Daniel (2340 m) und Upsspitze
Von Lermoos auf den König der Ammergauer
Die Wanderung auf dem Normalweg von Lermoos bei Ehrwald über die Tuftlalm zum Daniel begeistert mit einer fantastischen Aussicht. Wer genug Ausdauer mitbringt, kann anschließend noch die benachbarte Upsspitze überschreiten und auf einer wenig genutzten Route die stille Nordseite erkunden. Dabei beeindruckt besonders die Abgeschiedenheit in den kargen Hochkaren im Büchsental und dem Meirtl.
Stand:

Daniel und Upsspitze sind die beiden höchsten Gipfel der Ammergauer. Mit ihnen schwingt sich die Gebirgsgruppe an ihrer Südspitze auf über 2300 Meter empor. Von oben bietet sich ein großartiges Panorama. Wie auf dem Präsentierteller liegen das Wettersteingebirge und die Mieminger Kette da. Einer der auffälligsten Berge der Umgebung ist neben der Zugspitze die Ehrwalder Sonnenspitze mit ihrer eleganten, pyramidenähnlichen Form.
Im Norden sind außerdem so ziemlich alle bedeutenden Berge der Ammergauer Alpen zu sehen. Der Blick schweift vom Säuling im Westen bis zum Kramerspitz im Osten.
Der Danielkamm besteht geologisch hauptsächlich aus Plattenkalk. Die Platten sind nach Süden hin geneigt. Dadurch präsentiert sich die Südflanke ungeachtet ihrer Steilheit kaum zerklüftet, ja teilweise geradezu sanft und lieblich. Wo die Kalkplatten offen daliegen, treten die für dieses verkarstungsanfällige Gestein typischen Karren auf. Durch den Hebungsprozess brachen die Platten im Norden ab. Deshalb ist die gesamte Nordseite des Danielkamms von schroffen Felswänden geprägt.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Im Großen und Ganzen haben wir es auf dieser Bergtour mit einfachen Steigen zu tun. Die kurze Kletterstelle an der Upsspitze ist kaum der Rede wert. Einige Passagen verlangen allerdings nach solider Trittsicherheit, vor allem der steile Abstieg vom Meirtljoch.
Im Büchsental und dem Meirtl halten sich die Schneefelder oft bis in den Sommer hinein. Das Meirtljoch kann im Schnee gefährlich sein.
Bei schlechter Sicht besteht sowohl im Büchsental als auch im Meirtl die Gefahr, den teilweise nicht sehr ausgeprägten Steig zu verlieren.
Die größte Herausforderung stellen auf jeden Fall die beachtlichen Höhenmeter dar. Die Kondition sollte also stimmen. An heißen Tagen schlaucht besonders der südseitige, sonnenexponierte Aufstieg.
Wegbeschreibung
Aufstieg zum Kohlberg

Wenige Meter westlich des Bahnhofs von Lermoos gibt es eine Fußgängerunterführung. Auf der anderen Seite der Gleise befindet sich links das Panoramabad. Dort beginnen die Wanderwege. Unser erstes Ziel, die Tuftlalm, ist bereits ausgeschildert.
Hinter dem Panoramabad bei der ersten Gelegenheit am besten rechts wenden. So lässt sich gleich die erste Schleife der Kiesstraße abkürzen.
Der direkte Steig zur Tuftlalm ist am Anfang sehr steil und bei Nässe unangenehm rutschig. Dafür kommt man auf ihm flotter voran als auf der bestimmt doppelt so langen Kiesstraße. Weiter oben am Kohlberg1 wird der Steig besser und es lichtet sich nun auch der Fichtenwald.
Tuftlalm

Kurz vor der Tuftlalm an einer Verzweigung rechts halten. Das ist die schönere Variante, wobei geradeaus ebenfalls richtig wäre. Es geht unter einer überhängenden Wand entlang, die vermutlich aus Rauwacke besteht. Die kleinen Auswitterungshöhlen darin sind typisch für dieses Gestein. Nach der Wand steigen wir dann in wenigen Minuten zur Lichtung der Tuftlalm2 hinauf. Ob der seltsame Almname etwas mit dem Wilden Tuft zu tun hat, wie das Zittergras regional in Tirol genannt wird, bleibt Spekulation.
Vor der Alm ragt eine luftige Aussichtsplattform über den Steilhang hinaus. Der Zweck dieser Plattform erschließt sich allerdings nicht so recht, denn die Aussicht ist von der Tuftlalm ebenso gut. Die Touristiker meinen halt, sie müssten mit immer neuen Attraktionen aufwarten, um noch mehr Leute anzulocken.
Daniel
Über der Tuftlalm taucht der Steig nochmals in den Wald ein. Doch schon bald müssen die Fichten den Latschen weichen. An der Südseite des Daniels bilden diese riesige, undurchdringliche Felder. Auf einem Rücken, der das kesselförmigen Kärle im Westen flankiert, zieht sich unser Steig geradewegs Richtung Upsspitze empor. Das Gelände wird dabei zunehmend karger und steiniger. Schließlich gelangt man in die Einsattelung zwischen Upsspitze und Daniel, von der es nur noch wenige Minuten bis zum Gipfel3 sind.
Upsspitze
Um nicht wieder auf demselben Weg hinabzuwandern, begeben wir uns vom Daniel zunächst mit kleinem Gegenanstieg hinüber zur Upsspitze. Das sind nur ein paar Minuten. Unter dem Gipfel der Upsspitze gibt es eine unproblematische Ier Stelle.
Der seltsame Flurname Ups scheint einzig bei Leermoos vorzukommen. Er bezeichnete ursprünglich die hochgelegene Almweide oberhalb der Baumgrenze am Grünen Ups. Sprachwissenschaftler gehen von einem vorromanischen Ursprung des Worts aus und vermuten, dass es hoch oder Höhe bedeutete.
Durch das Büchsental ins Meirtljoch

Jenseits der Upsspitze folgt man noch ein Stück dem mit viel losem Gestein bedeckten Grat, bis man rechts ins Büchsental abzweigen kann.Wem das zu weit erscheint, der steigt stattdessen auf der Südseite zum Alpenrosenweg ab, der zurück zur Tuftlalm führt.Das einsame Büchsental4 wird von großen Geröllfeldern dominiert. Deutlich sichtbar quert die Spur unter der Nordwand des Daniels Richtung Meirtljoch.
Weiter unten im Büchsental tauchen aus dem Schotter vom Gletscher abgeschliffene Rundbuckel auf, welche von zarten alpinen Rasen überzogen werden. Die winzige Lacke davor war sicher einmal ein größerer Karsee, der mit der Zeit vom Geröll zugeschüttet wurde. Der Pfad ist auf den Rundbuckeln schlecht erkennbar, aber das Meirtljoch hilft bei der Orientierung. Nach einem kleinen Gegenanstieg steht man dann im Meirtljoch5, das zwischen dem Daniel und dem Hochwanner liegt, einem selten besuchten, für Erfahrene überaus lohnenden Gipfel.
Vom Meirtl nach Ehrwald

Der Abstieg ins Meirtl ist ziemlich gach und brüchig. Der Weg wird rechts von einer tief eingeschnittenen Runse bedrängt. Nach einem flacheren Abschnitt im Karboden beginnen bald die Latschen. Der Steig scheint kaum mehr begangen zu werden und wächst langsam zu. Unten am Althüttenboden6 endet er an einer Forststraße. Dieser folgt man bis hinab zur Loisach. Der muntere Häselgehrbach lädt dazu ein, den Füßen eine kleine Abkühlung zu gönnen. So lässt sich der Hatscher bis Ehrwald besser verkraften. Einzig der Häselgehrfall7 sorgt später für eine kurze Abwechslung.
Der letzte Kilometer entlang der Loisach nach Ehrwald ist zäh, weil es nochmals etwas bergauf geht. Wer das Auto in Lermoos stehen hat, muss bis dahin weitere Hundert Höhenmeter überwinden.