Gedererwand (1398 m)
Bergtour auf den kleinen Bruder der Kampenwand
Die Gedererwand ist ein gern besuchtes Alternativziel zur Kampenwand. Wohl auch deshalb, weil viele hoffen, dort beim Wandern mehr Ruhe zu finden. Dieser Wunsch wird zwar nicht unbedingt direkt Gipfel, doch auf jeden Fall im Umkreis der Gedererwand erfüllt, wo einige tatsächlich sehr einsame Steige existieren.
Stand:

Blickt man vom Chiemsee in die Berge, fällt zunächst die langgezogene, felsige Kampenwand auf. Nördlich vorgelagert erhebt sich die deutlich niedrigere Gedererwand. Die beiden zerklüfteten Felskämme ähneln sich stark. Und in der Tat bilden sie auch eine geologische Einheit. Beide sind aus hellem Wettersteinkalk aufgebaut. Dazwischen liegt die Mulde der Gedereralm, die mit ihren saftigen Weiden einen schönen Kontrast zu den schroffen Felswänden bildet.
Rings um die Gedererwand gibt es einige versteckte Steige, die kaum begangen werden. Dazu zählt der Anstieg von Norden am Zwölferturm vorbei sowie der Durchschlupf von der Gedereralm nach Osten ins Rottauer Tal. Letzterer ermöglicht es, die Gedererwand im Anschluss an die Besteigung noch komplett zu umrunden und sie so praktisch aus allen Perspektiven zu erleben.
Kulturtipp: Markantes Wahrzeichen und Top-Ausflugsziel im Priental ist das Schloss Hohenaschau. Es kann im Sommerhalbjahr im Rahmen einer einstündigen Führung besucht werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient der barock ausgemalte Laubensaal. Mehrere Ausstellungsräume behandeln die Baugeschichte, die Aschauer Herrschaft und die Prientaler Eisenindustrie.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wegfindung kann auf der beschriebenen Route immer mal wieder Kopfzerbrechen bereiten. Besonders der Abstieg von der Gedereralm zur Hinteren Rottauer Alm ist nicht ganz leicht zu finden. Also für alle Fälle das GPS-Gerät mitnehmen.Außerdem verlangt die Tour ein gehöriges Maß an Trittsicherheit. Bei Nässe die kleinen Pfade besser meiden und auf die breiten Hauptwanderwege ausweichen.
Wegbeschreibung
Von Aschau über die Maisalm zur Schmiedalm

Wir überqueren am Aschauer Bahnhof die Gleise und folgen dem Fußweg nach Süden. Wenn dieser in die Aufhamer Straße mündet, geht es links hinauf zum Ortsteil Kohlstatt. Vom Parkplatz Kohlstatt verläuft ein geteertes Sträßchen durch den Lochgraben zur Maisalm1. Die für den Chiemgau typischen Maisalmen wurden auf frischen Holzschlägen betrieben, normalerweise vorübergehend, doch manchmal blieben sie auch dauerhaft bestehen.
Kurz nach der Maisalm muss man an einer großen Kreuzung geradeaus Richtung Kampenwand und Gedererwand. An Stelle des Normalwegs zum Roßboden gibt es nun eine interessante Alternative. Dazu bei der ersten Gelegenheit links wenden. Dort sind mehrere Almen ausgeschildert. Nach gut 500 Metern taucht linker Hand des Fahrwegs bereits die Schmiedalm2 auf.
Bike & Hike: Für den langatmigen Anmarsch von Aschau bis zur Schmiedalm ist der Einsatz des Mountainbikes empfehlenswert. Dasselbe gilt, wenn man die Tour von Rottau aus unternimmt.
Nordsteig zum Roßboden

Unmittelbar nach Passieren der Schmiedalm und noch vor der Weidefläche der Maureralm findet sich rechts ein unbeschilderter Trampelpfad. Dieser kann anfangs morastig sein und steigt im Wald schnell höher. Die verstreuten Felsbrocken zeugen davon, dass von oben wohl gelegentlich etwas herabfällt. Bei einer Verzweigung unbedingt links halten. Der Pfad teilt sich gleich nochmals. Die rechte Variante ist eine Abkürzung. Am besten geradeaus den sporadischen Markierungen folgen, damit nicht zu viele wilde Pfade entstehen.
Unter den Felswänden wird ein steiles Geröllfeld erreicht. Durch dieses führt der Nordsteig bis dicht an die Felsen heran. Links steht der markante Pfeiler des Zwölferturms. Über dem Geröllfeld ein wenig ausgesetzt nach rechts zu einem breiten Durchschlupf queren, der an die Kaisersäle der Kampenwand erinnert. Dahinter einige Meter durch einen feuchten Kamin (I+) emporklettern und schließlich hinaus zum Roßboden3.
Gedererwand

Der Steig vom Roßboden zum Gipfel der Gedererwand ist einfach. Der ersten Kuppe weicht er südseitig aus. Mit etwas Auf und Ab geht es dann am Zwölferturm vorbei über den Kamm. Dabei hat man einen tollen Blick auf die Kampenwand. Neben dem Weg klaffen ein paar tiefe Spalten. Der Gipfel4 befindet sich am Ostende der Gedererwand.
Der Gipfel bietet einen gelungenen Rundumblick, der gleich Ideen für das nächste Bergabenteuer liefert. Im Südosten lädt die Hochplatte zu einer großen Rundtour ein. Oder wenn es eine Nummer kleiner sein darf, am Reifenberg im Norden kann man ebenfalls schön wandern.
Vom Roßboden zur Gedereralm

Zurück am Roßboden bieten sich verschiedene Möglichkeiten. So könnte man beispielsweise direkt zur Maisalm absteigen oder noch die Steinlingalm besuchen. Ich schlage stattdessen vor, die Gedererwand zu umrunden und dabei zunächst zur Gedereralm zu wandern. Während die Strecke zur Steinlingalm nach rechts dreht, müssen wir uns mehr nach links orientieren und durch die Weide laufen. Wegen der Viehgangeln lässt sich der eigentliche Pfad nur schwer ausmachen. Hinter einer hervorspringenden Schulter liegt dann die Gedereralm5 in einem idyllischen Kessel. Mit etwas Glück kann man auf der unbewohnten Alm Murmeltiere beobachten.
Rückweg über die Rottauer Alm

An der Gedereralm ist kein Pfad zu erkennen. Man muss dort scharf links und läuft ein Stück weit über trockenen Magerrasen auf den Wald zu. Die Markierungen sind ab da eine echte Hilfe, weil die Spur sonst leicht zu verlieren wäre.
Mit der Zeit wird der Wald immer finsterer. Bei einer mächtigen alten Tanne aufpassen und links zu einer sumpfigen Lichtung hinab. Im Osten der Lichtung stößt ein weiterer Steig hinzu, der direkt vom Roßboden herabkommt.
Am Wasserlauf des Kesselgrabens kann es nun recht rutschig sein. Nach Überqueren des Bachs wird es aber schnell besser. Ein exponierter Abschnitt im felsigen Steilhang ist mit Drahtseil gesichert.
Unten im Talschluss steht die Hintere Rottauer Alm6. Von da führt ein breiter Kiesweg am Bach entlang durch das Rottauer Tal hinaus.