1. Bayerische Voralpen
  2. Mangfallgebirge
  3. Schlierseer Berge

Auerspitz (1810 m) vom Ursprungtal

Große Rundwanderung bei Bayrischzell

Aus dem Ursprungtal führt eine wunderbare, stille Route durch die sonnige Südseite der Maroldschneid auf den Auerspitz. Zurück kann man über den malerischen Soinsee wandern. Die schöne, jedoch auch weite Rundtour ist erst ab Mitte Juni möglich, weil der Weg an der Maroldschneid durch ein zeitweise gesperrtes Wildschutz­gebiet verläuft.
Stand:

Zur Galerie (10)
Kaiserblick
Bei klarem Wetter reicht der Blick vom Auerspitz bis zum fernen Kaisergebirge.

Trotz seiner Nähe zum gut besuchten Rotwandhaus steht der Auerspitz ganz im Schatten bekannterer Berge, insbesondere natürlich der Rotwand. Der dicht mit Latschen bewachsene, wenig markante Auerspitz wirkt unscheinbar, so dass ihn viele schlicht übersehen. Ein echter Glücksfall, wenn man Wert auf eine ruhige Gipfelrast legt. Und eine schöne Aussicht gibt es obendrein, vergleichbar mit derjenigen von der Rotwand.

Östlich schließt sich an den Auerspitz die langgezogene Marold­schneid an. Sie bildet einen wichtigen Lebens­raum der vom Aussterben bedrohten Raufußhühner, in diesem Fall Birkwild und Auerwild.
Dass dort seit Jahrzehnten ein beliebter Wanderweg existiert, der auch von der Via Alpina genutzt wird, beweist eigentlich schon, dass die Wanderer für die Tiere kein echtes Problem darstellen. Sonst wären sie längst verschwunden.
Dennoch beschloss das Landratsamt Miesbach 2021, dass die Population wegen des hohen Freizeit­drucks besser geschützt werden müsse und sperrte den Weg an der Maroldschneid für den Zeitraum vom 1. Dezember bis zum 14. Juni. Das neu eingerichtete Wild­schutz­gebiet an der Maroldschneid ist sogar bis 14. Juli gesperrt. Das heißt, der Weg durch das Schutzgebiet wird ein Monat früher freigegeben, darf dann aber eben nicht verlassen werden.

Lange vor dem Wildschutzgebiet gab es an der Maroldschneid bereits während der Winter­monate auf Initiative des Alpenvereins ein Wald-Wild-Schongebiet. Die Wald-Wild-Schongebiete haben im Gegensatz zu den Wild­schutz­gebieten rein freiwilligen Charakter. Das Betreten zieht keine rechtlichen Konsequenzen nach sich.Leider macht es den Eindruck, dass der Alpenverein, anstatt die Interessen der Bergsteiger zu vertreten, den Wild­schutz­gebieten im Umkreis der Rotwand aktiv Vorschub leistete. Denn die Wald-Wild-Schongebiet wurden vom Alpenverein wie eine Art Drohkulisse aufgebaut nach dem Motto: Entweder ihr verzichtet freiwillig oder es kommen die verbotenen Wild­schutz­gebiete. In der Tat ignorierten zahlreiche Winter­sportler die Wald-Wild-Schongebiete trotz zahlreicher Hinweis­schilder und regelmäßiger Aufklärungs­kampagnen vor Ort. Vielleicht wären die Wild­schutz­gebiete aber sowieso ausgewiesen worden.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1010 hm 22 km6:20 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die Wanderung vom Ursprungtal zum Auerspitz erfordert vor allem wegen ihrer Länge und der starken Sonnen­exposition eine wirklich gute Kondition. Da fallen die 1000 Höhenmeter kaum mehr ins Gewicht. Autofahrer sparen sich gegenüber Bahnfahrern sechs Kilometer.
Der selten begangene Steig an der Maroldschneid ist ein bisschen verwildert. Nach Regen­tagen kann der Abstieg zum Soinsee morstig sein. Im Wackbachtal sind Trittsicherheit angenehm. Ansonsten hat man es mit einfachen, überwiegend breiten Wegen zu tun.

Übrigens lässt sich der Auerspitz auch im Winter einfach besteigen. Man wählt dann die Route von Geitau über den Soinsee, weil die Maroldschneid ja gesperrt ist.

Wegbeschreibung

Von Bayrischzell ins Ursprungtal

Vom Bahnhof Bayrischzell sind es nur wenige Meter ins Dorfzentrum, wo sich der Kurpark befindet. Vor dem Park geht es rechts über die Seeberg­straße nach Süden aus dem Ort hinaus.
Drüberhalb der Deutschen Alpenstraße liegt ein Parkplatz, bei dem der Aufstieg zum Seeberg beginnt. Wir wandern stattdessen auf einem breiten Weg neben dem Aubach ins Ursprungtal hinein. Die Talaue dürfte die namensgebende Lokalität für die verschwundene Aueralm gewesen sein und diese wiederum für den Gipfel. Das Ursprungtal heißt übrigens so, weil darin auf Tiroler Seite ein Bach seinen Ursprung hat, der den Oberlauf der Thierseer Ache bildet. Er wird Ursprungbach genannt, taucht in älteren Karten aber auch als Klausbach auf.

Sillberghaus auf der Sillbergalm

Hinteres Sonnwendjoch
Im Süden beeindruckt die wilde Nordseite des Hinteren Sonnwendjochs.

Nach knapp vier Kilometern im Ursprungtal zweigt an einem Parkplatz rechts der Weg zum Sillberghaus ab. Das war es dann mit der flachen, gemütlichen Tal­strecke. In einem steilen Anstieg wird schnell das Sillberghaus erreicht, das auf der Lichtung der Sillbergalm1 steht. Für Wanderer öffnet das ganz auf Tagungen und Feiern ausgelegte Sillberghaus nur noch eingeschränkt.
Wer vor dem 15. Juni unterwegs ist, muss kurz hinter dem Sillberghaus wegen des Wild­schutz­gebiets die langweilige Ausweich­strecke spitz rechts über die Soinalm einschlagen. Ansonsten wenige Meter weiter bei der Gabelung wie beschildert den oberen, schmäleren Weg nehmen.

Wirthsalm und Sandbichler Alm

Großer Traithen
Blick von der Wirthsalm nach Osten zum Großen Traithen im Sudelfeldgebiet.

Nach einer letzten schattigen Passage am Sillberg verlässt der Weg den Wald vor der Wirthsalm2 endgültig. Eine Bewirtung gibt es auf der Alm keine, sie heißt nur so, weil sie früher einmal einem Wirt gehörte. Sehr stolz ist man, dass auf der Alm um 1830 des Öfteren der Passauer Bischof Heinrich Hofstätter weilte. Im Osten blickt man auf den Großen Traithen und das Trainsjoch an der Grenze zur Tirol.
Als Nächste kommt die Sandbichler Alm. Bei ihr verjüngt sich der bislang breite, befestigte Weg zu einem passablen Steig.

Almruinen an der Maroldschneid

Auerspitz
Über sonnige Almweiden geht es dem Auerspitz entgegen.

Die beiden nun folgenden Almen sind verfallen. Botanisch Interessierte dürften auf den blühenden Weiden der aufgelassenen Almen viele Raritäten entdecken. Es fliegen überall Schmetterlinge, Hummeln summen, die Südseite der Marold­schneid ist wirklich paradiesisch.
Um eine Schulter herum biegt der Steig zur ehemaligen Niederhoferalm3. Der Bruchstein­sockel der Hütte ist recht gut erhalten. Einige silbergraue Balken und Bretter liegen noch da. Außerdem sind Reste einer Stützmauer und die Umfassung des Almgartens vorhanden. An der Wüstung wächst eine üppige Lägerflur mit Brenn­nesseln und Bittersüßem Nachtschatten.

Stets moderat ansteigend windet sich die Spur dann weiter durch den Hang, zwischendrin kommt mal ein Latschenfeld, aber überwiegend geht es im Freien.
Die Mauerreste der Oberen Aueralm kann man leicht übersehen, obwohl der Weg direkt daran vorbeiführt. Voraus ragt schon der Südgrat des Auerspitzes auf. Die winzige Lacke in der feuchten Mulde linker Hand trocknet oft aus. Sie war früher vermutlich eine Viehtränke der Oberen Aueralm. 200 Höhenmeter tiefer gab es außerdem noch die Untere Aueralm. Sie ist heute ebenfalls eine Wüstung.

Viele aufgelassene Almen sind in Vergessenheit geraten. Wer mehr über sie erfahren möchte, findet in der Alm­daten­bank der Initiative Agrar­Kulturerbe jede Menge nützliche Informationen. Die Datenbank enthält praktisch sämtliche oberbayerischen Almen, auch die längst verschwundenen. Sie gilt als Standardwerk für die Recherche. Allerdings schwankt der Umfang der Angaben je nach Alm stark.

Auerspitz über Südgrat

Rotwand
Im Westen liegt die Rotwand, der höchste Gipfel der Gegend.

Über dem Kessel der abgegangenen Aueralm erreichen wir den latschen­bewehrten, unschwierigen Südgrat des Auerspitzes4 und wandern auf diesem bei bester Aussicht dem Gipfel entgegen. Wenn die Sonne reinbrennt, ist dieses letzte Stück durchaus anstrengend.
Oben bietet sich zur Belohnung ein wundervolles Panorama vom Hinteren Sonnwendjoch über den Schinder, die Rotwand, den Hochmiesing, den unzugänglichen Dürrmiesing und das Wendelsteingebiet bis in die Inntaler Berge mit dem Kaisergebirge.

Zum Brotzeitstein an den Ruchenköpfen

Hochmiesing
Der Berg links im Bild ist der Hochmiesing mit dem etwas niedrigeren Dürrmiesing daneben. Rechts im Vordergrund sind die Ruchenköpfe zu sehen.

Zurück nehmen wir zur Abwechslung eine andere Strecke und steigen erst einmal nordwärts zum so genannten Brotzeitstein an den Ruchenköpfen ab. Der Steig führt direkt an dem auffälligen Felsblock vorbei. Die Ruchenköpfe sind ein beliebtes Klettergebiet und vom Brotzeitstein aus kann man die Kraxler beobachten. Der nicht beschilderte Normalweg durch die Schnittlauchrinne auf die Ruchenköpfe erfordert keine Kletter­erfahrung, jedoch Tritt­sicherheit und Schwindel­freiheit. Der Ausgangs­punkt befindet sich wenige Meter von der Bergwacht­hütte entfernt.Bei einer Anreise mit den Öffentlichen gäbe es zu dem im Folgenden beschriebenen Abstieg über den Soinsee und durch das Wackbachtal weitere Optionen. Besonders reizvoll und erfrischend wäre der Pfanngraben, am gemütlichsten der Panoramaweg vom Rotwandhaus zur Taubensteinbahn. In beiden Fällen müsste man nach Westen zur Kümpflscharte.

Idylle am Soinsee

Soinsee
In einer kleinen Karmulde zu Füßen der Ruchen­köpfe liegt der stille Soinsee.

Unterhalb der Ruchenköpfe schmiegt sich der malerische Soinsee5 in eine Karmulde. Für mich das Highlight der Tour. Um den See grasen die Kühe der Groß­tiefental­alm. Ein friedlicher Ort, an dem meist wenig los ist. Nur einmal gab es im Sommer 2006 eine riesige Aufregung, als der Braunbär Bruno am See gesichtet wurde. Das war wenige Tage bevor Bruno durch einen bis heute geheim gehaltenen Schützen an der Kümpflalm erlegte wurde.

Südöstlich über dem Soinsee steht die Ruchenkopfhütte, die dem Verein der Ruchenköpfler gehört. Von da gäbe es den bereits erwähnten Weg über die Soinalm zum Sillberghaus, doch schöner wandert man zum Soinsee hinab. Wenn bei der Holzbrücke ordentlich Wasser aus dem See abfließt, darf man sich auf den Wasserfall weiter unten freuen.

Das althochdeutsche Wort Sēo für See zeigt bei Orts- und Flurnamen einen großen Varianten­reichtum. Da die veraltete Wortform schon lange nicht mehr geläufig ist, bildeten sich zum Teil Tautologien wie Soinsee oder Soilasee heraus. Mehr Info

Zur Niederhoferalm am Seeberg

Schellenbergalm
Auf dem Rückweg kann man bei der Schellenbergalm einkehren. Im Hintergrund ist der Wendelstein zu sehen.

Vom Soinsee verläuft eine Kiesstraße talwärts Richtung Geitau. Dabei passiert man bald die Schellenbergalm6, auf der es Brotzeiten gibt. Überraschender­weise sieht man von dort genau zwischen dem Steilenberg und dem Seeberg hindurch zum Wendelstein. Einen knappen Kilometer hinter der Untersteilenalm aufpassen und spitz rechts auf den Steig zur Niederhoferalm wechseln. Zuvor aber unbedingt einmal zum Wasserfall am Soinsee­abfluss zurückblicken.
Nach Überqueren des Steilenbachs gelangen wir zur Lichtung der Klareralm und der Niederhoferalm7. Letztere sieht wegen ihrer Größe fast wie ein Bauernhof aus. Sie ist die letzte Einkehr­möglichkeit vor Bayrischzell.

Durch das Wackbachtal

Niederhoferalm
Im Hochtal zwischen der Gamswand und dem Seeberg steht die Niederhoferalm.

Das Wackbachtal ist eine der ruhigeren Ecken der Gegend. Hauptsächlich nutzen es die Wanderer vom Seeberg für den Rückweg.
Hinter der Niederhoferalm wendet man sich am Kreuz­bichel links. Rechts führt der Bayrischzeller Höhenweg Richtung Sillberghaus. Bald verschwindet unser Weg im Wald. Aus Rinnsalen rings um die Alm konstituiert sich der Wackbach. Wir kreuzen den Bach, während das Tal enger wird. Durch den locker bewaldeten Südfuß des Seebergs leitet der Steig hinaus ins Ursprungtal, wobei er den ein oder anderen Graben quert. Vorsicht bei Nässe wegen des steilen Geländes. Eine ausgesetzte Stelle sichert ein Drahtseil ab.
Beim Burgstallkopf8 gibt es noch einen netten Aussichts­punkt mit Rastbank, dann liegt das Wackbachtal hinter uns und wir treffen wieder auf den morgendlichen Hinweg.