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Nebelhorn (2224 m) via Gaisalphorn

Ausgesetzte Gratwanderung

Die lange Kammwanderung über das Gaisalphorn, den Gaißfuß und den Gundkopf ist die einsamste Route auf das Nebelhorn. Wer nach den vielen Höhenmetern noch Kraft hat, zu Fuß abzusteigen, dem empfehle ich den wunderschönen Weg über den Seealpsee ins Oytal. Von Anfang bis Ende landschaftlich großartig und zusammen mit dem 1000-Gipfel-Blick des Nebelhorns eine vollgepackte Erlebnistour.
Stand:

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Gaisalphorn und Nebelhorn
Morgenstimmung am Niedereck mit Blick auf den Kamm vom Gaisalphorn zum Nebelhorn.

Trotz der starken touristischen Erschließung des Nebelhorn­gebiets sind dort auch weniger bekannte Wanderrouten zu finden. Neben der hier beschriebenen Kamm­überschreitung vom Gaisalphorn zum Nebelhorn zählt dazu beispielsweise auch der wunderbare Schattenberggrat zum Seeköpfle. Diese anspruchsvollen Routen abseits der markierten Wege gehören aus gutem Grund nicht zum offiziell beworbenen Wanderrepertoire Oberstdorfs und werden überwiegend von Einheimischen begangen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1550 hm 23 km7:50 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Auch wenn der Kamm über das Gaisalphorn zum Nebelhorn nicht ganz so ernsthaft ist, wie der erste Blick vermuten lässt, es sind doch kleinere Kletterstellen (I) und exponierte Passagen zu bewältigen. Eine solide Bergerfahrung ist also unverzichtbar. Am Gaisalphorn und dem Gundkopf kam es schon mehrfach zu schweren Bergunfällen.
Bei dichtem Nebel oder Gewitterneigung sollte man den Kamm grundsätzlich meiden. Es gibt zwischen Gaisalphorn und Nebelhorn nur eine einzige Abbruchmöglichkeit!

Der Rückweg über den Seealpsee und den Gleitweg ins Oytal bereitet trittsicheren Gehern keine Probleme. Die Tour wird damit aber extrem lang und anstrengend. Im Zweifelsfall lieber mit der Nebelhornbahn zurück ins Tal gondeln.

Wegbeschreibung

Durch den Faltenbachtobel zur Vorderen Seealpe

Direkt am Bahnhofsvorplatz in Oberstdorf beginnt die Fußgängerzone. In der Fußgängerzone müssen wir an der ersten Kreuzung links in die Nebelhornstraße. Wenn diese nach rechts zur Talstation biegt, geht es geradeaus über die Trettach und neben dem Faltenbach hinauf zur Skisprungschanze.
Bei der Straßenkehre hinter dem Stadion führt der Wanderweg in den Faltenbachtobel1 hinein. Die abwechslungs­reiche Schlucht mit ihren netten Wasserfällen ist eine beliebte Oberstdorfer Naturschönheit. Auf halbem Weg befindet sich ein kleines Wasserkraftwerk. Anschließend wird wieder die Teerstraße erreicht. Von dieser zweigt gleich der gekieste Fahrweg zur Vorderen Seealpe2 ab, die bei der Mittelstation der Nebelhornbahn liegt. Für Eilige gäbe es linker Hand nacheinander zwei Abkürzer, die den kleinen Umweg über die Seealpe vermeiden.

Auf das Gaisalphorn

Gaisalphorn und Geißfuß
Der gesamte Gratverlauf vom Gaisalphorn über den Geißfuß und den Gundkopf zum Nebelhorn. Unten liegt das Faltenbachtal.

Bei der Seilbahnstation Vordere Seealpe folgt man der Beschilderung nach links Richtung Rubihorn. Der Pfad schlängelt sich hinter dem Roßbichel bald eine lange Serie von Serpentinen empor, was sich ziemlich lange dahinzieht. Umso herrlicher ist es, wenn schließlich der Grat oben am Niedereck erreicht wird und das Nebelhorn ins Blickfeld tritt.Wer dort feststellt, dass die Kamm­überschreitung zum Nebelhorn vielleicht doch zu anspruchsvoll oder zu weit ist, könnte immer noch auf das Rubihorn ausweichen.Als erstes Etappenziel auf dem Weg zum Nebelhorn kommt rechts das felsige Gaisalphorn3. Es gibt ein paar kleine Kletterstellen. Eine Felsstufe (II-) wurde durch ein herabhängendes Seil entschärft. Darüber befindet sich eine Leiter, die anders als das Seil wirklich benötigt wird.

Über den Geißfuß in den Geißfußsattel

Der unmarkierte Pfad vom Gaisalphorn zum Nebelhorn ist meist gut erkennbar und hält sich vorwiegend am Kamm. Manchmal weicht er leicht in die Südflanke aus. Nach Norden brechen fast durchwegs schroffe Felswände ab.
Los geht es mit dem Abstieg über die Ostseite des Gaisalphorns, die weniger felsig, aber ziemlich abschüssig und bröslig ist. Im Bereich des Geißfußes, der durch Lawinenverbauungen arg verschandelt wurde, wird das Gelände zwischenzeitlich einfacher. Kurz nach dem Geißfuß kreuzt am Geißfußsattel4 der Weg vom Edmund-Probst-Haus zum Oberen Gaisalpsee.

Zum Gundkopf

Gaisalpseen
Oberer und Unterer Gaisalpsee.

Wir folgen vom Geißfußsattel weiterhin dem Kamm, der nun passagenweise recht exponiert ist und gelegentlich nach Handarbeit verlangt. Zwischendrin bietet sich eine geniale Perspektive auf die beiden hübschen Gaisalpseen. Wer weitere Wanderungen in der Gegend plant, der Weg durch den Gaisalptobel zum Unteren Gaisalpsee gehört mit auf die Liste.
Als letzter Gipfel vor dem Nebelhorn kommt noch der Gundkopf5. Der Steig passiert ihn ein paar Meter unterhalb.

Das Wort Gund ist in Allgäuer Flurnamen überaus häufig vertreten. Es steht allgemein für eine Hohl­form im Gelände, etwa ein Kar, ein Hochtal, einen Kessel oder eine Wanne. Vermutlich entwickelte es sich aus dem romanischen CUMBETA, welches seiner­seits auf ein keltisches Wort zurück­gehen könnte. Mehr Info

Nebelhorn

Nach dem etwas heiklen Abstieg über die Nordflanke des Gundkopfs stößt von rechts der markierte Normal­weg hinzu. Der Gundkopf hätte auf diesem auch südseitig umgangen werden können. Nur wenig später steht man dann auf dem zugebauten Nebelhorngipfel6 inmitten der zahlreichen Seilbahnfahrer. Um den Touristen einen gefahrlosen Nervenkitzel zu ermöglichen, wurde der so genannte Nordwandsteig angelegt, eine ganzjährig begehbare Stahlkonstruktion um den Gipfel herum.

Gleitweg ins Oytal

Wasserfall am Gleitweg
Im Oytal gibt es zahlreiche kleine und große Wasserfälle zu bestaunen.

Der Abstieg ins Oytal ist wirklich sehr lang. Man sollte sich also gut überlegen, ob man dafür noch genug Kraft hat. Über Schotter geht es vom Nebelhorngipfel zunächst hinab zur Seilbahnstation Höfatsblick und dann mit kleinem Gegenanstieg in den Zeigersattel. Dort zweigt links der weite Höhenweg zum Laufbacher Eck ab. Wir wenden uns dagegen rechts und steigen über die Hintere Seealpe7 zum Seealpsee ab. Am See entweder oberhalb vorbei oder schöner direkt am Ufer entlang.
Tückisch sind die Seewände unterhalb des Seealpsees. Von oben erscheint das Oytalhaus zum Greifen nahe. Doch das täuscht. Der einladende Grashang wird immer steiler und endet über einer Felswand. Ein vermeintlicher Abkürzer, der schon für allzu viele Menschen mit einem tödlichen Absturz endete.
Vom Seealpsee biegt der Steig südwärts zum Aussichtspunkt am so genannten Mäxeles Egg. Der Einheimische Max Kappeler erbaute 1897 das Oytalhaus. Ein Jahr später ließ er den touristisch wichtigen Weg durch das Gleit anlegen. Auf diesem moderat ausgesetzten und stellenweise gesicherten Gleitweg wandern wir runter ins Oytal, was länger dauert als gedacht.

Mit dem Roller nach Oberstdorf

Vom Oytalhaus8 nach Oberstdorf wäre es zuletzt noch ein weiter Fußmarsch von über einer Stunde. Zum Glück gibt es Leihroller. Fast ohne Anschubsen fährt man damit auf der Oytalstraße in maximal 25 Minuten bequem zur Talstation der Nebelhornbahn.