Bockerlbahnweg am Spitzingsee
Wanderung von der Valepp nach Neuhaus
Die Wanderung auf dem Bockerlbahnweg führt von der Valepp zum Schliersee. Dabei kommen wir an urigen Hütten, dem idyllischen Spitzingsee und den Josefsthaler Wasserfällen vorbei. Infotafeln berichten unterwegs von der Geschichte der ehemaligen Neuhauser Bockerlbahn.

Im Januar 1919 wütete in der Valepp ein orkanartiger Föhnsturm. Mehrere Quadratkilometer Wald wurden zerstört. Es stellte sich die Frage, wie das wertvolle Holz abtransportiert werden sollte. Die etwa drei Meter breite Alte Spitzingstraße war für schwere Holztransporte ungeeignet und die Straße in die Valepp gab es zu dieser Zeit noch gar nicht. Deshalb beschloss die Bayerische Staatsforstverwaltung eine Waldbahn vom Bahnhof Fischhausen zur Waitzingeralm zu bauen.
In den Chiemgauer Alpen kämpfte man übrigens ebenfalls mit den Folgen des Föhnsturms von 1919. Zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl wurde damals aus demselben Grund eine Schmalspurbahn angelegt.
Nach drei Jahren war das Holz aus der Valepp abtransportiert, so dass die Neuhauser Bockerlbahn 1922 wieder stillgelegt werden konnte. Die Strecke wurde vollständig zurückgebaut. Bald geriet die Geschichte in Vergessenheit.Erst die Eröffnung des liebevoll angelegten Bockerlbahnwegs im Jahr 2010 machte die Existenz der Neuhauser Waldbahn einer breiten Öffentlichkeit bekannt.Entlang der Strecke stehen überall Infotafeln mit Originalaufnahmen und detaillierten Beschreibungen. So können die alten Fotos direkt an Ort und Stelle mit der heutigen Landschaft verglichen werden. Um dem Weg des Holzes zu folgen, empfehle ich, die Wanderung in der Valepp zu beginnen. Die Infopunkte sind allerdings in der umgekehrten Reihenfolge vom Bahnhof Fischhausen-Neuhaus ausgehend nummeriert.
Filmtipp: Aus der Sendereihe Zwischen Spessart und Karwendel des Bayerischen Rundfunks gibt es einen interessanten Beitrag über den großen Windbruch in der Valepp und die Neuhauser Bockerlbahn.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Der Bockerlbahnweg nutzt durchgängig einfache, bequeme Wanderwege ohne ausgesetzte Stellen. Die Strecke ist nicht wirklich weit und die Höhenmeter sind kaum der Rede Wert. So bleibt auf jeden Fall genug Zeit, die vielen Schautafeln zu lesen.Im Winter ist die Wanderung nur eingeschränkt zu empfehlen, weil dann kein Bus in die Valepp fährt.
Wegbeschreibung
Zum Blecksteinhaus
Bei der Waitzingeralm führt eine Brücke über die Rote Valepp. Auf der anderen Seite steht gleich die erste Schautafel des Bockerlbahnwegs. Dort wurde am Bahnhof Waitzingeralm das Holz aus der Valepp aufgeladen, dessen Weg wir nun folgen.
Als Erstes wandern wir bachaufwärts zum Blecksteinhaus1. Das Steilstück hinauf zum Blecksteinhaus wurden die schwer beladenen Wagen mit einem Aufzug hochgezogen. Den Aufzug betrieb eine Dampfmaschine.
Valeppalm

Hinter dem Blecksteinhaus geht es spitz links, wobei man zuvor noch rechts an der Brücke das Schild über den Holzlagerplatz Grünanger lesen könnte.
Die Strecke macht bald eine Spitzkehre nach rechts zum so genannten Blecksteindurchbruch. Dort musste ein mehrere Meter langer Durchlass freigesprengt werden. Auf der anderen Seite breitet sich voraus ein lieblicher Talgrund aus, in dem die Hütten der Valeppalm2 stehen.
Der Weiterweg quert den Hang etwas oberhalb der Almweiden genau entlang der Linie, auf der früher die Waldbahn fuhr. Dabei macht er einen weiten Rechtsbogen und gewährt einen schönen Blick nach Süden zum Hinteren Sonnwendjoch. Vor der Roten Valepp knickt der Weg nach links zum Spitzingsee.
Spitzingsee-Rundweg
Die Gleisstrecke verlief nicht unten am sumpfigen Ufer des Spitzingsees, sondern weiter oben im Hang. Zum Wandern ist der Uferweg allerdings netter als der gekieste, teils asphaltierte Höhenweg. Wir laufen also besser unten am Ufer um die Westseite des Sees herum und dann hinauf zum Spitzingsattel3. Am Sattel treffen wir wieder auf den Bockerlbahnweg.
Stockeralm und Josefsthaler Wasserfälle

Drüberhalb des Spitzingsattels geht es durch ein Waldstück und neben einem Graben hinab zur Stockeralm4. Wegen des starken Gefälles gab es vom Spitzingsattel bis zum Bahnhof Stockeralm drei so genannte Bremsberge. Bei diesen zog jeweils ein beladener, abwärtsfahrender Wagen einen leeren nach oben.
An der Stockeralm nimmt man den linken Weg. Der Bahnhof Stockeralm befand sich am Nordende der mittlerweile ziemlich verbuschten Almlichtung.
Von da wäre ein kurzer Abstecher zu den sehenswerten Josefsthaler Wasserfällen5 möglich. Nach dem Besuch bei den Wasserfällen sollte man nicht direkt nach Josefsthal hinab, denn sonst muss man durch den Ort hatschen und verpasst die übrigen Stationen der Bockerlbahn.
Nach Neuhaus
Der letzte Abschnitt nach Neuhaus hält sich exakt an den Streckenverlauf der Bockerlbahn. An einigen Stellen sind noch Betonfundamente zu erkennen. Nach dem Laubenriesgraben wird der Weg breiter und mündet beim Ankelbach6 in eine Kiesstraße. Für die Bockerlbahn wurde über den Ankelbach eine aufwändige, für die damalige Zeit technisch innovative Bogenbrücke aus Holz errichtet. Die Schwierigkeit bestand darin, dass zur Kurve auch noch eine Steigung hinzukam. Auf der entsprechenden Schautafel sind Fotos der Ankelbachbrücke zu sehen.
Weniger später erreichen wir die ersten Häuser von Neuhaus. In der Krettenburgstraße am besten links halten und über den Dürnbach. Der Bach führt nur zeitweise Wasser, daher sein Name. Zum Bahnhof Fischhausen-Neuhaus folgt man anschließend der Dürnbachstraße kurz nach rechts und wendet sich dann bei einer der nächsten Gelegenheiten links.