Latschenkopf (1712 m)
Gratwanderung auf dem Höhenweg vom Brauneck
Die gemütliche Wanderung vom Brauneck zum Latschenkopf erfreut sich vor allem bei Familien großer Beliebtheit. Sie bietet eine hervorragende Aussicht und ein bisschen alpines Feeling. Für die Einkehr stehen mehrere Hütten zur Auswahl. Zurück nimmt man am besten den Weg über die Stiealm und die Tölzer Hütte, so dass sich eine schöne Rundtour ergibt.
Stand:

Der Latschenkopf prägt zusammen mit dem Stangeneck und den beiden Kirchsteinen die charakteristische Silhouette westlich des Braunecks. Kaum jemand, der zum ersten Mal vom Stangeneck westwärts über den Kamm wandert, kann sich dem Reiz dieses Anblicks entziehen.
Verantwortlich für die abwechslungsreiche Landschaft sind zwei unterschiedliche Gesteinsarten aus dem Jura, die dort aufeinandertreffen. Über einem Sockel aus hartem Kalkstein lagern weichere Tonsteine und Mergel.
Die eiszeitliche Vergletscherung, aber auch die fortwährende Verwitterung durch Frost und Regen modellierten ein spannendes Profil. Die Ton- und Mergelschichten bringen dabei die sanften, runden Formen hervor. Auf ihnen gedeihen üppige alpine Rasen, aus denen die widerstandsfähigen Kalkfelsen in Form von Köpfen und Zähne hervorwittern, als würden sie diese von unten durchstechen.
Übrigens könnte der Name des Braunecks indirekt mit den Ton- und Mergelgesteinen zu tun haben, die in dem gesamten Gebiet auftreten. Sie zerfallen nämlich zu tiefgründigen Böden, die das Weidevieh bei Nässe schnell zu Morast zertritt. Nicht ohne Grund heißt die Alm auf der Ostseite Kotalm. Tiefgründige Böden sind außerdem anfällig für die Blaikenbildung, weil Schneedruck und Lawinen leicht die Grasnarbe aufreißen können. Dann kommt der Untergrund zum Vorschein und die Erde färbt die Hänge braun.
Filmtipp: Der kurze Dokumentarfilm Fossilien in den Alpen: Forscher auf Zeitreise aus der BR-Reihe Gut zu wissen begleitet zwei Paläontologen vom Brauneck zum Latschenkopf. Sie entdecken direkt am Wegrand Fossilien, an denen täglich Hunderte Wanderer, ohne etwas zu ahnen, vorbeilaufen. Die Forscher stoßen unter anderem auf Korallen, Muscheln, Ammoniten und eine bis dato unbekannte Schneckenart. Der Beitrag erläutert außerdem sehr anschaulich die Entstehung der Alpen und erklärt die komplexen geologischen Verhältnisse im Brauneckgebiet.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung vom Brauneck zum Latschenkopf wird gerne von Familien mit Kindern gemacht. Denn sie ist kurz und die Höhenmeter halten sich in Grenzen, jedenfalls wenn man die Brauneckbahn nimmt. Auf dem schmalen Rücken zwischen dem Stangeneck und dem Latschenkopf sollten kleine Kinder allerdings keinesfalls frei herumlaufen, wegen der Felswände unterhalb. Solange alle schön auf dem Weg bleiben, besteht jedoch keine Gefahr.
Bei Nässe werden die Steige teilweise ziemlich schmierig. Besser, man wartet dann ein paar trockene Tage ab.
Bitte unbedingt beachten, den Grat vom Stangeneck zum Latenschkopf nicht bei Gewittergefahr zu begehen. Man ist dort dem Blitzschlag schutzlos ausgeliefert. Die Gedenktafeln sollten Warnung genug sein.
Wegbeschreibung
Seilbahn oder Kiesstraße
Wer sich überlegt, auf die Seilbahn zu verzichten, sollte bedenken, dass die von Schneekanonen flankierte Kiesstraße über die Skipiste und den Speicherteich recht öde ist. Schöner, aber auch viel länger wäre der Weg durch das Längental. Bergab kann man die Piste dagegen durchaus in Betracht ziehen, weil sie einen flotten Abstieg ermöglicht.Brauneck

An der Bergstation hat man mehrere Optionen. Am besten steigt man erst einmal die 50 Höhenmeter zum Brauneck hinauf. Direkt unter dem Gipfel steht das vom DAV betriebene Brauneck-Gipfelhaus. Vom Brauneck gibt es ein wundervolles Panorama über den Isarwinkel. Die Region wird deshalb Isarwinkel genannt, weil die Isar weiter südlich am Sylvenstein in einem 90-Gradwinkel abknickt.
Wir wandern nun am Startplatz der Gleitschirmflieger vorbei, die bei guter Thermik fast im Minutentakt starten. Vor dem Schrödelstein1 fällt rechts der seltsame Ständerbau der Funkübertragungsstelle Brauneck auf. Sie überbrückt die Strecke zwischen dem Olympiaturm in München und der Zugspitze. Auch wenn das Ding 1987 den Architekturpreis vom Bund Deutscher Architekten gewann, es ist trotzdem hässlich.
Anschließend geht es auf einem Steig um dem Schrödelstein herum. Wir passieren einen Skilift und gelangen in eine kleine Einsattelung. Dort kommt von Norden der nette, selten begangene Steig aus dem Kessel der Loghamalm herauf.
Latschenkopf via Stangeneck

Bergauf zum Stangeneck2 wird es kurzzeitig etwas steiler. Das Stangeneck heißt so, weil auf ihm in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Bayerischen Uraufnahme, also der ersten umfassenden Landesvermessung, eine Signalstange aufgestellt wurde. Diese Signalstangen dienten den Kartografen für ihre trigonometrischen Berechnungen. Als Eck werden grasbewachsene, schmale Bergrücken bezeichnet, was in diesem Fall auch gut passt.
Am Stangeneck tauchen voraus schon der Vordere Kirchstein und links daneben der Latschenkopf auf. Tief unten liegt die Stiealm, an der wir später noch vorbeikommen. Bei bester Aussicht immer am Kamm entlang gelangt man in ein paar Minuten auf den Gipfel des Latschenkopfs3. Wer mag, kann natürlich vorher noch den Kirchstein mitnehmen. Im Westen sind die Achselköpfe und die Benediktenwand zu sehen. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis zur Zugspitze.
Abstieg zur Stiealm

Auf der Rückseite des Latschenkopfs führt der Steig durch ein Latschenfeld. Von irgendwo muss der Name ja herkommen! Bereits wenige Minuten später betritt man dann durch einen Felsspalt den Probstalmsattel4.
Am Probstalmsattel treffen mehrere Wege aufeinander. Die namensgebende Alm liegt in einem großen Kar nördlich der Achselköpfe. Sie wird nicht mehr beweidet. Die Hütte dient dem DAV als Selbstversorgerunterkunft.
Wer von da noch weiter über die Achselkopf zur Benediktenwand wandern möchte, sollte sich bewusst sein, dass es auf der felsigen Strecke einige ausgesetzte und klettersteigartig gesicherte Passagen gibt. Kondition braucht man obendrein.
Also lieber gemütlich unter der Südseite des Latschenkopfs den Idealhang hinab zur Stiealm, auf der meistens ziemlich viel los ist.
Panoramaweg über die Tölzer Hütte
Gleich nach der Stiealm wäre ein Abstecher auf den Gamskopf5 möglich, auch Gamsköpfl genannt. Von hinten ist der markante Felsturm leicht zu erklimmen. Oben thront eine Steinbockskulptur. Müsste es dann nicht eigentlich Steinbockköpfl heißen? In dem Gebiet lebt übrigens tatsächlich eine größere Steinwildpopulation, doch die Tiere halten sich mehr im Schatten der Benediktenwand auf, häufig oberhalb der Tutzinger Hütte. Guten Chancen, welche zu sehen, hat man außerdem rings um Hennenkopf und Probstenwand.Dem breiten Panoramaweg folgend, wandern wir schließlich über die Quengeralm und die Tölzer Hütte mit ein bisschen Gegenanstieg zurück zum Brauneck.