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Rabenkopf (1555 m) am Kochelsee

Wandern auf vergessenen Pfaden

Sogar an einem so bekannten Berg wie dem Rabenkopf lässt sich noch Neues entdecken. Allerdings ist diese abenteuerliche Runde über das Feuereck und durch den Laingraben nur für echte Wildnisfans gedacht, die auch mit schwierigem Gelände abseits der Wanderwege zurechtkommen. Ansonsten besser die üblichen Aufstiege von Pessenbach, Kochel oder der Jachenau nehmen.
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Panorama vom Rabenkopf
Vom Gipfel des Rabenkopfs hat man ein schönes Panorama mit den Kocheler Bergen. In der linken Bildhälfte sind der Sonnenspitz und dahinter der Jochberg zu sehen.

Rings um den Rabenkopf existieren ein paar interessante alte Steige, deren Zustand jedoch vielfach zu Wünschen übrig lässt. Wer sich darauf einlässt, sollte also auf die ein oder andere Schwierigkeit gefasst sein. Dafür trifft man beim Aufstieg über das Feuereck garantiert keine anderen Wanderer. Dasselbe gilt für den Abstieg über die verfallene Maieralm und durch den wilden Laingraben.

Es mag vielleicht erstaunen, dass man an einem gut besuchten Münchner Hausberg wie dem Rabenkopf noch ein derartiges Mikroabenteuer erleben kann. In Wirklichkeit bieten aber selbst die touristisch stark erschlossenen Regionen mehr Bergeinsamkeit, als es den Anschein hat. Man muss nur ein wenig suchen und darf sich von Misserfolgen nicht gleich entmutigen lassen. So hat es auch Daniel Hirsch gemacht, der zwei weitere unbekannte Routen auf den Rabenkopf fand.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1000 hm 13 km5:40 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die Tour verläuft weitgehend abseits markierter Wanderwege auf zum Teil recht haarigen, ausgesetzten Steigen. Deshalb müssen unbedingt eine hohe Trittsicherheit und eine große Erfahrung in der Gelände­beurteilung vorhanden sein. Zwar gibt es keine Kletterstellen, doch das Gefahren­potenzial in den steilen Grashängen ist hoch. Manchmal passen auf den schmalen Pfaden keine zwei Füße nebeneinander. Keinesfalls bei Nässe oder gar Schnee unternehmen! Alternativ kann man in diesem Fall auf die einfachere Winterroute zum Rabenkopf ausweichen.

Wegbeschreibung

Vogellehrpfad Richtung Lainbach

Der alte, recht überschaubare Ortskern von Kochel liegt westlich des Bahnhofs. Man begibt sich am einfachsten zum zentralen Schmied-von-Kochel-Platz und biegt nach dem Denkmal links in die Kalmbachstraße. Einige Meter weiter an der Gabelung vor Polizei und BRK dann rechts. Am Waldrand hinten beginnt bei einem Anwesen rechts ein etwas angestaubter Vogellehrpfad1. Wir folgen diesem zunächst Richtung Lainbachfall, anfangs auf einem feuchten Pfad, später auf einem befestigten Fahrweg, der bald holpriger wird.

Forstwege am Kochler Berg

Die Schwierigkeit besteht nun darin, sich am Kochler Berg nicht im Gewirr der vielen Forstwege zu verheddern. Bei der Abzweigung zum Lainbachfall2 darf man nicht rechts, sondern läuft geradeaus an einem Seiten­graben des Lainbachs bergauf. Kurz darauf überquert eine steinige Piste den Graben und steigt neben diesem etwa hundert Höhenmeter steil an. Auf dieser bleiben wir bis zu einem hangparallelen Forstweg. Dort muss man zuerst rechts, zweigt dann aber schon nach wenigen Metern hinter einem Durchstich links vom Hauptweg ab. Anschließend geht es etwa 150 Höhenmeter einen Rücken hinauf, bis die Ausbaustrecke an einer flachen Stelle endet.

Auf das Feuereck

Schmal und ausgesetzt ist der Steig hinauf zum Feuereck.

Am Ende des Forstwegs folgen wir einfach weiter dem Rücken. Keinesfalls in die Flanken ausweichen. Mehr als vereinzelte Begehungs­spuren sind zunächst nicht zu erkennen. Bald wird der Rücken enger und es gibt erste Ausblicke. An einem kurzen, bugförmigen Aufschwung turnt man links vorbei. Die Stelle hat es in sich. Danach kommt eine feuchte, grasbewachsene Rinne, die rechts von kleinen Felsköpfen flankiert wird. Das ist mühsam, doch darüber wird es wieder besser. Der mittlerweile deutliche Steig zieht sich nun direkt am ausgesetzten Grat entlang. Nach einiger Zeit erreichen wir auf ihm schließlich das unscheinbare Feuereck3.

Rabenkopf Westgrat

Verglichen mit dem eben zurückgelegten Abschnitt präsentiert sich das Gelände am Rabenkopf Westgrat deutlich einfacher. Früher reichten die Weiden der Kochler Oberalm bis zum Feuereck. Deshalb gibt es dort eine kleine Lichtung. Am Grat stehen die Bäume ebenfalls sehr locker. Der Rabenkopf ist bereits zu sehen. Es dauert aber noch etwas, bis man auf dem kleinen Pfad über den Westgrat zum Gipfel4 gelangt.

Staffelalm und Kochler Alm

Kochler Alm
Die Kochler Alm mit der kleinen Hirtenhütte aus dem 18. Jahrhundert hat ein besonderes Flair.

Vom Rabenkopf hinab zur Staffelalm5 haben wir zur Abwechslung einen bequemen Wanderweg. Auf der sonnenverwöhnten Almweide wachsen besonders viele Blumen. Die malerische Lage der Staffelalm gefiel auch dem Kunstmaler Franz Marc, der dort Anfang des 20. Jahrhunderts viel Zeit verbrachte. Im Inneren der Hütte hinterließ er zwei Wandbilder. Auf der Alm gibt es eine einfache Bewirtung.
Von da geht es immer noch auf dem Wanderweg durch den oberen Bereich des Rappingrabens hinüber zur Kochler Alm.

Schleichweg zur verfallenen Maieralm

Ein Stück hinter der Kochler Alm kommt rechter Hand eine Abzweigung, bei der oben im Wald versteckt eine Diensthütte steht. Entgegen der Beschilderung kann man nun nordseitig um die Kaltwasserwand herum. Dazu begibt man sich zu der Diensthütte6 und wandert anschließend links über eine kleine Lichtung. Am Südende der Lichtung findet sich im Wald ein Pfad, der unter der Nordseite der Kaltwasserwand quert, bis er in einen Forstweg mündet.Gerade auf dem letzten Abschnitt ist der Pfad schon arg abgerutscht. Leichter wäre es daher, von der Lichtung weglos an einem Wasserlauf abzusteigen. Dabei rechtzeitig links zum erwähnten Forstweg halten!Vom Forstweg zweigt nach Norden der Steig über die Maieralm in den Laingraben ab. Eventuell muss man da etwas suchen. Bis zur Maieralm7 gibt es ansonsten keine Schwierigkeiten. Die Strecke ist mit den kleinen Bächen sehr idyllisch. Die Almlichte wächst langsam zu. Vom Gebäude sind die Grundmauern erhalten und es liegen etliche Balken herum.

Durch den wilden Laingraben

Laingraben
Wer durch den Laingraben will, muss absolut trittsicher sein.

Bei der Maieralm biegt der Steig in einen abschüssigen Hang und kreuzt als Erstes den Brandgraben. Es folgen weitere Seitengräben. Das ist alles ziemlich heikel und erfordert nochmals volle Konzentration. Immerhin lässt sich die Spur gut erkennen. Der Lainbach selbst tief unten ist nicht zu sehen. Wenn das Gelände abflacht, wird bald wieder der vom Aufstieg her bekannte Forstweg erreicht.

Tipp: Auf dem Kochelsee verkehrt im Sommer­halb­jahr ein Ausflugs­boot. Während der Fahrt hat man eine schöne Perspektive auf die umliegenden Berge und erfährt interessante Details über den Kochelsee.