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Wanderung auf dem Eibsee-Rundweg

Traumhafte Tour über Badersee und Neuneralm

Auf dem Eibsee-Rundweg erlebt man eine der aufregendsten Land­schaften im Werdenfels. An Geologie Interessierten dürfte die Wanderung besonders gefallen, denn sie führt mitten durch ein riesiges Bergsturz­gelände. Wer gerne noch etwas mehr davon sehen möchte, startet am besten an dem idyllischen Badersee bei Grainau.
Stand:

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Alpenbühl im Eibsee
Der Alpenbühl oder Almbichl ist eine der acht kleinen Inseln im Eibsee. Alle Inseln bestehen aus Bergsturz­material.

Schönheit und Schrecken wohnen in der Natur oft nah beieinander. Wir können das Inferno nur erahnen, als sich vor ca. 4000 Jahren der größte Bergsturz in den Bayerischen Alpen ereignete. Die damals freigesetzte Energie übertraf die einer Atombombe um das Zigfache. Das Gebiet um Eibsee und Badersee wurde dabei auf einer Fläche von mehreren Quadrat­kilo­metern meterhoch mit Schutt bedeckt. Unübersehbar liegen überall teils bis zu haus­hohe Fels­blöcke herum. Die Zugspitze war nach neuesten Erkenntnissen vorher wohl ein echter Dreitausender.
Das Alter des Bergsturzes konnte durch die Radiokarbon­datierung von Holz­splittern aus Tiefen­bohrungen ermittelt werden. Es handelte sich um ein mindestens drei­phasiges Ereignis, das erste mit einem Volumen von 150 Millionen Kubikmetern, gefolgt von zwei kleineren.Als Ursache wird das zeitweise Auftauen des Perma­frosts diskutiert, kann aber nicht eindeutig bewiesen werden.Die Tatsache, dass das postglaziale Wärme­optimum bereits vor 5300 Jahren (Ötzi) endete und die Gletscher ab da erneut anwuchsen, spricht eher dagegen. Bei dem großen Berg­sturz von der Schärtenspitze 500 Jahre später, durch den der einzigartige Zauber­wald bei Ramsau in den Berchtes­gadener Alpen entstand, spielte wohl die Verkarstung eine Rolle. Der Wetterstein­kalk der Zugspitze neigt ebenfalls zur Verkarstung.
Wie dem auch sei, mit dem Klimawandel nimmt das Risiko von Fels- und Bergstürzen definitiv zu. Um bei Gefahr rechtzeitig evakuieren zu können, steht die Zugspitze unter ständiger geologischer Beobachtung. Mittelfristig kann zum Glück Entwarnung gegeben werden, denn der Permafrost hält den Gipfel noch fest zusammen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

500 hm 18 km4:20 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■
Die gesamte Wanderung ist sehr gut ausgeschildert und verläuft über­wiegend auf breiten, befestigten Wegen.
Dem ein oder anderen mag vielleicht die Strecke insgesamt etwas zu weit sein. Einige Höhenmeter kommen ja auch noch dazu. In diesem Fall läuft man statt der großen Runde mit Badersee und Neuneralm nur um den Eibsee herum. Mit einer Länge von sieben Kilometern dauert der kleine Eibsee-Rundweg ungefähr zwei Stunden.

Wegbeschreibung

Badersee bei Grainau

Badersee
Das Wasser des Badersees ist besonders klar, weil er sich aus Quellen am Seegrund speist.

Ab Grainau beginnt für die Zugspitzbahn die Zahn­stange, denn zum Eibsee muss sie bereits gute 200 Höhenmeter überwinden. Während die Bahn noch an uns vorbeizuckelt, treffen wir westlich des Bahn­hofs den ersten Wegweiser zum Badersee. Der Wald wurde kräftig ausgelichtet. Es fallen gleich einige Sturzblöcke auf, wobei es noch weit größere Exemplare gibt. Bald schon blinkt der winzige Badersee1 zwischen den Bäumen hindurch. Ein wirklich idyllisches Plätzchen! Es lohnt sich, den See ganz zu umrunden. Sein Wasser ist besonders klar und kalt, weil er von unterseeischen Quellen gespeist wird.

Eibsee über Christlhütte und Steinriglwald

Eibsee-Bergsturz
Romantisch schlängelt sich der Wanderweg zwischen den Felsblöcken des Bergsturzes hindurch.

Der Weg vom Badersee zum Eibsee ist gut beschildert. Es geht die ganze Zeit leicht bergauf. Hinter dem Tennis­sport­paradies Grainau nähert sich der Wanderweg wieder der Zahnradbahn und führt auf einer Allee zur Christlhütte2. Dort wird die Eibsee­straße überquert.
Nun könnte man links auf direktem Weg zum Eibsee gelangen, doch schöner ist die Strecke oben herum durch den Wald zum Untersee. Dazu beim Parkplatz über den Krepbach und bei der ersten Kreuzung geradeaus weiter. Der Weg schlängelt sich längere Zeit durch den märchen­haften, buckligen Wald, der auf dem Schutt des Bergsturzes wächst. Die Mächtigkeit der Berg­sturz­ablagerungen beträgt im Mittel mehrere Zehnermeter. An der tiefsten bekannten Stelle sind es sogar unglaubliche 120 Meter! Nach etwas mehr als zwei Kilometern geht es dann an einer Abzweigung im Steinriglwald3 links zum Eibsee-Rundweg. Wenig später taucht auch schon der wunderbar türkisblaue Untersee zwischen den Bäumen auf.

Badetipp: Der Eibsee ist einer der saubersten Badeseen Bayerns. Bei einer Wassertemperatur von selten über 20 °C hält sich der Badespaß allerdings in Grenzen. Da kann das türkisblaue Wasser noch so sehr an die Karibik erinnert. Zum Baden am besten geeignet sind die flachen Buchten am Nordufer.

Eibsee-Rundweg

Frillensee
Bergsturzmaterial trennt den kleinen Frillensee vom Eibsee, doch unterirdisch sind die Gewässer miteinander verbunden.

Beim Untersee4 treffen wir auf den Eibsee-Rund­weg und folgen ihm nach rechts gegen den Uhr­zeiger­sinn. Eine Schwelle aus Sturz­material grenzt dort den Untersee vom Eibsee ab. Die Schwelle liegt knapp unter dem Wasser­spiegel, gut zu erkennen vom Steg aus, der die seichte Stelle überbrückt.
Das fein gegliederte, buchtenreiche Nordufer des Eibsees ist besonders abwechslungsreich. Im Bereich der Einbuchtung am so genannten Steingring5 gibt es rechts ein paar winzige Seen, die mit dem Eibsee einen gemeinsamen Wasserkörper bilden, verbunden über den durch­lässigen Untergrund aus Gesteins­schutt. Draußen im See liegen insgesamt acht Inseln. Am besten sind diese von der Westspitze beim Aussichts­punkt am Wankle6 zu sehen. Die Inseln entstanden aus Bergsturz­ablagerungen, die den Ureibsee teilweise verfüllten.

Die steile Südwestseite des Eibsees wird von Felswänden geprägt. Der Eibsee-Rundweg weicht deshalb hinter dem Wankle zwischen­durch ein wenig nach oben aus. Gegen Ende kommt ein langer Kiesstrand, von dem aus die Ammergauer Alpen zu sehen sind. Danach passieren wir noch den malerischen kleinen Frillensee7 und nähern uns schließlich dem touristisch geprägten Ostende.

Höhenweg zur Neuneralm

Kaisermantel
Ein Kaisermantel saugt Nektar an einer Großen Telekie. Die aus Gärten ausgewilderte Staude heißt wegen ihrer Ähnlichkeit zum Alant auch Scheinalant.

Am Ostende des Eibsees könnte man in den Bus oder die Zugspitz­bahn einsteigen. Der schnellste Weg nach Grainau würde über die Christlhütte führen. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, auf dem Höhenweg zur Neuneralm zu laufen.
Für den Höhenweg muss man gleich bei den Park­plätzen rechts bergauf. Dabei kommt man erst einmal an der Eibsee-Alm vorbei. Sie ist keine echte Alm, sondern ein Berg­gasthof. Dasselbe gilt natürlich auch für die Neuner­alm. Bei der Eibsee-Alm wenden wir uns links zum Bahnhof der Zahnrad­bahn. Ab da folgt durch den Riffelwald ein leider etwas hatscherter Anstieg auf einer eintönigen Forst­straße, die bald die Schuttrinne der Zuggasse8 kreuzt. Bei der nächsten Kreuzung wie beschildert links halten. Mit der Zeit wird der Weg schöner und fällt wieder ab. Je näher die Neuneralm9 rückt, umso besser wird die Aussicht.

Zurück nach Grainau

Von der Neuneralm wandern wir zuletzt auf einem Teerweg hinab nach Obergrainau. Am Dorfplatz beim Denkmal für den Grainauer Bären links zum Bahnhof. Falls der Bus oder die Bahn nicht gleich kommt, direkt gegen­über vom Bahnhof befindet sich beim Rathaus der nette Kurpark. Vor dem Rathaus liegt ein gewaltiger Bergsturzblock.