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Alatsee und Weißensee

Rundwanderung von Füssen über die Ländenscharte

Füssen ist umgeben von zauberhaften Seen, die zu viel­fältigen Wanderungen einladen. Besonders sehenswert sind Alatsee und Weißen­see. Die beiden befinden sich im Westen der Stadt. Unterwegs trifft man dort zudem auf allerlei Interessantes wie alte Grenz­markierungen, den Rastplatz eines Heiligen und ein natürliches Felsentor.
Stand:

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Weißensee
Unterwegs auf dem Hugo-Ludwig-Steg am Weißensee. Im Hintergrund sind die Ammergauer Alpen zu sehen.

Trotz ihrer räumlichen Nähe sind Alatsee und Weißen­see auf völlig unter­schiedliche Weise entstanden.
Beim Weißensee handelt es sich um einen typischen Alpen­rand­see mit einem felsigen Steil­ufer im Süden und dem hügeligen Alpen­vorland auf der anderen Seite. Seine Existenz verdankt er dem Lech-Gletscher. Das Gewicht des vom Falken­stein­kamm herab­fallenden Gletscher­bruchs dürfte die Vertiefung verursacht haben. Vermutlich konnte sich dort im Schatten des Falken­stein­kamms außerdem noch lange ein Toteisblock halten, der verhinderte, dass die Mulde mit Sedimenten aufgefüllt wurde.

Anders als der Weißensee entstand der Alatsee durch die Auslaugung von weichem Gips­gestein, das in den dort anstehenden Raibler Schichten reichlich vorkommt. Gips ist auch der Grund dafür, dass in den Tiefen des Alatsees eine etwa vier Meter dicke schwefel­haltige Schicht existiert. In dieser leben anaerobe Schwefel­purpur­bakterien, die den Schwefel zur Energie­gewinnung nutzen. Die Bakterien besitzen eine rötliche Farbe. Dass sie mitunter nach oben steigen und die Wasser­oberfläche blutrot färben, gehört aber wohl ins Reich der Legenden. Die Farbe stammt statt­dessen von Burgunder­blut­algen, die mit den Blaualgen verwandt sind.
Der sauerstoffarme Bereich der Schwefel­purpur­bakterien ist für Fische eine sehr lebens­feindliche Umgebung. Taucher sehen darin kaum die Hand vor Augen. Für die angeblichen Tauch­unfälle wegen der Bakterien gibt es jedoch keine Belege. Trotzdem bedarf das Tauchen einer Sonder­genehmigung, denn es nahm schlicht überhand. Zu viele suchten nach dem versenkten Nazigold, noch so ein Gerücht, das sich hart­näckig hält. Das Baden im Alatsee ist übrigens erlaubt.

Sehenswürdigkeiten in Füssen: Bei einem Bummel durch die romantische Alt­stadt von Füssen kann man die Wanderung gemütlich ausklingen lassen. Sehens­wert sind die Kirchen St. Mang und Heilig Geist. Wer mehr Zeit hat, kann das Museum der Stadt Füssen im ehemaligen Barock­kloster St. Mang oder das Hohe Schloss besichtigen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

250 hm 15 km4:00 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Im Großen und Ganzen erfolgt die Wanderung auf breiten, befestigten Wegen. An der Länden­scharte und am felsigen Südufer des Weißensees gibt es allerdings auch schmälere Steige.
Die Orientierung fällt überall leicht, da praktisch an jeder Ecke Wegweiser stehen.

Prinzipiell ist die Tour ganzjährig möglich, doch bei sehr viel Schnee oder starker Vereisung, lässt man den Weißensee besser aus.

Wegbeschreibung

Lechfall und Lechklamm

Lechfall
Das Stauwehr am Lechfall wurde bereits im 18. Jahrhundert zur Nutzung der Wasserkraft erbaut.

Wir spazieren vom Bahnhof erst einmal durch die Füssener Altstadt zur Lechbrücke und biegen beim Kloster St. Mang rechts in den Uferweg nach Bad Faulenbach.
In Bad Faulenbach nehmen wir den Lände­weg, der wegen des Steilufers nach oben aus­weicht. Der Lech verengt sich dort zu einer kleinen Klamm. Die Strecke des heutigen Ländewegs wählten schon die Römer, als sie die Via Claudia Augusta bauten. Nach ein paar Hundert Metern kann man links zum Maxsteg hinunter. Der Maxsteg über­spannt den Fluss genau zwischen dem Lechfall und der Lechklamm1, so dass man von der Brücke einen tollen Blick auf die beiden Attraktionen genießt.

Ländeweg am Lechufer

Hangende Wand
Felsmarch an der Hangenden Wand bei Füssen. Seit Jahrhunderten verläuft dort die Grenze.

Nach dem Abstecher zum Lechfall geht es wieder auf dem breiten Ländeweg weiter. Er taucht gleich in den Wald ein. Bis zu der so genannte Hangenden Wand2 bekommt man vom Lech erst einmal nichts mehr zu sehen. Es gilt als sicher, dass an dem markanten Felsturm an der Hangenden Wand einst die Via Claudia Augusta vorbei­führte. In die über­hängende Wand sind schöne alte Grenz­markierungen eingemeißelt. Die obere zeigt links den öster­reichischen Binden­schild und rechts das Wappen des Hoch­stifts Augsburg. Die untere Markierung geht auf den bayerisch-österreichischen Grenzvertrag von 1844 zurück.
Der Ländeweg verläuft nun nahe am Lechufer, wobei sich der Fluss weiterhin hinter den Bäumen versteckt. Nach kurzer Zeit zweigt der Schwärzerweg rechts ab. Wie der Name verrät, wurde auf ihm einst oben herum durch den Wald geschmuggelt. Die Schmuggler hießen auch Schwärzer, weil sie sich das Gesicht schwärzten, um unerkannt zu bleiben. Wir haben nichts zu Schmuggeln und bleiben auf dem Ländeweg.

Über die Ländenscharte zum Alatsee

Alatsee
Der Alatsee liegt in einem schattigen Trichter unter dem Falkensteinkamm.

Kurz nach der Vilsmündung zweigt dann der beschilderte Steig zur Länden­scharte3 ab. Die hundert Höhenmeter sind schnell über­wunden. Oben im Sattel steht ein historischer Grenzstein mit dem Augsburger Wappen und dem öster­reichischen Binden­schild, so wie wir es bereits von der Hangenden Wand kennen.
Der Abstieg auf der anderen Seite der Länden­scharte ist etwas felsig. Es gibt eine mit Drahtseil gesicherte, leicht ausgesetzte Stelle. Unten trifft man auf einen breiten Wanderweg, der westwärts zum Alatsee4 führt. Einige Hundert Meter vor dem Alatsee fällt eine wasser­gefüllte, künstlich anmutende Vertiefung auf. Vermutlich ist das eine der Gruben, die der ehemalige Gipsabbau im Faulenbachtal hinterließ.

Weißensee über Magnusruh

Magnusruh
An dieser Stelle oberhalb des Weißen­sees soll der Heilige Magnus von Füssen Rast gemacht haben.

Im Norden des Alatsees liegt ein großer Park­platz. Von da folgt man etwa 200 Meter der Salober­straße und wendet sich dann links zum Weißen­see. Gleich darauf wie beschildert von der Forst­straße auf einen unter­geordneten Weg wechseln, welcher sich schnell zu einem Steig verjüngt. Es geht nun relativ lange auf und ab durch den steilen Hang über dem Weißen­see. Beim Weberfall bricht zum See hin eine Fels­wand ab, die wir später beim Rückweg noch von unten sehen. Nach dem Fels­durch­schlupf an der so genannten Magnusruh5, wo der Heilige Magnus von Füssen im Jahr 746 laut einer Legende gerastet haben soll, leitet der Steig schließlich hinab zum Weißenseeufer.

Hugo-Ludwig-Steg zum Törle

Torfelsen Törle am Weißensee
Der Wanderweg am Weißensee führt durch dieses natürliche Felsentor.

Das Südufer des Weißensees ist erst seit der Fertig­stellung des Hugo-Ludwig-Stegs im Jahr 1953 komplett passierbar. Dort wo sich der Steg heute romantisch um eine hervor­springende Fels­nase herum­windet, musste man früher oben über die Magnusruh ausweichen. Der schmale, aus Beton­platten gebaute Hugo-Ludwig-Steg verläuft die ganze Zeit direkt am Ufer entlang und erlaubt so einen tollen Blick über den See.
Eine geologische Besonderheit stellt das Törle dar, ein kleines Felsen­tor6, durch welches man hindurch­schlüpfen kann. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass der Fels aus eckigen Bruch­stücken besteht, die miteinander verkittet sind. Geologen bezeichnen solche Gesteine als Brekzien. Das Törle entstand auf natürliche Weise, vermutlich durch Verwitterung und Frostsprengung.

Rückweg nach Füssen

Die Strecke vom Weißensee zurück nach Füssen ist leider etwas eintönig. Man wandert lange auf einer Forststraße am Wald­rand entlang. Auf der linken Seite taucht bald ein Industrie­gebiet auf. Den letzten Kilometer bis ins Zentrum von Füssen muss man neben der lauten Kemptener Straße laufen. Als nettere Alternative würde sich der Untere Kobelweg anbieten. Dafür müsste man aber nochmals ein wenig bergauf steigen.