur Kaseralm gibt es zwei Möglichkeiten. Der kürzere Abstieg verläuft vom Gipfel des Heimgartens ein Stück nach Nordwesten und zieht sich dann rechts in Serpentinen bergab.
Man kann aber auch zum Gratweg Richtung Herzogstand hinab. Vom Grat zweigt bald links ein steiler Steig ab, der trotz des Wegweisers leicht zu verpassen ist.Am Schlehdorfer Kreuz wäre man schon viel zu weit. Zwar gibt es dort ebenfalls einen Abstieg nach Norden, doch wer den unmarkierten Schleichweg über den Rauteckkopf noch nicht kennt, macht ihn besser zuerst bergauf.Beim Rauchköpfl4 treffen sich die beiden Varianten wieder. Von da wie beschildert den Weg nach Norden zur Kaseralm einschlagen. Gleich nach der Kaseralm5 wendet man sich bei der Bergwachthütte links und wandert auf einem Knüppelweg durch eine abwechslungsreiche Moorlandschaft zurück zum Hinweg.
Burgstall Schaumburg
Beim Rückweg kann man oberhalb von Ohlstadt noch einen Abstecher zum Burgstall der Schaumburg6 machen. Dazu muss man jedoch unbedingt den Wanderweg nehmen und nicht mehr den Steig an der Kaltwasserlaine. Das Naturdenkmal ist als Veste ausgeschildert.
Das Plateau des Burgfelsens ist ein einladender Aussichts- und Rastplatz. Von der Schaumburg blieb praktisch nichts erhalten, abgesehen von einigen künstlich erweiterten, schwer zugänglichen Hohlräumen sowie ein paar Stufen, die in den Fels geschlagen wurden.