Breitenkopf (2469 m)
Klettertour über dem Igelskar
Diese spannende Bergtour im Mieminger Gebirge führt durch das abgeschiedene Igelskar hinauf zum Breitenkopf. Der anspruchsvolle, nicht ganz ungefährliche Normalweg über den felsigen Südgrat verlangt selbst Erfahrenen einiges ab. Dafür gibt es eine garantiert einsame Gipfelrast.
Stand:

Der Breitenkopf lohnt sich insbesondere wegen seiner geringen Bekanntheit, der wilden Landschaft und der großartigen Aussicht. Im Norden liegt das Wettersteingebirge wie auf dem Präsentierteller da und ringsum ragen die schroffen Mieminger Gipfel empor. Tief unten erstreckt sich das liebliche Gaistal.
Die Tour ist übrigens auch ohne die schwierige und mühsame Besteigung des Breitenkopfs interessant, denn bereits das Igelskar wäre den Aufstieg wert. Zwar wirkt das von Schuttreisen umrahmte Hochkar auf den ersten Blick recht karg, doch es hat durchaus seinen Reiz. Die Karmitte wird von den typischen Rundbuckeln oder Rundhöckern eingenommen, wie sie die Gletscher hinterlassen. Nach der Schneeschmelze bedeckt sie zartes Grün mit seltenen Alpenblumen. In den Senken findet man kleine Tümpel und Quellen. Im Sommer grasen dort oben Schafe. Auch auf Gämsen kann man treffen. Menschen kommen dagegen nur selten vorbei.
Bergbaugeschichte: Die Bergbautätigkeit im Mieminger Gebirge reicht mindestens bis ins Mittelalter zurück. So wurde unter anderem Silber, Blei und Zink gewonnen. Die Stollen konzentrieren sich vor allem auf die Silberleiten, den Schachtkopf, den Tajakopf sowie das Igelskar. Weitere Details können beim Bergwerksverein Silberleithe Tirol nachgelesen werden.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Der Breitenkopf macht es einem nicht gerade leicht. Mit steilen Altschneefeldern bis in den Sommer hinein, viel losem Schotter und ausgesetzter Kletterei im oberen II. Grad bringt er jeden ins Schwitzen. Der splittrige Fels ist darüber hinaus nirgends wirklich zuverlässig.
Probleme kann auch die Orientierung bereiten. Der markierte Weg durch das Igelskar zur Breitenkopfhütte lässt sich noch einfach finden, vorausgesetzt es liegt nicht mehr zu viel Schnee. Zum Breitenkopf leiten bloß schwache Spuren und ein paar Steinmandl. Bei guter Sicht ist das machbar, im Nebel dagegen nicht empfehlenswert.
Sollten das nun doch zu anspruchsvoll sein oder passen die aktuellen Bedingungen vor Ort für den Breitenkopf nicht, bietet sich der Vordere Igelskopf auf der Westseite des Igelskars als einfachere Alternative an.
Wegbeschreibung
Zum Igelsee

Wir schlagen bei der Ehrwalder Alm erst einmal die Kiesstraße Richtung Seebensee ein. Sie kreuzt bald den Geißbach, der ein Stück weiter oben entspringt und zur Loisach fließt. Die Straße führt dann auf eine Anhöhe, von der es wieder leicht bergab geht.Alternativ käme auch der so genannte Koatige Weg in Frage, der die Schleife der Kiessraße abkürzt. Wie der Name vermuten lässt, kann er batzig sein. Dafür hat man Ruhe vor den Mountainbikern.An der Kreuzung, wo der Koatige Weg zurück in die Straße mündet, zweigt man wie beschildert links zum Igelsee1 ab. Der flache kleine See wird in wenigen Minuten erreicht.
Knappensteig
An der Südostecke des Igelsees knickt der Fahrweg nach links zum Gaistal. Kurz davor nimmt man rechts den grasbewachsenen Waldweg. Dieser dreht wenig später ebenfalls nach links. Genau an der Kurve beginnt der nicht beschilderte, doch recht passable ehemalige Knappensteig. Durch einen lichten Lärchenwald, der zwischen undurchdringlichen Latschenfeldern liegt, steigt er ins Igelskar hinauf. Links fällt nach einiger Zeit die Abraumhalde des Hermann-Stollens2 auf. Das Befahren des Bergwerks ist nicht gestattet. Ein paar Grundmauern der Knappenhäuser sind noch zu sehen.
Vor dem Stollen biegt der Steig nach rechts. Die letzten Latschen treten langsam zurück und wir erreichen die Karschwelle.
Igelskar

Im Igelskar3 werden die Spuren schwächer, doch es wurde ausreichend markiert. Man hält sich am Fuße des Igelskopfs Richtung Süden, bis man einen Steig trifft, der von der Igelsscharte herabkommt und hinüber zur Breitenkopfhütte (DAV Selbstversorger) verläuft. Auf diesem geht es an einem Tümpel vorbei bis nahe an die Breitenkopfhütte heran.
Etwa 300 Meter vor der Hütte zweigen die Begehungsspuren zum Breitenkopf und Hochplattig ab. Diese sind nur in den Rasenmatten einigermaßen zu erkennen. Wir orientieren uns daher besser an der hervorspringenden Felsnase in der südöstlichen Ecke des Igelskars. Ihr Gestein hat eine rötliche Färbung. Wir müssen bis hinter die Nase, wo es eine kleine Mulde gibt.
Zum Südgrat
Hinter der besagten Felsnase gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder direkt durch eine Rinne hinaufkrabbeln oder mehr nach rechts ins Geröll ausholen. Einige Steinmandl weisen den Weg. Oben auf der steilen Nase muss man sich mühsam durch viel Schotter und Kies bergauf kämpfen. Umso mehr Freude kommt auf, wenn endlich der Grat erreicht ist und der Blick über das einsame Schwarzbachkar hinüber zur Hochwand schweift.
Breitenkopf

Die Südgrat zum Breitenkopf ist stellenweise ausgesetzt, weist anfangs jedoch keine nennenswerten Kletterschwierigkeiten auf.
An der Scharte gegenüber dem Gipfel stutzt man dann erst einmal. Geradeaus geht überhaupt nichts. Also zunächst wieder ein paar Schritte zurück und auf der Seite des Schwarzbachkars diagonal zur Scharte hin abklettern. Die Stelle lässt sich von oben schlecht einsehen.
Danach vom tiefsten Punkt der Scharte sehr exponiert einige Meter in die Ostseite des Gipfelaufbaus hineinqueren und in den senkrechten Felsen (II+) zum Grat empor. Vorsicht wegen der teils lockeren Griffe. Außerdem keinesfalls nach rechts in die riskanten Grasschrofen und Platten ausweichen, auf denen viel Rollsplitt herumliegt.
Die letzten Meter zum Breitenkopfgipfel4 sind einfaches Gehgelände.
Breitenkopfhütte und Oberbaustollen

Das Abklettern in die Scharte erfordert zurück besonders große Umsicht. Dagegen macht das lästige Geröll vom Aufstieg bergab richtig Freude, sofern man das Abfahren beherrscht. Oberhalb der Felsnase aufpassen. Man muss sich rechtzeitig links halten.
Auf dem Rückweg kann man dann noch bei der Breitenkopfhütte5 vorbeischauen, ehemals eine Bergarbeiterunterkunft. Der frei zugängliche Oberbaustollen direkt neben der Hütte darf befahren werden. Taschenlampe und Helm einpacken! Nach ungefähr 30 Metern öffnet sich im Oberbaustollen eine große Abbauhalle. Der Gang rechts zum verstürzten Verbindungsschacht in den 300 Meter tiefer gelegenen Hermann-Stollen ist gesperrt. Es besteht die Gefahr, in den Schacht zu fallen. Hinter der Halle bohrt sich der Hauptgang noch weitere 75 Meter in den Berg. Gefunden wurde aber offenbar nichts mehr.
Rückweg zum Igelsee
Von der Breitenkopfhütte anschließend nicht mehr Richtung Igelsscharte laufen, sondern besser auf dem rechten, unteren Steig diagonal durch das Igelskar. Die Route ist gut markiert.
Linker Hand fällt zwischendrin nochmals ein Stolleneingang auf. Dabei handelt es sich um das so genannte Welsche Loch. Der Namen bewahrt möglicherweise die Erinnerung daran, dass dort einst fremdländische (welsche) Bergleute aus Italien schürften. Nicht zu nah an das Loch heranwagen. Bald darauf wird zu Füßen des Igelskopfs wieder der Hinweg erreicht.