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Überschreitung der Achselköpfe (1710 m)

Nordroute über die Tennenalm

Viele kennen die Achselköpfe vor allem als Zwischenstation auf dem Weg zur Benediktenwand. Doch die Überschreitung ist auch für sich genommen lohnend. Besonders spannend wird die Wanderung, wenn man von Norden her den nahezu unbekannten Steig über die Tennenalm und die Spitzwand nimmt. Dort begegnen einem praktisch nie andere Wanderer.
Stand:

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Achselköpfe
Ein schöner Steig leitet in stetem Auf und Ab über die Achselköpfe. Im Hintergrund sind der Latschenkopf und der Kirchstein zu sehen.

Die Achselköpfe liegen bei Lenggries im Isarwinkel und gehören zur Benediktenwand­gruppe. Ihre Über­schreitung zählt zu den reizvollsten Touren der Gegend. Das eigentliche Ziel ist dabei der Weg selbst, denn einen richtigen Gipfel zum Rasten gibt es auf den drei Felsköpfen nicht. Der höchst Punkt auf dem mittleren Achselkopf ist dicht mit Latschen bedeckt. Die meisten Wanderer begnügen sich deshalb entweder mit dem östlich gelegenen Latschenkopf oder überschreiten die Achselköpfe nur deshalb, um weiter zur Benediktenwand zu gelangen.
Insofern fällt diese Tour etwas aus dem Rahmen, bildet aber eine gute Gelegenheit, einmal die nahezu unbekannte Nordseite der Gruppe zwischen der Loghamalm und der Probsalm zu erkunden. Für Gebietskenner eine interessante Abwechslung, alle anderen bleiben dagegen besser auf den üblichen Steigen.

Filmtipp: Der kurze Dokumentarfilm Fossilien in den Alpen: Forscher auf Zeitreise aus der BR-Reihe Gut zu wissen begleitet zwei Paläontologen vom Brauneck zum Latschenkopf. Sie entdecken direkt am Wegrand Fossilien, an denen täglich Hunderte Wanderer, ohne etwas zu ahnen, vorbeilaufen. Die Forscher stoßen unter anderem auf Korallen, Muscheln, Ammoniten und eine bis dato unbekannte Schneckenart. Der Beitrag erläutert außerdem sehr anschaulich die Entstehung der Alpen und erklärt die komplexen geologischen Verhältnisse im Brauneckgebiet.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1420 hm 19 km6:20 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I  A
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■

Die vorliegende Tour richtet sich an Bergerfahrene und Trainierte mit einer guten Orientierungs­fähigkeit.
Der unmarkierte Steig von der Tennenalm zur Probstalm ist teilweise kaum erkennbar. Es besteht die Gefahr, sich dort zu versteigen.
An den Achselköpfen muss man trittsicher und schwindelfrei unterwegs sein. Es kam dort schon mehrmals zu tödlichen Unfällen. Außerdem keinesfalls bei Gewitter­neigung aufbrechen. Die Gedenk­tafeln am Kamm sollten Warnung genug sein.
Unbedingt auch die konditionellen Anforderung beachten. Die lange Strecke mit dem steten Auf und Ab zehrt gewaltig an den Kräften.

Wegbeschreibung

Um den Leitenberg

Die Wanderung beginnt auf der breiten Kiesstraße, die zur Bergstation am Brauneck führt. Wir zweigen aber gleich an der ersten Linkskehre, ungefähr auf Höhe der Reiseralm, rechts auf einen untergeordneten Weg ab. Er verläuft moderat ansteigend um den dicht bewaldeten Kogelberg herum und mündet an dessen Nordseite beim Vorderen Leitenberg1 in eine Forststraße.
Nach einem strammen Kilometer auf der öden Kiespiste beschreibt diese einen Bogen, den man wie beschildert auf einem steinigen Hohlweg abschneiden kann. Anschließend weiter auf der Forststraße südwärts Richtung Brauneck laufen. Beim Branntwein­graben an der Rückseite des Braunecks wechselt die Wanderroute auf einen Rückeweg. Dieser verjüngt sich kurz darauf bei der Bach­durch­querung im Branntwein­gaben zu einem Pfad.

Bike & Hike: Starke Mountainbiker könnten die Strecke über den Leitenberg bis zum Branntwein­graben auch per Drahtesel hinaufstrampeln. Es gibt allerdings ein paar Steilstücke und holprige Abschnitte.

Zur Tennenalm

Tennenalm
Reizvolle Farbgestaltung an der Hütte der Tennenalm.

Westlich des Branntwein­grabens leitet der Steig durch den freien Hang zwischen der Schwalbenwand und dem auffälligen Felszahn des so genannten Kirchels. Nach einem steilen Aufstieg erreicht man eine Einsattelung. Voraus liegt der heimelige Kessel der Loghamalm. Im Sattel verlassen wir nun den markierten Steig und begeben uns rechts in wenigen Minuten zur Tennenalm2 hinauf. Auf dem trockenen, sonnigen Rücken zur Tennenalm wächst ein artenreicher alpiner Rasen. Während der sommerlichen Blütezeit kann man dort viele Schmetterlinge beobachten. Die beiden schicken Hütten aus Bruchstein­mauern dienen Freizeit­zwecken. Ein Teil der Weiden wird von der Loghamalm mitbestoßen.

Schleichweg zur Probstalm

Spitzwand
Die Spitzwand mit der Tennenalm im Hintergrund.

Ab der Tennenalm wandern wir auf einem schwach ausgeprägten Pfad konsequent westwärts, genau auf die markante Probstenwand zu. Bei der Querung unter der Spitzwand3 geht es etwas bergauf, ansonsten aber eher eben dahin. Die Läger­flur­flecken aus Alpen-Ampfer machen deutlich, dass das früher einmal Weideland war. Manchmal grasen dort auch heute noch Schafe. Insgesamt ist jedoch alles schon ziemlich verbuscht und der Wald auf dem Vormarsch.
Gegen Ende wird der Pfad immer undeutlicher. Im Zweifelsfall eher links halten.
Entlang der Südseite einer Rippe gelangt man schließlich hinunter zur Probstalm4. Die ehemalige Almhütte wird vom DAV als Selbstversorger­unterkunft genutzt.
Im Norden der Probstalm liegen der Hennenkopf und die Probstenwand. Die zwei selten bestiegenen Gipfel sind sehr lohnend, allerdings würde der Rückweg damit noch länger werden.

In den Rotöhrsattel

Rotöhrsattel
Die Scharte zwischen den Achselköpfen und der Benediktenwand heißt Rotöhrsattel.

Das nächste Ziel ist der Rotöhrsattel, der sich zwischen den Achselköpfen und der Benediktenwand befindet. Nach wenigen Minuten kommt eine Gabelung. Wer merkt, dass es zu weit wird, könnte die Achselköpfe auslassen und links zum Probstalmsattel aufsteigen. Ansonsten rechts Richtung Rotöhrsattel5 wandern.
Neben uns ragen die beeindruckenden, teils über­hängenden Nordwände der Achselköpfe empor. Auf Grund der schattigen Lage sind die Felsen oft feucht, so dass auf ihnen großflächige Blaualgen­kolonien gedeihen. Diese treten typischerweise als vertikale dunkelblaue Streifen in Erscheinung, die Tintenstriche genannt werden.

Höflersteig über die Achselköpfe

Am Drahtseil kraxeln wir vom Rotöhrsattel den Achselköpfen6 entgegen. Der spannende Höflersteig bzw. Höflerweg wurde nach dem 1915 verstorbenen Arzt Max Höfler benannt, dem Gründer der DAV-Sektion Tölz. Angesichts der schönen Ausblicke nach allen Seiten nimmt man das viele Auf und Ab an den Achselköpfen kaum wahr. Es gibt immer wieder gesicherte Stellen. Den Steig keinesfalls verlassen!

Latschenkopf und Stangeneck

Latschenkopf
Vom Latschenkopf sieht man ein letztes Mal die Achselköpfe und die Benediktenwand.

Vom Probstalmsattel zum Latschenkopf7 geht es ein letztes Mal bergauf. Wer einkehren möchte, müsste stattdessen zur Stiealm hinab, doch besser macht man oben am Gipfel Brotzeit. Bei bester Aussicht zieht sich der Steig dann vom Latschenkopf am Vorderen Kirchstein vorbei über die grasige Schneide des Stangenecks. Hinter dem Stangeneck führt er in die Einsattelung vor dem Schrödelstein8.
Die Brauneckbahn wäre nun zum Greifen nahe, falls man gemütlich ins Tal gondeln möchte oder bergab den schnelleren Weg über die Skipiste bevorzugt. Ansonsten zweigt man im Sattel links ab und steigt in den Kessel der Loghamalm ab, wo wieder der Hinweg erreicht wird.