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Grenzenlos-Wanderweg

Kultur, Natur & Geschichte zwischen Bayern und Tirol

Der Chiemgauer Grenzenlos-Wanderweg ist eine landschaftlich ausgesprochen schöne Talwander­route zwischen Bad Endorf, Sachrang und Kufstein. Die 130 Kilometer sind in neun moderate Etappen unterteilt. Der Wanderweg möchte neben der Natur vor allem auch die Kultur und Geschichte dieser bayerisch-tirolischen Grenzregion näherbringen.
Stand:

Einleitung

Beschilderung für den Grenzenlos-Wanderweg im Priental.

Der am 5.5.1999 eröffnete Grenzenlos-Wander­weg verbindet den westlichen Chiemgau mit dem Unterinntal und dem Kaiserwinkl. Er ist ein reiner Talwanderweg, wobei es im Gebirge natürlich immer mal ein bisschen auf und ab geht. Durch alpines Gelände führt er jedoch nicht.Die neun Hauptetappen plus einer Zusatz­etappe summieren sich auf knapp 130 Kilometer.Das Tagespensum beträgt zwischen 10 und 17 Kilometer. Man darf den Grenzenlos-Wanderweg übrigens nicht als einen fort­laufenden Weit­wanderweg an einem Stück verstehen. Es gibt verschieden Varianten und man kann auch an beliebigen Punkten starten. Das Priental lässt sich zusammen mit dem Achental sogar zu einer mehrtägigen Rund­wanderung verbinden. Üblicherweise werden aber nur einzelne Tages­etappen unternommen.Alle Start- und Zielpunkte sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.Die Beschilderung ist sehr gut. Entlang des Wegs wurden zahlreiche Schau­tafeln aufgestellt. Sie informieren ausführlich über die Sehens­würdigkeiten der Umgebung, die lokale Geschichte, geologische Zusammen­hänge, Flora, Fauna und noch einiges mehr. Man sieht die Gegend danach mit ganz anderen Augen.

Inhaltlich prägte der Münchner Journalist und Alpenkenner Karl Stankiewitz den Grenzenlos-Wanderweg. Er verfasste auch die Texte. Karl Stankiewitz ist vielen Bergfreunden ein Begriff, vor allem durch sein noch immer aktuelles Buch Wie der Zirkus in die Berge kam, in dem er sich kritisch mit dem ausufernden Alpentourismus befasste.

Etappe 1: Von Bad Endorf durch die Seenplatte nach Prien (12 km)

Der Kautsee auf der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte

Die erste Etappe beginnt ein wenig hatschert auf Neben­straßen, entwickelt sich jedoch zu einer der schönsten.
Das Highlight des Tages bildet die Eggstätt-Hemhofer Seen­platte. Neben den Seeoner Seen weiter nordöstlich ist sie die bedeutendste Eiszerfalls­land­schaft des Chiemgaus, vor allem aber ein Paradies zum Wandern. Die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte besteht aus einer großen Zahl an Toteis­löchern, die sich überwiegend aus Grund­wasser speisen. Um die Seen liegen Moore. Die kleinen Hügel dazwischen wurden von Gletscherbächen aufgeschüttet. Bitte im Naturschutz­gebiet auf den Wegen bleiben und nur an den ausgewiesenen Plätzen baden.
Nach dem Langbürgner See ganz im Süden der Seenplatte taucht dann auch schon der Chiemsee auf.
Von Prien könnte man mit dem Schiff einen Ausflug zur Fraueninsel und nach Herren­chiemsee unternehmen. Im Zentrum von Prien steht die schmucke Barockkirche Mariä Himmelfahrt.

Etappe 2: Entlang der Prien nach Aschau im Chiemgau (13 km)

Schloss Hohenaschau im Priental

Am Anfang der zweiten Etappe erfährt man auf dem Priener Natur­lehr­pfad im Eichental Wissenswertes über die heimischen Bäume und Sträucher. Prienaufwärts geht es dann Richtung Aschau. Die Prien zieht schöne Mäander. Infostationen über die Prientaler Flusslandschaft sorgen für Abwechslung. Der Themenweg begleitet die Prien von ihrer Quelle am Spitzstein bei Sachrang bis zur Mündung in den Chiemsee. Etwa auf halber Strecke nach Aschau liegt Schloss Wildenwart, das den Wittelsbachern gehört und nur von außen betrachtet werden kann.
Sehenswert ist in Aschau der alte Dorfplatz oben neben der Kirche und natürlich das Schloss Hohenaschau mit seiner tausend­jährigen Geschichte. Wer stattdessen lieber noch mehr Natur erleben möchte, die Aschauer Berge bieten vielfältige Wandermöglichkeiten.

Etappe 3: Durch das Priental nach Sachrang (13 km)

Das Priental ist ein Paradies zum Wandern.

Von dem starken Verkehr im Priental bekommt man auf dem Wander­weg von Aschau nach Sachrang zum Glück kaum etwas mit. Die idyllische, oft schattige Strecke folgt immer mehr oder weniger der Prien.
Wasser scheint das Thema dieser abwechslungs­reichen Etappe zu sein, mit der kräftig schüttenden Karstquelle oberhalb von Hammerbach, dem 75 Meter hohen Wasser­fall der Schoßrinn und der ungewöhn­lichen Prien-Versickerung bei Gratten­bach. Von den beliebten Aussichts­gipfeln ringsum wie etwa dem Laubenstein oder dem Geigelstein sieht man dagegen nichts, weil das Priental relativ eng ist. Wer der Prien bis zu ihrem Ursprung folgen möchte, sie entspringt am Südhang des Spitz­steins im Bereich der Goglalm auf etwa 1150 Metern Höhe.

Etappe 4: Über den Erlerberg nach Niederndorf in Tirol (12 km)

Auf der vierten Etappe des Grenzenlos-Wanderwegs gelangen wir zum ersten Mal nach Tirol. Vom Bergsteiger­dorf Sachrang, es erhielt diesen begehrten Titel 2017 zusammen mit Schleching, geht es über den Erlerberg ins Inntal. Gut 200 Höhenmeter sind dafür zu überwinden, der größte Anstieg aller Etappen. Auf der Nordseite des Erlerbergs erhebt sich das Kranzhorn, einer der besten Panorama­gipfel weit und breit. Die Grenze verläuft genau über den Gipfel. Kunstvolle alte Grenz­steine und Fels­marchen markieren sie. Das Kranzhorn ist der einzig mir bekannte Gipfel mit zwei Kreuzen. Eines steht auf der bayerischen, das andere auf der Tiroler Seite. Unten im Inntal liegt der Passionsspielort Erl.
Ein Stück südlich von Erl kommt man an der Blauen Quelle vorbei. Der mit Bäumen umstandene stille Quell­tümpel ist ein idyllischer Ort. Gemütliche Holz­liegen laden zum Verweilen ein. Über Schönau und den Höhenberg mit der Wallfahrtskapelle Maria Heimsuchung gelangt man schließlich nach Niederndorf.

Etappe 4a: Rund um Oberaudorf (11 km)

Aussicht von der Ruine Auerburg zum Kaisergebirge.

Die Umgebung von Oberaudorf hat derart viel zu bieten, dass der Grenzenlos-Wander­weg ihr eine Extrarunde widmet.
Auf der hölzernen Zollhausbrücke bei Erl überqueren wir den Inn. Es geht an Burg und Schloss Urfahrn sowie dem leider ziemlich sanierungs­bedürftigen Kloster Reisach vorbei. Die Burg Urfahrn, das Wort bedeutet Über­fahrt, kontrollierte dort früher den Fährbetrieb am Inn. Wer einmal ganz traditionell per Fähre übersetzen möchte, bei Kiefersfelden ist im Sommerhalbjahr eine Innfähre in Betrieb.
In einem weiten Westbogen zu Füßen des Hochecks erreicht man auf dem Grenzenlos-Wanderweg den Luegstein­see unter der Luegstein­wand und schließlich den Schloß­berg mit der Ruine Auerburg, einst die stärkste Festung des bayerischen Inntals.
Die Wirtschaft im kuriosen Höhlenhaus beim Weber an der Wand hat leider schon länger geschlossen, ist aber von außen trotzdem sehens­wert. Das heimat­geschichtliche Audorfer Museum im Burgtor öffnet gelegentlich.

Zollhausbrücke gesperrt: Wegen massiver Hochwasserschäden muss die Zollhaubrücke komplett erneuert werden und bleibt bis voraussichtlich 2023 gesperrt.

Etappe 5: Durch das Inntal zur Festungsstadt Kufstein (12 km)

Die Festung in Kufstein ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Tirols.

Auf dieser Etappe im Inntal dürfen wir immer eben dahin­laufen. Sie führt von Niederndorf über Ebbs im Schatten des Zahmen Kaisers südwärts nach Kufstein. Das Inntal wurde zwar ziemlich verbaut, doch nichts­destotrotz hat es sich viel vom Charme der gewachsenen Kultur­landschaft bewahrt. Am Kaisertal wäre ein Abstecher zur Tischofer­höhle und in die Sparchen­klamm möglich. Etwa eine Stunde ist dafür zu veranschlagen. Was in der Höhle so alles gefunden wurde, kann man später im Heimatmuseum auf der Festung Kufstein betrachten, darunter seltene Steinzeit­waffen, Keramik und mehrere komplett erhaltene Skelette von Höhlenbären.
Von Kufstein führt der Grenzenlos-Wanderweg nicht mehr weiter. Man muss wieder nach Sachrang zurück.

Etappe 6: Von Sachrang nach Walchsee in Tirol (10 km)

Diese Etappe schließt den Kreis zwischen dem Abschnitt durch das Priental, also der Etappe 3, und demjenigen durch das Achental mit den Etappen 8 und 9. Bereits kurz hinter Sachrang kommt die Grenze. Die idyllische Route passiert einige Weiler und kleine Dörfer in der Gemeinde Rettenschöss. Im Süden sieht man die markante Silhouette des Zahmen Kaisers mit dem Winkelkar und der Pyramidenspitze. Interessant ist die so genannte Schwemm, ein verlandeter See mit Hoch- und Nieder­mooren. Die Schwemm gilt als Orchideenparadies und beherbergt 33 Libellenarten.

Etappe 7: Von Prien über den Salinenweg nach Grassau (17 km)

Im Brunnhaus Klaushäusl befindet sich eine original erhaltene Wassersäulen­maschine, mit der die Sole bergauf gepumpt wurde.

Mit 17 Kilometern ist die Strecke von Prien über Bernau nach Grassau die längste. Der erste Abschnitt verläuft am Chiemseeufer mit herrlichem Blick über den See zur Herren­insel. Bei der Verlandungszone am Irschener Winkel, wo die Bernauer Achen in den Chiem­see mündet, gibt es einen Vogel­beobachtungs­turm. Zu jeder Jahres­zeit tummeln sich andere Vögel dort.
Der Grenzenlos-Wanderweg führt danach durch Bernau, dessen Orts­kern mit Kirche und Bonnschlössl besonders hübsch aussieht. Doch das Innere der Kirche enttäuscht. Die alte gotische Kirche musste 1926 einem größeren Neubau weichen. Heutzutage undenkbar!
Auf den Spuren der ehemaligen Soleleitung geht es anschließend direkt am Alpenrand zu Füßen des Reifen­bergs über Rottau nach Grassau. Linker Hand erstrecken sich die südlichen Chiemsee­moore mit den renaturierten Kendlmühl­filzen. Auch wenn der schöne Rundweg durch die Filzen nicht auf dem Programm steht, den kleinen Moor­erlebnis­weg bei Klaushäusl kann man mitnehmen. Sehenswert ist außerdem das Museum Salz & Moor im Brunnhaus Klaushäusl, der letzten noch komplett erhaltenen Pumpstation an der Soleleitung von Bad Reichenhall nach Rosenheim.

Etappe 8: Durch das Achental nach Schleching (11 km)

Das Achental mit der Kampenwand.

Das Achental ist im Vergleich zum Priental relativ breit. Am Eingang grüßt links von hoch oben die Schnappenkirche St. Wolfgang herab. Der Grenzenlos-Wanderweg bleibt auf der Westseite der Tiroler Achen. Nahe Marquartstein schlängelt sich der Weg durch eine hügelige Landschaft mit moorigen Senken. Bei den Hügeln handelt es sich um eines der größten Bergsturzgelände der Bayerischen Alpen, selbst wenn es nicht danach aussieht, weil keine kompakten Sturzblöcke herumliegen.
Auf beiden Talseiten stehen beliebte Chiemgauer Wander­berge, im Westen die Hochplatte und der lange Felskamm der Kampenwand, im Osten der Hochgern.
Hinter Raiten mit seiner fotogenen Kirche kommt der ökologisch wertvolle Metten­hamer Filz. Das typische, mit Latschen bewehrte, filzige Hochmoor blieb von menschlichen Eingriffen nahezu verschont. Nur in den Rand­bereichen gab es früher bäuerliche Handtorfstiche.

Etappe 9: Schmugglerweg nach Kössen in den Kaiserwinkl (15 km)

Die Hängebrücke an der Entenlochklamm.

Zwischen Bayern und Tirol verengt sich das Achental zu einer wilden Schlucht. Diese Passage auf dem Schmuggler­weg über die Wallfahrts­kirche Klobenstein nach Kössen gehört zu den reizvollsten. Spektakulär sind die beiden Hängebrücken an der Entenloch­klamm, über die man zur Wallfahrts­kirche hinüber­wechselt. Aussichts­plattformen ermöglichen eindrucksvolle Tiefblicke.
Bei Kössen öffnet sich dann unvermittelt der weitläufige Kaiserwinkl und man schaut auf das imposante Kaiser­gebirge. Die Chiemgauer Alpen liegen damit hinter uns.
Die Wanderung passiert von Kössen über die Josefshöhe noch ein paar nette Wegkapellen und endet schließlich nach 15 Kilometern am Walchsee. Eine Abkühlung an dem beliebten Urlaubssee kommt da gerade recht.