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Unterer Gaisalpsee über Gaisalptobel

Kleinod der Allgäuer Alpen

Diese wirklich traumhafte Wanderung führt durch den Gaisalp­tobel und über die Gaisalpe zum Unteren Gaisalpsee, dem vielleicht schönsten Bergsee bei Oberstdorf im Allgäu. Entsprechend beliebt ist der Ausflug, vor allem natürlich im Hoch­sommer. Um den See in Ruhe zu erleben, besucht man ihn am besten in der Vor- oder Nachsaison.
Stand:

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Unterer Gaisalpsee
Die Mulde, in der heute der Gaisalpsee liegt, entstand durch einen Lokalgletscher.

Umringt von bekannten Bergen schmiegt sich der tiefgrüne Gaisalpsee in einen beeindruckenden Karkessel. Ein Lokalgletscher schuf dort während der Würm-Kaltzeit mehrere übereinander­liegende Kare, in denen die beiden Gaisalpseen liegen. Der deutlich kleinere Obere Gaisalpsee trocknet im Sommer zum Teil aus. Er besitzt keine touristische Bedeutung, ist aber eine wichtige Viehtränke.
Der Gletscher, welcher die Kare schuf, hatte seinen Ursprung an dem zackigen Kamm, der vom Rubihorn in einem weiten Bogen über das Niedereck und das Gaisalphorn bis zum Nebelhorn reicht. Wer über eine exzellente Kondition verfügt, dem bieten sich dort oben übrigens tolle Tourmöglichkeiten.Am Gaisalpsee kann man gut erkennen, wie Gletscher die Landschaft verändern. Mulde werden vertieft, Felsen zu Rundbuckeln abgeschliffen und Seitenhänge übersteilt.Der Untere Gaisalpsee liegt genau zwischen zwei markanten Karstufen. Vom Oberen Gaisalpsee kam der Gletscher über die erste Karstufe aus hartem, widerstandsfähigem Gestein herab. Dabei entstand ein Gletscherbruch, dessen Gewicht das Kar ausräumte und eine Mulde schuf. Aus dem Kar des Unteren Gaisalpsees floss der Gletscher dann weiter über die nächste Karschwelle und stürzte in einem noch mächtigeren Gletscherbruch die Felswand zur Gaisalpe hinab. Die vom Eis rundgeschliffene Karschwelle ist heute ein beliebter Rastplatz.
Das alles klingt vielleicht ein wenig theoretisch, aber erst wenn man ein gewisses Verständnis für die Entstehungs­geschichte einer Landschaft entwickelt hat, beginnt diese auch zu einem zu sprechen und wird zu mehr als nur einem netten Fotomotiv.

Badetipp: Wenige Hundert Meter nördlich von Reichenbach befindet sich ein Moor­schwimm­bad. Das idyllische Naturbad wird aus frischem Quell­wasser gespeist. Es öffnet von Mai bis September. Neben dem Moorbad kann man im Moorstüble einkehren.

Tourcharakter und Schwierigkeit

660 hm 9 km3:00 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■
Für die Wanderung zum Gaisalpsee braucht man keine besondere alpine Erfahrung. Kurz unter dem Gaisalpsee gibt es zwar ein paar Kraxelstellen mit Tritthilfen und Drahtseil. Doch das ist nicht exponiert oder gar gefährlich. Schwindelfrei sollte man trotzdem sein.
Die Tour wird übrigens gerne von Familien unternommen, weil sie von der Länge und den Höhenmetern her auch für kleinere Kinder gut machbar ist.

Wegbeschreibung

Gaisalptobel

Gaisalptobel
Urwaldfeeling im Gaisalptobel. Mit jedem Unwetter verändert sich die Schlucht.

Von der Bushaltestelle in Reichenbach geht es wie beschildert ostwärts an ein paar Häusern vorbei zum Waldrand und gleich direkt in den Gaisalptobel hinein. Wildwasser­schluchten werden im Allgäu allgemein als Tobel bezeichnet. Der Gaisalpbach macht vor Reichenbach an einer Art Knie einen 180 Grad Knick und fließt von da südwärts nach Rubi. Ganz naturbelassen ist der Wildbach im Tobel nicht mehr, wobei die Verbauungen eher unter- als übertrieben wirken. Denn so romantisch ein derartiger Tobel auch aussehen mag, er stellt für die Menschen, die unterhalb von ihm leben, eine ständige Bedrohung dar. Der Ortsname Reichenbach verrät uns ja, dass reichlich Wasser herabkommen kann.
Im oberen Abschnitt wird der Gaisalptobel1 am spannendsten. Der Tobelweg ist dort entlang der Wasserfälle teilweise mit Stahlstegen und Brücken ausgebaut. Schon fast am Ende steht ein kleines Kraftwerk. Bald danach treffen wir auf die Kiesstraße zu den Almen.

Flyschgesteine im Gaisalptobel: Der Tobel, den der Gaisalpbach zwischen der Gaisalpe und Reichenbach durchfließt, ist nicht nur ein spannendes Naturschauspiel, sondern auch geologisch interessant. Bei dem darin aufgeschlossenen rhythmisch geschichteten Gestein handelt es sich um den Rhenodanubischen Flysch aus der Kreide. Der instabile Flysch rutscht leicht, wie ein kleiner Felssturz im Tobel beweist. Auffällig sind außerdem die plattigen roten Tonsteine im unteren Teil der Schlucht.

Alternative Wege zur Gaisalpe

Zwar ist der Aufstieg von Reichenbach durch den Gaisalptobel der reizvollste, jedoch längst nicht der einzige Weg zur Gaisalpe.
Manche möchten vielleicht lieber in Oberstdorf starten und nehmen dazu den Wallraffweg, eine herrliche, wenn auch etwas lange Panorama­strecke, die am Skisprung­stadion beginnt.
Bahnfahrer können außerdem in Langenwang loswandern und wie bei der Tour auf den Entschenkopf beschrieben über Rubi zur Gaisalpe aufsteigen.

Gaisalpe

Untere Richteralpe
Die Untere Richteralpe ist eine echte Alm und gleichzeitig eine nette Einkehr.

Die Lichtung der Gaisalpe erstreckt sich über einen weitläufigen grünen Talkessel, der am oberen Ende von schroffen Felswänden aus brüchigem Hauptdolomit begrenzt wird.
Man kann nun je nach Gusto den Weg links zum Berggasthof Gaisalpe2 nehmen oder geradeaus zur Unteren Richteralpe alias Gaisalpe laufen. Im Süden beeindruckt die markante Nordwand des Rubihorns. Bis heute sind die Folgen des gewaltigen Felssturzes unverkennbar, der sich im Jahr 1987 zutrug. Es dauert erstaunlich lange, bis der Schutt wieder von Sträuchern besiedelt wird.

Gaisalpsee

Gaisalpbach
Neben dem Hauptwasserfall am Gaisalpsee plätschern seitlich noch ein paar kleinere Bäche herab, die zusammen den Gaisalpbach bilden.

Der ausgetrampelte Steig zum Gaisalpsee führt oberhalb der Gaisalpe zunächst über Almweiden und durch kleine Waldstreifen. Danach quert er mehrere Gräben, während das Gelände alpiner wird. Im Zickzack geht es anschließend neben einem Graben anstrengend bergauf. Diese seit Jahrhunderten genutzte Route überwindet die schroffe Steilflanke letztlich äußerst geschickt. Wenn es flacher wird, ist es nicht mehr weit. Kurz vor dem See hat man eine geniale Perspektive auf den Wasserfall, der sich am Abfluss über eine hohe Felswand ergießt. Am eindrucksvollsten ist der Wasserfall während der Schneeschmelze oder nach ein paar Regentagen.
Um den Gaisalpsee3 verläuft ein Pfad. Hart­gesottene können auch ein Bad nehmen. Der See verlandet von Süden her, wo er seinen Zufluss hat. Dort ist das Ufer etwas sumpfig. Im Frühjahr blühen in diesem Bereich unzählige Sumpfdotterblumen.

Naturschutzhinweis: Der Gaisalpsee liegt im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen. Kampieren, Biwakieren und Lagerfeuer machen sind verboten. Auch Drohnen darf man nicht fliegen lassen.

Häufige Fragen

Wie lange läuft man zum Gaisapsee?

Trainierte Geher benötigen von Reichenbach zum Gaisalpsee bis zu zwei Stunden. Wer nur selten wandert oder mit kleinen Kindern unterwegs ist, sollte bis zu drei Stunden veranschlagen.

Wie hoch liegen die Gaisalpe und der Gaisalpsee?

Die Gaisalpe liegt auf einer Höhe von 1150 Metern, der Untere Gaisalpsee auf 1508 Metern und der Obere Gaisalpsee auf 1766 Metern.