Klimawandel gefährdet Skigebiete in Bayern
Aufrüsten oder Umdenken?
Durch den Klimawandel sehen sich die Skigebiete in Bayern veranlasst, viel Geld in den Ausbau von Beschneiungsanlagen zu investieren. Dennoch haben die meisten langfristig keine Überlebenschance. Anstatt weiter aufzurüsten, wäre es an der Zeit umzudenken und neue Wege zu beschreiten.
Ohne Beschneiung geht gar nichts mehr

Der Verband Deutscher Seilbahnen beurteilt die Situation positiver. Bei seiner Einschätzung beruft sich der Verband auf eine Studie des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung in Innsbruck aus dem Jahr 2015, wonach die deutschen Pisten mit einer effizienten Beschneiung langfristig schneesicher sind.
Somit ist nach wie vor umstritten, ob der Klimawandel die Skigebiete in Bayern gefährdet. Während Liftbetreiber und Tourismusmanager auf eine letzte große Modernisierungsrunde setzen, halten DAV und Umweltschützer dies für eine Fehlinvestition und fordern einen Wandel hin zu einem nachhaltigen und sanften Wintertourismus. Denn künstliche Schneesicherheit verspricht wegen der enormen Kosten noch lange keinen wirtschaftlichen Erfolg.
Christmas-Easter-Shift
Laut Prof. Jürgen Schmude von der LMU München kommen die Schneetage bedingt durch den Klimawandel tendenziell später. Er nennt dies Christmas-Easter-Shift. Bei häufig mildem Dezemberwetter können nicht einmal mehr die Schneekanonen den Winter herbeizaubern. Schneemangel ist inzwischen über Weihnachten und Neujahr zur Regel geworden und nicht mehr die Ausnahme. Anstatt weiße Weihnachten zu vermarkten, müssten Touristiker in Zukunft Menschen für einen Skiurlaub an Ostern gewinnen. Das dürfte allerdings schwierig sein. Zur Osterzeit ist der ganze Organismus schon auf Frühling eingestellt und vom Schnee haben dann die meisten genug. Wenn im Flachland bereits überall die Blumen blühen, herrschen oft die besten Pistenbedingungen. Doch die Nachfrage ist im Frühjahr zu gering, um die Ausfälle in den Weihnachtsferien wieder wettzumachen.Die Zahl der Skifahrer stagniert
Bezüglich der aktiven Skifahrer in Deutschland existieren unterschiedliche Angaben. Es sind wohl bestenfalls um die 10 Prozent. Skifahren zählt damit zu den beliebtesten Sportarten. Allerdings stagniert der Markt seit Jahren und der Nachwuchs bröckelt, weil weniger Schulen ins Skilager fahren. Schuld daran sind unter anderem die gestiegenen Kosten und die mangelnde Schneesicherheit.Ungemach droht zudem von Seiten derjenigen Skifahrer, für die zum Wintersport eine schöne Winterlandschaft gehört. Sie stören sich an den weißen Pistenbändern in der grünen Landschaft und steigen bei Schneemangel lieber auf andere Aktivitäten um.
Überdies hat das Pistenskifahren schon länger ein angestaubtes Image. Bergsportler, die etwas auf sich halten, bevorzugen Skitouren.
Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Nachhaltigkeit wird in Zukunft beim Urlaub an Bedeutung gewinnen, wie das Konzept der Bergsteigerdörfer zeigt. In Bayern wurde die Gemeinde Ramsau 2015 als Erste mit dem begehrten Siegel ausgezeichnet. Im Gegensatz dazu verbaute man sich unter anderem am Brauneck (Lenggries) und am Sudelfeld (Bayrischzell) diese Möglichkeit nachhaltig. Beide erhielten für ihre besonders groben Umweltsünden vom Verein Mountain Wilderness den negativen Umweltpreis Bock des Jahres verliehen. Dieser ist auch eine Orientierungshilfe für umweltbewusste Verbraucher und schadet auf jedem Fall dem Image. Gerade Bayrischzell als noch relativ intaktes Dorf wäre eigentlich als Bergsteigerdorf prädestiniert gewesen. Es erfordert freilich eine gewisse Kreativität, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und ein breit aufgestelltes Tourismuskonzept zu entwickeln. Kurzfristig ist es einfacher und lukrativer mit den Skifahrern Geld zu verdienen, doch langfristig werden Gemeinden wie Ramsau die Nase vorne haben. Eine unverbaute, natürliche Landschaft ist ein knappes Gut und ein unschätzbares Kapital für den Tourismus. Wer hat schon Lust, zwischen Schneekanonen und betonierten Speicherseen umherzulaufen.Der Steuerzahler trägt das Risiko

Ganz anders an der Hörnlebahn, wo man in schneearmen Wintern gut mit der Beförderung von Wanderern und Schneeschuhgehern lebt. Die Betriebskosten sind ohne Beschneiungsanlage überschaubar.
Für einige der hoch verschuldeten Liftbetreiber dürften mehrere schlechte Winter in Folge das Aus bedeuten. Mit drin hängen oft die Kommunen und damit erneut der Steuerzahler. Zurück bleibt eine verschandelte Landschaft, deren Renaturierung wohl ebenfalls irgendwann der Steuerzahler übernehmen muss.