Großer Krottenkopf (2656 m) über Kemptner Hütte
Tagestour aus der Spielmannsau
Der Große Krottenkopf liegt im Tiroler Teil der Allgäuer Alpen. Seine Besteigung gehört zu den lohnendsten, aber auch anstrengendsten Bergtouren der Gebirgsgruppe. Wer die dafür nötige Ausdauer mitbringt, wird mit einer vielseitigen Landschaft und einer spannenden hochalpinen Kulisse belohnt. Technisch stellt der höchste Punkt der Allgäuer Alpen keine besonderen Anforderungen, außer der üblichen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
Stand:

Was für eine wunderbare Bergtour! Aus dem idyllischen Trettachtal geht es durch den wildromantischen Sperrbachtobel und vorbei an der Kemptner Hütte mitten ins Herz der Allgäuer Hochalpen. Dabei genießt man von Anfang bis Ende eine großartige Landschaft.
Verständlicherweise ist der schöne Gipfel meistens gut besucht, jedoch nicht überlaufen. Zwischen der Kemptner Hütte und der Krottenkopfscharte kann es mitunter sogar ein wenig einsam sein. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber leider trotzdem. Denn Hin- und Rückweg sind identisch. Daran lässt sich nicht wirklich etwas ändern, außer man unternimmt eine Mehrtagestour mit Nächtigung auf der Hermann-von-Barth-Hütte. Die alternative Route mit Gegenanstieg über den Fürschießer ist angesichts der ohnehin schon extrem langen Tour kaum eine Option.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Gut 1800 Höhenmeter und etwas mehr als 20 Kilometer sind nicht jedermanns Sache. Deshalb wird der Aufstieg aus der Spielmannsau eher selten als Tagestour gemacht. Mit der Kemptner Hütte steht ja auch ein geeigneter Stützpunkt zur Verfügung. Doch bei bis zu 300 Gästen in der Hochsaison kommt trotz der schönen Lage keine rechte Hüttenromantik auf. Wer fit genug ist, verzichtet daher gerne auf diesen Massenbetrieb.Im Gegensatz zu den konditionellen Anforderungen sind die technischen Schwierigkeiten überschaubar.Der Weg durch den Sperrbachtobel und die letzten Meter zum Gipfel sind etwas ausgesetzt. Beim Gipfelanstieg gibt es außerdem ein paar einfache Kletterstellen. Vorsicht ist geboten, wenn noch viel Altschnee liegt. Am besten macht man die Tour also im Sommer oder Frühherbst.
Wegbeschreibung
Von der Spielmannsau zur Kapelle am Knie
Nach einem kleinen Stück Teerstraße in der Spielmannsau beginnt der gut ausgebaute Wanderweg zur Kemptner Hütte. Zunächst verläuft er ohne große Steigung entlang der Trettach bis zur Einmündung des Sperrbachs. Hinter der unteren Sperrbachbrücke geht es steil hinauf zum so genannten Oberen Knie. Lechtaler Wallfahrer errichteten dort im 17. Jahrhundert auf einem kleinen Absatz über dem Sperrbach eine erste Kapelle. Die heutige Kapelle am Knie1 stammt aus dem Jahr 1998.
Kemptner Hütte über Sperrbachtobel

Kurz nach der kleinen Kapelle wird der Sperrbach an der oberen Brücke erneut überquert. Dann geht es in die tosende Schlucht hinein. Bächlein plätschern von der Seite herab. Es ist feucht und rutschig. Drahtseile geben im Zweifelsfall Sicherheit. An den Engstellen können sich in der Hochsaison kleine Staus bilden.
Der Weg durch den Sperrbachtobel ist eine Dauerbaustelle, denn die Felswände bestehen aus rutschungsanfälligem, dünnbankigem Mergelgestein der Allgäuschichten. Lawinen, Schmelzwasser und Starkregen sorgen immer wieder für Zerstörung. Im Frühjahr kann sich der Schnee auf Grund von Lawinenabgängen meterhoch auftürmen und den Durchgang versperren. Diesem Umstand verdankt der Sperrbachtobel wohl seinen Namen.
Am oberen Ende öffnet sich ein weiter Talkessel mit üppigen Almweiden. Dort steht an der Nordseite des Kratzers die Kemptner Hütte2. Etwa die Hälfte wäre damit geschafft.
Krottenkopfscharte über Oberes Mädelejoch

An der Kemptner Hütte ist das Tourenziel bereits zu sehen, wenngleich es noch in weiter Ferne liegt. Bald nach der Hütte trennen sich die Wege zum Unteren und Oberen Mädelejoch. Für den Krottenkopf ist das Obere Mädelejoch günstiger. Wenig später zweigt noch die beliebte Strecke zum Kreuzeck und Rauheck ab, so dass es auf einmal ziemlich einsam wird.
Hinter dem Oberen Mädelejoch3 taucht ein weitläufiger Karkessel auf. Wir müssen nun auf einem teils brüchigen, ausgefransten Steig deutlich an Höhe abgegeben. Danach folgt eine lange Querung durch einfaches Gelände Richtung Osten direkt auf die Ramstallspitze zu. Der Krottenkopf wird also erst einmal südseitig umgangen. Anschließend wie beschildert links abzweigen. Von rechts kommt dort der Weg aus dem Lechtal herauf. Über zunehmend kargeres Terrain und einen unproblematischen Felsriegel gelangen wir in die Krottenkopfscharte4. An der Scharte stoßen oft Wanderer von der anderen Seite aus dem Hermannskar hinzu – hauptsächlich Übernachtungsgäste der Hermann-von-Barth-Hütte.
Großer Krottenkopf
Von der Krottenkopfscharte nähert man sich über Geröll und Platten dem gestuften Gipfelaufbau aus gebanktem Hauptdolomit. Dank klarer Markierung und geschickter Routenführung muss man sich kaum festhalten. Erst nach den Bändern im oberen Bereich werden die Hände häufiger gebraucht. Die letzten Meter am schmalen Grat sind ein ausgesetzter Balanceakt für Schwindelfreie. Der Gipfel5 selbst ist dagegen überraschend geräumig.
Nach Schmeller bezeichnet die Krutt oder Grutt eine steinige Flur. Der Allgäuer Flurnamenforscher Thaddäus Steiner definiert Krott als Felswort, das vom Mittellateinischen bzw. Italienischen Grotta abstammt. Das Wort verschwand zwar schon lange aus dem aktiven Sprachgebrauch, kommt aber noch in vielen alpinen Flurnamen vor, insbesondere bei felsigen Berggipfeln wie dem Krottenkopf, dem Krottenstein und anderen. Mehr Info