Auracher Köpferl (1231 m) und Leitner Nasen
Alpine Wanderung am Schliersee
Das Auracher Köpferl und die Leitner Nasen sind Rückzugsorte für Menschen, die Ruhe suchen. Aus der Ferne betrachtet wirkt das dicht bewaldete Gebiet zwischen Schliersee und Leitzachtal relativ unscheinbar. Erst wenn man dort oben umherwandert, erschließt sich einem die versteckte Schönheit dieser Ecke.
Stand:

Der Weg von Fischbachau über das Auracher Köpferl und die Leitner Nasen nach Fischhausen überrascht mit einer landschaftlichen Vielfalt, die von einer kleinen Voralpentour eigentlich gar nicht zu erwarten wäre. Von der Aussicht darf man sich dagegen nicht zu viel versprechen, obwohl auch einige nette Ausblicke zum Wendelstein, ins Spitzinggebiet oder hinab zum Schliersee mit dabei sind.
Gleich am Anfang der Wanderung kommt man durch den so genannten Auracher oder Fischbachauer Märchenwald. Dieses kleinteilige Bergsturzgelände mit Magerrasen und moorigen Mulden beherbergt auf engstem Raum eine vielfältige Flora. Es wäre schon fast für sich genommen einen Besuch wert.
Sehr schön ist auch der Wald am Auracher Köpferl. Er konnte sich einen recht urwüchsigen Charakter erhalten. In den steilen Hängen wird keine Forstwirtschaft betrieben, so dass viel Totholz herumliegt.Landschaftlich am reizvollsten sind die beiden Felsrippen der Leitner Nasen, an denen sich teils bizarr gewachsene Kiefern festkrallen.Ein paar Meter weiter, nördlich der Leitner Nasen, sieht es schon wieder ganz anders aus. Dort passieren wir einen buckligen Blockschutt-Fichtenwald. Die Felsblöck stammen von einem Felssturz. Ja richtig, in diesem Fall handelt es sich um einen Felssturz, keinen Bergsturz wie beim Märchenwald. Der Unterschied liegt im Volumen. Erst ab einer Million Kubikmeter spricht man laut Definition von einem Bergsturz.
Museumstipp: Nur hundert Meter vom Bahnhof Fischhausen-Neuhaus entfernt liegt das Wasmeier Freilichtmuseum. Auf dem Gelände wurde ein altbayrisches Dorf
mit mehreren Höfen, einem Wirtshaus, einer Kapelle und einem Handwerkerhaus aufgebaut. Auch eine Almhütte steht bei dem Dorf.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Trotz schmaler, felsiger Pfade ist das Auracher Köpferl für trittsichere, schwindelfreie Wanderer eigentlich unproblematisch. Leider ereignete sich wenige Tage nach meiner Tour ein tragischer Bergunfall, bei dem ein junger Münchner kurz unter dem Gipfel 80 Meter tief stürzte und sich dabei schwer verletzte.
Auf dem Steig um den Hirschgröhrkopf und die Leitner Nasen dürfte ein Sturz ebenfalls übel enden. Es geht dort durch teils extrem steile Grasschrofen.
Die Tour eignet sich nicht bei Nässe oder gar Schnee. Erstens weil die Steige dann sehr heikel werden, aber auch wegen der Gefahr, sich im Schnee zu verirren. Die Orientierung ist ohnehin schon anspruchsvoll genug.
Wegbeschreibung
Auracher Märchenwald

Vom Bahnhof Fischbachau starten wir neben der Bahnstrecke Richtung Westen, überqueren die Hauptstraße und laufen auf der Fischeralmstraße geradeaus auf den Waldrand zu.
Dort rechts wenden und ein Stück am Auracher bzw. Fischbachauer Märchenwald1 entlang. Das unruhige Gelände erinnert an das ebenfalls durch einen Bergsturz entstandene Boschet bei Ohlstadt, ist aber stärker bewachsen und dadurch nicht ganz so malerisch. Nach Regenfällen bildet sich in der Mulde zwischen den dammartigen Ablagerungen ein kleiner See.
Auf das Auracher Köpferl

Bald beginnt linker Hand der beschilderte Aufstieg zum Auracher Köpferl. Eine Kiespiste führt zunächst hinauf zur Lichtung der Lehenpointalm2. Nach der Almlichte wechselt die Wanderroute mehrmals zwischen unterschiedlichen Wegen hin und her, bis wir beim Pletzereck auf eine öde Forstautobahn treffen. An dieser Biegung zweigt der Steig zum Auracher Köpferl rechts ab. Über einen felsigen Rücken zieht er sich steil empor und weist kleinere Kletterstellen auf. Einem der Felsköpfe muss er ausweichen. Recht unvermittelt steht man dann auf dem bewaldeten Gipfel3. Zu sehen gibt es wenig, aber dafür hat man ihn meistens für sich allein.
Zum Probstboden
Der Steig bleibt hinter dem Gipfel des Auracher Köpferls noch etwas am Grat, bevor er in die abschüssige Nordflanke schwenkt. Nach einem kurzen, steilen Abstieg muss man auf einer Forststraße weiter, die fortwährend an Höhe verliert. Es gilt vorerst die Beschilderung für Neuhaus, und zwar diejenige mit der geringeren Gehzeit. Dementsprechend wandern wir bei der nächsten Gabelung links bergauf zum Probstboden4. Der Flurname erinnert daran, dass es vor langer Zeit in Schliersee ein Kloster der Augustiner-Chorherren gab, das von Pröpsten verwaltet wurden. Vermutliche gehörte dem Kloster der Wald am Probstboden.
Jagdsteig am Hirschgröhrkopf

Ab der großen Kreuzung am Probstboden ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Erst einmal geht es noch wie gehabt Richtung Neuhaus. Nach einer Linkskurve, wenige Meter bevor der Steig nach Neuhaus abzweigt, gibt es rechts einen verwilderten Rückeweg. Zwar endet dieser als Sackgasse, doch man wechselt sowieso gleich wieder links auf einen sporadisch mit roten Punkten markierten Pfad. Dabei handelt es sich um einen alten Jagdsteig, der früher dem Fürsten von Thurn und Taxis gehörte.
Anfangs verläuft der Jagdsteig parallel zur eben verlassenen Forststraße, führt dann aber leicht bergauf. Nun wird er auch schmäler und quert durch einen abschüssigen Hang. Einmal gewährt der dichte Wald kurz einen Blick hinüber zum Brecherspitz.
Bald gelangt man an eine Schulter auf der Südwestseite des Hirschgröhrkopfs. Spuren leiten von da nach links zu einem ausgesetzten Aussichtspunkt sowie rechts hinauf zum Hirschgröhrkopf5. Dieser ist ein nahezu unbekannter, dicht bewaldeter Berg, der nur wenige Male im Jahr bestiegen wird. Seit 2019 gibt es ein neues Gipfelkreuz und eine wasserdichte Kassette mit Gipfelbuch. Der Aufstieg erfordert Routengespür.
Südliche Leitner Nase

Von der Schulter unter dem Hirschgröhrkopf biegt der Steig in den Saggraben. Nach einem dichten, fast düsteren Fichtenwald folgen felsdurchsetzte Grasschrofen. An einer auffälligen Abbruchstelle soll sich um 1905 ein großer Block gelöst haben. Er purzelte bis ins Tal.
Wenig später steht man auf der südlichen Leitner Nase6. Es lohnt sich, den scharfen Grat hinauszubalancieren. Der Tiefblick auf den Schliersee ist phänomenal, für mich der absolute Höhepunkt der Wanderung und der genialste Rastplatz der Schlierseer Berge.
Nördliche Leitner Nase

Von der südlichen zur nördlichen Leitner Nase zieht sich der Steig nochmals durch sehr gefährliches Gelände. Bei der nördlichen Leitner Nase führen ebenfalls Trittspuren zu einem Aussichtspunkt hinaus, an dem die knorrigen Kiefern mit Gebetsfahnen behängt wurden.
Beim Blick hinüber zur südlichen Nase fallen in der Felswand kleine ausgewitterte Halbhöhlen auf. Diese sind typisch für das Gestein der Rauwacke, das innerhalb der Raibler Schichten auftritt. Die Raibler Schichten bauen die Leitner Nasen, den Hirschgröhrkopf und das Auracher Köpferl auf.
Nach der nördlichen Leitner Nase geht es wieder bergab. Im Zickzack leitet der Steig zwischen bemoosten Felsblöcken hindurch. Wir werden das Trümmerfeld weiter unten bei Hohenwaldeck nochmals kreuzen. Der Weg dreht schließlich nach rechts, passiert einen Kahlschlag und trifft auf einen Holzlagerplatz7. Dort kommt auch der Höhenweg von Schliersee nach Fischhausen vorbei.
Höhenweg über Hohenwaldeck nach Fischhausen

Schon nach kurzer Zeit erreichen wir auf dem Höhenweg Richtung Fischhausen die sehenswerte mittelalterliche Burgruine Hohenwaldeck8. Beeindruckend ist der Sockel des Bergfrieds, der aus repräsentativen Buckelquadern besteht. An der Nordwestecke des Burgfelsens befindet sich ein beliebter Aussichtspunkt mit einem schönen Panorama über den Schliersee. Die Rastbänke sind allerdings oft alle belegt.
Beim endgültigen Abstieg nach Fischhausen sieht man dann erneut einen Teil des Felssturzes, der angeblich auch Hohenwaldeck zerstörte. Unten bei Fischhausen über die Deutsche Alpenstraße und links an St. Leonhard vorbei zum Bahnhof Fischhausen-Neuhaus.
Hohenwaldeck gesperrt: Nachdem bereits die großen Bäume entfernt wurden, steht nun die Sanierung der einsturzgefährdeten Mauerreste an. Die Burgruine ist deshalb leider wohl bis Sommer 2023 für die Öffentlichkeit gesperrt. Von außen sind immerhin der Bergfried und die Südmauer zu sehen.