Ettaler Manndl (1633 m) von Oberau
Unbekannte Route über den Großen Laber
Wenn man sich von Norden der Ortschaft Eschenlohe nähert, sticht der helle Felszahn des Ettaler Manndls schon von Weitem ins Auge. Was wäre also naheliegender, als das Ettaler Manndl direkt aus dem Loisachtal zu besteigen. Doch erstaunlicherweise ist das nur möglich, wenn man sich auf eine abenteuerliche und einsame Route begibt.
Stand:

Zunächst ist klarzustellen, dass der Große Laber, um den es hier geht, nichts mit dem bekannteren Laber zu tun hat, auf welchem die Bergstation der Seilbahn steht. Der Große Laber ist ein fast vollständig bewaldeter Berg im Süden des Ettaler Manndls. Erreicht werden kann der Gipfel nur über undeutliche Jagdsteige. Außer Einsamkeit und einer schönen Lichtung hat er wenig zu bieten. Wenn überhaupt, wird er vorwiegend als Zwischenstation von Oberau Richtung Manndl bestiegen.
Wer sich zum ersten Mal zum Ettaler Manndl aufmacht, nimmt statt der verwickelten Route von Oberau vielleicht besser einen der üblichen Aufstiege. Empfehlenswert ist der Weg von Oberammergau über den Laber.
Das Ettaler Manndl bildet den absoluten Kontrast zum Großen Laber. Die enorme Anziehungskraft des markanten Felskopfs beruht wohl auf der nahen Laber-Bergbahn und dem anfängertauglichen Klettersteig. Letzterer sorgt allerdings eher für Frust. Denn an manchen Tagen hängen derart viele Bergsteiger drin, dass es nur im Schneckentempo vorangeht. Immerhin kann man während der Wartezeit die tolle Aussicht genießen und kommt vielleicht miteinander ins Gespräch.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Für den unbezeichneten Aufstieg von Oberau sollte man eine Pfadfindernase mitbringen und Lust haben, sich ein wenig durch die Wildnis zu schlagen. Außerdem sind mehr Höhenmeter zu bewältigen als von Ettal oder Oberammergau aus.
Der kurze Klettersteig am Ettaler Manndl ist maximal als B einzustufen. Geübte verzichten meistens auf das Klettersteigset. Der Steinschlaghelm sollte aber unbedingt mit. Bei so vielen Begehern kann immer etwas herabfallen, obwohl das Gestein nicht locker ist. Kinder müssen auf jeden Fall durchgehend gesichert werden. 2018 ereignete sich im Klettersteig ein tragischer Bergunfall, bei dem ein achtjähriges Mädchen tödlich verunglückte.
Wegbeschreibung
Zum Grünen Fleck

Wir überqueren beim Bahnhof Oberau zunächst die stark befahrenen B 2. Es gibt eine Fußgängerampel und eine Unterführung. Das erste Etappenziel ist dann der Aussichtspunkt Am Grünen Fleck. Dazu auf der Mühlstraße durch den Ort hindurch und auf der anderen Seite des Mühlbachs den Weg Am Mühlberg zum so genannten Bärli-Hof hinauf. Hinter dem Anwesen wird ein Bächlein überquert. Danach entsprechend der Beschilderung nach links wenden. Zu Beginn schlängelt sich der Steig über eine schmale Lichtung, später taucht er in einen freundlichen Bergmischwald ein. Der Aussichtspunkt Am Grünen Fleck1 ist schnell erreicht. Auch wenn er langsam zuwächst, bietet sich doch ein sehr schöner Blick auf das Wettersteingebirge.
Um den Kleinen Laber
Kurz nach dem Grünen Fleck gelangt man an einen Fahrweg, dem man entgegen der Beschilderung nach links folgt. Der Fahrweg ist zwar eine Sackgasse, doch es schließt sich ein guter Pfad an, welcher ein Stück durch den Hang quert. Hinter einer versteckten Hütte gibt es wieder einen Fahrweg, der gleich darauf in eine breite Kiesstraße mündet. An allen Gabelungen wählen wir nun stets den ansteigenden Ast. Das dauert, weil wir um den Kleinen Laber herum müssen. Vor dem als Hölle2 bezeichneten Flurpunkt geht es dann spitz links. Bald darauf betritt man eine kleine Lichtung, die in der Senke zwischen dem Großen und dem Kleinen Laber liegt.
Großer Laber

Bei der Lichtung hat man zwei Möglichkeiten. Der Forstweg rechts lässt den Großen Laber aus und ist die bequemere Variante. Mehr Abwechslung verspricht dagegen der Jagdsteig, welcher etwa hundert Meter weiter ebenfalls rechts abzweigt. Er ist problemlos zu finden und sogar mit orangefarbenen Punkten markiert.
Nach einiger Zeit kommt eine Verzweigung, bei der wir rechts müssen, denn der linke Ast steuert den Mühlberg an. Auf der dicht bewaldeten, unübersichtlichen Kuppe am Punkt 1350 aufpassen und unbedingt rechts in die feuchte Mulde hinab. Der Jagdsteig ist nun teilweise kaum mehr zu erkennen. Auch die Markierungen werden spärlicher. Im Gipfelbereich des Großen Labers3 öffnet sich der Wald, was offenbar auf einem schon länger zurückliegenden Windbruch beruht. Die Stille dort oben und die Abgeschiedenheit sind beeindruckend.
Auf das Ettaler Manndl

Der steile Hang vom Großen Laber hinab zum Sattel bei der Tiefental-Diensthütte erweist sich als recht unwegsam. Man holt am besten ein wenig nach rechts aus und orientiert sich dann diagonal nach links. Eigentlich wäre ein kleiner Pfad zu erwarten, aber den hat wohl die üppige Vegetation verschluckt. An der Tiefental-Diensthütte4 wird schließlich der viel begangene Steig zum Ettaler Manndl erreicht.
Bis zum Einstieg in den Klettersteig fehlt noch ein gutes Stück. Der Aufstieg ist durchgehend gesichert. Hinauf zum ersten Absatz wären die Sicherungen fast noch entbehrlich. Doch bei der darauffolgenden Querung heißt es fest zupacken. Diese Passage stellt auch das Nadelöhr im Klettersteig dar. Gefahrlos kommt man dort kaum aneinander vorbei. Nach einem weiteren Aufschwung wird das Ettaler Weibl gewonnen und gleich im Anschluss das einige Meter höhere Ettaler Manndl5.
Abstieg nach Ettal
Für den Rückweg empfehle ich den Abstieg von der Tiefental-Diensthütte nach Ettal. Kurz vor Ettal zweigt man links auf den beschilderten Enzianweg6 ab, wobei ein Abstecher zum Kloster Ettal mit seiner berühmten Barockkirche ebenfalls lohnend wäre. In Ettal gibt es zudem Einkehrmöglichkeiten und eine Bushaltestelle. Rein vom Wandergenuss her ist der Enzianweg am Waldsaum entlang schöner, als durch Ettal hindurchzulaufen.
Alte Ettaler Straße nach Oberau

Historisch sehr interessant ist zuletzt die Alte Ettaler Straße7 hinunter nach Oberau. Über sie verläuft der Wanderweg. Um 1300 wurde der Saumpfad am Kienberg zur Straße ausgebaut. Sie war wichtig für das aufblühende Rottwesen. Oberammergau besaß seit 1332 das Rottprivileg. Ab 1628 entstand eine verbesserte Straße mit veränderter Trassenführung. Trotz allem blieb der steile Kienberg bei den Fuhrleuten gefürchtet. Im Jahr 1875 transportierte eine Lokomotive die monumentale Oberammergauer Kreuzigungsgruppe über die Alte Ettaler Straße. Das steinerne Kunstwerk war ein Geschenk König Ludwigs II. aus Dankbarkeit für das Passionsspiel. Zwei Menschen starben bei dem Transport durch einen Unfall. Die Geschichte der Straße wird auf einigen Infotafeln erläutert.
Unten in Oberau folgt man dann am einfachsten dem Mühlbach und trifft so wieder auf die Mühlstraße, die rechts zum Bahnhof leitet.