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Ainringer Moos

Erlebnisreiche Moorwanderung

Die Rundwanderung durch das malerische Ainringer Moos bietet viel Abwechslung. Es gibt einen Lehrpfad mit interessanten Stationen, zwei Aussichts­türme zur Vogel­beobachtung, eine nostalgische Moorbahn und sogar eine Moor­kneipp­anlage zum Moortreten.
Stand:

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Moosobservatorium
Der Lärchenholzturm des Ainringer Moos­observa­toriums ermöglicht einen wunderbaren Rundum­blick über das Moor.

Beim Ainringer Moos handelt es sich um einen der größten Nieder­moor­komplexe des bayerischen Alpen­vorlands. In Bayern werden Nieder­moore übrigens allgemein als Moose bezeichnet, Hochmoore dagegen als Filze.
Wie auch in vielen anderen Mooren des Alpen­vorlands wurde im Ainringer Moos jahrzehnte­lang Torf abgebaut, anfangs in Handarbeit, später unter Einsatz von Torf­fräsen und Baggern. Die Mächtigkeit der Torfschicht beträgt bis zu neun Meter. Wenn man bedenkt, dass es tausend Jahre dauert, bis sich ein Meter Torf bildet, wird deutlich, wie gedanken­los die Moore ausgebeutet wurden. Torf fand als Heiz­material, als Einstreu in Vieh­ställen und im Gartenbau Verwendung.
Durch die Entwässerung und den maschi­nellen Torfabbau schritt die Zerstörung des Ainringer Mooses besonders ab den 1950er Jahren immer rascher voran. Die Nieder­moor­vegetation verschwand ebenso wie das Birkhuhn. Am Ende war nur mehr eine braune, wüste Fläche zu sehen.

Unter dem Druck der Umwelt­bewegung setzte seit den 1980er Jahren langsam ein Umdenken im Umgang mit den Mooren ein. Heute wissen wir ihren Wert zu schätzen. Sie speichern große Mengen Kohlendioxid und Wasser, was dem Hochwasser- und Klimaschutz dient. Außerdem bieten sie gefährdeten Arten einen Lebens­raum. Nicht zuletzt sind sie wichtige Naherholungs­gebiete.In den letzten Jahrzehnten wurden große Moorflächen im Alpen­vorland unter Natur­schutz gestellt und durch Schließen der Gräben wieder­vernässt.Die umfangreichsten Moor­renaturierungen Südbayerns fanden in den Nicklheimer Filzen bei Rosenheim und den Kendlmühl­filzen im Chiemgau statt. Beide eignen sich übrigens ebenfalls herrlich zum Wandern.
Im Ainringer Moos begann die Renaturierung Mitte der 1990er Jahre. Das Torfwerk Ainring, das ab 1968 zu den Bayerischen Berg-, Hütten und Salzwerken gehörte, schloss 2003. Seitdem setzt sich der Verein Freunde Ainringer Moos für das Moor und seine Geschichte ein. Er betreibt auch die Torfbahn und ein kleines Museum.

Filmtipp: Es gibt einen interessanten Dokumentar­film von Wolfgang Spring über das Torfwerk Ainring. Er hielt die letzten Tage fest, bevor es schloss. Der Film blickt zurück auf die jahrzehnte­lange Geschichte des Torfabbaus, zeigt das Torfstechen in Hand­arbeit sowie den maschinellen Abbau und berichtet von den prähistorischen Funden in Moor.

Tourcharakter und Schwierigkeit

10 km2:20 h

Anspruch ■■■■■ T1
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■
Der Besuch im Ainringer Moos ist eine entspannte kleine Halbtages­wanderung. Bitte beachten, dass es im Moor batzig sein kann, auch wenn die Wege über­wiegend befestigt sind. Im Winter sollte man mit Vereisung rechnen.
Wer an dem etwas abseits gelegenen am Bahnhof Ainring startet, muss erst durch Mitterfelden hindurchfinden. Die Beschilderung zum Moor­rundweg beginnt leider erst im alten Ortskern von Ainring.

Wegbeschreibung

Über Mitterfelden zu den Moosrundwegen

Högl
Unterwegs ins Ainringer Moos. Der bewaldete Rücken links ist der Högl.

Wir verlassen den außerhalb von Ainring gelegenen Bahnhof nach Norden und wenden uns schon nach wenigen Zehnermetern links Richtung Mitterfelden. An der ersten Querstraße dann rechts und ein paar Schritte weiter auf einem Fußweg ins Wohn­gebiet. Anschließend geht es auf der Heuberg­straße durch Mitterfelden1 hindurch.
Der Ainringer Ortsteil Mitterfelden entstand auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Reichenhall-Berchtesgaden, der 1933 angelegt worden war, um Hitler die Anreise zu seinem zweiten Regierungs­sitz am Obersalz­berg zu erleichtern. Vom Flughafen­gebäude existieren noch die Kellergewölbe, heute Teil des Fort­bildungs­instituts der Polizei.

Hinter Mitterfelden wandern wir auf einem Feldweg zum eigentlichen alten Ort Ainring. Dabei sind im Süden die Reichenhaller Berge schön zu sehen, der Untersberg, das Staufen­massiv und das Lattengebirge mit der Schlafenden Hexe.
In Ainring2 steht in der Dorf­straße der erste Weg­weiser zu den Moos­rund­wegen. Kurz darauf treffen wir am nördlichen Ortsrand drüberhalb der Kreisstraße auf einen Übersichts­plan zu den Wanderwegen.

Zum Aussichtsturm Vogelthenn

Blick vom Aussichtsturm
Durch die Renaturierung wurde das Ainringer Moos zu einer klein­teiligen Landschaft mit vielen unter­schiedlichen Lebensräumen.

Von den ersten Schautafeln am nördlichen Ortsende leitet der Kleine Rundweg links auf einem Feldweg und an einem einzelnen mächtigen Baum vorbei zum Waldrand. Dort stehen weitere Schautafeln.
Das Moor ist von Fichten umgeben, die auf den entwässerten Bereichen aufgeforstet wurde. Durch den Wald­gürtel wird schnell das ehemalige Abbaugebiet erreicht. Es liegt einige Meter tiefer. Seit der Wieder­vernässung bildete sich eine kleine Seen­landschaft mit weiten Schilf­flächen. Das gefällt den Lach­möwen, die in großer Zahl vorkommen.
Wie wir unterwegs erfahren, kam beim Torf­abbau manches zum Vorschein, was sonst wohl niemals entdeckt worden wäre. Die Arbeiter fanden Waffenteile und Schmuck­nadeln aus der Bronzezeit. Da diese sicher niemand zufällig im unwegsamen Moor verlor, wird ein kultischer Opferplatz angenommen.
Wir folgen nun dem Großen Rundweg gegen den Uhrzeigersinn, also nordwärts, und passieren bald den Aussichts­turm Vogelthenn3, der nach dem Flurnamen dort benannt ist. Eine Vogeltenne, auch Vogelherd, war ein Platz, an dem essbare Singvögel angelockt und gefangen wurden.

Rastplatz an der Eiche und Moosobservatorium

Torfwagen
Mit diesen Wagen wurde früher der Torf aus dem Moor abtransportiert.

Ein paar Hunder Meter hinter dem Aussichts­turm Vogel­thenn biegt der Lehrpfad nach links. Kurz darauf kann man einen kleinen Abstecher zum Rastplatz an der Eiche4 machen.
Der Wanderweg verläuft nun ein Stück weit neben dem Bockerl­gleis. Die Feld­bahn wird noch für die Land­schafts­pflege eingesetzt. Manchmal finden auch touristische Fahrten statt.
Rund um den mehrstöckigen Lärchen­holz­turm des Moos­observa­toriums5 kommt dann der spannendste Bereich. Dort sind die Torfwagen der Feldbahn abgestellt. Es gibt einen Schau­torfstich und eine Moor­kneipp­anlage zum Moortreten. Das anstrengende Stapfen durch den nassen Torf soll die Durch­blutung fördern. Wer sich für Industrie­geschichte interessiert, könnte zudem bei den ehemaligen Betriebs­anlagen am Verlade­bahnhof des Torfwerks vorbeischauen. Er befindet sich etwa einen Kilometer Richtung Norden. Für einen Besuch im Museum Torfwerk Ainring unbedingt vorher über Öffnungszeiten und Führungen informieren.

Zurück über den Großen Moosrundweg

Wiedervernässte Frästorffläche
Das Ainringer Moos entstand durch die Verlandung eines flachen Sees. Heute gleicht das Moor wieder einer Seenlandschaft.

Nach dem Moosobservatorium bleiben wir auf dem Großen Moos­rundweg. Es geht auf einer Art Damm zwischen den tiefer liegenden Abbauflächen westwärts aus dem Moor hinaus.
Vor der Straße dann links wenden und am Waldsaum neben dem Schwarzgraben entlang. Der Name ist passend, denn durch den Graben fließt sehr dunkles Moor­wasser ab. Später links halten, also nicht nach Thundorf abzweigen, außer man möchte noch auf den Högl wandern. Am Südrand des Moors führt ein schattiger Pfad zurück zum Hinweg, der nahe dem ersten Aussichtsturm wieder erreicht wird.