Großer Widderstein (2533 m)
Schwere Bergtour im Kleinwalsertal
Als höchster Gipfel der Walsertaler Berge hat der Große Widderstein eine enorme Anziehungskraft und begeistert mit seiner fantastischen Aussicht. Die Bergtour eignet sich jedoch nur für erfahrene und ausdauernde Bergwanderer, die auch mit einfachem Klettergelände zurechtkommen. Eine unschwierige Alternative wäre die Umrundung des Widdersteins ohne Gipfelbesteigung.
Stand:

Wuchtig erhebt sich der Große Widderstein im Süden des Kleinwalsertals. Mit gut 2500 Metern kann er sich von der Höhe her mit den meisten Gipfeln ringsum messen und so genießt man von oben ein Panorama sondersgleichen.
Bestiegen wird der Widderstein überwiegend vom Hochtannbergpass im Süden. Hier geht es allerdings um die längere Tour aus dem Kleinwalsertal. Sie hat den Vorteil, dass man den Widderstein dabei komplett umrunden kann.
Der Widderstein ist ein in vieler Hinsicht bemerkenswerter Berg. Sein geologischer Aufbau steht exemplarisch für die Verhältnisse in den Allgäuer Alpen. Der Sockel besteht aus Fleckenmergel und anderen Juragesteinen der fruchtbaren Allgäuschichten. Auf diesen gedeihen üppige Almweiden mit einer vielfältigen Flora. Überlagert werden die Allgäuschichten vom Hauptdolomit der Lechtaldecke, welcher die schroffen, kargen Felsgipfel aufbaut. Hauptdolomit ist eigentlich grau. Bei den schwarzen oder braunen Streifen an den Felsen, den so genannten Tintenstrichen, handelt es sich um Kolonien von Blaualgen, primitive Bakterien, die Fotosynthese betreiben. Sie besiedeln gerne die dauerhaft feuchten und schattigen Felspartien.
Eine weitere Besonderheit im Gebiet des Widdersteins sind die Steinwildrudel. Weil die Tiere eine gute Tarnung besitzen, braucht man Geduld und Glück, um welche zu sichten. Sie wurden seit den 1960er Jahren sehr erfolgreich wieder angesiedelt, nachdem man sie zuvor ausgerottet hatte. Der Bestand wird auf hundert Exemplare geschätzt.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Während die Umrundung des Widdersteins wie gesagt einfach ist, muss für die Gipfelbesteigung eine solide Bergerfahrung vorhanden sein. Nicht von der blau-weißen Markierung täuschen lassen! In den Allgäuer Alpen steht diese für schwere alpine Touren.
Die sehr gut markierte Aufstiegsroute führt durch eine tiefe Rinne mit vielen kleinen Kletterstellen. Eigentlich stellt das Ier-Gelände kein großes Problem dar, und doch kommt es in der Rinne immer wieder zu tödlichen Abstürzen. Wegen des brüchigen Gesteins unbedingt den Steinschlaghelm mitnehmen.
Bitte beachten, dass der Widderstein wirklich nur bei trockenen Verhältnissen Freude bereitet, denn die Wege weichen sehr schnell auf. Außerdem am besten warten, bis die gefährlichen Altschneefelder verschwunden sind.
Wegbeschreibung
Aufstieg durch das Bärgunttal
Von Baad bis zur Bärgunthütte kann man sich auf einem Fahrweg gemütlich warmlaufen. Dabei besser nicht die längere Variante links über den Panoramaweg nehmen. Hinter der Bärgunthütte1 verjüngt sich der Weg und überwindet nacheinander geschickt zwei Felsbarrieren, von denen nette Wasserfälle herabplätschern.
Hochalpe und Hochalpsee

Im Kessel der Bärgunt Hochalpe dreht der Steig nach links zum Widderstein. Auffällig ist, dass es dort überall Trittschäden an der Grasnarbe gibt. In der Fachsprache werden diese aufgerissenen Stellen als Blaiken bezeichnet. Der erosionsanfällige Mergelboden verträgt die starke Überweidung nicht. Selbst der Wanderweg leidet darunter. Bei Nässe weicht er knöcheltief auf, so dass er fast unpassierbar wird.
Vorbei an den Mauerresten einer ehemaligen Almhütte geht es weiter in den Hochalppass2 und von da steil hinauf zur heutigen Almhütte. Ursprünglich stand in diesem Bereich ein Zollhäusl, weil das Kleinwalsertal 1891 zum deutschen Zollgebiet kam. Die Zollgrenze verläuft also kurioserweise innerhalb des österreichischen Staatsgebiets.
Wir überschreiten bald nach der Hütte der Bärgunt Hochalpe den unscheinbaren Seekopf, an dessen Nordseite in einer Senke der kleine Hochalpsee3 liegt. Ein Geröllfächer schüttet den Karsee langsam zu. Irgendwann wird er verschwunden sein, denn der spröde Hauptdolomit des Widdersteins sorgt für unerschöpflichen Nachschub an Geröll.
Großer Widderstein

Kurz nach dem Hochalpsee zweigt schließlich der Steig zum Widderstein ab. Er quert zunächst die grasbewachsenen Schuttkegel unter den zerklüfteten Felswänden und schwenkt dann in die Südrinne. Stöcke sind ab da hinderlich. Die Hände werden viel am Fels gebraucht, wobei der größte Teil schrofiges Gehgelände ist. Weiter oben orientiert sich die Route mehr nach links und erreicht neben dem westlichen Vorgipfel den Grat. Das letzte Stück am Grat entlang zum Widdersteingipfel4 ist noch ein wenig ausgesetzt und eröffnet erstaunliche Tiefblicke auf den Kleinen Widderstein.
Rückweg durch das Gemsteltal

Beim Abstieg halten wir uns am unteren Ende der Rinne links und treffen so auf den Weg zur Widdersteinhütte5. Vom Unterkunftshaus führt ein breit ausgetrampelter Steig über den Gemstelpass hinab ins gleichnamige Tal. Der Untergrund ist fester und weniger morastig als auf der anderen Seite im Bärgunttal. Währenddessen folgt Einkehr auf Einkehr. Als Erstes kommt die Obergemstelalpe6, dann wenig später die Hintere Gemstelhütte und schließlich noch Bernhards Gemstelalpe. Dazwischen liegt die kleine Gemstelbachklamm. Ab der Hinteren Gemstelhütte wird es etwas hatschert. Wenn sich der Fahrweg gabelt, die linke, kürzere Variante nehmen. Unten an der Breitach zuerst links und gleich darauf rechts über die Brücke zur Hauptstraße, wo der Bus hält.
Autofahrer wandern dagegen neben der Breitach flussaufwärts nach Baad zurück.