1. Karwendel

Gamsjoch (2452 m) via Gumpenbach

Bergtour über der Eng in Tirol

Ein Geheimtipp ist der Gumpenbach am Gamsjoch zwar nicht mehr, aber noch immer wandern dort deutlich weniger hinauf als über das weite Hohljoch. Doch egal ob über den Gumpenbach oder das Hohljoch, für eine Bergtour im Karwendel präsentiert sich das Gamsjoch auf jeden Fall vergleichs­weise zahm.
Stand:

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Gamsjoch
Wuchtig thront die Gamsjochgruppe über der Eng. Die Furche in der linken Bildhälfte ist die Lange Rinne. Der Gumpenbach weiter links ist nicht zu sehen.

Mancherorts gibt sich die Natur besondere Mühe, uns mit ihrer Schönheit zu bezaubern. So auch am großen Ahornboden hinten in der Eng. Angesichts der unnahbaren Felswände im Talschluss glaubt man sich fast am Ende der Welt. Nur wenige der imposanten Gipfel ringsum können in einer unschwierigen und nicht zu langen Tagestour erwandert werden. Einer davon ist das Gamsjoch.
Die normale Route auf das Gamsjoch verläuft über das Hohljoch. Allerdings ist das ein ziemlicher Umweg, der viel Zeit kostet.Der nicht gepflegte, aber doch passable Abkürzer am Gumpenbach spart im Vergleich zum Hohljoch bergauf bestimmt eineinhalb Stunden und im Abstieg eventuell sogar noch mehr.In der imposanten Schlucht des Gumpenbachs sind kaum Wanderer unterwegs. Der muntere Gebirgsbach mit seinen kleinen Wasserfällen sorgt für Abwechslung und bildet einen schönen Kontrast zu der kargen Umgebung. Ein wirklich wild­romantischer Aufstieg!

Mit etwas Glück hält die Wanderung übrigens noch eine ganz besondere Überraschung bereit. Dass es am Gamsjoch Gämsen gibt, verwundert erst einmal nicht, doch es lebt dort auch eine große Steinwild­population. Ich sichtete sowohl ein Rudel mit Steingeißen und Jungtieren als auch eines mit Steinböcken. Außerhalb der Brunft leben weibliche und männliche Tiere nämlich in getrennten Rudeln.

Die einzigartige Landschaft in der Eng hängt auch mit ihren geologischen Besonderheiten zusammen. Gerade die Tour auf das Gamsjoch bietet Gelegenheit, die interessante Geologie des Karwendels ein wenig zu studieren.
Zu beiden Seiten des Gumpenbachs fallen bizarr geformte Rauwackefelsen mit zahlreichen Auswitterungs­höhlen auf. Es handelt sich dabei um die Rauwacke der Reichenhaller Schichten, einem der ältesten Gesteine der Nördlichen Kalkalpen.
Darüber liegen die regelmäßig gebankten Schichten des Alpinen Muschelkalks aus der Mittleren Trias. Das Gestein kommt im Karwendel verbreitet vor.
Im Süden erkennt man an den hoch aufschießenden Laliderer Wänden, dass über dem Muschelkalk ein Paket aus ungebanktem Wetterstein­riffkalk lagert.
Die fruchtbaren Almböden am Hohljoch gehören dagegen zu den weichen, mergeligen Kössener Schichten. Diese sind jünger als der Wettersteinkalk, landeten bei der Entstehung der Alpen durch Überschiebung an dieser Stelle aber darunter.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1250 hm 9 km5:30 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Am Gumpenbach kann eine solide Trittsicherheit nicht schaden. Denn an einigen Stellen ist der Steig weggebrochen. Viel loser Schotter macht das Vorankommen zudem beschwerlich. Außerdem benötigt man ein bisschen Spürsinn.
Bequemer geht es dann auf dem markierten Weg weiter. Die Hände kommen höchstens an einer felsigen Passage oberhalb des Gumpenjöchls kurz zum Einsatz – doch ohne echte Kletterei.

Wegbeschreibung

Durch den Gumpenbach

Gumpenbach
Der Aufstieg am Gumpenbach ist steil, sonnig und geht über viel Schotter.

Südöstlich des großen Parkplatzes beim Alpengasthof Eng führt eine Holzbrücke über den Enger-Grund-Bach. Oder heißt er dort bereits Rißbach? Auf der anderen Seite verläuft der Rad­wander­weg durch den Großen Ahornboden hinter zur Engalm. Diesem folgt man nicht links zur Engalm, sondern geht ungefähr hundert Meter talauswärts. Linker Hand stehen kleine Baumgruppen. Nach diesen schwenkt man in die Weidefläche, durch die eine undeutliche Fahrspur direkt auf den Wald zu Füßen des Gamsjochs zusteuert. Im Wald findet sich ein vorerst breiter Schotterweg. Bald sind auch die ersten Markierungen zu sehen. Im weiteren Verlauf nähern wir uns dem Gumpenbach1, an dessen rechtem Rand es auf schmalem Pfad bergauf geht.In der Alpenvereinskarte ist eine Spur eingezeichnet, die von etwas weiter südlich in den Gumpenbach hineinführt und die linke Seite wählt. Diese Variante ist schwerer zu finden und in einem schlechten Zustand.Der Graben des Gumpenbachs verengt sich schließlich im oberen Bereich, bis eine Felswand den Weg versperrt. Dort wird der Bach bzw. das trockene Bachbett überschritten, jedoch nur der erste Arm. Danach im Schotter rechts halten und in Serpentinen einen Grashang zum Normalweg empor.

Gamsjoch via Gumpenjöchl

Gumpenspitze
Die Gumpenspitze ist dem Gamsjoch südlich vorgelagert. Der Gipfel soll so eng sein, dass kaum Platz zum Brotzeitmachen ist. Rechts neben der Gumpenspitze befindet sich das Gumpenjöchl.

Im Vergleich zu dem eben zurückgelegten Abkürzer präsentiert sich der reguläre Weg nun erheblich einfacher. Im Schatten der Gumpenspitze zieht er sich durch das Gumpenkar hinauf ins Gumpenjöchl2. Das idyllische Gumpenjöchl liegt zwischen Gumpenspitze und Gamsjoch. Unser Steig biegt dort nach Osten und quert durch eine steile Flanke hinüber zu einer Abbruchkante. Bei dieser folgt man mit etwas Felskontakt den Markierungen nach links oben. Zuletzt über Rasenmatten und Geröll zum Westgipfel3 mit Kreuz.
Wer will, kann noch exponiert, aber ohne Kletterei zu dem wenige Meter höheren Hauptgipfel4 hinübersteigen. Der deutlich niedrigere Ostgipfel (II) scheint dagegen wenig lohnend.

Abstieg

Karwendelhauptkette
Die Eng liegt 1200 Meter tiefer. Dahinter ragt die Karwendel­hauptkette mit der Lamsenspitze empor.

Der Abstieg erfolgt entweder auf dem Hinweg oder, wenn man variieren möchte über das Hohljoch. Die Strecke über das Hohljoch bietet deutlich mehr Aussicht als der Gumpenbach, zieht sich dafür aber ganz schön in die Länge.
Man läuft an der Abzweigung zum Gumpenbach einfach geradeaus auf dem Höhenweg weiter. Er leitet um die Gumpenspitze herum ins Hohljoch5, wobei gut 50 Meter Gegenanstieg zu überwinden sind. Danach geht es zügig talwärts zur Engalm.