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Wanderung von Seefeld nach Andechs

Mit Rückweg durch das Kiental

Es gibt mehrere schöne Wege, um nach Andechs zu wandern. Einer davon beginnt bei Schloss Seefeld und verläuft durch herrliche, alte Buchen­wälder. Oder man wählt das romantische Kiental mit seinen interessanten Nagel­fluh­felsen. Wer mit der S-Bahn anreist, kann natürlich auch beide Strecken kombinieren.
Stand:

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Wallfahrtskirche Andechs
Von außen würde man es nicht vermuten, was für ein Rokokoschatz sich im Inneren der Andechser Wallfahrtskirche verbirgt.

Mitten im malerischen Fünfseenland ober­halb des Ammer­sees liegt Kloster Andechs. Dieser älteste Wallfahrts­ort Bayerns zieht jährlich Tausende Pilger, Wanderer und Ausflügler an.
Gründe, um nach Andechs zu wandern, gibt es genug, das süffige Andechser Bier natürlich, außerdem die prächtige Rokoko­kirche sowie die schöne Landschaft mit ihren Seen, Bächen und den lichten Laubwäldern.Für Oberbayern ist Andechs darüber hinaus vor allem auch ein Ort von großer historischer Bedeutung.An Stelle des Klosters stand bis ins 13. Jahr­hundert die Burg der reichen Grafen von Andechs-Meranien. Nach 1208 rissen die Wittels­bacher die oberbayerischen Besitzungen der Andechser Grafen an sich. Als Vorwand diente deren angebliche Verwicklung in den Bamberger Königsmord, bei dem der Wittels­bacher Pfalzgraf Otto den römisch-deutschen König Philipp von Schwaben mit einem Schwert erstach. Otto gilt als Einzel­täter. Vermutlich suchten die Wittelsbacher nur nach einem Vorwand, um die Andechser Grafen loszu­werden. Die Burg auf dem Andechser Berg wurde in der Folge zerstört. Übrig blieb die Kapelle. Sie bildete die Keim­zelle des heutigen Benediktiner­klosters, das der Bayern­herzog Albrecht III. im Jahr 1455 gründete. Dies und noch mehr zur Kloster­geschichte, etwa über den berühmten Reliquien­schatz, kann man auf den Infotafeln in Andechs nachlesen.

Interessantes hat auch die Landschaft zu bieten. Direkt unter­halb des Klosters beginnt nämlich das geologisch bemerkens­werte Kiental. An seinen Steil­hängen ist riß­zeitliches Nagelfluh­gestein aus miteinander verbackenen Kiesel­steinen aufgeschlossen. Für das Alpen­vorland stellt das Kiental durchaus eine beachtliche Schlucht dar. Es liegt auf der Hand, dass das Rinnsal des Kien­bachs, der hinab zum Ammer­see plätschert, nicht für die Schlucht verant­wortlich sein kann. Das waren einst die großen Schmelz­wasser­massen am Ende der Würm-Kaltzeit, so wie beispiels­weise auch in der Maisinger Schlucht bei Starnberg oder im Gleißental bei Deisenhofen. Die Schau­tafeln im Kiental erklären weitere Details zu dem Geotop.

Tourcharakter und Schwierigkeit

160 hm 14 km3:00 h

Anspruch ■■■■■ T1
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■
Die Wanderung nach Andechs verläuft auf breiten, schattigen Wegen. Sie eignet sich das ganze Jahr über und bei fast jedem Wetter. Wenn es sehr nass ist, wird die Strecke von Seefeld nach Andechs allerdings zum Teil ziemlich batzig. Der Weg durch das Kiental ist hingegen fester.
Im Winter besteht auf sämtlichen Wegen häufig Rutschgefahr wegen überfrierender Nässe.

Wegbeschreibung

Vom Bahnhof zu Schloss Seefeld

Schloss Seefeld
Der einst wehrhafte Charakter von Schloss Seefeld ging durch zahlreiche An- und Umbauten verloren. Dies wird besonders an den Arkaden zum Garten hin deutlich.

Beim S-Bahnhof Seefeld-Hechendorf geht es durch die Unter­führung und dann auf dem Fußweg neben der See­felder Straße direkt auf das Schloss Seefeld zu. Im Süden liegt der Pilsensee, im Norden fließt der renaturierte Aubach durch eine nette kleine Moor­landschaft.
Oben bei Schloss Seefeld1 begeben wir uns in den Schloss­hof hinein. Die Arkaden im äußeren Hof der ehemaligen Vorburg werden von verschiedenen Künstlern als Verkaufs­räume genutzt. Eine Kuriosität bildet der Brunnen mit dem Felsblock aus Kalktuff in der Mitte, der ganz offen­sichtlich wie bei einer natürlichen Kalktuff­quelle durch Ausfällung von Kalk immer größer wird.
Der Hauptbau mit dem inneren Hof ist normaler­weise geschlossen. Burg­graben, Bergfried und Bastions­turm zeigen, dass es sich einst um eine starke Festung handelte, bevor sie zu einem Schloss umgebaut wurde.

Widdersberg über Höllgraben

Wir wenden uns im Schlosshof gleich hinter dem Eingangstor links und spazieren am abgesperrten, jedoch gut einsehbaren Schloss­park vorbei. Nach ein paar Metern bei der Gabelung rechts halten und in den so genannten Höllgraben hinab. Anders als der Name vermuten lässt, ist der Höllgraben sehr idyllisch. Den Weg begleitet ein sanft dahin­plätscherndes Bächlein. Es trieb früher eine Mühle an und wurde deshalb ein Stück umgeleitet, um beim Mühlrad eine entsprechende Fallhöhe zu erreichen. Eigentlich müsste das Bächlein unten durch den versumpften Graben fließen.
Schon kurze Zeit später erreichen wir Widdersberg2. In dem kleinen Ort steht die sehenswerte Kirche St. Michael. Von ihrer Bausubstanz ist die Kirche gotisch, wurde aber später barockisiert. Wer sie besichtigen will, muss beim Weiher links die Straße bergauf.

Nach Andechs

Moränenwall
Über den Wall einer Seitenmoräne geht es durch einen freundlichen Mischwald Richtung Andechs.

In Widdersberg geht es am Weiher vorbei und anschließend immer geradeaus durch den Wald. Der breite Weg folgt der wallartigen Aufschüttung einer Seiten­moräne. Ammersee, Wörthsee und Pilsensee entstanden aus einer Gletscher­zunge, die an ihren Flanken lange Seiten­moränen hinterließ.
Nach Über­queren einer Straße, welche von Herrsching herauf­kommt, rechts am Wald­rand bleiben. Knorrige alte Buchen säumen den Pfad, der am oberen Rand des Kientals direkt am Hang­abbruch verläuft. Hinter einem Wald­stück nach rechts orientieren.
Kurz vor Andechs führt der Weg durch den tief eingeschnit­tenen Ochsen­graben. Auf der anderen Grabenseite befindet sich am Fels­sporn über dem Kiental ein mittel­alterlicher Burgstall mit Wallanlagen. Eine genaue archäologische Untersuchung steht noch aus.
Vom Burgstall sind es nur noch einige Hundert Meter zum Kloster3. Dabei hat man einen exzellenten, völlig unverbauten Blick auf die Anlage.
Die Wallfahrtskirche St. Nikolaus und Elisabeth ist täglich geöffnet. Führungen sind leider nur nach Voranmeldung und für größere Gruppen möglich.

Durch das Kiental nach Herrsching

Nagelfluh
Die Nagelfluhwände im Kiental bestehen aus Schotter­ablagerungen der Riß-Kaltzeit. Als der Kienbach noch ein höheres Niveau hatte, wurden kleine Halbhöhlen ausgespült.

Wir laufen von der Klosterkirche ein Stück auf dem Wallfahrts­steig in Richtung Erling und zweigen bei einem Wegkreuz rechts ins Kiental4 ab. Der Weg durch das Kiental ist sehr reizvoll. Er schlängelt sich an den Steil­hängen aus Nagelfluh entlang und wechselt mehr­mals die Bachseite. In den Nagelfluh­wänden fallen kleine Halb­höhlen auf. Sie entstanden auf Grund unter­schiedlich fester Gesteins­schichten. Die weicheren Zwischen­lagen wurden vom Kienbach ausgewaschen, als er sich nach und nach in die Tiefe grub. An den Rutschungen sieht man, dass die instabilen Hänge dauernd in Bewegung sind. Das Kiental musste deshalb sogar schon mal gesperrt werden.
Am unteren Ende gelangen wir nach Herrsching. Dort an der Kirche links halten und ein letztes Mal über den Kienbach. Der Bahnhof ist ausgeschildert.

Badetipp: Vom Herrschinger Bahnhof sind es nur wenige Minuten zum Ammersee und der unscheinbaren Mündung des Kienbachs. An dieser Stelle kann man herrlich baden.