Entschenkopf-Überschreitung (2043 m)
Anspruchsvolle Kammwanderung
Die Überschreitung des Entschenkopfs gehört zu den weniger bekannten Touren im Nebelhorngebiet. Das tolle Panorama, die beiden malerisch gelegenen Gaisalpseen und die netten Almen machen die Rundwanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Für den luftigen Grat sind allerdings Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit erforderlich.
Stand:

Der Entschenkopf liegt in der so genannten Daumengruppe im Nordwesten des Nebelhorns. Er bildet eines der attraktivsten Wanderziele bei Oberstdorf und bietet trotzdem eine vergleichsweise stille Gipfelrast. Üblicherweise erfolgt die Besteigung vom Illertal aus, seltener durch das lange Retterschwanger Tal als Bike & Hike-Tour. Landschaftlich reizvoller ist aber auf jeden Fall die Option aus dem Illertal, weil man dabei an den wundervollen Gaisalpseen vorbeikommt.
Lohnend ist die Entschenkopf-Überschreitung vor allem auch der schönen Aussicht wegen. Nach Süden versperrt allerdings das Nebelhorn den Blick. Wer also zum ersten Mal in der Gegend wandert, sollte vielleicht zunächst das Nebelhorn besuchen.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Wegen des felsigen und ausgesetzten Geländes erfordert die Überschreitung des Entschenkopfs ausreichend Bergerfahrung. Darauf weist auch die blaue Markierung hin, die im Allgäu für schwere alpine Steige steht. Die ein oder andere Kletterstelle gehört da natürlich mit dazu. Unbedingt vorsichtig sein. Dazu mahnt auch der tödliche Absturz eines 38-Jährigen beim Abstieg über den Südgrat, der sich im Herbst 2019 ereignete.
Bitte außerdem beachten, dass der lange Auf- und Abstieg sehr an den Kräften zehrt.
Wenn es nass ist oder Schnee liegt, sind einige Passagen ausgesprochen heikel. Keinesfalls bei Gewitterneigung unternehmen, da am Grat ein schneller Rückzug nicht möglich ist.
Wegbeschreibung
Über Rubi zur Gaisalpe
Wer mit der Bahn anreist, muss erst einmal von Langenwang nach Rubi laufen. Der Wanderweg führt über eine Wiese und am Waldrand entlang zur Iller. Auf der anderen Flussseite liegt auch schon die kleine Ortschaft Rubi.
Im Zentrum von Rubi1, wo auch der Bus hält, biegt man wie beschildert in den Riedweg, der ostwärts aus dem Ort hinausleitet. Der Weg biegt bald nach links und passiert das schön gelegene Landhaus Schraudolf. Am Waldrand verlassen wir dann das Teersträßchen zu Gunsten eines Forstwegs, der sich nach ein paar Hundert Metern zu einem Steig verjüngt. Einige Serpentinen höher gelangt man auf eine Lichtung und an den viel begangenen Fahrweg von Reichenbach zur Gaisalpe. Später an einer Gabelung aufpassen, denn es gibt zwei Gaisalpen. Wir müssen links zum Berggasthof Gaisalpe2.
Alternative von Reichenbach
Alle, die mit dem Auto oder dem Linienbus kommen, starten die Tour am besten in Reichenbach. Auf der Straße zur Gaisalpe zweigt man an der ersten Kehre auf den spannenden Tobelweg durch den Gaisalptobel ab. Kurz vor der Alm trifft man wieder auf den Fahrweg.
Flyschgesteine im Gaisalptobel: Der Tobel, den der Gaisalpbach zwischen der Gaisalpe und Reichenbach durchfließt, ist nicht nur ein spannendes Naturschauspiel, sondern auch geologisch interessant. Bei dem darin aufgeschlossenen rhythmisch geschichteten Gestein handelt es sich um den Rhenodanubischen Flysch aus der Kreide. Der instabile Flysch rutscht leicht, wie ein kleiner Felssturz im Tobel beweist. Auffällig sind außerdem die plattigen roten Tonsteine im unteren Teil der Schlucht.
Ins Falkenjoch

Das nächste Etappenziel nach der Gaisalpe ist das Falkenjoch bei der Falkenalpe im Norden des Entschenkopfs. Dazu schlägt man hinter dem Berggasthof Gaisalpe den linken Weg ein, der den Hang hinaufführt. Rechts ginge es zum Gaisalpsee. Nach gut hundert Metern schließt sich ein Steig an. Von dort hat man einen freien Blick auf die Felswände des Rubihorns. Wer genau hinsieht, erkennt, dass sich an der Nordwand des Rubihorns in jüngerer Vergangenheit ein gewaltiger Felssturz löste.
Wenn der Steig kurz darauf in den Wald eintaucht, spitz links halten. Nach einem Graben wird der Fichtenwald etwas unübersichtlich, aber dank der guten Markierung findet man hinaus zur Lichtung der Rubihütte3. Die Hütte scheint verlassen zu sein und wird jedenfalls nicht mehr almwirtschaftlich genutzt. Wenig später erreichen wir dann das Falkenjoch4.
Entschenkopf

Der Steig vom Falkenjoch Richtung Entschenkopf durchquert zunächst ohne Höhengewinn eine Waldweide und zieht sich anschließend neben einem Latschenfeld den Grat hinauf. Oberhalb der Latschen geht es über viel Schotter nahe der Ostabbrüche dem felsigen Gipfelaufbau entgegen. Verblasste rote Punkte leiten uns in eine bröselige, steinschlaggefährdete Rinne, die nach rechts über eine leichte Kletterstelle wieder verlassen wird. Es folgt eine kurze Querung Richtung Osten über Rasenmatten und einige Felsen, bevor die letzten Stufen direkt am Grat erklettert werden. Danach stehen wir auf dem nördlichen Vorgipfel. Von da sind es nur mehr wenige Meter auf der ausgesetzten Schneide hinüber zum Hauptgipfel5.
Südgrat
Auf der Abstiegsroute über den Südgrat kommt keine Langeweile auf. Unterhaltsam windet sich der Steig mit etwas Auf und Ab am Grat entlang, bis er vor einigen Felsköpfen in die abschüssige, grasbewachsene Westflanke ausweichen muss. Schnee sollte dort keiner mehr liegen. Nach ein paar Latschen geht es zum Grat zurück. Relativ unvermittelt, von oben schlecht einsehbar muss man weniger später erneut in die Westflanke ausweichen und sehr exponiert über ein schmales Felsband (I) zum so genannten Gängele6 abklettern. An der Scharte beim Gängele zweigt der Weg ins Retterschwanger Tal ab. Wir halten uns geradeaus und erklimmen mit Drahtseilunterstützung einen letzten Grataufschwung, bevor wir ohne weitere Schwierigkeiten zum Oberen Gaisalpsee gelangen.
Abstieg über die Gaisalpseen

Um den Oberen Gaisalpsee macht der Steig einen Bogen und schlängelt sich anschließend in Serpentinen hinab zum Unteren Gaisalpsee7. Wie der Obere ist auch der Untere Gaisalpsee ein typischer Karsee in einer vom Gletscher ausgeschürften Mulde. Hinter der Karschwelle bricht eine Felswand ab. Der breit ausgebaute Wanderweg zieht sich durch die zerfurchte Flanke rechts davon. Beim Abstieg hat man einen prächtigen Blick auf den beeindruckenden Wasserfall, der vom Abfluss des Gaisalpsee in die Tiefe rauscht. Nach der Steilstufe flacht das Gelände ab. Durch lichten Wald und über offenes Weideland gelangen wir dann wieder zurück zur wohlverdienten Einkehr auf der Gaisalpe.