Wanderung zur Finzbachklamm und Finzalm
Abwechslungsreiche Runde im Estergebirge
Im Südosten des Estergebirges befindet sich zwischen Klais und Wallgau die wildromantisch zerklüftete Finzbachklamm. Ein landschaftlich wunderschöner Wanderweg führt teils direkt am Bach, teils hoch über der schwindelerregenden Schlucht hinein ins ruhige Finzbachtal, wo die bewirtete Finzalm liegt.
Stand:

Das Estergebirge ist bekannt für seine eindrucksvollen, aber auch überwiegend unzugänglichen Klammen und Schluchten. Man denke nur an die Archtalschlucht bei Eschenlohe oder die Kuhflucht bei Farchant. Auch die Finzbachklamm konnte nur im unteren Bereich mit einem Wanderweg erschlossen werden. Eine Engstelle blockiert bald das weitere Vordringen. Doch keine Angst, man sieht trotzdem einiges und es bieten sich außerdem von oben tolle Tiefblicke.Von allen anderen Klammen der Gegend unterscheidet die Finzbachklamm eine geologische Besonderheit.In ihr treten nämlich die im Estergebirge ansonsten meist verborgenen Raibler Schichten zu Tage. Diese Gesteinsformation bildet den Sockel des Gebirgsstocks. Darüber lagert der mehrere Hundert Meter mächtige Hauptdolomit. Typisch für die Raibler Schichten ist die löchrige Rauwacke mit ihren zahlreichen, oft in Arkaden auftretenden Halbhöhlen. Sie entstehen durch die Auswitterung weicher Gipseinlagerungen. Ein leicht erreichbares Beispiel ganz in der Nähe ist die Bärenhöhle bei Wallgau.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung ist ziemlich weit und anstrengend. Es geht immer wieder auf und ab. Alle Wege sind gut beschildert. Alpine Schwierigkeiten gibt es keine. In der Finzbachklamm muss man auf den rutschigen Holzstegen vorsichtig sein. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte sich oben von den exponierten Aussichtspunkten fernhalten.Wegbeschreibung
Von Klais zum Grubsee

Am besten startet man die Wanderung bei Klais, um von der idyllischen Landschaft rings um Grubsee und Barmsee mit ihren schönen Badeplätzen zu profitieren. Alternativ könnte man aber auch in Wallgau oder Krün loswandern, was ein Stück kürzer wäre.
Östlich des Klaiser Bahnhofs gibt es einen Bahnübergang. Auf der anderen Seite links durch die Unterführung. In der Klaiser Straße beginnt neben dem Haus mit der Nummer 5 ein beschilderter Fußweg zum so genannten Sonnenhügel am Geißschädel. Wenig später trifft man auf den Weg zum Grubsee. Er führt über ein paar kleine Lichtungen mit den typischen Werdenfelser Buckelwiesen. Der Grubsee1 liegt in einer länglichen, grabenartigen Senke. An der Westseite geht er in ein Niedermoor über. Die festen Uferpartien werden von einem Bad beansprucht, das Eintritt kostet.
Um den Barmsee

Eine Forststraße leitet im Norden am Grubsee vorbei. Nach einigen Minuten wechseln wir an einer Kreuzung über die Anhöhe linker Hand zum Barmsee2 hinüber. Wie beim Grubsee verlandeten die flachen Uferbereiche des Barmsees ebenfalls zu einem artenreichen Niedermoor. Der großartige Weitblick über den See zur Soierngruppe lockt viele Spaziergänger an. Am Steilufer auf der Nordseite verläuft der Weg durch den Wald und kommt am Ende noch an einem beliebten Badeplatz vorbei. Anschließend geradeaus Richtung Krün und Wallgau halten.
In die Finzbachklamm

Einen guten Kilometer hinter dem Barmsee muss man zur Finzbachklamm wie beschildert spitz links abzweigen. Gleich darauf bei einer Gabelung rechts. Nun wird es ausgesprochen schön. Bei einem kleinen Stauwehr führt eine Brücke über den Finzbach3. An dieser Engstelle verlässt der Bach das Estergebirge und fließt hinaus in die Ebene zur Isar. Holzstege leiten auf dem orografisch linken Ufer tiefer in die Klamm hinein. Doch bald muss der Steig nach oben ausweichen. Über viele Stufen geht es in Serpentinen anstrengend empor. Dabei passiert man in der dort anstehenden Raibler Rauwacke eine kleine Auswitterungshöhle. Sie erinnert stark an die Bärenhöhle bei Wallgau.
Nicht nur der Bach, sondern das gesamte Gebiet wird als Finz bezeichnet. Das Wort tritt auch in einigen weiteren Flurnamen auf, wie beispielsweise der Jungfinz, der Hinterfinz oder dem Finzgraben. Finz dürfte vom lateinischen FINES für Grenze abstammen. Aus Sicht der bis 1802 existierenden reichsunmittelbaren Grafschaft Werdenfels bildete die Finz das Grenzland zum Herzogtum bzw. ab 1623 Kurfürstentum Bayern.
Finzalm über das Soiernkreuz

Oberhalb der Finzbachklamm verläuft der Steig nah an der Abbruchkante entlang. Für Trittsichere und Schwindelfreie gibt es ein paar luftige Aussichtspunkte. Sehr gut erkennbar ist in den Schluchtwänden die Schichtgrenze von der Raibl-Formation zum Hauptdolomit.
Nach einiger Zeit mündet der Steig in die Forststraße zur Finzalm. Bis zur Wegkreuzung am Soiernkreuz muss man noch moderat bergauf wandern. Hinter dem Altgraben steht dann auf einer Geländeschulter die 2018/19 errichtete neue Finzalmhütte4, ein stattlicher Blockbau, der die winzige, über hundert Jahre alte Hirtenhütte ersetzt.
Abstieg auf der Forststraße am Rindberg

Hinter der Finzalm verjüngt sich der Weg zu einem Steig. Der Finzbach fließt dort durch ein breites Kiesbett und lädt zu einem Fußbad ein. Bald gelangt man an die abgeschiedene Finzbrücke5, wo ein großer Schilderbaum steht. Es gibt reichlich Auswahl. Man käme von da unter anderem zum Gschwandtnerbauer am Wank oder über die Esterbergalm nach Farchant. Wir schlagen erst einmal drüberhalb des Finzbachs den zugegebenermaßen etwas letscherten Forstweg über den Rindberg ein mit knapp hundert Höhenmetern Gegenanstieg. Am höchsten Punkt für heute kreuzt die Forststraße den Bauerngraben6.Von da ginge es über den Weiler Gerold ebenfalls nach Klais, falls man noch beim Geroldsee vorbeischauen möchte. Das sind zwei Kilometer weniger als über den Barmsee, allerdings muss man zuletzt an der stark befahrenen Bundesstraße entlang.Die Forststraße quert jenseits des Bauerngrabens den Nordhang des Rindbergs7 und schlängelt sich dann hinab zum Finzbach, wo wieder der Hinweg erreicht wird.