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Farrenpoint (1273 m) und Schuhbräualm

Almwanderung bei Brannenburg

Die zwischen Bad Feilnbach und Brannenburg am Inn gelegene Farrenpoint ist der ideale Berg zum gemütlichen Wandern, mit leichten Wegen und einer fabelhaften Aussicht. Der sonnige Gipfel bietet sowohl einen tollen Blick auf die Nordfront der Wendelstein­gruppe als auch über das Alpenvorland. Beim Rückweg kann man je nach Belieben noch auf der Schuhbräualm, der Rampoldalm oder der Schlipfgrubalm einkehren.
Stand:

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Farrenpoint
Die Farrenpoint von der Rampoldalm aus gesehen. Unten, fast von den Bäumen verdeckt, steht die Hütte der Schuhbräualm.

Die Farrenpoint gehört zu den einfachsten und gleichzeitig schönsten Wandergipfeln im Mangfall­gebirge. Es gibt mehrere abwechslungs­reiche Aufstiege. Neben dem hier beschriebenen Weg von Brannenburg am Inn kann man die Tour auch in Bad Feilnbach oder Litzldorf beginnen.
Die liebenswürdige Gegend rings um die Farrenpoint ist eine Kultur­landschaft wie aus dem Bilderbuch mit einer tausend­jährigen Geschichte.Bis in die Prähistorie reicht die Besiedlung bei Brannenburg zurück.Zwei bronze­zeitliche Siedlungen sind archäologisch belegt. Gut möglich, dass auf den Almen schon in vorrömischer Zeit Rinder grasten.
Auffällig sind die vielen verstreut stehenden Einzel­gehöfte an den Berghängen. Diese für den Alpenraum typischen Streusiedlungen entstanden im Zuge der germanischen Landnahme. Auf Luftbildern lassen sich am Großen Brannenberg dank der Hecken sogar noch die Reste der mittelalterlichen Zweifelder­wirtschaft ausmachen. Erst später wurde im Alpenraum der Getreideanbau nämlich mehr und mehr zu Gunsten einer reinen Viehwirtschaft aufgegeben.

Weiter oben, getrennt durch den Schutzwald­gürtel, liegen an der Farrenpoint und der Rampoldplatte zahlreiche hübsche Almen. Ihr weitläufiges Weideland reicht bis auf die Gipfel. Die Almen werden alle rege genutzt. Überwiegend sömmert auf ihnen natürlich Jungvieh. Die Arbeit mit den Milchkühen will sich heute verständlicher­weise kaum mehr jemand antun.Die sonnigen Weideflächen der Almen bilden zum Wandern ein wahres Naturparadies.Vom Frühjahr bis in den Sommer hinein sind sie übersäht mit den unter­schiedlichsten Alpen­blumen. Neben den vorwiegend feuchten, nährstoffreichen Mergelböden gibt es auch magere Standorte auf Felsuntergrund, was für den besonderen Arten­reichtum sorgt. Überall fliegen Schmetterlinge herum. Unter anderem kann man das Tagpfauenauge beobachten.

Im Gebiet um die Farrenpoint leben übrigens auch die rar gewordenen Auerhähne. Außerhalb der Balzzeit bekommt man die scheuen Tiere kaum zu Gesicht. Und während der Balz ist es ratsam, Abstand zu halten. Im Mai 2018 wurde an der Farrenpoint ein 40-jähriger Wanderer aus der Luft von einem Auerhahn angegriffen. Der Mann strauchelte auf der Flucht vor dem aggressiven Vogel und brach sich dabei ein Bein.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1000 hm 19 km5:00 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die Wanderung verläuft überwiegend auf breiten, teils befestigten Wegen und einfachen Steigen. Alpine Erfahrung wird nicht benötigt. Ausgesetzte Stellen kommen keine vor. Einiger­maßen trainiert sollte man aber schon sein. Immerhin beträgt die Tourlänge fast 20 Kilometer, für Autofahrer sind es einige Kilometer weniger. Beim Rückweg gäbe es im Zweifelsfall eine kürzere Variante.

Während der Schneeschmelze und nach starken Regenfällen ist die Runde nicht zu empfehlen. Denn an der Farrenpoint sowie im Bereich der Rampoldalm weichen die Steige bei Nässe schnell knöcheltief auf.

Wegbeschreibung

Zum Wanderparkplatz Sagbruck

Wer mit dem Zug kommt, muss zunächst durch Brannenburg hindurch zum Wanderparkplatz Sagbruck laufen. Am besten nimmt man den Fußweg am Kirchbach. Dazu am Bahnhof links wenden und einfach immer dem Bach folgen. Bis um 1960 verkehrte dort noch die Zahnradbahn. Als immer mehr Menschen mit dem Auto kamen, baute man diesen Strecken­abschnitt zurück. Heutzutage, wo viele Ausflügler umwelt­freundlich anreisen möchten, wäre das Gleis wieder nützlich.
Nach etwa zwei Kilometern ist am Kirchbach Schluss, weil ein Anwesen das Ufer blockiert. Ab da geht es noch ein paar Minuten auf einer Nebenstraße über den wunderschön gelegenen Einödhof Lechen zum Parkplatz Sagbruck1.

Am Kirchbach zur Schlipfgrubalm

Sulzberg
Die Lichtung der Schlipfgrubalm mit dem dicht bewaldeten Sulzberg.

Vom Parkplatz Sagbruck wandern wir auf der Kiesstraße neben dem Kirchbach in einer knappen halben Stunde zur Schlipfgrub­alm. Gleich zu Beginn kann ein Stück abgeschnitten werden. Allerdings befindet sich der oft batzige Abkürzer in einem schlechten Zustand und spart kaum Zeit. Die ganzjährig bewirtete Schlipfgrubalm2 liegt auf einer sonnigen Lichtung zu Füßen des bewaldeten Sulzbergs.
Als schnell erreichbares Gipfelziel ist der Sulzberg übrigens gut für die Übergangszeit geeignet. Man kann sich die Tour also schon mal vormerken.

Farrenpoint

Farrenpoint
Voralpenidylle am Gipfel der Farrenpoint.

Bei der Schlipfgrubalm weist uns die Beschilderung zur Farrenpoint nach rechts. Der Weg beschreibt zunächst einen weiten Bogen über die Almlichte und verschwindet dann wieder im Wald.Das Ganze erscheint wie ein Umweg, doch es gibt keine bessere Möglichkeit. Eine unbezeichnete Alternative, die ungefähr 300 Meter nach der Schlipfgrubalm von der Kiesstraße abzweigt, bringt letztlich nichts, denn sie ist schwer zu finden und nur unwesentlich kürzer.Der beschilderte Weg ist selbst nach längerer Trockenheit an einigen Stellen noch extrem morastig. Die Routenführung ist schlicht ungünstig gewählt, weil der Weg die Quellgebiete des Kirchbachs und des Litzldorfer Bachs durchquert. Befestigungs­versuche mit grobem Kies und Unmengen an Dachziegeln schaffen immerhin teilweise Abhilfe, machen die Strecke aber auch holprig zu gehen.

Es dauert eine ganze Weile, bis schließlich der Sattel zwischen dem Mitterberg und der Farrenpoint erreicht wird. Dort lassen wir den Wald endgültig hinter uns und wandern bei bester Aussicht auf einem guten Steig durch blühende Almweiden hinauf zur flachen Kuppe der Farrenpoint3.
Die Bank am Gipfelkreuz ist oft belegt. Der Blick schweift vom Zentrum des Wendelstein­gebiets über das Inntal bis zum Kaisergebirge und hinaus auf das Alpenvorland mit den Rosenheimer Stammbecken­mooren.
Der Gipfel gehört zum Weidegebiet der nahen Huberalm, auf der es im Sommer eine willkommene Stärkung gibt. Manchmal grasen die Kühe direkt rings um das Gipfelkreuz. Mehr Alpenidylle kann man sich kaum wünschen.

Warum die Farrenpoint, früher Fahrnpoint oder Fahrenpoint geschrieben, so heißt, bleibt rätselhaft. Eine Point ist ein eingezäuntes Privat­grund­stück, vielleicht dasjenige der Huberalm oder eine heute nicht mehr bekannte Lokalität im Tal. Bei Litzldorf gibt es eine Ober- und Unterulpoint.
Das Bestimmungs­wort Fahrn kann Verschiedenes bedeuten. In Frage kommen Föhre, Farn oder Acker­furche, wobei keine der Möglichkeiten wirklich überzeugt. Auffälligen Bestände an Föhren oder Farnen existieren auf dem Berg nicht. Doch die Farne könnten auch durch die Beweidung zurückgedrängt worden sein.
Sollte die ursprüngliche Schreibweise mit langem a-Laut falsch sein, würde sich erneut Far­ren­kraut als bis ins 19. Jahr­hundert gebräuchliche Bezeichnung für Farn anbieten oder Farre, ein altes Wort für Stier.

Schuhbräualm

Breitenstein
Aus dieser Perspektive wird klar, warum der Berg den Namen Breitenstein trägt. Links neben dem Breitenstein liegt der kleinere Schweinsberg.

Es wäre schade, nach der Gipfelrast gleich wieder ins Tal zu wandern. Die Schuhbräualm gehört auf jeden Fall noch dazu. Wir steigen auf dem Hinweg von der Farrenpoint ab und gelangen so wieder in den Sattel vor den Mitterberg. Der nahezu baumlose pyramiden­förmige Mitterberg wird ebenfalls bis zum Gipfel beweidet. Es geht nun moderat ansteigend um ihn herum. Dabei genießt man eine besonders schöne Perspektive auf den Breitenstein, der wirklich so aussieht, wie er heißt. Von rechts stößt der Nigglsteig hinzu, der sich an den wunderbaren Aufstieg von Bad Feilnbach durch das Jenbachtal anschließt. Vielleicht eine Idee für das nächste Mal! Ein paar Minuten später treffen wir dann bereits an der bewirtschafteten Schuhbräualm4 ein.

Rampoldalm

Hornklee und Kugelblumen
Blühende Bergweiden mit Hornklee und Kugelblumen auf der Lechneralm unterhalb der Rampoldplatte.

Von der Schuhbräualm führt ein Fahrweg über die Winter­stube und die Schlipfgrubalm zurück zum Wanderparkplatz Sagbruck. Das ist der schnellste Abstieg, wenn auch eher langweilig.
Sofern man noch über genug Kraft verfügt, ist es besser, eine etwas längere Strecke mit mehr Aussicht zu nehmen. Dazu wandert man erst einmal den ausgefransten Steig durch die Weide bergauf zur Rampoldalm. Hundert Höhenmeter Gegenanstieg sind das. Auf der Rampoldalm gibt es eine einfache Einkehr.Wer an der Rampoldalm noch Lust auf weitere Gipfel verspürt, könnte über die Rampoldplatte zur Hochsalwand aufsteigen. Das wäre dann jedoch wirklich eine Megatour.

Breitenberghaus über Lechneralm

Lechneralm
Unterwegs über die Jochleite zur Lechneralm. Im Hintergrund stehen Lechnerkopf und Hochsalwand.

Bei der Hütte der Rampoldalm nicht dem öden Fahrweg folgen. Das wäre keine gute Wahl, denn dann hätte man ja auch vorhin denjenigen von der Schuhbräualm wählen können. Stattdessen schlagen wir den Pfad ein, der vom Fahrweg rechts in die Weide abzweigt und ostseitig an der Rampoldplatte vorbeileitet. Dieser Abschnitt ist landschaftlich sehr reizvoll. Am Wegrand blühen unter anderem Mehlprimel, Kugelblumen, Hornklee und Zypressen-Wolfsmilch.
Hinter dem schmalen Rücken der Jochleiten, der sich bis zum Gipfel der Rampoldplatte hinaufzieht, geht es hinab in den heimelig anmutenden Kessel der Lechneralm5.

Das nächste Etappenziel ist nun das Breitenberghaus. Man nimmt kurz den Fahrweg, wechselt aber schon bald wie beschildert rechts auf einen Pfad. Dieser kreuzt einen oft trockenen Oberlauf des Kirchbachs. Anschließend wird der Weg breiter, taucht in den Wald ein und passiert den Zugberg. Nach etwa zwei Kilometern kommt eine große Lichtung, an deren Ende das Breitenberghaus6 liegt.

Rückweg über die Drei Linden nach Brannenburg

Drei Linden
Blick vom Aussichtspunkt bei den Drei Linden zum Großen und Kleinen Riesenkopf. Links im Bild ist der Stumpf der letzten alten Linde zu sehen, die 2016 umfiel.

Nach dem Breitenberghaus bleiben wir noch ein wenig auf der Kiesstraße, können jedoch wenig später auf einem Trampelpfad durch die Weide zu den Drei Linden7 abkürzen. Die letzte der drei alten Linden an dem beliebten Aussichtspunkt fiel 2016 um. Neue Bäume wurden nachgepflanzt.
Von den Drei Linden könnte man direkt weiter zur malerischen Bergkirche St. Margarethen wandern, was allerdings einen deutlichen Umweg bedeuten würde. Kürzer ist es stattdessen abermals ein Stück der Kiesstraße zu folgen. Sie mündet bald in eine Teerstraße. Ein Schild weist dort auf die Ruine eines Kalkofens8 hin. Die rechteckige Struktur neben dem runden Kalkofen könnte eine Kalkgrube gewesen sein, in welcher der Branntkalk gelöscht und gelagert wurde. Brennholz und Kalkstein sind in der Gegend reichlich vorhanden. Der Ofen diente vermutlich hauptsächlich dem lokalen Eigenbedarf.
Wir wenden uns nun auf der Teerstraße nach rechts und gleich bei der ersten Gelegenheit an einem einzelnen Anwesen wieder links. Es geht über eine Wiese und durch ein kleines Gehölz. Kurz danach wird der Kirchbach erreicht, wo wir auf den Hinweg treffen.