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Über den Bichlersee zur Hohen Asten

Große Rundwanderung bei Flintsbach

Diese schöne Rundwanderung führt auf ruhigen Waldwegen von Flintsbach am Inn über die verwunschene Ruine Kirnstein und den Bichlersee zum Berggasthof Hohe Asten. Von all den beliebten Aufstiegen zur Hohen Asten ist dieser der vermutlich längste, jedoch auch der bei Weitem abwechslungsreichste. Auf dem Weg liegen ein bekannter Gletscherschliff, eine versteckte Höhle und mehrere nette Wasserfälle.
Stand:

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Bichlersee
Der Bichlersee liegt in einem idyllischen Kessel im Süden des Astengebiets zu Füßen des Wildbarrens.
Das Astengebiet zwischen Flintsbach und Oberaudorf eignet sich perfekt zum Wandern. Es gibt gemütliche Berggast­häuser, sonnige Almlichtungen, Wildbäche, Wasserfälle, wertvolle Geotope, Burgruinen und vieles mehr.Die schöne Landschaft bildet ein uraltes Kulturland, das auf eine lange Siedlungs­geschichte zurückblickt.Gut möglich, dass auf den Almweiden schon seit vielen Tausend Jahren Tiere grasen. Die ältesten Siedlungs­spuren reichen bis in die frühe Bronzezeit, also um 2200 - 1600 v. Chr., zurück. Durch Lesefunde und Ausgrabungen sind prähistorische Höhensiedlungen auf dem Petersberg sowie der so genannten Rachelburg samt Burgau beim Wagnerberg nachgewiesen.
Im Mittelalter bewachten mehrere Burgen diese strategisch wichtige Position am Eingang zum Inntal. Die Wanderung führt sowohl an der Burgruine Unter-Falkenstein als auch an der Burgruine Kirnstein vorbei. Der Petersberg, den wir ebenfalls passieren, scheint seit der Bronzezeit kontinuierlich besiedelt gewesen zu sein. Im Mittelalter gab es ein Kloster, das in der romanischen Wallfahrtskirche St. Peter am Madron fortlebt. Vor dem Bau des Klosters könnte ebenfalls eine Burg oben gestanden haben.

Tourcharakter und Schwierigkeit

830 hm 21 km5:40 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die gesamte Runde über Kirnstein, den Bichlersee und die Hohe Asten ist sehr gut beschildert. Dabei wechseln sich breite, befestigte Wege mit gepflegten Steigen ab. So kommt man flott voran, was angesichts der Tourlänge durchaus angenehm ist, selbst wenn es mitunter etwas hatschert wird. An der Regauer Alm sowie auf dem Sommerweg der Hohen Asten kann es batzig sein. Am Bichlersee gibt es eine kurze ausgesetzte Stelle, wobei eine Alternative zur Verfügung steht.
Dank der überwiegend bewaldeten Strecke hat man an heißen Tagen Schutz vor der Sonne. Die Wanderung eignet sich aber auch für trübes Wetter, da es ohnehin nur mäßig Aussicht gibt.

Wegbeschreibung

Über Falkenstein nach Fischbach

Im Süden von Flintsbach thront die Burgruine Falkenstein mit ihrem weithin sichtbaren Bergfried. Wir laufen durch den Ort hindurch, überqueren die Kufsteiner Straße und erreichen auf dem Astenweg schnell den großen Wanderparkplatz bei der gut erhaltenen Ruine. Dort links unterhalb der Burg vorbei. Die Besichtigung heben wir uns für den Rückweg auf.
Hinter den paar Häusern von Falkenstein geht es am Waldsaum entlang zu einem aufgelassenen Steinbruch. Im Rauscherbruch bei Fischbach wurde Kalkstein für die Zement­herstellung abgebaut. Der gestufte Aufbau der Wände mit den so genannten Bermen dient der Stabilität.
Am Südende des Steinbruchs Rauscher biegt eine Straße links ins Ortszentrum von Fischbach1.Wer kein Interesse am Fischbacher Gletscherschliff hat, könnte stattdessen am Waldrand weiter zum nächsten, noch in Betrieb befindlichen Steinbruch laufen und gelangt von da aus über den Weiler Hafnach nach Kirnstein. Das ist allerdings kaum kürzer als die Strecke über das Geotop.

Gletscherschliff bei Fischbach

Gletscherschliff bei Fischbach am Inn
Der Gletscherschliff bei Fischbach zählt zu den bedeutendsten Geotopen Bayerns. Neben den typischen Rundhöckern sind auch Gletscher­töpfe und Gletscher­schrammen zu sehen.

In Fischbach müssen wir geradeaus über die Kufsteiner Straße und durch die Bahnunterführung. Auf der anderen Seite rechts. Nach etwa 300 Metern bei der Gabelung am letzten Haus besser den linken Ast wählen. Er bringt uns direkt zum Gletschergarten2. Beim Autobahnbau wurde er freigelegt, zerschnitten und teilweise zerstört. Dennoch zählt der Fischbacher Gletscherschliff zu den schönsten Geotopen Bayerns.
Der mehrere Hundert Meter mächtige Eispanzer des Inn-Gletschers schliff diesen Felsriegel aus widerstands­fähigem Wettersteinkalk zu welligen Rundhöckern ab.
Auf der glatten Oberfläche fallen Kritzungen auf. Durch die Fließbewegung und den hohen Druck des Eises ritzten mitgeführte Steine oder Felsbrocken diese tiefen Schrammen in das Festgestein.
Auch einige Gletschertöpfe, Kolken genannt, liegen zwischen den Rundhöckern. Sie entstehen beim Abschmelzen am Boden von Gletscher­mühlen, also den senkrechten Schächten, durch die das Wasser von der Gletscher­oberfläche in die Tiefe rauscht und unter dem Eis abfließt.

Burgruine Kirnstein

Burgruine Kirnstein
Das Burgtor der stark verfallenen und überwucherten Ruine Kirnstein.

Das nächste Ziel ist die Ruine Kirnstein. Wir wandern dazu vom Gletschergarten erst einmal zwischen der Autobahn und der Gleisstrecke weiter Richtung Süden. Am besten nimmt man erst die zweite Bahnunter­führung, also diejenige vor dem Campingplatz beim Ort Einöden. Anschließend kurz der Kufsteiner Straße folgen und dann rechts auf einem Feldweg zu einem abgelegenen Anwesen am Waldrand. Von da führt ein etwas verwachsener Waldweg in wenigen Minuten zu der stark verfallenen Ruine Kirnstein3 hinauf. Die kleine Burg bestand aus einem ummauerten Hof mit Palas und hatte wohl keinen Turm.

Kirnstein wurde vermutlich im 12. Jahrhundert von den Falkensteiner Grafen errichtet. Dasselbe Grafengeschlecht, welches das Kloster am Petersberg stiftete und die Burg Alt-Falkenstein (Rachelburg) hoch über Flintsbach erbaute. Ihr Herrschafts­bereich erstreckte sich über das bayerische Inntal, entlang der Mangfall und bis zur Eggstätt-Hemhofer Seenplatte im Chiemgau, wo sie bei Hartmannsberg eine bedeutende Burg besaßen. Mitte des 13. Jahrhunderts gingen die Falkensteiner in der Auseinander­setzung mit den Wittelsbachern unter.

Zur Regauer Alm

Regauer Alm
An der abgelegenen Regauer Alm kommen nur selten Wanderer vorbei.

Von der Ruine verläuft ein breiter Kiesweg durch den Wald zur Regauer Alm. Laut Dr. Julius Mayr (1855–1935) legten bayerische Pioniere den Weg um 1900 zu Übungs­zwecken an. Der Aufstieg zieht sich ziemlich. Es gibt kaum Ausblicke ins Inntal. Immerhin liegt auf halber Strecke ein reizvoller Wasserfall. Über dem Wasserfall flacht das Gelände bald ab und wir erreichen neben dem munter dahinplätschernden Einbach schließlich das Gebiet der Regauer Alm4. Die beiden Kaser stehen inmitten einer länglichen Lichtung, die zwar keine Aussicht bietet, aber etwas Heimeliges an sich hat. Auf den zum Teil feuchten, sumpfigen Weiden gedeiht das Breitblättrige Knabenkraut. Die prachtvolle Orchideenart gilt als gefährdet.

Bichlersee

Nach der Regauer Alm heißt es noch einmal 150 Höhenmeter bergauf steigen. Bei der Kreuzung am Scheitelpunkt, wo von links der Weg vom Wildbarren dazustößt, geradeaus halten, außer man möchte den Bichlersee auslassen und gleich direkt zur Hohen Asten. Der Weg beginnt nun leicht abzufallen. An der nächsten Abzweigung gelangt man wie beschildert rechts zum Bichlersee5. Der malerisch in einem Kessel gelegenen See zieht an schönen Tagen viele Ausflügler und Badegäste an. Er ist teilweise verlandet und von einem Sumpfgürtel umgeben.

Höhlenstein

Höhlenstein
Eine Haupthöhle und mehrere kleinere Löcher liegen in der Wand am Höhlenstein nahe dem Bichlersee.

Wer sich für Höhlen interessiert, könnte den Höhlenstein im Westen des Sees aufsuchen. Das erfordert allerdings etwas Spürsinn. Man muss achtgeben, wann der Trampelpfad rechts von dem nordwestwärts verlaufenden Rückeweg abzweigt. Der Höhlenstein erinnert mit seinen vielen Löchern an den sprichwörtlichen Schweizer Käse. Aus Gründen des Fledermaus­schutzes besteht ein Betretungsverbot, wobei die ganzjährige Sperrung wohl rechtlich nicht haltbar ist. Die Höhle besteht aus einer großen Eingangshalle mit Seitenfenster. Es gibt einen Nebengang und einen versinterten Kamin. Vielleicht ist der Höhlenstein der Überrest eines größeren Systems, das durch Verkarstung entstand. Der anstehende Oberrhätkalk wäre jedenfalls verkarstungsfähig.

Hohe Asten über Klammalm

Hohe Asten
Kurz vor den Astenhöfen. Im Hintergrund ist der Heuberg zu sehen.

An der Nordwestecke des Bichlersees beginnt der schmale Bichlersteig, der die steile Nordflanke hinaufleitet. An einer ausgesetzten Stelle läuft ein Drahtseil mit. Gleich darauf wird es flacher und der Steig mündet in einen breiten Weg, der rechts von der Bichleralm kommt. Wir folgen ihm Richtung Klammalm und Hohe Asten. Bei moderater Steigung wird bald die aufgelassene Klammalm6 erreicht. Auf der winzigen Lichtung ohne Flair steht ein Stadel in Blockbauweise neben einer Forsthütte.
Hinter der Klammalm geht es ein wenig abwärts zu einer Stelle an der Westseite des Mitterbergs, wo sich mehrere Forststraßen kreuzen. Wir müssen spitz links bergauf. Aber es stehen ja sowieso überall Wegweiser. Der Wald wird ab da lichter. Wenn er ganz zurückweicht, taucht voraus endlich die Hohe Asten7 auf. Der Hinterastenhof lebt von der Viehwirtschaft und betreibt eine Gaststätte. Vorderasten dient nur noch als Feriensitz.

Bauer am Berg

Bauer am Berg
Unterhalb des Petersbergs steht der so genannte Bauer am Berg, ein Viertelhof, der früher zur Propstei auf dem Petersberg gehörte. Der Fels­zahn im Hintergrund ist die Maiwand.

Beim Abstieg nach Flintsbach folgt man bei Nässe am besten der Kiesstraße, ansonsten lieber dem Sommerweg. Dazu über die Weide an den zwei großen Bäumen vorbei. Anschließend hinter einem Feldweg links in den Wald, wo sich ein oft feuchter Steig über den so genannten Plätscher zum Bauer am Berg8 hinabschlängelt.
Zusammen mit den Astenhöfen und dem Hof am Wagnerberg gehörte der Bauer am Berg zur Propstei auf dem Petersberg. Die Propstei blieb nach der Zerstörung des Klosters im 13. Jahrhundert erhalten. Erst in der Säkularisation wurde sie zerschlagen. Das Bauernhaus wirkt zwar gepflegt, jedoch verlassen. Im Sommer stehen manchmal Kühe auf der Weide.
Beim Bauer am Berg trifft man wieder auf die Kiesstraße, die wenig später den Petersberg passiert. Falls man noch Energie übrig hat, ein Abstecher zum Petersberg lohnt sich immer.

Wagner am Berg

Ober-Falkenstein
Nur wenige Mauerreste, vermutlich vom Berg­fried, sind von Ober-Falkenstein übrig geblieben.

An der scharfen Rechtskurve kurz nach dem Petersberg läuft man besser geradeaus weiter zum Wagnerberg9, denn die Kiespiste ist ja doch recht eintönig. Die Schilder leitet gut durch das Wegegewirr.
Unweit des Hofs am Wagnerberg befindet sich oberhalb der flachen Lichtung der Burgau die Burgruine Ober-Falken­stein, besser bekannt unter dem Namen Rachelburg. Bis auf das Fundament des Bergfrieds ist sie fast völlig verschwunden. Die wertvollen Mauersteine wurden wohl beim Bau von Unter-Falkenstein recycelt. Man braucht eine Pfadfindernase, um den Burgstall zu finden.

Philosophenweg nach Flintsbach

Burgruine Falkenstein
Der untere Burgteil von Falkenstein mit den sanierten Nebengebäuden.

Beim Wagner am Berg biegt der Wanderweg in einen felsigen Hang. Vielleicht nutzten diesen alten Weg bereits die Menschen der Bronzezeit, um zu ihrer Höhensiedlung auf der Burgau zu gelangen. Danach gibt es noch den netten Philosophenfall zu sehen, der sich aus dem Maigraben speist. Die massiven Bach­befestigungen wirken angesichts des kleinen Wasserfalls übertrieben, doch bei Starkregen schwillt das Rinnsal aus dem Maigraben zu einem reißenden Gebirgsbach an, der Flintsbach schon unter Wasser setzte.
Unten im Tal geht es auf dem Philosophenweg zum Wanderparkplatz an der Ruine Falkenstein zurück.
Neu-Falkenstein entstand um 1300 als Nachfolge­bau von Ober-Falkenstein, nachdem die Falkensteiner Grafen ausgestorben waren. Bei der Sanierung der Ruine fanden archäologische Untersuchungen statt, die auf Schautafeln gut dokumentiert sind.