Freimahder Köpfl am Speik-Rundweg
Nette, kleine Wanderung bei Bayerisch Gmain
Das Freimahder Köpfl ist einer der schönsten Aussichtspunkte im Lattengebirge. Man erreicht es von Bayerisch Gmain aus in einer kurzen, wenig anstrengenden Wanderung. Auf dem schmalen Grat am Köpfl steht eine einsame Rastbank, von der sich fast der gesamte Reichenhaller Talkessel überblicken lässt.
Stand:

Ein Gipfel im eigentlichen Sinne ist das Freimahder Köpfl keiner, nicht einmal ein Felskopf, sondern schlicht ein Aussichtspunkt an einem schmalen Gratabschnitt. Umso mehr überrascht das wirklich schöne Panorama. Außerdem eröffnen sich spannende Einblicke in die wild zerklüftete und zerfurchte Nordseite des Lattengebirges. Also am besten keinen allzu trüben Tag wählen.
Dank seiner schnellen Erreichbarkeit eignet sich das Freimahder Köpfl perfekt für eine gemütliche Halbtageswanderung oder eine Feierabendrunde. Klar, dass meistens ein paar Leute unterwegs sind, überlaufen ist es aber nicht, gelegentlich sogar einsam.
Am Freimahder Köpfl wachsen sehr reizvolle, lichte Laub- und Kiefernwälder, die viel Sonne hindurchlassen. Dadurch gedeiht am Boden eine üppige Vegetation aus hohem Gras.Wie uns der Flurname Freimahder verrät, wurde das Gras dort früher gemäht.Um im Gebirge das Vieh ernähren zu können, musste jedes irgendwie verfügbare Futter genutzt werden. In grasreichen Wäldern und offenen Lawinenbahnen, die für eine Beweidung zu steil oder unzugänglich waren, mähte man so genanntes Wildheu. Manchmal wurde es sogar mit der Hand gerupft, wenn die Sense ansonsten wegen zu vieler Steine kaputt gegangen wäre. Die Arbeit geschah oft unter Lebensgefahr. Es kam immer wieder zu tödlichen Unfällen. Für einen festen Halt benutzten die Wildheuer Steigeisen oder banden sich mit Seilen an den Bäumen fest.
Die Mähder standen in Konkurrenz zur Forstwirtschaft, weil sie die Waldverjüngung beeinträchtigten und zur Jagd, weil sie dem Wild das Futter entzogen. Teilweise mussten die Bauern für das Nutzen der Mähder bezahlen. Der Name Freimahder deutet darauf hin, dass dies dort nicht der Fall war. Das Wildheuen wird heute kaum mehr praktiziert. In der Schweiz versucht man die Tradition durch Förderprogramme aufrecht zu erhalten.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die überwiegend schmalen, steilen Steige am Freimahder Köpfl weisen auch einige moderat ausgesetzte Stellen auf. Bei Nässe ist die Strecke wegen der vielen Wurzeln recht rutschig und unangenehm zu gehen. Auf Grund des abschüssigen Geländes sollte keinesfalls Schnee liegen, denn dann kann es schnell gefährlich werden.Trotz der sehr guten Beschilderung und Markierung verstiegen und verirrten sich im Bereich des Freimahder Köpfls schon mehrmals Wanderer. Vielleicht weil es vor vielen Jahren einmal zu einer Steigverlegung kam. Also genau auf die Markierungen achten.
Wegbeschreibung
Wald-Idyll-Pfad am Maisweg

Vom Bahhnhof Bayerisch Gmain gelangt man in wenigen Minuten hinauf zum Wanderzentrum1 am Waldrand neben dem parkartig gestalteten Bergkurgarten. Dort beginnen viele Wanderwege, unter anderem zum Dötzenkopf, zur Hochplatte und natürlich durch den Alpgarten zum Hochschlegel.
Wir bleiben erst einmal im Tal und folgen dem Maisweg, der touristisch als Wald-Idyll-Pfad vermarktet wird, obwohl er eigentlich über einen breiten Kiesweg verläuft. Wir nehmen den linken unteren der beiden anfangs parallel verlaufenden Stränge. Das ist zugleich die Strecke, welche der SalzAlpenSteig nutzt, erkennbar an den auffälligen gelben Markierungen. Das Freihmader Köpfl ist ebenfalls bereits ausgeschildert.
Nach wenigen Metern kreuzt die eingleisige Bahnstrecke Richtung Berchtesgaden. Am Wegrand sind bald die Reste einer betonierten Wasserleitung zu sehen. Durch sie floss früher Aufschlagwasser aus dem Weißbach zur Reichenhaller Saline für den Antrieb der Wasserräder. Weiteres Aufschlagwasser kam aus dem Wappach.
Zum Weißbach

Kurz nacheinander kommen am Maisweg zwei ausführliche Infopunkte, der erste zum Salzwesen und dann beim Weißbach2 ein weiterer zur wirtschaftlichen Bedeutung der Bäche des Lattengebirges. Dort gibt es auch einen wunderbaren Rastplatz, für uns aber noch etwas zu früh.
Bei dem kleinen Betriebshäuschen am Weißbach handelt es sich übrigens um einen so genannten Unterbrecher an der Soleleitung von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall. Dieser reguliert den Wasserdruck zwischen Hallthurm und der Saline, was wegen des starken Gefälles nötig ist.
Über den Lattenberg zum Freimahder Köpfl

Jenseits des Weißbachs überquert der Weg wieder das Bahngleis. Wenig später geht es vor dem Rötelbach entsprechend der Beschilderung einen steinigen Hohlweg bergauf. An der ersten Kurve zweigt der Steig zum Freimahder Köpfl ab. Linker Hand versteckt liegt die Löwenschlucht3, ein ausgewiesenes Geotop, das leider nicht einsehbar ist.
Im Zickzack schraubt sich der Steig nun recht anstrengend die Ostseite des Lattenbergs hinauf. Der halbschattige Laubwald schützt kaum vor der Sonne. Oben am Rücken dominieren dann Kiefern und man hat bereits nette Ausblicke.
In einer schwach ausgeprägten Einsattelung zweigt der Abstieg ins Weißbachtal ab, den wir anschließend nutzen werden. Ab da verjüngt sich der Rücken zu einem teils schmalen Grat. Zehn Minuten später ist das Freimahder Köpfl4 erreicht.
Schaut man hinauf ins Lattengebirge, sticht bei Gegenlicht oben am Kamm zwischen Mottkopf und Keilkopf das Teufelsloch ins Auge. Das markante Felsentor faszinierte die Menschen schon immer. Eine natürliche Erklärung wäre dafür zu banal gewesen und so baute man es in die Sage um die Steinerne Agnes mit ein.
Abstieg ins Weißbachtal

Vom Sattel zwischen Freimahder Köpfl und Lattenberg leitet der Speik-Rundweg auf der Westseite ins Weißbachtal hinab. Ein freundlicher, heller Kiefernwald umgibt uns. Er hat etwas Parkartiges. Das Gelände ist ziemlich steil, der Steig wurzelig und schmal. Bald schon hört man den Speikbach5 rauschen. Unten könnte man links noch einen extra Schlenker über den Speik-Weißbach-Rundweg machen. Direkt zurück zum Maisweg geht es rechts. Nach hundert Metern mündet der Speikbach in den Weißbach, neben dem wir nun talauswärts wandern. An einer Brücke treffen wir wieder auf den Maisweg und wechseln auf das orografisch linke Ufer.