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Sonnenspitz (1269 m) bei Kochel

Auf verschwiegenen Steigen über das Graseck

Am Sonnenspitz ist verglichen mit den übrigen Walchenseebergen recht wenig los. Man muss ja auch auf den doppelten Seeblick verzichten. Dennoch eine bärige Wanderung, vor allem wenn man den alten Steig über das Graseck nutzt. Nirgendwo sonst lässt sich die zerfurchte Nordwand des Jochbergs so eindrucksvoll und detailliert betrachten.
Stand:

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Herzogstand
Perfekter Aussichtsplatz auf Herzogstand und Kochelsee beim Aufstieg zum Graseck.

Obwohl der Steig von Kochel über die Geißalm zum Graseck schon vor langer Zeit als offizieller Wanderweg aufgegeben wurde, befindet er sich in einem passablen Zustand. Aus alten Karten geht hervor, dass er bereits seit mindestens 200 Jahren existiert. Angelegt wurde er wohl für die Jagd. Vermutlich sind es auch die Jäger, die ihn bis heute nutzen und dafür sorgen, dass er in Schuss bleibt.Die Alpenvereinssektion Tutzing jedenfalls pflegt ihn nicht mehr und erklärte ihn auf Warnschildern für gesperrt.Als Begründung werden Wegschäden angegeben, die es aber eigentlich gar nicht gibt. Ungeachtet dessen kann der Alpenverein sowieso kein gesetzliches Betretungsverbot erlassen. Das obliegt allein den Behörden, wobei immer ein triftiger Rechtsgrund vorliegen muss.
Der Steig darf also weiterhin begangen werden und das wird er auch. Schließlich stellt das Recht auf freies Betreten von Wald und Flur ein hohes Gut dar, auf das man nicht verzichten sollte.

Museumstipp: Das Franz Marc Museum in Kochel dürfte allen Kunstliebhabern ein Begriff sein. In der Dauerausstelle werden Werke von Mitgliedern des Blauen Reiters, der Künstlergruppe Brücke sowie der abstrakten Maler der Nachkriegszeit gezeigt. Franz Marc selbst lebte und arbeitete zeitweise in Kochel. Er und auch andere Künstler des Blauen Reiters ließen sich durch die Landschaft dort inspirieren.

Tourcharakter und Schwierigkeit

830 hm 11 km4:10 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Für den Jagdsteig zum Graseck muss man absolut trittsicher sein. Er führt zum Teil durch abschüssige, grasbewachsene Hänge mit erhöhter Absturzgefahr. Der Abstieg am Kienstein vorbei ist etwas einfacher. Bei Nässe oder gar Schnee eignet sich die beschriebene Runde nicht. In diesem Fall bleibt nur die Strecke über die Forststraße.

Bitte bedenken, dass die Tour besonders bis zur Geißalm Routengespür verlangt. Am besten das GPS-Gerät mitnehmen.

Wegbeschreibung

Zur Zimmermoosbrücke

Der alte, recht überschaubare Ortskern von Kochel liegt westlich des Bahnhofs. Man begibt sich am einfachsten zum zentralen Schmied-von-Kochel-Platz und biegt nach dem Denkmal links in die Kalmbachstraße. Einige Meter weiter dann gegenüber dem Rathaus rechts der Alten Straße folgen. Bei der Abzweigung Am Sonnenstein weist die Beschilderung zum Waldrand hinauf. Oben geht es an einem kleinen Parkplatz links und bei der steinernen Zimmermoosbrücke1 über den Lainbach.

Zur Geißalm

Wer erlöst den Baum von dieser Qual?

Drüberhalb der Zimmermoosbrücke müssen wir gleich nach rechts. Dort verläuft eine breite Kiesstraße. Auf der anderen Straßenseite beginnt ein unbezeichneter Pfad. Dieser hält sich ein Stück parallel zur Kiesstraße und kreuzt einen jungen Felssturz, der langsam zuwächst. Wenn der Pfad in einen Forstweg mündet, den links ansteigenden Ast nehmen. Der Weg wird immer verwilderter, bis er sich an einem Graben mit Wasserlauf verliert. Begehungsspuren weisen uns durch den Graben. Auf der anderen Seite machen umherliegendes Totholz und Gestrüpp das Vorankommen beschwerlich. Bald taucht dann der tiefer eingeschnittene Heckengraben2 auf.Vor dem Heckengraben zieht sich eine dünne Spur bergauf, die in die Irre leiten kann. Sie quert den Graben an einer haarigen Stelle und endet an einer Quellfassung.Man muss vor dem Heckengraben etwa 40 Höhenmeter bergab, bis der Graben abflacht und der aufgelassene DAV-Steig zu sehen ist. An einem Baum hängt das erwähnte Gesperrt-Schild. Ist der Steig einmal gefunden, gibt es eigentlich keine Orientierungs­probleme mehr. Sogar die alten Markierungen sind noch vorhanden. Über dem ersten Steilstück sollte man zwecks der Aussicht zur aufgelassenen Geißalm3 vorlaufen.

Über das Graseck auf den Sonnenspitz

Graseck
Das Graseck und dahinter der Jochberg. Weiter rechts steht der Herzogstand.

Östlich der Geißalm geht es im Zickzack empor zu einem wunder­schönen Rastplatz auf einer Felskuppe. Von da durch lichten Kiefernwald etwas am Grat entlang, wobei der Steig bald in die abschüssige Südflanke quert. Bitte vorsichtig sein! Einige querliegende Stämme können problemlos überstiegen werden. Mit der Zeit scheint es, als würde der Steig dort oberhalb des Heckenbachs das falsche Ziel anpeilen. Und tatsächlich verläuft er geradeaus zum Heckenbachsattel nördlich des Jochbergs. Aber zuvor zweigt links ein anderer Steig ab, der in Serpentinen zum Graseck hinaufführt.
Das Kreuz steht am Graseck4 nicht am höchsten Punkt, sondern auf einem westlich vorgelagerten Felszacken. Der Zugang ist ausgesetzt. Oben gibt es kaum Platz.
Auf halber Strecke vom Graseck zum Sonnenspitz trifft man auf den offiziellen Wanderweg und erreicht ein paar Minuten später den Gipfel5 des Sonnenspitzes. Er bietet eine großzügige Rastfläche mit Blick über den Kochelsee.

Rückweg am Kienstein vorbei

Wir steigen entsprechend der Beschilderung über die dicht bewaldete Nordseite des Sonnenspitzes ab. Wenn der Wegweiser nach rechts zeigt, besser geradeaus halten. So lässt sich die hatscherte Forststraße nach Kochel vermeiden. Ein ausgetrampelter Steig führt sicher durch den gachen Hang zum Kienstein hinab und schwenkt am Kiensteinsattel6 nach rechts. Bei einem großen Holzlagerplatz endet er an der Forststraße nach Kochel. Man kann die Forststraße nun direkt von der Kehre am Holzlagerplatz abkürzen und gelangt so wieder an die Zimmermoosbrücke.

Lainbachfall

Wer noch Lust auf eine Abfrischung hat, dem empfehle ich, von der Zimmer­moos­brücke oben über den sehens­werten Lainbach­fall7 nach Kochel zurück­zuwandern. Das sind ungefähr hundert zusätzliche Höhen­meter. Der Weg ist gut beschildert.

Tipp: Auf dem Kochelsee verkehrt im Sommer­halb­jahr ein Ausflugs­boot. Während der Fahrt hat man eine schöne Perspektive auf die umliegenden Berge und erfährt interessante Details über den Kochelsee.