Geigelstein (1808 m) und Weitlahnerkopf
Rundwanderung am Chiemgauer Blumenberg
Einer der schönsten Chiemgauer Aussichts- und Wanderberge ist ohne Zweifel der Geigelstein. Zusammen mit dem nahen Weitlahnerkopf lädt er zu einer ausgiebigen Rundtour ein. Weite Bereiche stehen am Geigelstein unter Naturschutz, so dass man dort eine sehr artenreiche alpine Landschaft erlebt.
Stand:

Beinahe wäre der Geigelstein wie so manch anderer Chiemgauer Berg dem Erschließungsdruck zum Opfer gefallen. Engagierten Umweltschützern und einer einsichtigen Staatsregierung ist es zu verdanken, dass einer der artenreichsten bayerischen Berge seit 1991 unter Naturschutz steht. Dafür nimmt man als Besucher gerne ein paar Einschränkungen in Kauf.
Eigentlich musste der Geigelstein zweimal gerettet werden. Sein neuralgischer Punkt ist die erosionsgefährdete Gipfelmulde. Durch sie sollte nach dem Wunsch von Almbauern ein Fahrweg zur Roßalm angelegt werden, was zu dauerhaften Schäden an der empfindlichen Grasnarbe geführt hätte. Obwohl die Roßalm mitten im Naturschutzgebiet liegt, genehmigte die Regierung von Oberbayern den Bau. Auch die Gemeinde Aschau hatte nichts einzuwenden. Erst eine Klage des BUND Naturschutz konnte den Fahrweg zur Roßalm verhindern.
Die Angelegenheit ist ein Lehrstück darüber, wie sich Politik und Behörden immer wieder über Naturschutzgesetze hinwegsetzen, statt diese zu verteidigen. Eine ähnliche Politposse ereignete sich 2018, als es um die Skischaukel am Riedberger Horn ging.
Betretungsregeln: Für das gesamte Naturschutzgebiet Geigelstein gilt vom 1.12. bis zum 31.5. ein Betretungsverbot wegen der stark gefährdeten Raufußhühner sowie zur Reduzierung von Wildverbiss! Somit kann der beschriebene Weg vom Geigelstein zum Weitlahnerkopf erst ab Juni unternommen werden. Der Aufstieg vom Priental zum Geigelstein ist ganzjährig erlaubt. Bitte unbedingt auch das Wegegebot beachten.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Runde über den Geigelstein und den Weitlahnerkopf ist technisch unschwierig, aber ziemlich weit. Besonders wer nicht mit dem Bus fährt und zu Fuß zum Ausgangspunkt zurückmuss, braucht eine hervorragende Kondition.
Für den Nordabstieg vom Weitlahnerkopf benötigt man eine solide Trittsicherheit. Ausgesetzte Stellen kommen keine vor.
Nach Regenfällen wird es im Bereich der Roßalm schnell batzig. An heißen Tagen ist von der Wanderung eher abzuraten, weil die Strecke wenig Schatten bietet.
Wegbeschreibung
Jägersteig zur Oberkaseralm

Die Bushaltestelle heißt bezeichnenderweise Aufstieg Geigelstein und so stehen dort gleich die passenden Hinweisschilder. Drüberhalb der Prien führt ein steiniger Weg hinauf zur Kiesstraße Richtung Priener Hütte. An Stelle der Kiesstraße wählen wir jedoch links den so genannten Jägersteig über die Schreckalm, der nur zweimal kurz eine Forststraße tangiert. Ein Stück vor der Schreckalm1 tritt der Wald zurück und es öffnet sich ein herrlicher Blick über das weitläufige Almgebiet bis zum Kaisergebirge. Die Alm besteht aus drei Kasern, die unterschiedlichen Bauern gehören.
Nach der Schreckalm kommt bald die Sulzingalm und zuletzt die Oberkaseralm2, die idyllisch in einem Kessel unter dem Geigelstein liegt.
Filmtipp: Auf der Oberkaseralm am Geigelstein lebte von 1941 bis zu ihrem Tod im Jahr 2017 die als Oberkaser Marie bekannte Sennerin Maria Furtner. Sie blieb auch im Winter auf der Hütte und suchte das Tal nur äußerst selten auf. Der Film Harte Tage, gute Jahre widmet sich ihrer außergewöhnlichen Lebensgeschichte.
Geigelstein
Von der Oberkaseralm verläuft der Steig quer durch die unbewaldete Gipfelmulde des Geigelsteins. Nur ein paar einzelne Latschen wachsen dort. Die Almweiden sind übersäht mit den unterschiedlichsten Alpenblumen. Schließlich wird der Sattel zwischen Roßalpenkopf und Geigelstein erreicht. Der Gipfel ist nun nah, doch die letzten hundert Höhenmeter durch die Latschen fühlen sich irgendwie zäh an. Oben auf dem Geigelstein3 steht eine kleine Gipfelkapelle und es gibt viel Platz zum Rasten.
Ursprünglich hieß der Geigelstein einmal Wechsel, weil man dort über die bayerisch-tirolische Grenze hin- und herwechselte. Verschiedene Schreibweisen wie Geyerstein, Gaiglstein und Geigerstein machen die Sache schwierig. Aktuell wird vermutet, dass ein Geier oder Adler gemeint sein könnte. Denkbar wäre auch ein Personenname. Mehr Info
Weitlahnerkopf über Roßalm

Vom Gipfel zuerst wieder hinab in den Sattel. Danach läuft man zwischen Wandspitz und Roßalpenkopf hindurch auf einem breiten Weg nach Norden zur Roßalm4. Es geht dabei ein wenig auf und ab. An der Roßalm werden Getränke angeboten. Sie ist die höchst gelegene Alm in Bayern. Mitten durch die Weidefläche zieht sich ein auffälliger Steinwall. Er grenzte früher zwei Almgebiete voneinander ab.
Nach der Roßalm wandern wir bergab zum Weitlahnerkopf5. Ja richtig, der kleine, felsige Gipfel im Nordosten liegt tiefer als die Roßalm. Obwohl eher unscheinbar, gewährt er eine prima Aussicht ins benachbarte Kampenwandgebiet. Links befindet sich die langgezogene Sonnenwendwand, die nach Süden allerdings von Almweiden geprägt ist. Die Wand bricht auf der Rückseite ab. Ganz rechts steht die pyramidenförmige Hochplatte, einer der schönsten Wanderberge im Chiemgau.
Abstieg via Dalsensattel nach Hainbach
Die Nordseite am Weitlahnerkopf ist schrofig und meist feucht. So ist gerade im Abstieg das Drahtseil zum Festhalten nicht verkehrt. Bald wird es zwar einfacher, der Steig bleibt aber holprig. Unten kommt man beim Dalsensattel6 nahe der Hinteren Dalsenalm heraus. Von da führt ein breiter, bequemer Weg durch den schattigen Klausgraben am Bach entlang hinab nach Hainbach.
Abstecher zur Schoßrinn

Falls man in Hainbach auf den Bus warten muss, empfiehlt es sich, währenddessen beim Schoßrinn-Wasserfall vorbeizuschauen. Der Wasserfall beeindruckt besonders im Frühjahr während der Schneeschmelze. Doch auch im Sommer ist der Abstecher lohnend, um sich an der kühlen Gumpe abzufrischen.
Etwa 75 Meter stürzt das Wasser über eine Felswand aus Alpinem Muschelkalk herab, die vom Prientalgletscher übersteilt wurde.
Die Schoßrinn liegt nur wenige Minuten von Hainbach entfernt auf der anderen Seite der Prien. Schilder weisen den Weg.
Wegen des Namens hat sich schon manch einer den Kopf zerbrochen. Er ist aber recht leicht zu erklären. Als Schoßrinn wird nämlich ein Bauteil am Wasserrad bezeichnet, und zwar die hölzerne Schussrinne, über welche das Wasser auf die Schaufeln herabstürzt. Ein wirklich passender Name für einen Wasserfall.
Rückweg durch das Priental
Wer zum Ausgangspunkt zurückmuss, nimmt den Wanderweg entlang der Prien. Interessant ist die Prien-Versickerung7 zwischen Hainbach und Grattenbach. Ob und wo die Prien versickert, hängt davon ab, wie viel Wasser sie führt. Ansonsten hat die Strecke zum Wandern wenig zu bieten. Oft fahren dort sehr viele Radler, so dass man keine rechte Ruhe hat. Zu allem Überfluss ist auch die Straße die meiste Zeit recht nah. Also falls gerade ein Bus fährt, sollte man den nehmen.