1. Wandertipps

Genusswandern in den Bayerischen Alpen

Leichte Touren zwischen Allgäu und Chiemgau

Einfach mal gemütlich durch die Bayerischen Alpen schlendern, schöne Berge entdecken, die Aussicht genießen und viel Zeit für ausgiebige Pausen haben. Auf den hier vorgestellten Wanderungen vom Allgäu bis in den Chiemgau ist das möglich. Die Touren sind technisch alle leicht, erfordern nur eine geringe Kondition und können sehr gut mit Zug, Bahn und Bus erreicht werden.
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Seen und Burgen im Allgäu

Das Allgäu ist ein Burgenland.

Die Vielfalt der Allgäuer Landschaft sorgt bei Natur­liebhabern und Wander­freunden regelmäßig für Begeisterung. Im Süden prägt die wilde Bergkette der Allgäuer Hochalpen das Bild, während sich das hügelige Alpen­vorland durch seine zahlreichen reizvollen Seen auszeichnet.
Neben der einzigartigen Natur findet man im Allgäu auch eine große Bandbreite an Kultur­denkmälern, darunter überraschend viele Burgen und Burgruinen.

Ruinen am Großen Alpsee

Bei Immenstadt am Eingang zum Illertal liegt eingebettet zwischen zwei Höhenzügen der Große Alpsee, nicht zu verwechseln mit dem Alpsee bei Füssen. Auf einem Sporn hoch über dem Großen Alpsee stehen die beiden Ruinen Rothenfels und Hugofels. Wie so viele Ruinen hat man sie fast bis auf die Fundamente abgetragen, um die Steine wiederzu­verwenden. Die leichte Rund­wanderung über die Ruinen und die Siedelalpe am Großen Alpsee gehört vor allem wegen der schönen Aussicht zu den lohnendsten der Gegend.

Burgenromantik auf Eisenberg und Hohenfreyberg

Das Burgenensemble von Eisenberg und Hohenfreyberg ist im Gegensatz zu den Ruinen am Großen Alpsee sehr viel besser erhalten. Sie gehören zu den größten Burganlagen Bayerns. Beide Ruinen wurden aufwändig saniert, archäologisch untersucht und touristisch aufbereitet. Es gibt sogar ein eigenes Museum.
Rings um die Eisenberger Ruinen existieren einige nette Wanderwege. Der Blick auf die Füssener und Tannheimer Berge ist fantastisch.

Geheimnisvoller Alatsee

Angesichts der fantasievollen Geschichten, die sich um den Alatsee bei Füssen ranken, fällt es schwer, Fakten und Gerüchte sauber voneinander zu trennen. Doch eines steht fest, man kann dort wunderbar wandern. Am besten startet man in Füssen und besucht den Alatsee zusammen mit dem Weißensee. Am Weißensee gibt es nämlich noch eine geologische Besonderheit. Sein Uferweg führt durch ein interessantes Felsentor, das auf natürliche Weise entstand. An der Lechklamm und dem Lechfall kommt man ebenfalls vorbei. Für Abwechslung ist also gesorgt.
Übrigens steht nicht weit vom Alatsee entfernt die Ruine Falkenstein. Das Allgäu ist eben wirklich eine Burgenregion.

Auf Entdeckung im Werdenfelser Land

Der stille Barmsee vor der Karwendelkulisse im Werdenfelser Land.

Das Werdenfelser Land erstreckt sich zwischen dem Ammergau, der Zugspitze und dem Karwendel. Durch seine landschaftliche Vielfalt ist es innerhalb der Bayerischen Alpen eines der besten Wandergebiete.
Mehrere Jahrhunderte lange gehörte das Werdenfelser Land nicht zu Bayern, sondern war ein kleines reichs­unmittelbares Territorium unter der Herrschaft des Hochstifts Freising. Mit der Säkularisation fiel die Grafschaft Werdenfels 1802 an Bayern. Die Bevölkerung ist noch heute stolz auf ihre eigenständige Geschichte und pflegt die Tradition.

Burglehrpfad Werdenfels

Zu einer Grafschaft gehört natürlich auch eine Burg, obwohl es im Werdenfels gar keinen Grafen gab, sondern nur einen Verwalter, den so genannten Pfleger. Die Pfleger kümmerte sich im Auftrag der Freisinger Bischöfe um die Belange der Grafschaft. Auf dem Burglehrpfad vom Pflegersee zur Ruine Werdenfels wird die Vergangenheit lebendig. Infostationen gewähren Einblick in die Erbauung der Burg. Die Ruine Werdenfels ist recht gut erhalten, es gibt dort ein Gasthaus und einen schönen Blick über das Loisachtal.

Wasserfälle im Loisachtal

Die Nordgrenze der Grafschaft Werdenfels verlieft im Loisachtal zwischen Farchant und Oberau. Ein paar alte Grenzsteine blieben davon erhalten sowie eine umfangreiche Wallanlage, an der es 1703 zu einem Gefecht zwischen Bayern und Tirol kam. Unweit der Schanz liegen die einzigartigen Wasserfälle der Kuhflucht und der Fahrmanns­laine. So kann man beim Wandern im Loisachtal die Lokalgeschichte gut mit dem Genuss der Natur verbinden.

Drei zauberhafte Seen bei Klais

Das Werdenfelser Land beherbergt einige der schönsten Bergseen Bayerns. Gleich drei davon lassen sich zwischen Klais und Wallgau erleben, nämlich den Geroldsee, den Barmsee und den Grubsee. Die Wanderung um die Seen eignet sich ganzjährig. Im Sommer laden sie zum Baden ein.
Wegen eines herausragenden Instagram-Spots vor der beeindruckenden Kulisse des Wetterstein­gebirges gelangte der Geroldsee zu internationaler Bekanntheit. Vom Barmsee wiederum hat man einen großartigen Blick auf die Soierngruppe und das Dammkar im Karwendel.

Idylle am Mittenwalder Riedboden

Die Geschichte des Grenzorts Mittenwald ist eng mit der mächtigen Festung Porta Claudia bei Scharnitz verbunden. Die Tiroler schufen mit der Porta Claudia Fakten und nahmen den Werdenfelsern einfach einen Teil ihres Territoriums weg. Das Karwendeltal fiel dadurch an Tirol, das wertvolle Weideland des Riedbodens blieb aber wenigsten bei Mittenwald. Auf der Wanderung von Scharnitz über die Porta Claudia und den idyllischen Riedboden nach Mittenwald genießt man eine herrliche Landschaft und erfährt gleichzeitig so manches über die lokale Vergangenheit. Sogar einen Bergwerks­stollen gibt es zu sehen.

Wallgauer Bärenhöhle

Zuletzt noch eine kleine Exkursion in die vielfältige Geologie des Werdenfelser Landes. Das Bayerische Landesamt für Umwelt beschreibt für die Gegend mehr als zwei Dutzend wertvolle Geotope, darunter auch die bereits erwähnte Kuhflucht. Interessant sind außerdem die Bärenhöhle und der Große Stein bei Wallgau. Die beiden Geotope sind auf gut beschilderten Wanderwegen leicht zu erreichen.

Panoramagipfel der Bayerischen Voralpen

Setzberg und Wallberg in den Bayerischen Voralpen.

Das weitläufige Gebiet der Bayerischen Voralpen reicht vom Loisachtal im Westen bis zum Inntal im Osten und bildet damit den Kern der so genannten Münchner Hausberge. Die Gebirgs­gruppe besteht aus mehreren Unter­gruppen, darunter die Kocheler, die Tegernseer und die Schlierseer Berge.
In den Bayerischen Voralpen liegen viele beliebte Aussichts­gipfel, von denen die meisten gut im Rahmen einer Tages­tour zu besteigen sind. Gerade wer es gemütlich angehen will, aber trotzdem einen Gipfel erreichen möchte, hat reichlich Auswahl.

Höhenweg zum Latschenkopf

Fangen wir mit den Kocheler Bergen an. Für viele Bergbegeisterte aus der Münchner Gegend gehört dort das Brauneck zur ersten Wahl. Bequem gondelt man mit der Seilbahn hinauf und genießt von Anfang bis Ende ein prächtiges Panorama. Obendrein gibt es gleich mehrere nette Gelegenheiten zur Einkehr. Genuss­wanderer schätzen am Brauneck vor allem den Höhenweg zum Latschenkopf. Dass auf diesem oft ordentlich was los ist, damit muss man allerdings leben.

Wallberg

Als Tegernseer Hausberg besitzt der Wallberg eine enorme Anziehungskraft. Das Panorama umfasst nahezu alle bedeutenden Gipfel der Tegernseer und Schlierseer Berge. Der kürzeste Aufstieg beginnt im Rottachtal. Er verläuft von der Kisten­winterstube über den malerischen Siebli-Wasserfall. Der Weg führt außerdem am Wallberghaus und dem pittoresken Wallbergkircherl vorbei. Oben kann man die Gleitschirm­flieger beim Starten beobachten. Nicht zuletzt hängt die Schönheit des Wallbergs auch von seinen Almen ab, die von den lokalen Bauern noch sehr traditionell und schonend bewirtschaftet werden.

Rund um die Rotwand

Bevor wir als Nächstes zum Inntal kommen, fehlt noch ein wichtiger Gipfel aus den Schlierseer Bergen, nämlich die Rotwand mit dem Panorama­weg von der Taubensteinbahn. Im Anschluss an den Gipfelsturm lädt das ganzjährig geöffnete Rotwandhaus zu einer Stärkung ein. Die Tour ist wie beim Latschenkopf und dem Wallberg leider sehr überlaufene. Um sie auch wirklich genießen zu können, empfiehlt sich ein Werktag außerhalb der Ferienzeit.

Kulturwandern im Inntal

Die traumhaft gelegenen Astenhöfe bei Flintsbach am Inn.

Das bayerische Inntal bildet eine überaus reizvolle Kultur­landschaft. Trotz einiger Bausünden blieb das gewachsene Landschafts­bild weitgehend erhalten. Die Besiedelung reicht bis in die Bronzezeit zurück. Typisch für die Gegend sind die Streusiedlungen an den Berghängen, die aus vielen Einzelgehöften bestehen. Burgruinen, Schlösser und Bergkirchen thronen über dem Tal.
Seit Jahrtausenden zog es die Menschen in das Inntal. Rompilger, Soldaten, Händler und Künstler, sie alle mussten hier durch und hinterließen ihre Spuren.

Petersberg und Hohe Asten

Die Wanderung von Flintsbach zum Berggasthof Hohe Asten sollte man einmal gemacht haben. Mit der mächtigen Burgruine Falkenstein, der romanischen Walllfahrts­kirche auf dem Petersberg und den stolzen alten Bergbauernhöfen der Hohen Asten steht sie exemplarisch für die bereits eingangs gelobte Inntaler Kultur­landschaft. Höhepunkt ist die Einkehr auf der Hohen Asten vor der Kulisse der nahen Chiemgauer Alpen.

Kaiserblick vom Nußlberg

Ruhiger als auf dem Petersberg und der Hohen Asten geht es auf dem Nußlberg bei Kiefersfelden zu, außer es findet gerade eine Wallfahrt statt. Auf dem Nußlberg steht nämlich eine Wallfahrts­kapelle nebst einer seit langem verwaisten Klause. Die Klause erinnert daran, dass im Inntal früher zahlreiche Einsiedler lebten. Der Aufstieg lohnt sich aber weniger wegen der meist geschlossenen neugotischen Kapelle, sondern vielmehr, weil der Gipfel eine prächtige Aussichts­loge zum Kaisergebirge darstellt.

Thierbergseen mit Ruine

In Blickweite des Nußlbergs gibt es auf Tiroler Seite einen weiteren Wallfahrtsort, in diesem Fall mit einer aktuell noch besetzten Einsiedelei. Der Thierberg mit Burgruine, Kapelle und Aussichtsturm ist schon etwas ganz Besonderes. Verstreut über den Thierberg liegen zudem mehrere idyllische Badeseen. Auch Einkehr­möglichkeiten gibt es. Eben alles, was man für eine Genuss­wanderung so braucht.

Auergewöhnliche Steinbrüche bei Neubeuern

Der Abbau von Natursteinen hat im Inntal eine lange Tradition. Früher war der Inn als nasse Straße der ideale Transportweg für die schwere Fracht. Die Wolfsschlucht und der Mühlsteinbruch Hinterhör bei Neubeuern sind zwei der ungewöhnlichsten Steinbrüche Bayerns. Beide wurden als besonders wertvolle Geotope ausgezeichnet, mit Infotafeln versehen und durch Wanderwege erschlossen. Das malerische Neubeuern ist ohnehin immer einen Besuch wert.

Chiemgauer Schmankerl

Die Gedererwand vom Reifenberg aus gesehen.

Mit seiner Postkarten­landschaft ist der Chiemgau geradezu prädestiniert zum Genuss­wandern. Die Wanderwege sind überwiegend breit, bequem und sehr gut beschildert. Sie führen am Wasser entlang, durch die großen Moore und zu den Chiemgauer Kultur­denk­mälern. Selbst die meisten Berggipfel sind leicht zu besteigen. Überall laden Gasthäuser und Almen zur Einkehr ein. Und immer mit dabei ist natürlich der Chiemsee, mal ganz nah, mal aus der Ferne betrachtet.

Chiemseeblick vom Reifenberg

Die erste Reihe der Chiemgauer Alpen begeistert mit einem umwerfenden Weitblick über das Bayerische Meer. Dazu muss man aber keineswegs bis auf die Kampenwand oder den Hochgern steigen. Es genügt schon die entspannte Rundwanderung von Bernau über den niedrigen Reifenberg. Eine Almbrotzeit gibt es ebenfalls. Ausdauernde können im Anschluss noch durch die Rottauer Filze mit ihrem lichten, freundlichen Moorwald laufen.

Alpenpanorama am Westerbuchberg

Anders als am Reifenberg schaut man vom Westerbuchberg bei Übersee nicht über den Chiemsee, sondern südwärts in die Chiemgauer Alpen. Bekannt ist der längliche Hügel vor allem wegen der romanischen Kirche St. Peter und Paul mit ihren wertvollen mittelalterlichen Fresken. Der Westerbuchberg ragt aus einer von Mooren geprägten, nahezu brettel­ebenen Landschaft heraus. Vor Jahrtausenden, als der Wasser­spiegel des Chiemsees noch höher lag, bildete er eine Insel, wie beispielsweise auch der Osterbuchberg und der Priener Herrnberg. Von den heutigen Inseln schaute damals nur ein kleines Stück der Herreninsel aus dem Wasser.

Uferpromenade am Chiemsee

Am Chiemsee kann man eigentlich überall gut wandern oder natürlich mit dem Rad fahren. Insofern steht der kurze, gemütliche Uferweg an der Feldwieser Bucht bei Übersee hier nur beispiel­haft. Höhepunkt auf der Wanderung sind die langen Kiesstrände zum Baden und der Beobachtungs­turm Lachsgang mit Blick auf das streng geschützte Achendelta. Ähnlich schöne Uferwege gibt es außerdem bei Prien und Seebruck.

Traunuferweg nach Maria Eck

Der Wallfahrtsort Maria Eck ist der heilige Berg des Chiemgaus mit Barockkirche, Wirtshaus und einer großartigen Perspektive auf den Chiemsee. Am besten beginnt man die Wanderung nach Maria Eck mit dem Traun­uferweg von Ruhpolding nach Eisenärzt. Die Strecke hat zwar nichts Spektakuläres zu bieten, doch man erfährt ausgesprochen viel über den Chiemgau, den Bergbau, die Soleleitung, die Eiszeit, das Siegsdorfer Mammut und einige geologisch interessante Gesteine. Von den hier vorgeschlagenen Touren ist das eine der lehrreichsten.

Waldbaden am Ruhpoldinger Zinnkopf

Die Einheimischen schätzen den Zinnkopf bei Ruhpolding als ruhiges, schnell erreichbares Ganzjahresziel. Meist sind auf dem verzweigten Wegenetz nur wenige Menschen unterwegs. So kann man in dem stillen Bergwald wunderbar abschalten. Auf Grund der begrenzten Aussicht ist der Zinnkopf zwar keine Premiumtour, aber ein echter Chiemgauer Geheimtipp zum Waldbaden und Entspannen.